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Foto: Volkswagen AG
VW-Großkundenchef Ralf Weichselbaum: Erste Anfragen auch von Serviceflotten nach Elektrofahrzeugen.

bfp-Interview

Volkswagen Pkw: „E-Mobilität wird Massenmobilität“

VW-Großkundenchef Ralf Weichselbaum über die Elektroautos der Marke und ihre Einsatzmöglichkeiten sowie über die Neuheiten der nächsten Jahre.

Der Volkswagen-Konzern setzt voll auf die Elektromobilität. Welche Auswirkungen das für Groß- und Flottenkunden der Marke Volkswagen Pkw hat, erklärt Ralf Weichselbaum, Leiter Vertrieb an Groß- und Direktkunden der Marke, im Gespräch mit bfp FUHRPARK & MANAGEMENT.

VW-Ziel: Begehrenswerteste Marke für nachhaltige Mobilität

Herr Weichselbaum, welchen Stellenwert haben Plug-in-Hybride und reine Elektroautos mittlerweile bei Volkswagen Pkw?

Ralf Weichselbaum: Die Transformation des Unternehmens in Richtung Elektromobilität ist der größte Wandel in der Geschichte von Volkswagen. Wir wollen zur begehrenswertesten Marke für nachhaltige Mobilität und Marktführer für batterieelektrische Fahrzeuge werden. Wenn wir den Betrieb der Kundenfahrzeuge, aber auch unsere Produktion betrachten, sind die Pkw des Volkswagen-Konzerns für etwa ein Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Deshalb haben wir uns im Einklang mit dem  Pariser Klimaschutzabkommen als erster Hersteller weltweit dazu verpflichtet, bis 2050 bilanziell klimaneutral zu arbeiten: nachhaltig und ganzheitlich über die gesamte Prozesskette und mit der Elektrifizierung der Modellpalette. Was bis 2025 mit Investitionen von 14 Milliarden Euro verbunden ist. Den Weg dahin nennen wir „Way to zero“.

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Was bedeutet das für Ihr Flotten- und Gewerbekundengeschäft?

Weichselbaum: Mittlerweile ist jedes vierte Auto in Deutschland im relevanten Flottenmarkt ein Plug-in-Hybrid oder ein reines Elektroauto. Als Marktführer ist Volkswagen Pkw natürlich ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung. Bereits ohne die volle Verfügbarkeit von ID.3 und ID.4 lag der Anteil elektrifizierter Fahrzeuge bei Volkswagen im Jahr 2020 bei knapp 22 Prozent. Dieser Anteil hat sich seit Anfang 2021 nochmals auf 25 Prozent erhöht, und auch dabei wird es sicherlich nicht bleiben. Zumal wir nicht nur unser Angebot an reinen Elektroautos und ihren Varianten stetig ausbauen, sondern auch unsere Palette an Plug-in-Hybriden.

VW ID.3 und ID.4: „Hohe Resonanz in der Zielgruppe“

Wie kommt der ID.3 in der Zielgruppe an?

Weichselbaum: Der ID.3 ist das richtige Auto zur richtigen Zeit. Als Kompaktfahrzeug ist es in einem bedeutenden Volumensegment angesiedelt, es hat die richtige Preisposition und bietet von Beginn an als rein elektrisch konzipiertes Fahrzeug alle Vorteile dieser Antriebstechnologie. Das macht den ID.3 besonders alltagstauglich und sorgt auch für eine entsprechend hohe Resonanz in der Zielgruppe.

Zweites ID-Modell ist seit Kurzem der ID.4 …

Weichselbaum: Genau. Der ID.4 ist unser erstes vollelektrisches SUV. Auch hier stellen wir fest, dass sich die Nachfrage nach einem solchen Konzept auf einem sehr, sehr hohen Niveau bewegt. Was sich teilweise leider bereits auf die Lieferzeiten auswirkt.

Wie unterscheiden sich die Zielgruppen von ID.3 und ID.4?

Weichselbaum: Wir stellen fest, dass die heutigen Car Policies bislang keine Unterscheidungen innerhalb des Segments der Elektroautos vornehmen, wie wir das von klassischen Verbrennern kennen. Zum Beispiel bestimmte Fahrzeuge ausschließlich Außendienstlern vorzubehalten. Deshalb können die meisten User-Chooser bislang frei entscheiden, ob sie einen ID.3 oder einen ID.4 fahren möchten. Was ich damit anspreche: User-Chooser sind eine wichtige Zielgruppe für ID.3 und ID.4. Aber natürlich auch Unternehmen, die Elektrofahrzeuge zum Beispiel als Pool-Fahrzeuge einsetzen.

Wie sieht es mit Serviceflotten aus? Erkennen Sie hier ein beginnendes Interesse an der Elektromobilität?

Weichselbaum: Bislang bewegt sich der Anteil von Elektroautos in Serviceflotten bekanntermaßen auf niedrigem Niveau. Aber tatsächlich erreichen uns erste Anfragen von Kunden, die sich auch für diesen Einsatzzweck mit dem Thema Elektromobilität beschäftigen. Dann sprechen wir aber vor allem über den ID.4 mit der großen 77-kWh-Batterie und WLTP-Reichweiten von bis zu 522 Kilometern. Und wenn wir ganz ehrlich sind: Mehr Kilometer am Tag fahren auch Außendienstmitarbeiter in der Regel nicht. Aber vor allem ist diese Entwicklung eines der vielen Zeichen dafür: Die Elektromobilität bewegt sich mit großer Geschwindigkeit aus der früheren Nische heraus, sie wird ein elementarer Bestandteil der Massenmobilität.

Kernfrage Elektromobilität: Wie schnell kann ich laden?

Das Thema Elektromobilität beschränkt sich nicht nur auf den Fahrzeugkauf. Wo können Sie Ihren Kunden noch weiteren Mehrwert mitgeben?

Weichselbaum: Eine wesentliche Säule sind unsere Services rund um die Ladeinfrastruktur. Ursprünglich war es in Deutschland das politische Ziel, bis 2030 eine Million Ladesäulen zu installieren. Derzeit sprechen wir von rund 42.000 öffentlich zugänglichen Ladesäulen – AC- und DC-Säulen zusammengerechnet. Deshalb haben wir uns mit anderen Automobilherstellern zum Infrastruktur-Netzwerk Ionity zusammengeschlossen, das mittelfristig europaweit 400 Schnellladesäulen entlang wichtiger Fernstraßen installieren wird. An deutschen Autobahnen finden sich derzeit etwa 50 Säulen mit zumeist je vier Ladepunkten. Zusätzlich wird der Volkswagen-Konzern bis 2025 ebenfalls in Kooperation mit weiteren Partnern europaweit 18.000 öffentliche Schnellladepunkte installieren. Allerdings: Die Relevanz der absoluten Zahl der Ladepunkte wird sich mit zunehmender Reichweite der Elektrofahrzeuge relativieren.

Welche Reichweiten sehen Sie mittelfristig als realistisch an?

Weichselbaum: Wie gesagt liegt die maximale WLTP-Reichweite des ID.4 variantenabhängig schon heute bei bis zu 522 Kilometern. Das ist ausreichend für die meisten Anwendungsfälle, auch und sogar in Serviceflotten. Die Frage der Zukunft wird also nicht so sehr lauten: Wie viele Ladepunkte gibt es? Sondern den Kunden interessiert: Wie schnell kann ich mein Fahrzeug laden? Und hier liegen wir beim ID.4 mit 77-kWh-Akku bei DC-Schnellladung bei 30 Minuten für bis zu 320 Kilometer.

Unabhängig davon wird das Laden zu Hause oder auf dem Betriebsgelände künftig ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Wie unterstützen Sie hier?

Weichselbaum: Hier ist unsere Tochtergesellschaft Elli mit intelligenten Lade- und Energielösungen aktiv. Zum Beispiel bietet sie Wallboxen in drei verschiedenen Ausbaustufen an, von denen zwei Typen förderfähig sind. Und wer möchte, kann über Elli auch ausschließlich regenerativen Volkswagen-Naturstrom beziehen. Zudem können Flotten über die Charge&Fuel Card der VWFS-Tochter Logpay an europaweit 145.000 Ladepunkten Strom abrechnen – inklusive Zugang zum Ionity-Schnellladenetz.

Kontinuierlicher Ausbau der ID-Palette

Mit welchen elektrischen VW-Neuheiten können wir in den nächsten Monaten rechnen?

Weichselbaum: Die Modellpalette von ID.3 und ID.4 ist mit wenigen Ausnahmen komplett. In Kürze werden wir die Basisvariante des ID.3 einführen, beim ID.4 folgt noch dieses Jahr die sportliche Variante GTX, die bereits Bestellstart hatte. Er ist unser erstes ID-Modell mit Dual-Motor und Allradantrieb.

Zu welchen weiteren neuen ID-Modellen können Sie heute schon etwas sagen?

Weichselbaum: Bis 2030 möchten wir den Anteil rein elektrischer Autos in Europa im Portfolio auf 70 Prozent steigern. Das bedeutet mindestens ein neues Elektrofahrzeug bis dahin pro Jahr. Noch in der zweiten Jahreshälfte 2021 werden wir den ID.5 als elektrische Symbiose aus SUV und Coupé vorstellen. Hier können Sie mit Reichweiten von bis zu 540 Kilometern rechnen. Einen Ausblick auf ein weiteres ID-Modell gibt der ID.Buzz als elektrische Hommage an den legendären Bulli, dessen Serienversion wir für 2022 planen. Generell können Sie davon ausgehen, dass wir in jedem Segment, welches wir heute besetzen, künftig mindestens ein rein elektrisches Angebot haben werden. Mitte des Jahrzehnts auch unterhalb des ID.3.

Neuer Passat: Fokus Variant

Wie geht es weiter mit dem Passat?

Weichselbaum: Der Passat ist eine feste Säule im Volkswagen-Modellprogramm – heute und in Zukunft. Er wird also einen Nachfolger bekommen, auch und ganz besonders mit Blick auf seine Relevanz in Serviceflotten. Wobei unser Fokus in Deutschland auf der Neueinführung des Kombis Variant liegen wird. Aber auch der Passat wird in ungefähr zwei Jahren ein waschechtes ID-Pendant bekommen. Und für dieses Modell dürfen Sie mit Reichweiten von bis zu 700 Kilometern rechnen.

Es geht elektrisch aber auch oberhalb des Passats weiter, richtig?

Weichselbaum: Unter dem Projektnamen Trinity arbeiten wir derzeit an einem neuen Modell, dessen Serienversion für 2026 geplant ist. Das Fahrzeug wird in dreifacher Hinsicht neue Standards setzen: technologisch, beim Geschäftsmodell 2.0 und bei neuen Produktionsansätzen im Stammwerk Wolfsburg. Das Auto wird von Beginn an automatisiertes Fahren mit Level 2+ ermöglichen und perspektivisch Level 4.

Mit welchen Neuheiten können wir noch dieses Jahr rechnen?

Weichselbaum: Erst kürzlich haben wir den überarbeiteten Polo und den Tiguan Allspace vorgestellt. Sie werden im dritten Quartal beim Händler stehen.

Herr Weichselbaum, herzlichen Dank für das Gespräch.

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