Foto: Peter Sierigk - VWFS und Logpay

Inhaltsverzeichnis

bfp-Interview

VWFS und Logpay: "Mehr Gestaltungsfreiheit"

Mehr Eigenständigkeit im Tankkartengeschäft und ein Ausbau der Park-Services. Das sind wichtige Projekte Ziele der Mobility Unit von VW Financial Services.

Von Christian Frederik Merten

Mit seiner Mobility Unit setzt Volkswagen Financial Services (VWFS) auf neue und ganzheitliche Mobilitätslösungen, zusammen mit der VWFS-Tochter Logpay auch auf die Intensivierung des eigenen Tankkartengeschäfts. Was die Kunden genau zu erwarten haben, erklären Gerhard Künne, Leiter der Mobility Unit bei VWFS, und Logpay-Geschäftsführer Jens Thorwarth im Gespräch mit bfp FUHRPARK + MANAGEMENT.

Tank- und Ladekarten und Parks-Services im Fokus

bfp: Herr Künne, welche Relevanz besitzen die einzelnen Säulen Tank- und Ladekarten, das Carsharing und die Park-Services derzeit in der Mobility Unit von Volkswagen Financial Services?

Gerhard Künne: Einen besonderen Stellenwert besitzen bei uns im Moment die Themen Tanken und Laden, bei uns bekannt unter dem Namen Charge&Fuel, sowie die Entwicklung unserer Services rund um das Thema Parken. Aktuell lösen wir unser Charge&Fuel-Geschäft bei der Volkswagen Leasing aus den bestehenden Strukturen und bündeln es bei unserer Tochter Logpay. Auch bei unseren Park-Services führen wir die Angebote unserer Tochterunternehmen Paybyphone und Sunhill auf einer Systemplattform zusammen. Das führt auch zur Verschmelzung der vorhandenen Apps, wie wir es zum Beispiel hier in Deutschland umgesetzt haben. Unsere Marke für das Thema Parken ist nun weltweit Paybyphone.

bfp: Was sind Ihre Gründe, das vorhandene Tankkartenangebot in Richtung Logpay zu migrieren?

G. Künne: Wir hatten bei der Volkswagen Leasing schon über viele Jahre ein starkes Tankkartengeschäft entwickelt. Basis dieses Geschäftsmodells war es jedoch immer, Tankkarten von Drittanbietern zu vertreiben. Die Rahmenbedingungen, die diese Drittanbieter vorgegeben haben, haben uns immer darin beschränkt, individuelle Konzepte für unsere Kunden zu entwickeln. Die Übernahme von Logpay gibt uns mehr Eigenständigkeit im Tankkartengeschäft. Das inkludiert ein eigenes Branding, aber auch den Aufbau eines eigenen Tankstellen-Partnernetzes. Das bedeutet mehr Gestaltungsfreiheit und die Chance, unser eigenes Angebot stärker in den Vordergrund zu rücken.

Jens Thorwarth: Logpays Wurzeln liegen im Geschäft mit Kunden aus dem Schwerlastsegment. Die Aufnahme der Tankkarten aus dem Volkswagen-Leasing-Portfolio bedeutet für uns den Einstieg ins Pkw-Flottengeschäft. Dafür haben wir uns in den vergangenen Jahren bereits gut vorbereitet, beispielsweise mit dem Ausbau unseres Tankstellen- und Stromlade-Akzeptanznetzes. Mittlerweile können unsere Kunden an über 10.000 Tankstellen und über 20.000 Ladestationen in Deutschland tanken und laden, was auch für Pkw-Kunden eine gute Abdeckung verspricht.

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Europaweit 45.000 Stationen mit Logpay-Akzeptanz

bfp: An welchen Tankstellen können Logpay-Kunden tanken? Wer sind die Partner?

J. Thorwarth: Zu unseren Partnern zählen alle relevanten Anbieter im Tankstellenmarkt. Beispiele sind BP und Aral, Shell oder Total, aber auch die Netze von Jet, Star oder Hem sowie Supermarkt-Tankstellen. Kurz gesagt: Wir sind in A-, B- und C-Netzen flächendeckend vertreten.

bfp: Wie groß ist die Abdeckung europaweit?

J. Thorwarth: In Europa bieten wir unseren Kunden ein Tankstellennetz mit über 45.000 Stationen an. Dazu trägt auch eines unserer Alleinstellungsmerkmale bei: Unsere Kunden erhalten nicht nur die Logpay Card, sondern auf Wunsch auch die Aral Routex Card und die Shell Multicard.

G. Künne: Wir kooperieren an dieser Stelle bewusst mit den Anbietern der Marken-Tankkarten. Der Grund ist, dass wir im Flottengeschäft eine große Zahl an Kunden haben, die sich ausschließlich innerhalb eines Tankstellennetzes bewegen. Diesen exklusiv auf ein Netz ausgerichteten Kunden können wir natürlich ganz andere Rahmenbedingungen anbieten als Kunden, die ein breit gestreutes Tankverhalten zeigen, dann aber in der Regel von günstigeren Kraftstoffpreisen vor Ort profitieren.

Kunden haben weiterhin die Tankkarten-Wahl

bfp: Der Volkswagen-Leasing-Kunde erhält also weiterhin eine Aral- oder Shell-Tankkarte, wenn er das wünscht?

J. Thorwarth: Ja, die erhält er allerdings nun – vertraglich gesehen – über Logpay. Wir bieten alle drei Karten, also die Logpay Card, die Aral Routex Card und die Shell Multicard, gleichberechtigt an. Das sehen wir als unseren wesentlichen USP. Aber wir sind natürlich sehr glücklich, die Volkswagen Leasing weiterhin als starken Vertriebspartner zu haben. Damit stellen wir sicher, dass unseren Kunden die Tank- und Ladekarten am Point of Sale, also zum Beispiel im Autohaus, angeboten werden.

bfp: Können auch Pkw-Flotten dieses Tankkartenangebot annehmen, die nicht Kunde bei Volkswagen Leasing sind?

G. Künne: Auf jeden Fall. Wir sprechen hier in keiner Weise von einem konzern- oder markengebundenem Geschäftsmodell. Die Logpay hat ihren eigenen Markenauftritt und wir wollen sie ganz bewusst im gesamten Flottenmarkt positionieren.

bfp: Welches Rabatt- und Preismodell steht hinter dem Logpay-Angebot?

J. Thorwarth: Wie im Tankkartenmarkt üblich bieten wir unseren Kunden natürlich ein Rabattmodell. Was wir jedoch nicht haben, ist ein standardisiertes Preismodell. Die Preise für die Tankkartennutzung variieren von Kunde zu Kunde – ganz nach individueller Fuhrparkstruktur.

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"Den Kunden entlang seiner kompletten Route begleiten"

bfp: Welche Zusatzservices sind mit der Logpay Card verbunden? Gibt es Überlegungen, die Tankkarte zu einer integrierten Mobilitätskarte weiter zu entwickeln?

G. Künne: Unser Ziel ist es, den Kunden entlang seiner kompletten Route zu begleiten. Das können wir zu großen Teilen schon heute. Über die Logpay Card können wir bereits jetzt das Tanken, Laden und die Maut problemlos abbilden. In naher Zukunft wird das auch für unsere Park-Services gelten, auf absehbare Zeit auch für unsere Rental- und Sharing-Services. Die Logpay Card und die Logpay App spielen also eine zentrale Rolle in unserem Mobilitätsangebot.

bfp: Gibt es Planungen, zur Erweiterung des Serviceportfolios auch externe Partner in den Anbieterkreis mit aufzunehmen?

G. Künne: Dienstleistungen, die wir in Eigenregie anbieten können, werden wir auch künftig selbst anbieten. Wenn wir unsere Dienstleistungspalette erweitern und unser Kundenangebot verbessern können, sind wir aber definitiv offen für die Zusammenarbeit mit anderen Anbietern.

"Logpay ist kein Tankkarten, sondern Mobilitätsanbieter"

bfp: In welche Richtung ist der weitere Ausbau Ihres Service-Angebots denkbar?

J. Thorwarth: Hier würde ich gerne mit Blick auf Logpay beginnen. Logpay ist kein Tankkartenanbieter, sondern ein Mobilitätsanbieter. Und da spielt, wie Sie sich denken können, die Digitalisierung eine große Rolle. Unser Ziel ist es, und das werden wir bis Ende des Jahres in großen Teilen bereits erreicht haben, unsere Services auch digital nutzbar zu machen. Diese Services gehen übrigens deutlich über das Automobil hinaus. Logpay ist in mehr als 300 deutschen Städten für die Abrechnung digitaler ÖPNV-Tickets verantwortlich. Wir können uns also sehr gut vorstellen, in Zukunft auch als zentrale Abrechnungs-Schnittstelle für vernetzte Mobilitätsservices zu agieren.

bfp: Wann können wir mit Ihrer komplett integrierten Mobilitäts-App rechnen?

J. Thorwarth: Das ist eine Vision, die wir natürlich lieber heute als morgen umsetzen würden. Bereits in diesem Jahr planen wir die Integration einer digitalen Fueling-Lösung in unsere App. Damit können unsere Kunden direkt an der Tanksäule den Tankvorgang bezahlen und müssen dafür nicht physisch an die Kassentheke.

G. Künne: Wir werden auch in Zukunft immer eine Kombination verschiedener technischer Möglichkeiten sehen. Wenn wir die zusammenführen, werden wir dem Kunden individuell nach Bedarf maßgeschneiderte Lösungen anbieten können. Ich gehe nicht davon aus, dass es eine Standardlösung für alle geben wird – die würde den Kundenansprüchen auch nicht gerecht.

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Nächstes Ziel: Parkplatzsuche vereinfachen

bfp: Kommen wir zu Ihren Park-Services. Dort stehen verstärkt Fuhrparks im Fokus, richtig?

G. Künne: Richtig. Park-Services sind bei uns, wie Sie wissen, gleichbedeutend mit digitalen Bezahl- und Abrechnungsfunktionen. Mit Paybyphone Fleet haben wir dieses Angebot nun auch zu einer Flottenlösung ausgebaut. Damit sind gebührenpflichtige öffentliche Parkplätze und Parkhäuser nicht mehr nur bargeldlos bezahlbar, sondern die Vorgänge laufen bei Dienstreisen direkt und automatisch auch in die Reisekostenabrechnungen mit ein. Das bedeutet auch, dass dienstliche und private Parkvorgänge einfach zu trennen und getrennt ausweisbar sind. Der Kunde erhält pro Fahrzeug und Monat eine Abrechnung, was den Verwaltungsaufwand deutlich verringert.

bfp: Die Digitalisierung bietet in diesem Bereich aber sicherlich noch mehr Potenzial, oder?

G. Künne: Auf jeden Fall. Die nächsten Schritte gehen in die Richtung, die Parkplatzsuche zu vereinfachen. Zum Beispiel, indem wir unseren Kunden eine vorausschauende Belegungsanzeige anbieten. Außerdem ist es denkbar, dass Fahrer ihre Parktickets schon im Voraus buchen können.

Abo-Modelle denkbar

bfp: Welche Innovationen planen Sie mittelfristig für Ihr Geschäftsfeld Rental?

G. Künne: Auch hier befinden wir uns in einer permanenten Weiterentwicklung. Zuletzt haben wir unsere Pkw-Sparte Euromobil mit der Lkw-Sparte Euroleasing organisatorisch verschmolzen, um eine bessere Kundenansprache zu gewährleisten. Auf dieser Basis entwickeln wir unsere Rental-Modelle kontinuierlich weiter – von der Kurzzeit- über die Langzeitmiete bis hin zu unserem Carsharing-Angebot Greenwheels, inklusive der jeweiligen Buchungsplattformen. Perspektivisch ist für uns auch die Einführung von Abo-Modellen denkbar.

bfp: Sind Abo-Modelle aus Ihrer Sicht überhaupt ein Thema für Flotten- und Gewerbekunden?

G. Künne: Derzeit sind Abo-Modelle sicherlich vor allem für Privatkunden interessant. Allerdings muss das nicht so bleiben.

bfp: Herr Künne, Herr Thorwarth, herzlichen Dank für das Gespräch.

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