Foto: Volkswagen Financial Services

bfp-Interview

Volkswagen Leasing: "Schritt gewünscht und begrüßt"

Auch große Captive-Leasing-Anbieter können nicht mehr nur das eigene Konzernportfolio anbieten, so VW-Leasing-Geschäftsführer Knut Krösche im bfp-Gespräch.

Von Christian Frederik Merten

Seit rund zwei Jahren positioniert sich Volkswagen Leasing als Multi-Brand-Anbieter im Markt. Wie sich die Strategie auszahlt und wie alternative Antriebe und neue Mobilitätsservices das Geschäft der Braunschweiger beeinflussen, erklärt Geschäftsführer Knut Krösche im Gespräch mit bfp FUHRPARK + MANAGEMENT.

Corona: "Für abschließende Beurteilung der Lage noch zu früh"

bfp: Herr Krösche, welche Auswirkungen hat die Corona-Krise bislang auf Ihr Geschäft?

Knut Krösche: Wir stehen angesichts der wirtschaftlichen Dimension der Corona-Krise noch verhältnismäßig gut da. Zwar ist unser Auftragsvolumen im März zurückgegangen, aber wir profitieren hier von unserer sehr guten Entwicklung der ersten beiden Monate des Jahres. Außerdem laufen auch die Geschäfte mit großen Unternehmen und mit Behörden relativ konstant weiter. Beide Gruppen halten derzeit an ihren Beschaffungsplänen fest und sind größtenteils auch darauf vorbereitet, remote zu arbeiten. Besonders hart von der Corona-Krise getroffen sind allerdings die Autovermieter, die dementsprechend auch Bestellungen zurückhalten.

bfp: Wie wird sich der Markt aus Ihrer Sicht in den nächsten Wochen entwickeln?

K. Krösche: Für eine abschließende Beurteilung der Lage ist es noch zu früh. Wie sich das Leasinggeschäft wirklich entwickelt, werden wir erst in ein paar Wochen sehen.

bfp: Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf Fahrzeugbestellungen und -auslieferungen?

K. Krösche: Da die Werkstätten weiter geöffnet sind, können wir bestellte und produzierte Fahrzeuge weiter ausliefern. Worüber wir allerdings derzeit keine Prognosen abgeben können, sind die Lieferzeiten für Neubestellungen.

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Individuelle Lösungen für die Kunden

bfp: Welche Kundenreaktionen erhalten Sie zur Corona-Krise?

K. Krösche: Direkte Kundenreaktionen zu diesem Thema erreichen uns kaum. Aber natürlich schlägt die Krise vor allem für kleinere Unternehmen und Selbstständige voll durch. Es kommt jetzt also darauf an, dass die Behörden vor Ort die vorbildlichen Unterstützungsprogramme der Bundesregierung auch zeitnah umsetzen.

bfp: Gibt es VWFS-Unterstützungsprogramme für Kunden, die durch die Corona-Krise in Zahlungsverzug geraten?

K. Krösche: Im Sinne einer guten und langfristigen Partnerschaft schauen wir uns jeden Fall individuell an und arbeiten an Lösungen. Selbstverständlich setzen wir auch die Vorgaben der Bundesregierung für Privatkunden und Kleinstunternehmen um. Vor diesem Hintergrund ist aber klar, dass wir keine Standardlösung für alle Kunden anbieten können.

2019 Rekordjahr für Volkswagen Leasing

bfp: Aus welcher Position starten Sie denn in die Corona-Krise? Wie hat VWFS das Jahr 2019 abgeschlossen?

K. Krösche: Wir, also die Volkswagen Financial Services insgesamt und die Volkswagen Leasing, hatten ein überaus erfolgreiches Jahr, ein Rekordjahr. Die Nachfrage im Großkundenbereich ist deutlich angezogen und auch im Multi-Brand-Bereich konnten wir unsere Akzeptanz und Position ausbauen. Der Vertragsbestand der Volkswagen Leasing lag Ende 2019 bei 1,67 Millionen Verträgen, das bedeutet ein Plus von mehr als zwölf Prozent. Die gliedern sich in 1,48 Millionen Full-Service- und 190.000 reine Finanzleasing-Verträge.

bfp: Sie positionieren sich seit rund zwei Jahren verstärkt als Multi-Brand-Captive. Welchen Anteil haben konzernfremde Marken mittlerweile an Ihrem Vertragsbestand?

K. Krösche: Wir sind mittlerweile als Multi-Brand-Anbieter akzeptiert, aber bauen unsere Position in diesem Markt natürlich noch aus. Langfristig lautet unser Ziel 15 Prozent Multi-Brand-Anteil in unserem Portfolio im Großkundenbereich. Aktuell befinden sich in unserem Bestand rund 20.000 Fahrzeuge von Marken, die nicht Teil des Volkswagen-Konzerns sind. Damit haben wir unser Ziel natürlich bei Weitem noch nicht erreicht. Aber wir verlieren unser Ziel nicht aus dem Auge und stehen ja auch gerade erst am Anfang der Entwicklung.

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Ein Ansprechpartner für alle Zielgruppen

bfp: Wie haben Ihre Kunden auf den Paradigmenwechsel hin zum Multi-Brand-Anbieter reagiert?

K. Krösche: Die Kunden haben diesen Schritt ausdrücklich gewünscht und begrüßt. Sie können es sich als großes Captive-Leasingunternehmen heute einfach nicht mehr leisten, nur Fahrzeuge aus dem eigenen Konzernportfolio anzubieten. Die Kunden, und insbesondere große internationale Kunden, fordern einen Ansprechpartner, von dem sie alle Fahrzeuge beziehen können.

bfp: Wie setzen Sie den Multi-Brand-Ansatz in der Praxis um?

K. Krösche: Der Einkauf ist immer das kleinere Problem, wichtig ist ein funktionierendes Servicenetz. Das haben wir uns in den letzten zwei Jahren aufgebaut. Wir arbeiten aktuell mit 2.000 Händlern von Nicht-Konzernmarken zusammen. Damit können wir für jede relevante Marke ein flächendeckendes Servicenetz anbieten. Das ist und bleibt übrigens auch bei unserer Multi-Brand-Strategie unser Credo: Unsere Autos gehen grundsätzlich in Fachwerkstätten.

bfp: Auch, wenn ein Kunde ausdrücklich Service in freien Werkstätten fordert?

K. Krösche: Dann kommen wir in Einzelfällen dem Wunsch nach. Allerdings gibt es kaum Kunden, die sich aktiv für freie Werkstätten entscheiden. Die meisten Kunden favorisieren auch heute die Vertragswerkstatt.

Alternative Antriebe und Mobilitätsservices im Fokus

bfp: Welche Themen haben Ihr Jahr 2019 noch geprägt?

K. Krösche: Ein weiteres Highlight war natürlich der Aufbau der "Blauen Flotte", sprich unser Elektromobilitätsprogramm für Flottenkunden. Da geht es nicht nur um die Unterstützung von Umwelt- und konkret Moorschutzprojekten, sondern vor allem um die Beratung in Sachen E-Mobilität und alternative Antriebe. Ein weiterer Schwerpunkt war die Migration der Tankkarten hin zur VWFS-Tochter Logpay. Und drittens möchte ich unsere erweiterten Mobilitätsservices nennen, zum Beispiel weitere Parkservices von Paybyphone.

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Plug-in-Hybride: "Im Zweifel freut sich nur der Fahrer"

bfp: Welche Nachfrage nach E-Autos und Plug-in-Hybriden verspüren Sie aktuell in der Praxis?

K. Krösche: Die Steuersubventionen für Elektroautos und Plug-in-Hybride führen auf jeden Fall zu einer gesteigerten Nachfrage. Insbesondere gilt das derzeit für Plug-in-Hybride. Aber ich erzähle Ihnen nichts Neues, wenn ich sage: Im Zweifel freut sich da nur der Fahrer. Er profitiert von der günstigen Dienstwagenversteuerung, wenn er aber gar nicht oder zu wenig lädt und hauptsächlich mit dem Verbrenner fährt – was leider zu häufig vorkommt –, explodieren die Kraftstoffkosten für das Unternehmen. Dann geht der Schuss nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für die Umwelt nach hinten los.

bfp: Aber auch bei den Fuhrparkverantwortlichen steigt das Interesse an E-Autos?

K. Krösche: Das Interesse wird immer größer. Dann kommt aber schnell die Frage der Umsetzbarkeit auf. Sie brauchen Fuhrpark- und Fahrprofilanalysen, eine Produktberatung und eine Infrastruktur- und Bauberatung. Genau da setzen wir mit unserer "Blauen Flotte" an. Wir wollen alles – vom Produkt über die Finanzdienstleistung bis hin zu den notwendigen Services – aus einer Hand anbieten.

bfp: Nun hat der Volkswagen-Konzern angekündigt, sich aus dem CNG-Markt zurückzuziehen? Was bedeutet das für das Antriebsangebot neuer Modelle?

K. Krösche: Was der Konzern angekündigt hat ist, dass wir keine neuen CNG-Antriebe mehr entwickeln werden. Das heißt, dass alle Modelle, für die wir eine CNG-Variante angekündigt haben, diese auch bekommen werden. Der CNG-Antrieb ist weiterhin eine interessante Überbrückungstechnologie, bis wir flächendeckend Fahrzeuge mit Elektroantrieb anbieten werden. Es ist nur nicht davon auszugehen, dass er in fünf bis zehn Jahren seine Vorteile noch voll ausspielen kann.

Volkswagen Leasing startet Bike-Leasing

bfp: Wenn Sie einen Ausblick ins weitere Jahr 2020 wagen: Welche Projekte stehen bei Ihnen an?

K. Krösche: Ein großes Projekt für 2020 ist unser neues Bike-Leasing. Dazu wird auch das Angebot von E-Bikes und Gehaltsumwandlungsmodellen zählen. Außerdem werden wir unsere Angebote unter dem Motto "Business Travel", also das Zusammenspiel von Travel- und Flottenmanagement, weiter ausbauen. Hier wird es vor allem um die Förderung von intermodaler Mobilität, Stichwort Mobilitätsbudgets, gehen. Ein dritter Baustein ist der Start einer neuen Fahrer-App. Und viertens wird unser Schwerpunkt auf dem Ausbau flottenrelevanter Angebote unseres Parkservices Paybyphone liegen.

bfp: Wie weit sind Sie mit der Integration von Fleetlogistics?

K. Krösche: Wir wollen ausdrücklich keine Integration von Fleetlogistics. Deswegen ist die Volkswagen Financial Services AG ja mit dem TÜV Süd ein Joint Venture eingegangen. Fleetlogistics agiert weiterhin als unabhängiger Fuhrparkmanagement-Anbieter am Markt und wird auch zukünftig die Kunden unabhängig beraten. Insgesamt ist geplant, das Thema der verzahnten Mobilität von Travel- und Fuhrparkmanagement bei Fleetlogistics weiter auszubauen. Für genaue Details zur künftigen Ausrichtung ist es aber an dieser Stelle leider noch zu früh.

bfp: Herr Krösche, herzlichen Dank für das Gespräch.

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