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Fahrtest: Ssangyong Musso Grand 2.2L

Teurer aber muss so

Die Südkoreaner haben ihre Pritsche zugunsten einer größeren Ladefläche um 31 Zentimeter verlängert. Der Musso Grand kann sich im Fahrtest mit der Konkurrenz messen.

Von Dennis Gauert

3.000 Autos pro Jahr sind nicht gerade viel. So ist Ssangyong als Marke in Deutschland kaum bekannt, obwohl jedes fünfte Auto hier ausgeliefert wird. Mit 15.000 abgesetzten Einheiten pro Jahr ist der vor neun Jahren von Mahindra übernommene Autobauer ein kleiner Hersteller, der nun aber seinen Musso nun zum Musso Grand wachsen ließ. Wir waren mit dem asiatischen Pick-up in gehobener Ausstattung mit dem 181 PS starken Vierzylinder-Turbodiesel und Automatikgetriebe unterwegs.

Optisch glatt und markentypisch

Gehobene Ausstattung – ein Zweideuter wenn es um Pick-ups geht. Ob man sie einem Sonderling aus Fernost so zutrauen will? Immerhin macht der Musso Grand von außen schon eine gute Figur. Weniger grob, sondern glatt präsentiert sich das dynamische Design. Aus europäischer Sicht steckt hier viel SUV in der Optik. Und es stimmt: Der Rexton, Ssangyongs hauseigener Großstadtoffroader, ist in der Frontalansicht kaum vom Musso zu unterscheiden. Ob die fernöstliche Handschrift gefällt, ist eine Geschmacksfrage. Mit unschönen Winterrädern bestückt, büßt der Pick-up in unserem Fahrtest viel von seiner optischen Gesamtwirkung mit den 17-Zoll-Sommerrädern ein.

Zugunsten des Nutzwerts verlängert

Auf der Ladefläche gab es eine Wachstumskur, die den Musso seit Anfang des Jahres als Musso Grand auszeichnet. Mit 1,61 Metern Länge ist sie mit dem üblichen Nutzwert von Navara, Ranger und Co. verbunden. Bis zur Bordkante kann sie gar mit 1,44 Kubikmetern Ladung gefüllt werden. 31 Zentimeter ist der Musso dafür in die Länge gezogen worden und damit auf 5,40 Meter Gesamtlänge gewachsen. Bis zu einer Tonne Zuladung offeriert der hinten mit Blattfedern bestückte Leiterrahmen und an den Haken gehen maximal 3000ilogramm, bei der Konkurrenz dürfen etwas schwerere Yachten gezogen werden.

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Innenraum übertrifft die Erwartungen

Wer den Innenraum über die gut positionierte Einstiegshilfe betritt, wird mit einer angenehmen Überraschung belohnt: Innen finden die Passagiere einen großzügig gestalteten Innenraum vor, der viele Konkurrenten sprichwörtlich ohrfeigt. Konservativ, geradlinig aber mit einer für diese Fahrzeugklasse guten Verarbeitung und Design-Anleihen aus zwanzig Jahren europäischen und japanischen Automobilbaus präsentiert Ssangyong mit Stolz. „Cars beyond expectation“ - den Claim nehmen die Südkoreaner sichtlich ernst.

Ordentliche Verarbeitung

Die Klimaautomatik aus Stuttgart, die Türverkleidungen aus Ingolstadt und die Tachoscheiben aus Tokio. Da heute überall abgekupfert wird, darf man den Innenraum als Lob und Mahnung gleichermaßen verstehen, denn die Bedienelemente wirken wie aufs µ genau ausgerichtet, die Materialien überzeugen. Sogar eine Kontrastnaht haben sie in Seoul über das Armaturenbrett gezogen. Da kommen der Nutzfahrzeug-Konkurrenz die Tränen.

Wenn die Grille zirpt

Und dazu trägt Ssangyong mit einem intuitiv bedienbaren Infotainmentsystem inklusive Sonderfunktionen, wie Blitzerwarner (hierzulande nicht legal), und einem hoch auflösenden Multifunktions-Display zwischen den Tachoscheiben dick auf. Im Hintergrund kommen klare Töne aus einer angenehm abgestimmten, voluminösen HiFi-Anlage. Spätestens wenn der Fahrer sich jetzt noch zu den Blinkersounds navigiert, sind die Sympathiepunkte gegeben: Es ist möglich, zirpende Grillen als Blinkergeräusch auszuwählen. Offenbar ist Seoul ein Ort, an dem man verstanden hat, dass Generationen von Individualisten nur auf ihr Futter warten. Zirpende Grillen, das muss man einfach haben.

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Allradantrieb je nach Ausstattung zuschaltbar

Mit an Bord muss bei einem Pick-up selbstverständlich auch ein Allrad-Antrieb sein. Die serienmäßig mit Hinterradantrieb und Sperrdifferential ausgelieferte Einstiegsvariante wird in den folgenden beiden Ausstattungsstufen durch einen zuschaltbaren Allradantrieb mit Untersetzung ergänzt. An einem schicken Drehschalter in der Mittelkonsole wird die Antriebsart ausgewählt. An der Automatik-Schaltkullisse können außerdem drei Fahrprogramme zum Sprit sparen, normal fahren oder für Schnee ausgewählt werden. Der Eco-Modus fällt im Alltag kaum auf und bringt den Verbrauch des Musso Grand herunter auf zehn Liter im hügeligen Weserbergland.

Genug Leistung, saubere Automatik

Die Kunstledersitze sehen schick aus und sind manuell verstellbar. Die Polsterung ist durchaus bequem und der Seitenhalt ist für die Fahrzeugklasse ausreichend. Per Startknopf wird der 181 PS starke Vierzylinder-Turbodiesel erweckt, der mit vergleichbaren Fahrleistungen wie der 2,2 dCi von Renault aufwartet. Mittels einer Sechs-Stufen-Wandlerautomatik wird der Antrieb mit 20 Newtonmeter zusätzlichem Drehmoment beliefert (420 statt 400 Nm). Das Getriebe bringt den Musso Grand besonders in den ersten Gängen zum Schnurren. Auf der Autobahn schafft er locker 170 km/h. Für einen Pick-up ist er damit eindeutig schnell genug.

Gute Fahreigenschaften mit merkwürdiger Lenkung

Wie viele Hersteller experimentieren auch die Südkoreaner derzeit mit der Lenkung. Zur Kontrolle des hinten Blatt-gefederten Leiterrahmens gibt Ssangyong dem Fahrer eine adaptive Lenkung an die Hand, die sich bei höheren Geschwindigkeiten spürbar verhärtet. Diese Maßnahme bewahrt vor unachtsamen Schnellschüssen des Navigators, ist aber gewöhnungsbedürftig; das Lenkgefühl künstlich. Bodenwellen werden wiederum leicht ins Volant übertragen. Einen entgegen gesetzten Eindruck vermitteln Fahrwerksgeometrie und Gewichtsverteilung. Mehr als viele seiner Konkurrenten bleibt der Musso Grand auch unbeladen stabil auf der Hinterachse. Die Bremsen sind ebenfalls angemessen dimensioniert.

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Kostspieliges Upgrade

Bei den Preisen geht Sssangyong es nicht gerade locker an. Die höchste Ausstattung in unserem Testwagen, genannt „Sapphire“, schlägt mit 43.790 Euro zu Buche. Hinzu kommen noch 600 Euro Gebühr für die Metallic-Lackierung und 2000 Euro für ein Sicherheitspaket, das einen Totwinkelassistenten, einen Spurwechselassistenten, einen Quervekrehrswarner und ein 360-Grad-3D-Kamerasystem umfasst. In der niedrigsten Ausstattungsvariante und dann nur mit Hinterradantrieb ausgestattet, ist der Musso Grand ab 32.290 Euro zu haben. Damit ist er knapp 8000 Euro teurer als sein kürzerer Bruder Musso aber nicht teurer als die Konkurrenz. Mit dabei ist eine üppige fünfjährige Herstellergarantie mit 150.000 Kilometern Laufleistungsbegrenzung.

Fazit

Der Musso Grand macht einen robusten und modernen Eindruck. Sein Design wird nur mit Sommerrädern gebührend komplettiert, die Muskeln eines Ford Ranger zeigt er aber nicht. Dafür ist der Innenraum so gut designt und mit interessanter moderner Technik bestückt, dass einigen anderen Herstellern für ihre Pritsche Argumente fehlen. Auf der Straße machte der Musso jederzeit eine gute Figur, einen Offroad-Test konnten wir nicht vornehmen. Die wirklichen Nachteile beschränken sich beim Musso Grand auf den horrenden Aufpreis für die Länge und ein - im Vergleich zu Nissan, Ford und Volkswagen - kleines Werkstattnetz.

Daten Ssangyong Musso Grand 2.2L e-XDi 220

Abmessungen (L x B x H) in Metern: 5,40 x 1,95 x 1,86

Motor: Vierzylinder-Turbodiesel, 2157 ccm

Leistung: 181 PS (133 kW) bei 4.000 U/min

Max. Drehmoment: 420 Nm 1.600 - 2.600 U/min (nur AT und 6-Gang)

Antrieb: Sechs-Stufen-Wandlerautomatik, Hinterradantrieb, Sperrdifferential, Allradantrieb zuschaltbar

Höchstgeschwindigkeit: 172 km/h (Schaltgetriebe: 178 km/h)

Wendekreis: 12,2 Meter

Ladefläche: 1,61 Meter

Verbrauch: 9-11 Liter Diesel

Abgasnorm: Euro-6d-Temp

CO2-Ausstoß: 238g /km

Grundpreis: 32.290 Euro

Basispreis Testwagen: 43.790 Euro

Gesamtpreis Testwagen: 46.390 Euro

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