Bis vor kurzem waren es überwiegend Großflotten, die das Fuhrparkmanagement an externe Anbieter auslagerten. Doch mittlerweile entscheiden sich auch immer mehr mittelständische Unternehmen dafür, ihr Flottenmanagement in die Hände von Spezialisten zu geben. „In den letzten Monaten ist eine deutliche Steigerung der Nachfrage nach Fuhrparkmanagement-Dienstleistungen zu verzeichnen. Dabei zeigt sich, dass vermehrt Unternehmen, die sich bisher noch nicht mit Outsourcing ihrer Mobilitätsanforderungen beschäftigt haben, zu uns finden“, berichtet etwa Horst Hirte, Business Development Manager der Fuhrparkgesellschaft Fleetcar+Service Community (F+SC).
Trend 1: Outsourcing auch für Mittelstandsflotten attraktiver
Die Branche rechnet damit, dass sich dieser Trend auch 2022 fortsetzen wird. Seit Beginn der Pandemie befinden sich viele Unternehmen in einer „völlig anderen Mobilitätslage: weniger Außentermine, mehr Homeoffice - aber weiterlaufende Fuhrparkkosten“, schildert etwa Thomas Lüthe, Geschäftsführer des Fahrzeug Dienstleistungs Zentrums GmbH (FDZ).
„Die Corona-Pandemie hat bei vielen Unternehmen dazu geführt, dass die Themen Fuhrpark und Fuhrparkmanagement grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt werden“, beobachtet auch Stephan Maleszka, Geschäftsführer der Car Professional Fuhrparkmanagement und Beratungsgesellschaft.
Matthias Engel, Geschäftsführer von Car Extern Automotive Services erklärt: „Nach wie vor gilt, dass zahlreiche Unternehmen keine zusätzlichen Stellen aufbauen, um das Fuhrparkmanagement in Eigenregie durchzuführen. Aufgrund der stetig wachsenden Anforderungen im Fuhrpark erhöht sich der Workload entsprechend.“ Dadurch steigt der Druck auf Fuhrparkverantwortliche, sich externe Unterstützung zu suchen.
Trend 2: Elektrifizierung der Flotte
„Ein Haupttrend im Fuhrpark bleibt die zunehmende Elektrifizierung“, sagt Coralix-Geschäftsführer Thomas Mitsch. „Damit verbunden steigt etwa die Nachfrage nach intelligenten Abrechnungssystemen, um Stromentnahmen der Dienstwagennutzer an der heimischen Wallbox von öffentlichen zu trennen.“
Das Beispiel „Abrechnungssysteme“ zeigt bereits: Der Trend zur Elektrifizierung der Firmenwagen macht es Fuhrparkverantwortlichen zukünftig immer schwerer, die Flotte in Eigenregie zu managen. Auch für kleine und mittelständische Fuhrparks gewinnen Beratung und externe Services an Bedeutung: „Waren das in der Vergangenheit in erster Linie Leasingunternehmen, Kraftstofflieferanten und Werkstätten, so steigt heute der Bedarf nach weiteren Dienstleistern enorm an – etwa um Anbieter für Elektrofahrzeuge, Ladeinfrastruktur oder alternative Mobilität“, berichtet Alexander Heß, Geschäftsführer Traxall Germany.
Trend 3: Wachsende Komplexität beschleunigt Digitalisierung im Fuhrparkmanagement
„Während der Pandemie haben sich wohl alle Unternehmen weltweit auf ihr jeweiliges Kerngeschäft konzentriert. Oftmals fiel dabei auf, dass der interne Aufwand im Flotten- und Mobilitätsbereich zu hoch ist“, berichtet Marvin Froehlich, International Strategic Manager bei Fleet International Enterprises. (FIE). Die Komplexität im Fuhrparkmanagement hat mittlerweile ein Niveau erreicht, das sich kaum mehr ohne den Einsatz technologischer, digitaler Hilfsmittel bewältigen lässt: „Die meisten Fuhrparks benötigen aktuell Unterstützung bei der Fahrzeugauswahl, Nutzung von Subventionen, Flottenmix und Digitalisierung von Workflows im Daily Business“, so Flottenservice-Leiterin Christina Karl (Carsync). Die Verwaltung von modernen Fuhrparks wird dadurch „zunehmend auch zu einer technologischen Herausforderung“ (Thomas Mitsch, Coralix).
„Wir beobachten, dass die Anforderung an Servicequalität und Performance zunehmen und Key Performance Indices zum Standard werden“, beschreibt Car Extern-Geschäftsführer Matthias Engel. „Nicht nur die Mobilitätsnutzer wollen mit modernster Technik und IT-Lösung versorgt werden, sondern auch die Entscheidungsträger und Stakeholder haben einen immer höheren Anspruch an das Frontend und die Reporting-Kapazitäten“, bestätigt Marvin Froehlich (Fleet International Enterprises).
Digitalisierung, Vernetzung und Automatisierung prägen den Fuhrpark der Zukunft, ist auch Thorsten Bertram, Senior Marketing & Account Manager bei Fleet Logistics, überzeugt: „Eine intelligente und umfassende Vernetzung bringt den Nutzern nicht nur zusätzliche Funktionalitäten, sondern optimiert die Transparenz und Effizienz der einzelnen Prozesse.“
Trend 4: Mobility as a Service: Neue Mobilitätsformen gewinnen an Bedeutung
„Neben Elektromobilität ist die Zukunft im Fuhrpark geprägt von neuen Formen der Mobilität“, prognostiziert Niels Krüger, Geschäftsführer des Fuhrparkmanagement-Dienstleisters TCS – Technology Content Services. „Der einzelne Dienstwagen wird immer stärker in den Hintergrund rücken.“ 2022 wird sich die Entwicklung von einer „rein fahrzeugfokussierten Betrachtung hin zu einer alle Mobilitätsformen einschließenden Lösung“ (Thorsten Bertram, Fleet Logistics) beschleunigen.
Bedingt durch sich ändernde Nutzerperspektiven rückt nicht nur der E-Firmenwagen stärker in den Fokus, „auch Alternativen wie z.B. E-Bikes, der ÖPNV und Die Bahn wollen im Blumenstrauß der Mobilitätsmöglichkeiten abgebildet sein“, so Horst Hirte (F+SC).
„Der Fuhrpark der Zukunft ist Teil einer Unternehmensmobilität, die sich aus unterschiedlichen Antriebsarten, verschiedenen Mobilitätsformen und diversifizierten Nutzergruppen zusammensetzt, um dem wachsenden Bewusstsein für das Thema Klimaschutz und der zunehmenden Wunsch nach Flexibilität gerecht zu werden“, beschreibt Stephan Maleszka, Geschäftsführer der Car Professional Fuhrparkmanagement und Beratungsgesellschaft.
Trend 5: Flexibilität und Offenheit gegenüber Neuerungen – aber nicht nur freiwillig
Die aktuelle Dynamik und steigende Komplexität der Unternehmensmobilität bedeuten, „dass sich auch die Strategien für das Flottenmanagement ständig weiterentwickeln müssen“, fasst TraXall Germany-Geschäftsführer Alexander Heß zusammen.
Das erfordert von Fuhrparkverantwortlichen eine dauerhafte Flexibilität und Offenheit gegenüber Neuerungen. Eine Flexibilität, die alle Bereiche umfasst: So wird einerseits 2022 „der Umgang mit Lieferengpässen seitens der Fahrzeughersteller und den damit verbundenen Vertragsänderungen bzw. die Schaffung von Interimsmobilität eines der Hauptthemen werden“, rechnet FDZ-Geschäftsführer Thomas Lüthe. „Eine Herausforderung sind auch die immer stärker werdenden Auswirkungen der Halbleiterlieferschwierigkeiten“, so Christina Karl, Leitung Flottenservice bei Carsync. „Die damit einhergehenden Preissteigerungen bei Neu- und Gebraucht Fahrzeugen, sowie das Interimsmanagement für die verspäteten Lieferungen fordern das Fuhrparkmanagement.“
Andererseits gilt das auch für den Bereich der Finanzierung: „War in der Vergangenheit Leasing bei den allermeisten Fuhrparks als Finanzierungsart vorherrschend, findet derzeit auch die Idee eines Kauffuhrparks wieder eine größere Akzeptanz“, schildert Horst Hirte (F+SC). „Mit dem Auto-Abo hat sich neben der bewährten Langzeitmiete eine attraktive Möglichkeit etabliert, um insbesondere E-Firmenwagen ohne Langzeitverpflichtungen auszuprobieren.“
Das sagen die Experten:
„Die Zukunft der Unternehmensmobilität wird vor allem politisch gesteuert. Um Nachhaltigkeitsstrategien gerecht zu werden, in denen nicht ein Ziel das andere kannibalisiert, gilt es sorgfältig abzuwägen, wie zukunftsfähige Mobilitätskonzepte im Unternehmen aussehen müssen. Dabei werden die Digitalisierung sowie alternative Mobilitätsmodelle eine zentrale Rolle
„In immer mehr selbst verwalteten Fuhrparks setzt sich die Erkenntnis durch, dass die vielfältigen Aufgaben in der Planung, Verwaltung, Controlling sowie bei der Steuerung eines Fuhrparks, mit den inkludierten Themen: Rechtssicherheit, Struktur- und Prozesssicherheit, Kostentransparenz und Kostenoptimierung, nur sehr schwer im eigenen Haus optimal abgewickelt werden können.“
„Kunden werden vermehrt nach einer realen Mobilitätslösung fragen: „Wie mobilisieren wir Mitarbeiter, die kein gewöhnliches Firmenfahrzeug haben möchten, sondern mit dem E-Bike, der Bahn oder einen Mietwagen flexibel reisen möchten? Dabei ist die internationale Vernetzung mit Key-Players im Markt genauso ausschlaggebend wie eine agile und hoch flexible IT-Lösung.“
„Aufgrund der stetig wachsenden Anforderungen im Fuhrpark (z.B. E-Mobilität) erhöht sich der Workload für den Fuhrparkverantwortlichen entsprechend. Zahlreiche Unternehmen sind deshalb auf der Suche nach „Tailor-Made“-Lösungen, welche eine persönliche und individuelle Betreuung bieten.“
„Der Fuhrpark der Zukunft ist Teil einer Unternehmensmobilität, die sich aus unterschiedlichen Antriebsarten, verschiedenen Mobilitätsformen und diversifizierten Nutzergruppen zusammensetzt, um dem wachsenden Bewusstsein für das Thema Klimaschutz und dem zunehmenden Wunsch nach Flexibilität gerecht zu werden. Durch diese Vielfältigkeit werden die Beratung und das Outsourcing auch zukünftig eine wesentliche Rolle im Fuhrparkmanagement spielen.“
„Die Zukunft ist geprägt von Elektromobilität und neuen Formen der Mobilität. Der einzelne Dienstwagen wird in den Hintergrund rücken.“
„Seit Beginn der Pandemie ist eine vermehrte Nachfrage zum Thema Auslagerung des Fuhrparkmanagements zu verzeichnen. Zum einen sehen sich die Unternehmen in einer völlig anderen Mobilitätslage: weniger Außentermine, mehr Homeoffice – aber weiterlaufende Fuhrparkkosten. Zum anderen fehlen stellenweise entsprechende Fachkenntnisse und qualifiziertes Personal, um den immer komplexeren Anforderungen gerecht zu werden.“
„Mobilität im Fuhrpark ist im Wandel: Die Verwaltung von modernen Fuhrparks wird zunehmend auch zu einer technologischen Herausforderung. Zudem wird die Einführung von „Intermodalitätsmodellen“ in den nächsten Jahren deutlich zunehmen.“
„Wir wissen, dass die Administration eines Fuhrparks ein hohes Maß an Komplexität und auch Emotionen beinhaltet. Eine Fokussierung auf die eigenen Kernkompetenzen der Unternehmen sowie die weiterführende Zentralisierung auch auf internationaler Ebene führt immer öfter zu der Entscheidung das interne Flottenmanagement in professionelle Hände auszulagern.“
„Die Erfahrung zeigt, dass Fuhrparks aktuell vor allem Unterstützung bei der Fahrzeugauswahl, Nutzung von Subventionen, Flottenmix und Digitalisierung von Workflows im Daily Business benötigen.“