Von Christina Rath
Gerade in kleineren und mittleren Fuhrparks ist die manuelle Überprüfung von Führerscheinen durch den Fuhrparkverantwortlichen noch weit verbreitet. Doch je mehr Mitarbeiter unterwegs sind und je größer die Anzahl der Unternehmensstandorte, umso eher bietet sich eine elektronische Führerscheinkontrolle an. Es gibt mittlerweile eine Reihe von Anbietern, die eine solche mit im Programm haben (siehe Marktübersicht).
Und wie in vielen anderen Bereichen stehen auch bei der elektronischen Führerscheinkontrolle die Räder nicht still. bfp fuhrpark & management hat Marktakteure befragt, wie sie die derzeitigen Entwicklungen betrachten, was die Kunden wollen und welchen Einfluss die Digitalisierung auf ihr Geschäft hat.
Digitalisierung, Datenschutz und Flexibilität
Was also sind die wesentlichen Trends in der elektronischen Führerscheinkontrolle aus Sicht der Marktakteure? "Die Digitalisierung und der Datenschutz", sagt Claudia L. Hiepler, Prokuristin bei Hiepler + Partner. René Roeder, Geschäftsführer von Fleet Innovation, fällt als erstes die Flexibilität ein. Flotten würden stets mobiler, so Roeder. Deshalb bräuchten Fahrer eine "rechtssichere Kontrolle dort, wo sie gerade unterwegs sind". Technologien müssten ortsunabhängig funktionieren, daher gewinne das Smartphone hier an Bedeutung.
Auch Sascha Marschall, Software Sales Consultant bei Zauner, nimmt eine hohe Nachfrage nach mobilen Lösungen zur Führerscheinkotrolle mit NFC-fähigen Geräten wahr. "Near Field Communication" (NFC) ist ein auf RFID-Technik basierender internationaler Übertragungsstandard zum drahtlosen Austausch von Daten über kurze Distanzen. Um Daten übertragen zu können, wird das Smartphone oder Tablet an einen NFC-Tag gehalten.
Carsync-CEO Amir Roughani sieht die smartphone-basierte Prüfung der Führerscheinlabels ebenfalls als technologischen Trend jenseits von stationären Prüfstellen. Doch sei die Abdeckung mit geschäftlichen Smartphones in einigen Branchen, etwa in öffentlich-rechtlichen Unternehmen, immer noch gering. Fuhrparkverantwortliche bräuchten daher "Lösungen, die die Vielfalt der erforderlichen Prüfoptionen abbilden", auch und gerade in dezentral strukturierten Unternehmen.
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Nachhaltigkeit und Effizienz
Nachhaltige Produkte zu entwickeln ist ein Trend, den Jörg Schnermann, Geschäftsführer von LapID, identifiziert hat. Somit müssten app-gestützte Lösungen sowohl nachhaltig als auch effizient, und dabei intuitiv bedienbar sein, ohne dass dabei Abstriche bei der Sicherheit der Kontrolle in Kauf genommen werden müssten. Um sich hier fortlaufend weiterzuentwickeln, setzt das Unternehmen "künstliche Intelligenz im Rahmen des Machine Learning" ein.
Wolfgang Schmid, Sales Director D-A-CH bei Webfleet Solutions, schließlich sieht die Bedeutung von Cloud-Lösungen zunehmen. Webfleet sei seit 20 Jahren als Software-as-a-Service in der Cloud. Darüber hinaus gebe es eine Entwicklung "vom reinen Anbieter von Telematiklösungen hin zum Mobilitätsprovider". Hier sieht sich das Unternehmen gut gerüstet, gerade im Hinblick auf höchste Standards in der Datenverfügbarkeit und -sicherheit.
Auch Amir Roughani erkennt in solchen Entwicklungen die Zukunft. "Unternehmen interessieren sich zunehmend für eine Gesamtstrategie ihrer Mobilität", sagt er. Dabei sei die Fuhrparkdigitalisierung der Einstieg. "Je nach Innovationsgrad gibt es auch schon Fuhrparks, die ohne eigene Fahrzeuge organisiert werden. Shared Mobility, betrieben durch Mobilitätsprovider."
Kunden wünschen sich Allround-Systeme
Was noch ist den Kunden wichtig? Nachgefragt werden zunehmend Allround-Systeme, die ihnen wesentliche Teile des komplexen Fuhrparkmanagements abnehmen und sie optimal bei der Vielzahl der Prozesse unterstützen. "Fuhrparkverantwortliche benötigen sichere, effiziente und zuverlässige Lösungen, wünschen sich Entlastung bei aufwändigen Kontrollprozessen und setzen eine leichte Handhabung für alle Nutzer voraus", fasst Jörg Schnermann zusammen. Auch Datenschutz und -sicherheit spiele eine wachsende Rolle.
"Unsere Kunden wünschen sich Lösungen, die eine möglichst große Bandbreite der unternehmerischen Herausforderungen abdecken", so Wolfgang Schmid, deshalb biete Webfleet Solutions eine Komplettlösung an, in der eine Vielzahl von Funktionen wie Reporting, Auftragsmanagement, elektronisches Fahrtenbuch und mehr kombiniert wird. Diese ermögliche Schnittstellen zu externen Anwendungen und lässt sich zudem nahtlos in bestehende Softwarelösungen integrieren.
Rechtssicherheit muss gegeben sein
Das beobachtet auch René Roeder. All-in-One-Lösungen würden stark nachgefragt und die Integration in die eigene IT-Umgebung werde immer wichtiger. Er sieht auch ein Bewusstsein für datensparsame Prozesse und eine rechtssichere Durchführung. Die Flottenbetreiber wollten sicher sein, dass die die Anforderungen des Gesetzgebers – wie das physische Vorliegen des Führerscheins – de facto eingehalten werden.
Durch einen All-In-One Ansatz sei gewährleistet, dass die Module untereinander kompatibel sind, betont auch Amir Roughani. "Dadurch spart sich das Unternehmen die vielen Schnittstellen und Datenschutzvereinbarungen, die ansonsten mit jedem Einzelsystem vorhanden wären."
Die elektronische Führerscheinkontrolle sei dabei nur ein Baustein im Fuhrpark und oft das Einstiegsmodul, dem weitere Funktionen "bis hin zu einem vollständigen digitalen Fuhrparkmanagement" folgten. "Mit diesem Set-up ist jedes Unternehmen in der Lage, die Mobilität in die nächste Generation zu transferieren."
"Mehr Zeit fürs Wesentliche"
Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf die elektronische Führerscheinkontrolle? "Einen sehr positiven!", sagt Claudia L. Hiepler. Auch andere Akteure bestätigen, dass die Digitalisierung ganz neue Möglichkeiten birgt und schon jetzt viele Prozesse erleichtert. Jörg Schnermann führt aus: "Glücklicherweise ist die Digitalisierung bereits in fast allen Fuhrparks angekommen. Mit unseren digitalen Lösungen können wir unsere Kunden noch besser entlasten und dazu beitragen, mehr Zeit fürs Wesentliche zu schaffen."
Von einer sehr spannenden Mission spricht Amir Roughani. "Die digitale Transformation in Fahrzeugen und den Fuhrparks bestimmt den Mobilitätswandel in Unternehmen und ermöglicht neue Mehrwerte."
Auch René Roeder stellt klar: "Digitalisierung ist eine Chance." Sie bilde die Grundlage für kundenorientierte Serviceinnovationen. Fleet Innovation etwa stehe vor der Markteinführung einer ortsunabhängigen Führerscheinkontrolle mittels einer neu entwickelten digitalen Technologie, die technologisch und in punkto Datensparsamkeit und Rechtssicherheit neue Maßstäbe setze.
"Offene und universelle Lösungen gefragt"
"Die Führerscheinkontrolle soll immer einfacher und mobiler werden", sagt Sascha Marschall. "Die Digitalisierung hält in immer mehr Flotten Einzug und damit steigen die Möglichkeiten, aber auch die Anforderungen." Dadurch, dass es immer mehr Smart-Devices in Fahrzeugen gebe, seien offene und universelle Lösungen gefragt, die auf Geräten verschiedener Hersteller und Betriebssysteme laufen, gibt er zu bedenken.
Entwicklungen wie die Digitalisierung, Telematik und Connected Car Services rücken nach Wolfgang Schmids Ansicht Fahrzeug und Fahrer im Mittelpunkt. "Automatisierte Prozesse, die eine korrekte Datengrundlage erfordern", so sagt er nachdrücklich, "werden zunehmend über die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens entscheiden. Daher sollten Unternehmen schon heute die ersten Schritte in diese Richtung gehen."