Ordnungssysteme sind bei Bott schon seit Langem ein Thema. 1930 als Teilezulieferer für die Automobilindustrie gegründet, fokussierte sich das Familienunternehmen aus Gaildorf bei Schwäbisch Hall in den 1960ern zunächst auf die Entwicklung und Produktion von Betriebseinrichtungen sowie immobilen Ordnungs- und Arbeitsplatzsystemen. Die produziert Bott heute immer noch, den Großteil der Aktivitäten machen mittlerweile aber die Lösungen aus, für die die Schwaben besonders in Fuhrparkkreisen bekannt sind: Fahrzeugeinrichtungen. Das Hauptgeschäft bestreitet Bott heute mit dem Transporter-Ausbau.
Dabei startete Bott dieses Geschäftsfeld zum Jahrtausendwechsel eher zufällig: Großkunde Telekom, mitten im Ausbau seines Mobilfunknetzes, wünschte sich von Bott nicht nur stationäre Ordnungssysteme, sondern wollte diese auch mobil in seinen Servicefahrzeugen verwenden. Gaildorf sagte nicht nein, und damit war der Grundstein für die neue Sparte gelegt. „Obwohl man damals überhaupt nicht genau wusste“, so Jan Willem Jongert, CEO und Sprecher der Bott-Geschäftsführung, „wie man mobile Ordnungssysteme in dieser Größenordnung termingerecht liefern sollte.“
Bott-Ausbauten selbst konfigurierbar
Heute baut Bott sein aktuelles Einrichtungssystem Vario 3 sowie individuelle Kundenlösungen in alle gängigen Transportermodelle ein. Aus rund 25.000 verschiedenen Komponenten und Teilen setzen sich die jeweiligen Lösungen zusammen, Kunden haben die Möglichkeit, sich ihr System schon vor dem Kauf im Online-Konfigurator zusammenzustellen. „200 Nutzerinnen und Nutzer pro Tag greifen auf dieses Angebot zurück“, so Jongert.
Und wenn sich die Kunden für die Anschaffung eines Bott-Ausbaus entscheiden, dann greifen sie in der Regel zum Leasing: In Europa seien 70 Prozent der Bott-Einbauten zusammen mit dem Fahrzeug geleast, ergänzt Jongert.
E-Mobilität beeinflusst auch das Ausbau-Geschäft
Was dagegen in den letzten Jahren auch im Aus- und Einbaugeschäft für deutlichen Wandel gesorgt hat? Für Jan Willem Jongert ganz klar: „Die E-Mobilität.“ 2022 besaßen rund zwölf Prozent der von Bott ausgebauten Transporter einen vollelektrischen Antrieb. Weil sich das Laderaumvolumen der meisten Elektro-Transporter im Vergleich zu den Verbrennern nicht verändert, bleibt für die Kunden auf den ersten Blick alles beim Alten.
Nicht so für Bott: „Man kann Böden und teilweise auch Seitenverkleidungen in Elektro-Transportern nicht verschrauben. Deshalb müssen wir auf neue Befestigungstechnologien ausweichen, beispielsweise das Verkleben.“ Außerdem erforderten Arbeiten an Elektro-Transportern nicht nur größere Sicherheitsabstände zwischen den Fahrzeugen, sondern auch spezifische Personalqualifizierungen. Vor allem, weil Bott-Einbauten teilweise Arbeiten an der Fahrzeugelektronik erfordern „und wir natürlich auch neue Technologien wie zum Beispiel die Vehicle-to-Load-Funktion für den Anschluss von Arbeitsgeräten direkt am Fahrzeug nutzen möchten“, so Jongert.
Allerdings, das ist Jan Willem Jongert wichtig zu ergänzen, gebe es doch einen Punkt, an dem sich die Elektromobilität auch auf das Verhalten der Bott-Kunden auswirke. „Früher legten sich viele Kunden jahrelang auf eine Transportermarke und ein Transportermodell fest.“ Das habe sich mit dem Elektroantrieb verändert: „Viele Kunden kommen jetzt zuerst zu uns und fragen, wie sich ihre gewohnten Einbau-Lösungen auch mit Elektroantrieb umsetzen ließen. Erst dann entscheiden sie sich für ein Modell.“ Und das, so Jongert, könne neuerdings durchaus von einer komplett neuen Marke stammen.
Endmontage und Vertrieb im neuen Bott-Kundencenter
Um die neuen Herausforderungen auch in Zukunft zu meistern, haben die Gaildorfer jetzt an ihrem Hauptsitz deutlich investiert. Entwicklung und die Produktion des Laderaumschutzes – also Laderaumböden, aber auch Wand-, Türen- und Deckenverkleidungen – findet zwar weiterhin im bestehenden Werk eins ebenfalls am Stammsitz statt, auch die Produktion der Ausbauelemente verbleibt im Werk zwei. Seit Ende Mai ganz neu ist aber das sogenannte Kundencenter, ein Standort, der nicht nur mehr Platz für die Endmontage im Fahrzeug bietet, sondern auch den Vertrieb beherbergt.
Auf 40.000 Quadratmetern bietet die Anlage nicht nur Platz für 40 Ausbau-Arbeitsplätze – dort kümmern sich 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um die notwendigen Aufgaben –, sondern auch für den 80-köpfigen Bott-Vertrieb. Dazu kommen 300 Parkplätze im Außenbereich für angelieferte und fertige Kundenfahrzeuge sowie eine eigene Folier-Werkstatt, denn Bott foliert rund 50 Prozent der umgebauten Transporter selbst. Außerdem gibt es insgesamt 48 AC- beziehungsweise DC-Ladepunkte von ABL auf dem Gelände, die entsprechende Software der ABL-Tochter Reev ermöglicht außerdem die kundenindividuelle Stromabrechnung.
„Einbauten sind ein emotionales Thema“
Am neuen Standort hat Bott seine Umbaukapazitäten deutlich erhöht, und zwar – genaue Zahlen nennen die Baden-Württemberger nicht – auf das Doppelte. Wer seinen Transporter auf den Hof stellt, bekommt seinen Ausbau innerhalb von drei bis vier Tagen abgewickelt, sagt Jongert. Das gelte allerdings nicht nur für den Standort Gaildorf, sondern auch europaweit für alle anderen Bott-Standorte und auch für die externen Service-Partner, die ebenfalls Einbauten für Bott übernehmen. In Deutschland kommt Bott so auf insgesamt über 40 Standorte.
Fünf Prozent des Einbau-Volumens wickelt Bott in seinem neuen Kundencenter ab. Für die Kunden biete es schnellere Durchlaufzeiten und auch eine höhere Qualität, so Jongert. Vor allem aber betont er die Emotionalität des Themas Transporter-Einbauten: „Das Fahrzeug ist für Transporterfahrer ein Wohnzimmer“, so Jongert. „Diese Tatsache im Blick, wollen wir unsere Kunden auch emotional ansprechen.“
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