Von Dennis Gauert
Branchenfahrzeuge sind weiter ein starkes Flottenthema, die Nachfrage steigt stetig. Gerade wenn es um Full-Service-Lösungen geht, ist der Markt kaum zu bremsen. Denn alles aus einer Hand bestellen zu können, spart Zeit, Nerven und am Ende bares Geld.
Gerade deshalb bieten die großen Branchenstars eigene Konfiguratoren an, mithilfe derer das Fahrzeug online direkt konfiguriert und bestellt werden kann. Andere konzentrieren sich auf individuelle Einzellösungen aus Aluminium oder schaffen Platz, um trotz Einrichtung noch eine Europalette in den Gang stellen zu können.
Sortimo bringt Konfigurator und E-Fahrzeug mit
Man sieht ihn selten, obwohl er die Branche stetig bewegt. Die Rede ist von Sortimo-Geschäftsführer Reinhold Braun. Zum IAA-Pressetag ließ der Schwabe es sich nicht nehmen, Neuheiten wie den mySortimo-Marketplace oder das Elektrofahrzeug CQ1 vorzustellen.
Mit der vollelektrischen Transportlösung will Sortimo auf der letzten Meile die Bresche zwischen Cargobike und E-Transporter schließen. Der 45 km/h schnelle Einsitzer kann hinter dem Führerhaus eine Europalette oder den Sortimo S-Container aufnehmen. Die geringen Abmessungen verschaffen dem Fahrer im urbanen Raum eine enorme Flexibilität was Zufahrten, Parklücken und Nebenstrecken betrifft. Denn formal ist der CQ1 ein Kleinkraftrad. Entsprechend entfallen TÜV, Steuern und Zulassung. Nur ein Versicherungskennzeichen und ein Führerschein Klasse B oder M ist für den öffentlichen Betrieb nötig.
Konfigurator für alle Produkte und Dienstleistungen
Der mySortimo Marketplace hingegen ist schnell erklärt. In dem übersichtlichen Konfigurator, der ähnlich einem modernen Online-Shop aufgebaut ist, findet der Interessent alle Produkte und Dienstleistungen, die Sortimo anbietet. Von der Fahrzeugauswahl über die Einrichtung bis hin zur Beklebung ist alles möglich. Denn genau das wollen die Fuhrparkmanager – einfache Komplettlösungen, die Verwaltungsaufwand und Zeit sparen.
Im Produktprogramm befindet sich zudem das SR5-Regalsystem. Eine eigentlich naheliegende und simple Lösung, die der Konkurrenz aber wirkungsvoll davonfährt. Sortimo bietet mit dem SR5 als einziger Fahrzeugeinrichter ein modulares Regalsystem an, das den Transport einer Europalette zulässt. Damit ist viel Laderaum zurückgewonnen und die Flexibilität des Transporters steigt im Vergleich enorm. Dabei ist es so einfach: zwei stabile Regalsäulen halten die eingeklinkten Regalzeilen fest und durch die schmale Bauweise ist am Ende viel mehr Platz im Durchgang.
Bott ermöglicht VR-Konnektivitätslösung für den Service
Fast nebenan stellt Bott aus. Der Fahrzeugeinrichter setzt ebenso auf Full-Service-Dienstleistungen. Ganz Flotten können bei Bott konfiguriert und aus einer Hand mit den passenden Ladungssicherungssystemen ausgerüstet werden. Als Novum präsentieren die Gaildorfer ein Rollschienensystem im Streetscooter.
Mithilfe des Systems können Kästen einfach herausgezogen und eingeschoben werden. Platz wird dabei kaum verschenkt, sodass das praktische Feature nicht nur eine Spielerei darstellt, sondern Lieferanten echte Vorteile bietet.
Das Highlight und gleichzeitig Alleinstellungsmerkmal unter den Fahrzeugeinrichtern ist ein VR-Servicesystem, das Bott zur IAA fertigstellen konnte. Das System, bestehend aus einem Router für mobilen Internetzugang mit sechs SIM-Steckplätzen, einer VR-Brille ermöglicht es dem Kunden, Mitarbeiter direkt im Fahrzeug in Arbeitsschritte zu instruieren.
Mittels eines Multi-SIM-Transmitters ist es dem Kunden möglich, Reparaturanleitungen und Hinweise vom Backoffice direkt an den Servicemitarbeiter vor Ort zu schicken. Dabei wird das Gesehene per VR-Brille in Echtzeit an den Techniker übetragen, sodass er den Mitarbeiter live instruieren kann. Durch die Möglichkeit, sechs SIM-Karten parallel zu verwenden, ist die Verbindung überall möglich. Bott erzielte damit auf der Messe, nach eigenen Angaben, etwa 25 Mbit Download- und 10 Mbit Upload-Geschwindigkeit.
Handwerker für Handwerker bei Aluca
Keine Frage, Aluca ist mit seinen Aluminiumeinbauten ein Unikum. Die leichten und haltbaren Regalsysteme für Branchenfahrzeuge sind rostfrei und erfüllen alle für die Ladungssicherung erforderlichen Normen. Zum 25. Geburtstag gibt es neben einem Strauß an fertigen Einbauten aber auch ein paar Zentimeter mehr.
Die Rede ist von der neuen Feldbreite. Mit der Feldbreite 827,5 Millimeter beackert Aluca eine fruchtbare Wiese. Die gängigen Feldbreiten von 705 und 950 Millimeter stellen für einige Schiebetüren ein Problem dar. Im Mercedes-Benz Vito zum Beispiel lässt sich eine 950 Millimeter breite Schublade durch die Schiebetür nicht öffnen, eine 705 Millimeter breite Schublade verschenkt Platz. Für diese Fälle ist bei Aluca ab sofort die neue Feldbreite zu bekommen, die speziell für Schiebetüren mit rund 900 Millimetern Breite gedacht ist.
Doch neben Lösungen wie diesen, sind es die Speziallösungen, die bei Aluca begeistern können. Statt standardisierte Großserien zu produzieren, werden individuelle Lösungen mit den Kunden erarbeitet, die sich keinem Standardmaß anpassen müssen – denn der Aluminium-Spezialist fertigt seine Regalsysteme selbst. So können auch besonders spezielle Wünsche realisiert werden, wie ein ausfahrbarer Ladekran für Staplerbatteriepakete.
Die sind bis zu 500 Kilogramm schwer und können daher normalerweise nicht so einfach mobil gewartet werden. Mit dem an ein selbst kombiniertes Gerüst montierten Kran kann der Kunde die Batterie anheben und sie dann ins Innere des Fahrzeugs bugsieren.
Aluca zeigt eigenes Lastenfahrrad
Als Zugpferd der Moderne hat Aluca auch ein eigenes Lastenfahrrad mitgebracht. Das Besondere daran ist nicht unbedingt die Kooperation mit einem niederländischen Radhersteller und die Verwendung von Bosch-Batteriepaketen, sondern die Tatsache dass mittels eines Anhängers zwei große Ladeboxen transportiert werden können – emissionsfrei und führerscheinfrei.
25 Kilometer pro Stunde kann das Cargobike fahren. Durch Ladeschienen auf dem optionalen Anhänger ist ein leichtes Be- und Entladen möglich. Bei Besuchern sorgte das Lastenfahrrad für Blitzlichtgewitter und interessierte Nachfragen.
Modul-System reichert die Produktpalette an
Der skandinavische Hersteller Modul-System setzt auf Gewichtsersparnis und kleine Innovationen. So wird auf dem Stand eine Werkbank präsentiert, die bei einer Länge von 1,5 Metern nur 7 Kilogramm auf die Waage bringt. Möglich macht das ein Kern aus XPS und eine Oberfläche aus glasfaserverstärktem Polyester. Ein Nebeneffekt ist, dass Feuchtigkeit der Werkbank nichts anhaben kann.
Sandwichmaterial verwendet Modul-System unter Anderem auch bei Trennwänden und Verkleidungen.
Eine neue Multi-Box geht ebenfalls an den Start. Sie ist die größte Box, die Modul-System derzeit anbietet und kann sowohl mit oder ohne Deckel sowie als Klappversion bestellt werden. In die Box können auch Trennwände oder Kunststoffeinsätze gesteckt werden. Die Boxen können aufeinander gestellt mit einem Trolley gefahren oder einzeln mit Haltegriff von Hand transportiert werden.
Auf dem Dach spielen sich auch neue Entwicklungen ab. Die Skandinavier bringen ein eigenes Sortiment an Dach-Zubehörteilen auf den Markt. Der Träger selbst ist aus Aluminium hergestellt und aerodynamisch optimiert, um den Fahrbetrieb effizient zu halten. Die Dachzubehörteile sind gewichtsoptimiert und laut Hersteller sehr strapazierfähig. Die Produkte stammen aus eigener Herstellung und Entwicklung. Mit im Programm ist auch eine verschließbare Rohrbox, die komplett wasserdicht ist.
Konnektivität per Bluetooth
Modul-System setzt in Zeiten der Digitalisierung auf kabellose Konnektivität per Bluetooth. So sind sämtliche Schalter und das Zubehör kabellos und können per Smartphone oder Tablet über eine App gesteuert werden. Von der Steuerung der Beleuchtungseinheiten bis zur Überprüfung des aktuellen Fahrzeuggewichtes und dessen Verteilung bietet das System eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten.
Durch die Verbindung mit einer SIM-Karte lässt sich das System aus der Ferne und dem Büro überwachen. Das Modul-Connect-System besteht aus einem Steuergerät mit sechs Ports. Jeder Port kann mit bis zu 30 Amphere abgesichert werden und verfügt über einen Batteriewächter.
Für Paketzusteller bietet Modul-System seit Neuestem Komplettlösungen an, die gemeinsam mit Transportfirmen entwickelt wurden. Die Ablageschalen bis jeweils bis zu 120 Kilogramm Ladekapazität und können bei Bedarf eingeklappt werden. Gasdämpfer vereinfachen die Bedienung und minimieren die Unfallgefahr beim Ausklappen. Der Klappsitz ist das neueste Kind des Produktprogramms. Er wird an die Trennwand montiert und hält den Ladebereich weiterhin frei. Durch die hohe Montageposition bleibt der Bereich unter dem Klappsitz nutzbar. Die Schiebetür kann mit einem elektrischen Fallenschloss ausgestattet werden.
Fazit IAA Nutzfahrzeuge: Dienstleistungen werden verstärkt
Insgesamt zeigt die IAA Nutzfahrzeuge, dass alle Fahrzeugeinrichter die Anforderungen einer Branche im Umbruch erfüllen wollen und können. Neben dem Kerngeschäft bauen Hersteller wie Sortimo und Bott ihre Dienstleistungen aus und zentralisieren sich zu Full-Service-Dienstleistern.
Bott's VR-Lösung ist auf diesem Weg ein spannender Denkansatz. Innovative Transportlösungen für die letzte Meile bieten Sortimo und Aluca mit ihren Cargobikes und dem kleinen Elektrotransporter CQ1 ohnehin. Aluca füllt zudem mit der neuen Feldbreite eine Lücke, die sich besonders für Besitzer von Transportern mit bis zu 900 Millimeter breiter Schiebetür eignet.
Darüber hinaus ist der individuelle Aluminium-Leichtbau vorteilhaft für alle, die eine spezielle Lösung für ihr Handwerk oder ihren Service suchen. Modul-System ist speziell in puncto Dach einen Blick wert. Die leichten und stabilen Träger und die verschließbare Rohrbox können hilfreich sein. Auch die stapelbare Multi-Box ist sehr praktisch, variabel und macht qualitativ einen sehr guten Eindruck.