Schrägheck, Kombi und Stufenheck – als traditionelles Triumvirat stellte Toyota seinen Kompakt-Klassiker Corolla 2019 in Deutschland in die Showräume der Händler. Dass die viertürige Limousine zumindest in Deutschland nicht lange durchhielt – wen wundert´s? Beim Karosserie-Triumvirat bleibt´s beim Toyota-Kompakten aber trotzdem, denn letzten Herbst schoben die Japaner das SUV Corolla Cross nach. Was der als Allradler kann, sagen wir in unserem Test.
Der erste Eindruck: Erinnerung an ein großes Toyota-SUV
Der Corolla Cross ist ein Global Player im Toyota-Programm, und das sieht man ihm an. Großer Trapez-Grill und schmale breite Scheinwerfer? Finden sich auch am Highlander, Toyotas großem SUV, das sich vor allem in Nordamerika pudelwohl fühlt. Mit 4,46 Meter Länge schiebt sich der Corolla Cross aber perfekt ins Kompakt-SUV-Segment – und im Toyota-Programm zwischen das kleinere Lifestyle-SUV C-HR und den größeren RAV4, Toyotas Klassiker im SUV-Programm.
Innere Werte: Unkomplizierter Corolla Cross
Im guten Sinne robust – so beschreiben wir das Interieur des Corolla Cross. Der Innenraum ist Toyota-typisch perfekt verarbeitet, das ebenfalls typische Hartplastik an einigen Stellen lässt sich aber auch nicht übersehen. In Sachen Bedienung ist das Kompakt-SUV ein Auto alter Schule – ganz und gar im positiven Sinne: Rätselfreie 12,3-Zoll-Digitalinstrumente (Serie) und eine einfache Menüstruktur im 10,5-Zoll-Touchscreen (ebenfalls Standard) – was will man mehr? Und schön, dass Toyota auch im Infotainmentsystem auf ein Mäusekino verzichtet.
Wo Toyota nachlegen könnte: Der Monitor ist leider nicht zum Fahrer geneigt, und die Tasten für Sitz- und Lenkradheizung wirken so, als hätte man in Nagoya in den Neunzigern gleich für die nächsten 30 Jahre eingekauft. Was nicht unsere Freude darüber schmälern soll, dass die Japaner dem digitalen Bedienungswahn für wichtige Funktionen trotzen.
Und das Raumangebot? Fahrer und Beifahrer können sich nicht beklagen, auch hinten ist der Corolla Cross nicht wirklich eng – allerdings auch kein Raumwunder. Wir haben Toyotas Kompakt-SUV als Allradler in der Top-Ausstattung Lounge getestet: Mit 380 bis 1.295 Litern Fassungsvolumen ist der auch kein Gepäckraumriese. Kaum besser schlägt sich der Fronttriebler mit 414 bis 1.337 Litern. Und die Heckklappe schwingt auch nicht übermäßig weit auf.
Auf der Straße: Effizienter Toyota-Hybrid
Ganz oder gar nicht: Den Corolla Cross bietet Toyota ausschließlich als Vollhybrid an – mit ihm feierte in Deutschland die fünfte Toyota-Hybrid-Generation Premiere. Ein kleinere und leichtere Lithium-Ionen-Batterie und ein optimiertes Batterie-Kühlsystem sollen für mehr Effizienz sorgen.
Und effizient ist das System. Trotz SUV-Stirnfläche, 197 PS Systemleistung und elektrischem Allradantrieb mit zusätzlichem E-Motor an der Hinterachse kamen wir im Schnitt auf 7,6 Liter Benzinverbrauch je 100 Kilometer. Im Schnitt über alles, also mit einer Menge Autobahn-Etappen. Bei ausgewogenem Stadt-, Land- und Autobahnanteil waren es sogar nur 7,0 Liter. Mit Rekuperations- und EV-Modus kann man die Effizienz des Toyota sogar noch weiter auf die Spitze treiben.
Kleiner Wermutstropfen: Hybrid bedeutet auch im Corolla Cross stufenlose Automatik. Deshalb dreht der Motor beim Tritt aufs Gas zwar ordentlich los, liefert aber nicht sofort entsprechenden Schub. Auch wenn das SUV keinesfalls lahmt: Optimal ist das nicht und sorgt gerade beim Beschleunigen für deutliche Motorengeräusche. Dass es das Getriebe eher gemächlich angehen lässt, passt aber zum Komfort-Charakter des Corolla Cross.
Denn wenn es um die ausgewiesenen Stärken des Japan-SUVs geht, kommen wir schnell zum wirklich komfortablen Fahrwerk. Es bügelt auch harte Stöße angenehm weich weg, ohne ins Schwimmen zu geraten. Die Lenkung ist ebenfalls etwas für Komfort-Liebhaber – nicht schwammig, aber eben auch nicht zu sportlich direkt.
Was und sonst auffiel? Passend zum rustikalen Innenraum-Ambiente erfolgt die Wahl der Fahrstufe nicht wie in anderen Autos via Joystick (Shift-by-wire), sondern ganz konventionell über einen klassischen Automatik-Wählhebel. Deutlich moderner ist die einwandfreie Sprachsteuerung. Nachbessern dürfte Toyota dagegen bei der Sitzheizung, die war nämlich ziemlich schwach.
Unser Tipp: Corolla Cross „Team Deutschland“
Drei Antriebe bietet Toyota für den Corolla Cross. Vollhybridtechnik und stufenlose Automatik sind gesetzt. Die Basis bildet ein 1,8-Liter-Benziner mit 98 PS plus 95-PS-Elektromotor vorn. Macht 140 PS Systemleistung. Das stärkere System kommt mit 2,0-Liter-Benziner und 197 PS Systemleistung – und wahlweise mit Front- oder Allradantrieb. Benziner und Elektromotor vorn leisten 152 und 113 PS, ausschließlich beim Allradler sitzt ein zweiter 41-PS-E-Motor an der Hinterachse. Die Systemleistung beeinflusst der aber nicht.
Bei der Ausstattung warten die Basis Comfort, die ausschließlich für Unternehmenskunden bestellbare „Business Edition“, die Variante „Team Deutschland“ sowie das Topmodell Lounge auf das Kundenvotum. Aus den drei Antrieben können aber nur „Team Deutschland“- und Lounge-Kunden wählen, Comfort und „Business Edition“ bietet Toyota ausschließlich mit 140 PS an.
Zu haben ist der Corolla Cross Comfort ab 29.824 Euro, als „Business Edition“ ab 30.244 Euro (alle Preise netto zzgl. USt.). Mehrausstattung der „Business Edition“ zum Comfort: das Komfort-Paket mit Sitzheizung vorn, Lenkradheizung und kabelloser Smartphone-Möglichkeit. Das kostet im Comfort 496 Euro Aufpreis. Wo da bei 420 Euro Preisdifferenz der wirkliche Vorteil versteckt ist, bleibt Toyotas Geheimnis.
Generell würden wir weder zum Comfort noch zur „Business Edition“ raten. Allein weil es die Einparkhilfe vorn und hinten erst ab „Team Deutschland“ gibt. Ab 31.723 Euro für den Basis-Motor sind im „Team Deutschland“ zusätzlich zur Basis und zur „Business Edition“ auch schon 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, schlüsselloser Zugang und Start, Rückfahr- und Einpark-Brems-Assistent und ein Totwinkel-Warner an Bord. Nützliche Dinge wie LED-Licht, die Rückfahrkamera, die Online-Navigation, Apple Carplay und Android Auto, adaptiver Tempomat oder Verkehrszeichenassistent sind sowieso schon aus der Grundausstattung mit dabei.
Wirklich notwendige Optionen gibt es dann außer einem Metallic- oder Perleffekt-Lack (622 oder 874 Euro) eigentlich nicht. Wer mag, bestellt für 1.252 Euro das Premium-Paket dazu und bekommt für seinen Corolla Cross auch ein – geschlossenes – Panoramadach inklusive E-Sonnenrollo, eine elektrische Heckklappe und das Onboard-Navigationssystem. Übrigens bietet Toyota schon ab Werk eine Dashcam an. Vorn kostet sie 412 Euro, vorn und hinten 580 Euro.
Fazit Toyota Corolla Cross 2.0 Hybrid AWD-i Lounge:
Auch beim Corolla Cross spielt Toyotas Hybridsystem seine Effizienzvorteile aus. Komfortabel ist das Kompakt-SUV außerdem, dazu kommt eine gute Ergonomie. Ein Raumwunder ist der Toyota allerdings nicht.
Der Toyota Corolla Cross 2.0 Hybrid AWD-i Lounge in der Kurzkritik:
Plus:
- Einfache Bedienung und Infotainment-Menüstruktur
- Komfortables Fahrwerk
- Niedriger Verbrauch
Minus:
- Begrenztes Kofferraumvolumen
- Teilweise robuste Materialanmutung
- Wenig dynamischer Antrieb
Technische Daten Toyota Corolla Cross 2.0 Hybrid AWD-i Lounge:
- Fünftüriges, fünfsitziges Kompakt-SUV
- Länge/Breite/Höhe: 4.460/1.825/1.620 mm
- Antrieb: Elektrischer Allradantrieb mit stufenlosem Automatik-Getriebe
- Motor: Reihenvierzylinder-Benzinmotor plus zwei Elektromotoren (Vollhybrid)
- Leistung Verbrennungsmotor: 112 kW (152 PS)
- Leistung Elektromotor vorn: 83 kW (113 PS)
- Leistung Elektromotor hinten: 30 kW (41 PS)
- Systemleistung: 145 kW (197 PS)
- Max. Drehmoment Verbrennungsmotor: 190 Nm bei 4.400 – 5.200 U/min
- Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
- Beschleunigung 0-100 km/h: 7,6 s
- Norm-Verbrauch (WLTP): 5,3 – 5,4 l/100 km
- Testverbrauch: 7,0 l/100 km
- CO2-Emission (WLTP): 121 – 122 g/km
- Kofferraumvolumen: 380 – 1.295 l
- Tankinhalt: 43 l
- Zuladung: 390 – 395 kg
- Schadstoffklasse: Euro 6 AP
- KH/VK/TK: 15/26/23
- Grundpreis Testwagen netto: 38.866 Euro
- Stand: April 2023
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