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bfp-Interview

"Wir werden kein Telematikanbieter"

Dass Assistenzsysteme nicht nur als Originalequipment funktionieren, zeigt Mobileye seit vier Jahren. Ein Gespräch mit Deutschland-Chef Anatoliy Reinhardt.

Von Christian Frederik Merten

Anatoliy Reinhardt, Director DACH der Intelligent Mobility Solutions Division bei Mobileye, im bfp-Interview über nachrüstbare Fahrerassistenzsysteme und die Potenziale zur Systemvernetzung.

bfp: Herr Reinhardt, welche Rolle spielt der Nachrüstmarkt heute für Mobileye und hier insbesondere Flotten- und Gewerbekunden?

Anatoliy Reinhardt: Mobileye ist in Deutschland seit mittlerweile vier Jahren im Nachrüstmarkt für Fahrerassistenzsysteme aktiv. Wir haben damals festgestellt, dass viele Fahrzeuge zum Beispiel nicht mit einem Kollisionswarnsystem oder, was vor allem den Nutzfahrzeugbereich betrifft, nicht mit einem Abbiegeassistenten erhältlich waren. Das war für uns Anlass, parallel zu unserem Erstausrüstungsgeschäft die Aftermarkt Division ins Leben zu rufen. Damit wollen wir einen aktiven Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und des Arbeitsschutzes leisten.

Mobileye-Nachrüstlösungen ausschließlich passive Systeme

bfp: Welche Nachrüstlösungen haben Sie in Deutschland derzeit im Programm?

A. Reinhardt: Für Pkw sprechen wir hier von unserer vorausschauenden Kollisionswarnung, von der Fahrrad- und Fußgängererkennung, von der Spurhaltewarnung sowie einer Abstandswarnung und eine Geschwindigkeitsbegrenzungsanzeige – diese sind im Produkt Mobileye 6 alle enthalten. Für Nutzfahrzeuge haben wir seit drei Jahren mit Shield+ auch einen Abbiegeassistenten im Angebot.

bfp: Wie unterscheiden sich Ihre Nachrüstlösungen von denen, die Sie für die Erstausrüstung entwickeln?

A. Reinhardt: Bei unseren Nachrüstlösungen und bei den Lösungen für die OEMs kommt die gleiche Technologie zum Einsatz. Bei den Nachrüstlösungen handelt es sich um passive Systeme, die nicht aktiv in die Fahrzeugsteuerung eingreift. Sie bieten die jedoch gleiche Qualität und die gleiche Wirksamkeit wie die Lösungen, die wir im Erstausrüstergeschäft an OEMs liefern.

bfp: Was hat es mit dem Abbiegeassistenten auf sich?

A. Reinhardt: Den Abbiegeassistenten haben wir auf der IAA 2016 speziell für Nutzfahrzeuge vom Transporter ab 3,5 Tonnen bis zum schweren 40-Tonner sowie für Busse vorgestellt. Wir waren damit unserer Zeit noch etwas voraus, da erst seit zirka einem Jahr die Nachfrage spürbar mehr wird. Ein Grund dafür ist sicherlich auch die Aufmerksamkeit, die die Politik dem Thema Fußgänger- und Fahrradfahrersicherheit mittlerweile zukommen lässt. Dazu gehören auch entsprechende Förderprogramme, für die unsere Systeme bereits zertifiziert sind.

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Visueller Sensor technische Basis bei Mobileye

bfp: Auf welche technische Grundlage greift der Abbiegeassistent zurück?

A. Reinhardt: Technische Basis des Abbiegeassistenten ist wie bei allen unseren Systemen ein visueller Sensor. Er erkennt nicht nur Fußgänger und Fahrradfahrer, sondern analysiert auch die jeweilige Verkehrssituation. Weil er zum Beispiel Geschwindigkeiten erkennt und wahrscheinliche Fahrwege vorausberechnet, ist er in der Lage, die Gefährlichkeit bestimmter Verkehrssituationen einzuschätzen. Dabei fokussiert er sich ausschließlich auf Fußgänger und Fahrradfahrer, die weitere Umgebung wie zum Beispiel Laternen oder Ampeln erkennt er als unbewegliche und somit ungefährliche Objekte. Damit können wir den Fahrer gezielt über gefährliche Verkehrssituationen informieren, was die Akzeptanz des Systems deutlich erhöht.

bfp: Greift das System in Gefahrensituationen aktiv in das Fahrgeschehen ein?

A. Reinhardt: Nein, bei allen unseren Nachrüstlösungen sprechen wir von passiven Assistenzsystemen. Aber die Informationen, die die Systeme liefern, sind sehr genau und zuverlässig. Sie können sich vorstellen, dass allein die zuverlässige Information der Fahrer über gefährliche Verkehrssituationen einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit leistet.

"Kleine Telematikösung"

bfp: Wie wird sich Ihr Produktportfolio auf absehbare Zeit weiterentwickeln?

A. Reinhardt: Wir sind aktuell dabei, Mobileye 8 Connect im Markt einzuführen. Das basiert auf einer neuen Chip-Generation, was auch neue Funktionen ermöglicht. Dazu zählt zum Beispiel eine verbesserte Fußgängererkennung – auch bei Dunkelheit und schlechter Sicht. Basis dafür sind eine generell bessere Erkennung sowie ein größerer Erfassungsbereich.

bfp: Wofür steht der Namensbestandteil Connect?

A. Reinhardt: Connect heißt, dass dieses System bestimmte Informationen analysiert und an den Fahrer weitergibt. Für den Fuhrparkbereich ist dieses System besonders relevant, da es als "kleine Telematiklösung" für Fahrverhaltensanalyse optional einsetzbar ist. Damit sind wir in der Lage, die Fahrer präventiv mit sicherheitsrelevanten Informationen zu versorgen, die für ihn selbst noch gar nicht sichtbar sind. Zum Beispiel schlechtes Wetter auf der Strecke oder ein Unfall hinter einer Kurve oder Kuppe.

bfp: Auf welche Technik greifen Sie dabei zurück?

A. Reinhardt: Wir sprechen hier von einer Cloud-Lösung. Die in die Cloud übermittelten Informationen können wir im Anschluss mit allen Verkehrsteilnehmern teilen, die ebenfalls auf Mobileye-Technik zurückgreifen. Die Technik ermöglicht uns auch, Hotspots gefährlicher Verkehrssituation zu lokalisieren und Fahrer vor Ort entsprechend vorzuwarnen.

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Reportings ausschließlich über dritten Telematikanbieter

bfp: Werden Sie für Ihre Kunden aus diesen Informationen generierte Reportings zur Verfügung stellen?

A. Reinhardt: Eins vorweg: Wir werden kein Telematikanbieter. Aber natürlich ist es für uns kein Problem, Daten wie das – visuell erfasste – Fahrverhalten oder die GPS-Position an Telematikanbieter zu liefern, die dann wiederum entsprechende Reportings für ihre Kunden generieren können.

bfp: Inwiefern eignen sich Mobileye-Systeme für das Riskmanagement?

A. Reinhardt: Die Unfallprävention, zu der wir mit unseren Systemen beitragen, und das Riskmanagement sind natürlich eng miteinander verknüpft. So erkennen zum Beispiel viele Versicherungen das Potenzial unserer Produkte für das Riskmanagement. Sie verfügen über die entsprechenden Schadenquoten ihrer Kunden und können damit ganz individuell herausarbeiten, welches Sparpotenzial sich hinter der Nutzung der Mobileye-Systeme verbirgt. Sowohl was die Versicherungsprämie angeht, aber auch mit Blick auf Ausfallzeiten.

bfp: Können Sie konkrete Zahlen nennen, wie sich die Unfallhäufigkeit durch den Einsatz von Mobileye-Systemen verändert?

A. Reinhardt: Grundsätzlich erkennen wir bei vielen Kunden einen signifikanten Rückgang der Unfallzahlen. Ein Beispiel ist etwa das Unternehmen Universal Tyre and Autocentres aus England. Seit der Einführung der 6er-Serie von Mobileye in die Flotte des Unternehmens wurde bislang nur ein einziger Auffahrunfall mit marginalen Reparaturkosten erfasst, obwohl in der Zwischenzeit die Flotte des Unternehmens vergrößert wurde. Die durchschnittlichen Gesamtkosten durch Unfälle der Fahrzeugflotte konnten zudem um 50 Prozent verringert werden.

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Anschluss der Mobileye-Lösung über Can-BUS

bfp: Was kosten die Mobileye-Systeme und wie funktioniert der Einbau?

A. Reinhardt: Der Einbau erfolgt über uns oder einen unserer Partner beim Kunden vor Ort. Was Sie dafür brauchen, sind Tageslicht und ein ebener Stellplatz, sonst nichts. Bei den Frontkamerasystemen dauert das eine Stunde, maximal eineinhalb Stunden. Der Einbau erfolgt also locker während der Arbeitszeit im laufenden Betrieb. Der Standardpreis für das Frontkamerasystem liegt bei 950 Euro brutto inklusive Einbau. Für Fuhrparks, die mehrere Fahrzeuge ausrüsten, gelten selbstverständlich abweichende, günstigere Preise. Beim Abbiegeassistenten inklusive Frontkamerasystem liegt der Standardpreis bei 2.250 Euro brutto inklusive Installation, wobei dieser Betrag mit maximal 1.500 Euro förderfähig ist.

bfp: Wo schließen Sie das System im Fahrzeug an?

A. Reinhardt: Der Anschluss erfolgt über den Can-BUS im Fahrzeug. Das System arbeitet induktiv, liest die Fahrzeugsignale aus und ist nicht deaktivierbar. Das ist ein weiterer Beitrag zum Thema Fahrsicherheit. Denn wir haben festgestellt, dass die Fahrer ihr Verhalten, um die Warnsignale des Systems zu vermeiden, mittelfristig ändern und vorausschauender fahren.

bfp: Herr Reinhardt, herzlichen Dank für das Gespräch.

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