Der Tonale ist das erste Kompakt-SUV von Alfa Romeo. 4,53 Meter lang ist der nach einem Alpenpass benannte Tonale, der ein schärferes Design als Gulia und Stelvio zeigt. Die Front prägen der traditionelle Scudetto-Grill und schmale Scheinwerfer mit drei Leuchteinheiten je Seite, die Heckleuchten nehmen das vom 159er, Brera und letzten Spider bekannte Stilelement ebenfalls auf und ein durchgehendes Lichtband verbindet die Heckleuchten. Das schicke Design mit ansteigender Fensterlinie reduziert zwar die Sicht nach hinten, überraschenderweise aber nicht das Platzangebot. Fahrer und Passagiere haben vorne wie im Fond ordentlich Platz. Viel Platz für Gepäck gibt es auch: 500 Liter sind ordentlich. Nach Umlegen der asymmetrisch geteilten Rücksitze kann das Ladevolumen auf 1.550 Liter erweitert werden.
Innenraum besonders wertig
Das Cockpit prägt ein 12,3-Zoll-Digitalinstrumententräger und das Infotainment-System mit 10,25-Zoll-Monitor. Das Infotainmentsystem bietet unter anderem eine kabellose Smartphone-Schnittstelle und OTA-Updates. Außerdem integriert Alfa Romeo die Blockchain in den Tonale. Soweit vom Fahrzeugeigner gewünscht, lassen sich damit die Wartungs- und Nutzungshistorie inklusive des Kilometerstands fälschungssicher dokumentieren. Generell lege man viel Wert auf ein besseres Restwertverhalten der Fahrzeuge und damit auch des Tonale, wozu auch die gestiegene Produktqualität beitragen soll. Die Verarbeitung ist gut, die Konnektivität problemlos und das Navi, dank Amazons Alexa und Navidaten von Tom Tom, schnell und aktuell. Der Qualitätseindruck insgesamt: wertig. Alfa gibt auch selbstbewusst erstmals fünf Jahre Garantie auf den Tonale.
Mildhybrid mit Schwächen
Das schöne neue Design des Tonale hat Alfa Romeo auf die schon recht betagte Technik-Plattform des Jeep Compass/Renegade gesetzt. Da sich auf dieser Basis kein kompletter E-Antrieb mehr realisieren lässt, begnügt sich Alfa mit drei Benzin-Hybridvarianten. Zwei Mildhybride und ein Plug-In. Die Mildhybride kommen mit einem 1,5 Liter-Turbo-Vierzylinder, 48 Volt-Bordnetz samt kleiner Batterie und Frontantrieb in den Leistungsstufen 130 und 160 PS daher. Der Plug-In-Hybrid hat 275 PS Systemleistung. Die elektrische Reichweite soll bei rund 64 Kilometern liegen, der 122 PS starke E-Motor an der Hinterachse macht den Tonale dabei zum Allradler. Den Diesel gibt es als 130 PS-Version.
Theorie und Praxis
Wir waren mit dem 1,5 Liter-Turbo-Vierzylinder Mildhybrid mit 160 PS auf Testfahrt. Der 13,5 Kilo schwere Akku sitzt zwischen den Vordersitzen und soll den Tonale in erster Linie ein bisschen flottere Beine machen und zumindest beim Rangieren komplett elektrisch einparken. Der Verbrenner ist dann komplett entkoppelt. Bei einem Alfa freut man sich ganz besonders auf das Fahren. Doch hier beginnt die Enttäuschung. In den technischen Daten liest sich alles ganz gut. Der 1,5-Liter-Turbobenziner leistet 160 PS und wird zudem von einem kleinen Elektromotor mit 20 PS unterstützt und das daraus resultierende Drehmoment von 240 Newtonmeter ist mehr als ausreichend. Nur ist es das leider nicht. Vielleicht liegt das an der schon etwas betagteren Technik? Geht die Fahrwerksabstimmung noch gerade in Ordnung, wirkt das sehr träge reagierende Doppelkupplungsgetriebe schon altbacken. Hinzu kommt eine sehr indirekte Lenkung, die schon im Stadtverkehr auffällt. Da hilft auch der bekannte, sogenannte DNA-Steller nicht weiter. Denn schon bei D (Dynamic) entfaltet der Tonale seine ganze Behäbigkeit. Was einem bei N (Normal) und vor allem A (Advanced Efficiency) erwarten wird, möchte man gar nicht erst wissen. Trotz der vielen PS hat man immer das Gefühl, dass der Alfa Tonale gebremst wird und er nicht vom Fleck kommt. Ihm fehlen schlicht die Leichtigkeit und Agilität. Auch das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe ist nicht mehr ganz taufrisch und beantwortet den Kickdown mit einer Atempause, bevor der Wunsch nach zügiger Beschleunigung zum Motor weitergereicht wird. Die elektrische Unterstützung ist beim Fahren kaum zu spüren. Der kleine Akku mit seinen knapp 0,8 kWh Kapazität soll für ganz kurzes elektrisches Fahren den Benziner komplett entkoppeln. Das rein elektrische Einparken funktioniert nicht immer. So kann es sein, dass sich beim Rangieren plötzlich der Verbrenner anschaltet und ruckartig einkoppelt. Das sorgt für manche Stresssituation, wenn das Fahrzeug bei gleich gedrückter Pedaltiefe plötzlich ruckartig nach hinten sausen will. Insgesamt wirkt der Alfa als Mildhybrid seltsam in sich gefangen. Unter diesen Voraussetzungen ist wohl auch die schwächere Variante mit 130 PS kaum zu empfehlen. Wer einen Tonale als Dienstwagen will, sollte vielleicht lieber den Diesel mit 130 PS probieren, der vielleicht auch weniger verbraucht als die acht Liter Super, die wir bei unseren Testfahrten auf 100 Kilometer benötigten.
Fazit:
Für unseren optisch gelungenen, immerhin aber mindestens 35.966 Euro (alle Preise netto zzgl. USt.) teuren Tonale gilt: Emotionale Marken haben es besonders schwer, wenn die Konzernbaukästen standardisierte Systeme, vom Fahrwerk bis hin zu Motoren und Getriebe vorschreiben. Dem einen Unternehmen gelingt das besser, anderen weniger gut. Die Controller von Stellantis haben es beim Tonale jedoch übertrieben und dem Italiener zu viel alte Technik verordnet. So hat der Alfa zwar viele Stärken, aber auch deutliche Schwächen. Leider gerade da, wo man es bei dieser Marke am wenigsten erwartet.
Betriebskosten / TCO: So viel kostet der Alfa Romeo Tonale 1.5 VGT Ti Hybrid pro Kilometer