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Leasing

Autoleasing: Wohin geht die Reise?

Leasing gibt es in Deutschland seit mehr als fünf Jahrzehnten. Was bringt die Zukunft und worauf dürfen sich Fuhrparkmanager freuen?

von Alfons Wolf

Digitalisierung, Big Data, Telematik. Wenn es um Trends im Leasing/Fuhrparkmanagement-Markt geht, nennen alle befragten Branchenvertreter vor allem eine Vielzahl an technischen Entwicklungen, die die Branche umtreiben. „Digitale Tools wie Apps für Fuhrparkleiter und Nutzer werden zur Selbstverständlichkeit, die Verwaltung der Fuhrparks erfolgt teilweise schon über Tablets und/oder Smartphones“, meint Holger Rost, Geschäftsführer der Comco Autoleasing und Leiter des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen BDL.

Wie entwickeln sich digitale Services?

Die Branche müsse aber gleichzeitig die vielen Vorgaben erfüllen. So würden die Themen Halterhaftung mit elektronischer Führerscheinkontrolle, Fahrerunterweisung und UVV-Prüfung zunehmend an Bedeutung gewinnen. „Die Entwicklung hin zum papierlosen Fuhrparkmanagement ist zwar noch in vollem Gange und längst nicht abgeschlossen. Doch grundsätzlich ist die Nutzung digitaler Services im Fuhrparkmanagement schon heute Standard“, weiß Christian Schüßler, Prokurist und Commercial Director bei Arval.

Worin besteht der Nutzen für Kunden?

Diese Angebote würden auf eine hohe Nachfrage treffen. Kunden profitieren vor allem von der Transparenz und können frühzeitig Einsparpotentiale erkennen. Die Form der Digitalisierung ist hierbei durchaus vielfältig. „So ersetzen E-Learnings inzwischen die klassische Präsenzschulung zur jährlichen Fahrerunterweisung und bieten dabei noch rechtssichere Dokumentation für den Fuhrparkleiter an“, erläutert Dietmar Jacobs, Geschäftsleitung Fuhrparkmanagement bei Lease Plan Deutschland und ergänzt: „Bei den digitalen Lösungen im Flottenbereich wünschen sich Fuhrparkleiter nicht nur Tools für ihr persönliches Tagesgeschäft, sondern auch Lösungen, die sie hinsichtlich der Fahrerdirektkommunikation entlasten“.

Welche Rolle spielt Telematik?

Die Telematik ist wichtig für die Leasinggesellschaften und ihre Kunden. „Es ist ein erfolgsrelevantes Thema für das Fuhrparkmanagement, die Datenmengen sinnvoll und zum Vorteil aller Beteiligten zu nutzen“, sagt Michael Velte, Vorsitzender des Verbands der markenunabhängigen Fuhrparkmanagementgesellschaften e. V. (VMF) und Geschäftsführer der Deutschen Leasing Fleet. Die große Herausforderung für alle Beteiligten – Automobilindustrie, Mobilfunk-, Telematik- und Technikdienstleister sowie die Leasinggesellschaften – läge darin, die Datenmenge so aufzubereiten, dass diese einen Nutzen für Fuhrparkmanager und Fahrer bringen. „Serviceleistungen, die die VMF-Mitglieder zukünftig ihren Fuhrparkkunden daraus anbieten, werden in jedem Fall die Autonomie, freie Entscheidung und selbstbestimmte Handlung des Fahrers berücksichtigen“, so Velte.

Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?

Wie überhaupt das Thema Datenschutz ein neuralgischerer Punkt für den Erfolg der Telematik sei. „Der Einsatz von Telematiklösungen und der Zugriff auf Echtzeitdaten ist mittlerweile Teil eines professionellen und vernetzten Flottenmanagements, insbesondere bei Serviceflotten“, sagt Vinzenz Pflanz, Chief Sales Officer der Sixt Leasing SE. Auf Basis dieser Technik bietet sein Unternehmen Reportingtools, die ein monatliches Reporting aller Fuhrparkdaten auf internationaler Ebene ermöglichen. „Ohne Internet geht auch künftig nichts mehr, und die Vernetzung per Handy wird weiter zunehmen, wie zum Beispiel bei Schadenmeldungen“, so der Vertriebschef.

Wie viele Firmen nutzen Telematik?

Auch Schüßler sieht großes Zukunftspotenzial in den Telematik-Diensten. Ein Viertel der großen Unternehmen in Deutschland würde sie schon nutzen. „Wir erwarten, dass die Nachfrage in diesem Bereich 2017 weiter steigen wird, denn Telematik ermöglicht die signifikante Senkung laufender Kosten im Fuhrpark, wie etwa des Kraftstoffverbrauchs oder der Wartungskosten“, ist er sicher.

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Sind autonome Fahrzeuge nur eine Frage der Zeit?

Weniger zeitnah, aber dennoch zukunftsträchtig scheint das Thema autonomes Fahren zu sein. Trotz einigen Rückschlägen in der jüngsten Vergangenheit bei Testläufen in den USA ebnen vielfältige Fahrassistenzsysteme, Navigationssysteme und Konnektivität in den heutigen Fahrzeugen den Weg in das vollständig autonome Fahren. „Das heißt, ein Auto kann nicht nur mit Menschen, sondern auch mit anderen Autos kommunizieren. Diese Entwicklungen in die Zukunft projiziert, zeigen auf, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sich Fahrzeuge autonom bewegen können“, sagt Schüßler von Arval. Das autonome Fahrzeug wird sich langfristig durchsetzen. Der individuelle Besitz eines Fahrzeuges wird seiner Meinung nach zur Ausnahme und von verschiedenen Formen der Fahrzeugmiete verdrängt. Betreiber großer Fahrzeugflotten werden auf unterschiedliche Fahrzeugkonzepte und -größen setzen und daraus resultiere ein fließender Übergang zwischen Individual- und öffentlichem Verkehr.

Welche Kritik gibt es an IT-Lösungen?

Einen zweifelhaften und gleichzeitig bedrohlichen Trend sieht Karsten Rösel, Geschäftsführer ALD Automotive, in der zunehmenden Verbreitung von IT-Lösungen meist branchenfremder Software-Entwickler. Das fehlende Hintergrundwissen der IT-Spezialisten sei ein großes Problem. Es werde suggeriert, dass hier ein Fuhrparkmanagement schnell, günstig und einfach von jedem gemanagt werden könne. Gegen diese Einschätzung spreche aber die Komplexität des Fuhrparkmanagements. „Hier entsteht mehr oder weniger fachwissenloser Wettbewerb, Personalressourcen werden blockiert und Folgekosten erzeugt“, so Rösel.

Wohin geht die Reise bei Antriebstechniken?

Alternative Energien bleiben im Trend. Die Antriebsfrage dreht sich schon lange nicht mehr nur um Diesel- oder Otto-Motor, sondern wird durch das Angebot von Gas, Elektro und Hybrid erweitert. Ein Verbot von herkömmlichen Verbrennungsmotoren in europäischen Großstädten könnte den Markt schon 2017 beeinflussen und weiter in Bewegung bringen. „Wir werden deutlich auf Service- und Beratungskompetenz setzen und dabei die Thematik alternativer Antriebstechniken als festen Bestandteil berücksichtigen“, sagt zum Beispiel Michael Velte von der Deutschen Leasing Fleet. Doch aus seiner Sicht gibt es noch einen erheblichen Handlungsbedarf durch die Automobilwirtschaft. Da seien noch einige Anstrengungen aus Total-Cost-of-Ownership-Sicht umzusetzen.

Werden e-Mobility-Konzepte weiter Fahrt aufnehmen ?

Ursula Wingfield, Vorsitzende der Geschäftsführung von Alphabet Deutschland, sieht e-Mobility-Konzepte weiter Fahrt aufnehmen, weil Fuhrparkentscheider den Blick noch stärker als bisher auf einen effizienten und nachhaltigen Fuhrpark legen würden. Als Gründe nennt sie die kontinuierlich steigenden Reichweiten von reinen E-Fahrzeugen, die niedrigen Betriebskosten und die sinkenden Anschaffungskosten. Eine zunehmende Nachfrage nach Elektro-Transportern lasse sich ebenfalls feststellen. Das Problem der E-Mobilität, auch weite Strecken abzudecken, lösen Unternehmen verstärkt mit Plugin-Hybriden. „Außerdem rückt das umfassende Energiemanagement immer stärker in den Fokus von Unternehmen. Wir unterstützen unsere Kunden über den gesamten Prozess – von der Wahl des geeigneten E-Fahrzeugs über die Ladelösung bis hin zum ganzheitlichen Energiemanagement des Unternehmens“, sagt Wingfield. Entscheidend für die E-Mobility werde im neuen Jahr auch die Entwicklung des Ölpreises sein, der seine lange Baisse durchschritten zu haben scheint.

Was passiert beim Carsharing?

Tiefgreifend und langanhaltend wird die Entwicklung des Carsharings und der Vernetzung verschiedener Verkehrsmittel wahrgenommen. Das Mobilitätsverhalten der Generation Y wird zur Vision vieler Fuhrparks, der Fuhrparkmanager wird zum Mobilitätsmanager. Pflanz von Sixt Leasing unterstreicht: „Intermodale Mobilität ist heute von zunehmender Bedeutung. Fuhrparkmanager oder Mobilitätsmanager müssen sich vor diesem Hintergrund über kombinierte Mobilitätslösungen Gedanken machen“.

Er sieht sein Unternehmen gut aufgestellt: „Durch Carsharing mit Drive Now, dem hochwertigen Taxi Service myDriver bis hin zur Miete mit Rent a Car oder Leasingprodukten decken wir die Mobilitätsbedürfnisse von einer Minute bis zu sechs Jahren ab.“ Alle Produkte kombiniert wird es in Zukunft zu einer Flatrate geben.

Wie ändert sich das Mobilitätsmanagement?

Für Karsten Rösel von ALD Automotive ist ein Fullservice-Leasing-Angebot im Flottenleasingmarkt mit allen dazugehörenden Bestandteilen – wie Tank-Service, Reifen-Service oder Versicherungs-Service ¬– heute gar nicht mehr wegzudenken. Das ermöglicht und beinhaltet dann einen vollständigen Blick auf die Gesamtbetriebskosten. Die intermodale Mobilität ziehe eine Wandlung von der Betrachtung dieser Total Cost of Ownership (TCO) hin zu Total Cost of Mobility (TCM) nach sich. „Man fasst dabei in Unternehmen alle Mobilitätskosten in einem ganzheitlichen Ansatz zusammen, um Ressourcen effizienter zu steuern“, beschreibt Rösel den Ansatz. So bekommt der Mitarbeiter zum Beispiel ein monatliches Budget, um seine Mobilitätskosten zu decken. Es fände auch mehr und mehr ein Umdenken in den Unternehmen statt, mit dem Ideen wie Carsharing, das Nutzen von Mitfahrgelegenheiten oder multimodales Reisen erst möglich werden.

Fazit

„Das Jahr 2017 wird in politischer, wirtschaftlicher und automotiver Hinsicht von vielfältigen Veränderungen geprägt sein“, resümiert Jacobs von Lease Plan. Spannende Fragestellungen sind, ob die angedachten Diesel-Fahrverbote in deutschen Großstädten wirklich umgesetzt werden, und ob sich der Abgasskandal und die daraus resultierenden Rückrufaktionen weiterhin auf die Automobilwirtschaft auswirken. Prognosen seien da schwierig abzugeben.

Majk Strika, Managing Director Europe von Ari Fleet geht von einer deutlichen Verschiebung hin zu Finanz-Leasing in Verbindung mit der Abrechnung der Services auf Ist-Kosten-Basis aus. Denn immer mehr Fuhrparkmanager wollten den TCO über den gesamten Lebenszyklus ihrer Flotte wissen.

Was den Markt bewegt bringt Holger Rost von Comco/BDL auf den Punkt: „Autoleasing- und Fuhrparkmanagement-Anbieter werden mehr und mehr Mobilitätsanbieter, die Prozesse in der Verwaltung der Fuhrparks werden weiter digitalisiert, Telematik-Lösungen werden zunehmend nachgefragt“. Zusätzliche Mobilitätslösungen wie Carsharing sowie Lang- und Kurzzeitmiete seien bereits selbstverständliche Angebotsbestandteile bei den Anbietern.

Die Meinungen machen eines besonders deutlich: Nur mit einem umfassenden Überblick, hoher Beratungskompetenz und nachhaltigen Lösungen können die Anbieter ihre Kunden noch beeindrucken.

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