Das japanische Wort „Kenshiki“ steht für „Landschaft“, aber auch für „Ausblick“. Insofern ist es nur folgerichtig, dass die europäischen Toyota-Oberen auf ihrem schon traditionellen Kenshiki-Forum in die Rolle der Reiseleiter schlüpften und einige Sehenswürdigkeiten entlang der Kreuzfahrt durch die nächsten acht Jahre präsentierten. Ein Ausblick in den Messehalten im Schatten des Brüsseler Automiums. Zwar ohne Kenshiki-Landschaft drumherum, aber die Natur immer im Hinterkopf.
Toyota will klimaneutral werden und dabei den Millionen von Kunden weltweit die passenden Fortbewegungsmittel bieten, um die Position als Absatzweltmeister gegen Volkswagen verteidigen zu können. Seit 1997 waren die Hybrid-Modelle die Speerspitze. Wie der Vorreiter Prius, der zwar nicht rein elektrisch fahren kann, aber durch ausgefeilte Technik trotz einer nur kleinen Batterie im Alltag recht sparsam unterwegs ist.
Der bZ4 ist Toyotas erstes reines E-Auto
Nach langem Zögern kommt jetzt ein echtes Elektroauto, eine Art SUV mit dem kryptischen Kürzel „bZ“, das für „beyond Zero“, also für „Jenseits von Null Emission“ steht. „Eines der wichtigsten Autos, das wir je gebaut haben“, sagt Andrea Carlucci zum bZ4. Und warum erst so spät? Der Vizepräsident von Toyota Europa steht neben der Serienversion und erklärt: „Für uns war es nie eine Frage, ob wir ein reines Batteriefahrzeug entwickelt werden, nur die Frage wann.“
Jetzt hält Toyota die Zeit für seinen ersten Stromer für gekommen und sieht das den bZ4 als Stammvater für viele weitere Baureihen. Natürlich spricht auch er die typische Formensprache von Toyota. Eigenwillig gestaltete Radhäuser, eine verkleidete Front ohne erkennbare Stoßfänger und ein Heck, dass seitlich gesehen leicht ansteigt. Im Gegensatz zum im Frühsommer gezeigten Prototypen hat das Serienmodell ein klassisches Lenkrad statt der oben offenen Gestaltung. Die Daten ähneln denen der europäischen Rivalen. E-Motor mit 204 PS, 265 Nm Durchzugskraft, 71,4 kWh Batterie, Reichweite über 450 Kilometer.
Der 4,70 Meter lange Fünftürer kann auch an 150 kW-Schnellladern andocken und die Batterie in 30 Minuten zu 80 Prozent versorgen. Im Angebot auch eine Allradversion mit der Bezeichnung bZ4X, die je einen E-Motor an Vorder- bzw. Hinterachse hat. Gesamtleistung dann 218 PS, Reichweite gut 410 Kilometer. Toyota garantiert, dass die Batterie auch nach zehn Jahren oder einer Millionen Kilometern noch eine Kapazität von mindestens 70 Prozent hat.
Der Rallyesieger auf Wasserstoff
Eine Technik, die auch im Motorsport landen könnte. In Brüssel zeigt Toyota einen Yaris, der seine Testrunden ebenfalls mit Hilfe von Wasserstoff dreht. Er nutzt einen Verbrennungsmotor, der aus dem Yaris GR bekannt ist. Dessen 1,6-Liter-Dreizylinder leistet 261 PS. Die Daten für das Wasserstoff-Modell stehen noch nicht fest. Der Hintergedanke: Sollte sich die Technik auf der Rennstrecke bewähren, könnte der Einsatz von Wasserstoff auch eine Lösung für zumindest einige heutige Serienmodelle sein. Sie könnten auch nach dem Ende der klassischen Benziner mit wenigen Umbauten weiter betrieben werden.
Der Cross Hybrid zieht nach Europa
Darüber hinaus hat Toyota in Brüssel noch den Corolla Cross Hybrid vorgestellt. Es handelt es sich um ein 4,46 Meter langes Crossover-Modell unterhalb des RAV4, der von einer neuen Version von Toyotas selbstladenden Vollhybridsystem angetrieben wird. In der nunmehr fünfte Generation stellen ein 2,0-Liter-Benziner und ein E-Motor 197 PS Systemleistung bereit. Neben einer Frontantriebsversion ist auch eine Allradvariante mit einem zweiten E-Motor (42 PS) an der Hinterachse vorgehsen. In beiden Fällen soll der Sprint aus dem Stand auf 100 km/h in rund 8 Sekunden dauern. Voraussichtlich im Herbst 2022 wird das Modell auf den Markt kommen. (Peter Maahn/SP-X/dnr)