Ausfallzeiten zählen beim Nutzfahrzeug-Einsatz zu den größten Kostenfaktoren. Das weiß auch Ford und hat sich mit der Geschäftseinheit Ford Pro auf die Fahnen geschrieben, die Produktivität in den Transporter-Fuhrparks zu erhöhen. Mit entsprechenden Fahrzeug-, aber vor allem auch Serviceangeboten wollen die Kölner ihren Spitzenplatz im europäischen Transportermarkt sichern und ausbauen. Mit den – aus dem Feldversuch bereits bekannten – Angeboten Ford Liive und dem mobilen Service für Nutzfahrzeuge rollt Ford nun auch in Deutschland zwei weitere Bausteine seiner Nutzfahrzeug-Strategie richtig aus.
Service-Termin innerhalb von 72 Stunden
Vor rund einem Jahr startete Ford Liive auch in Deutschland als Fords zentrales Instrument für die sogenannte Predictive Maintenance im Transporter-Service, also die vorausschauende Wartung. Bereits seit einigen Jahren haben die Ford-Transporter serienmäßig ein Modem an Bord. Wer das aktiviert, lässt den zentralen Zugriff auf Fahrzeugdaten zu. Mögliche Wartungsaufwände oder Fehler lassen sich so bereits im Vorfeld erkennen – und entsprechende Werkstatt-Aufträge entsprechend frühzeitig einsteuern. Sowohl Vertrags-Werkstätten als auch Ford selbst haben über Ford Liive Zugriff auf die Fahrzeugdaten und können entsprechend reagieren.
Den Ford-Fleet-Care-Standard, also die Anforderung, über Ford Liive prognostizierte Wartungs- oder Reparaturarbeiten innerhalb von 72 Stunden auszuführen, erfüllen in Deutschland derzeit rund 500 Ford-Werkstätten. Sie sind es auch, die aktiv auf den Kunden zugehen. Werkstätten, die den genannten Standard nicht erfüllen, erhalten die Fahrzeuginformationen zwar auch. Ein Werkstatttermin innerhalb von drei Tagen ist den Transporter-Haltern dann aber nicht garantiert. Dass Ford die Halter noch nicht direkt kontaktiert, hat laut Claudia Vogt, Direktorin Ford Pro DACH, und Michael Anton, Manager Ford Pro Service im Ford Customer Service DACH, zwei Gründe: die aktuelle Ausgestaltung der Service-Verträge und Datenschutzvorgaben.
Ford-Liive-Center ab sofort auch in Köln
Apropos Datenschutz: Weil die Halter das Modem und damit die Datenübertragung selbst aktivieren müssen, stimmen sie Prozess und Weitergabe laut Ford aktiv zu. Für den Predictive-Maintenance-Service seien zudem keine GPS-Daten und damit keine personalisierten Daten notwendig, sagt Jeffrey L. Scott, Manager Fleet Service Solutions im Ford Customer Service DACH. Und sowieso entschieden die Kunden auch über den Umfang der Datenweitergabe. 60 Tage lang haben Ford und die Ford-Werkstätten Zugriff auf die Daten, koordiniert wird der Service in einem der europaweit fünf Ford-Liive-Center.
Neuestes Ford-Liive Center ist das am Hauptsitz der deutschen Ford-Werke in Köln, das Anfang Februar den Real-Betrieb aufnahm. Auf einer neun mal zwei Meter großen LED-Wand hat das 30-köpfige deutsche Ford-Liive-Team alle wesentlichen Service-Kennzahlen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Blick. Stand Februar sind dort rund 240.000 Ford-Transporter mit Modem unterwegs, rund 55.000 mit voll aktivierter Datenübertragung. Bei etwa 143.000 Fahrzeugen sind die Modems teilaktiviert, bei rund 38.000 überhaupt nicht.
Ford Liive ist ein kostenloser europaweiter Service und richtet sich an Fuhrparks jeder Größe. Nur wer Ford Telematics nutzt, zahlt 21 bis 34 Euro netto pro Monat und Fahrzeug. Auch diese Gebühr fällt aber nur für den Telematik-Service an. Die zusätzliche Aktivierung des Modems für Ford Liive ist davon unabhängig und verursacht keine Extra-Kosten. Seinen Nutzwert stellt Ford Liive aus Sicht von Ford bereits unter Beweis: 2022 konnten demnach europaweit 301.000 Stunden Ausfallzeit und umgerechnet 138.000 Euro Kosten vermieden werden.
Mobiler Ford-Service für Transporter
Auch der zweite Service, den Ford derzeit in Deutschland in der Breite ausrollt, ist laut Hersteller für die Kunden in der Regel kostenlos. Die Rede ist vom mobilen Wartungs- und Reparaturservice. Er richtet sich an Großkunden mit mindestens 50 Transportern, die überregional im Einsatz sind. Da in diesem Fall aber die Ford-Vertragswerkstätten Anbieter sind, obliegt ihnen auch die Preisgestaltung. Weil die meisten mobilen Wartungen oder Reparaturen aber innerhalb von 30 Kilometer vom Werkstattsitz entfernt erfolgten, oft mehrere Aufträge auf einmal und nicht selten Folgeaufträge winkten, verzichteten die meisten Werkstätten auf einen Preisaufschlag für den Service vor Ort, berichtet Jeffrey Scott.
Besonders für fernab des Kundensitzes eingesetzte Transporter oder Fahrzeuge auf der Langstrecke eigne sich der mobile Service, meint Ford. Wurde per Zentral-Hotline oder -Mail ein Wartungs- oder Reparatur-Termin vereinbart, erscheint einer von derzeit 60 Werkstatt-Transit vor Ort. Sie sind Eigentum der teilnehmenden Vertrags-Werkstätten, bis Ende des Jahres soll ihre Zahl auf 90 wachsen. 70 Prozent aller Werkstattumfänge lassen sich laut Ford mobil vor Ort erledigen, darunter auch Glasreparaturen.
2022 rückten die noch 40 Service-Transit 7.500 mal zu von Ford vermittelten mobilen Servicearbeiten aus. Dazu kamen laut Scott weitere von den Werkstätten selbst angenommene mobile Service-Aufträge. Im Schnitt gehen die Kölner von 1,7 mobilen Aufträgen pro Arbeitstag aus, möglich seien aber bis zu fünf.
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