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Firmenwagenwissen

So funktioniert Ladungssicherung richtig

Ladungssicherung ist das A und O beim Transport: zum Schutz von Werkzeug und Ware ebenso wie für die Mitarbeiter oder andere Verkehrsteilnehmer. Und sie spielt eine wesentliche Rolle, es sich nicht mit dem Kunden zu verscherzen - sei es, weil die Lieferung defekt abgeliefert wird oder weil die rollende Werkstatt nicht mehr so funktoniert wie geplant. Zurren - sprich die Befestigung mit Gurten - gehört zu den beliebtesten Arten, Ladegut vor dem Verrutschen, Verrollen, Umkippen oder sogar herunterfallen zu schützen. Wir haben uns den aktuellen Stand bei Zurrmitteln für Kastenwagen bis 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht angesehen.

Anders als Lkw sind Transporter à la Peugeot Boxer und Opel Movano wesentlich schneller und wendiger. Und damit können sich natürlich auch Massenkräfte wesentlich heftiger asuwirken. In der Gewichtsklasse zwischen zwei und 3,5 Tonnen muss ein Transporter bei einer Tonne Ladungsgewicht nach vorne 800, nach hinten 500 und zur Seite jeweils 600 Kilogramm sichern. Aber auch eigentlich leichte Pakete in großer Menge, die beispielsweise bei Paketdiensten meist einfach nur nach dem Tourenplan und nicht gemäß ihrer Größe im Laderaum gestapelt werden, halten den Fliehkräften bei Kurvenfahrten ohne Sicherung nicht Stand, geraten dann in Bewegung - mit oftmals gefährlichen Auswirkungen.

Drei fatale Irrtümer

  1. "Schwere Ladung bewegt sich nicht", grundsätzlich fährt die Ladung mit dem Fahrzeug mit. Ganz gleich welches Gewicht sie hat: ungesichert rutscht die Ladung beim Bremsen auf der Ladefläche nach vorne beziehungsweise rutscht in Kurven zur Seite und kann ein Fahrzeug sogar zum Kippen bringen.
  2. "Die Stirn- und Bodenwände meines Kastenwagens sind stabil", das ist zwar im Prinzip richtig. Doch ungesicherte Ladung, die rutscht, kann dennoch Stirn- und Bodenwände zerstören.
  3. "Ich habe eine sehr vorausschauende Fahrweise und deshalb ist Ladungssicherung für mich nicht nötig!". Keiner kann zum Beispiel spielende Kinder auf der Straße vorhersagen oder hinter einer Kurve sehen.

Das gleiche Verhängnis droht bei Werkzeugkisten und Baumaterial, das von Handwerkern für die häufig nur kurzen Strecken nur mal schnell auf der Ladefläche abgelegt wird. Selbst Schaufeln oder Eimer können sich zu gefährlichen Geschossen entwickeln. Richtig gefährlich wird es, wenn verrutschende Ladung die Fahreigenschaften eines Dreieinhalbtonners beispielsweise bei einem Ausweichmanöver massiv beeinflusst. Im schlimmsten Fall kann der Wagen sogar umkippen. Ein Szenario, das sich niemand wünscht.

Ganz zu schweigen von den immensen Kosten, die Transportschäden verursachen. Der Bundesverband für Güterverkehr spricht von mehreren 100 Milionen Euro im Jahr. Dieser wirtschaftliche Schaden lässt sich im Prinzip leicht vermeiden. Etwa 80 Prozent der Ladung aller Transporte wird durch Niederzurrung gesichert. Dabei wird der zu fixierende Gegenstand sozusagen mit einem Ladegurt auf die Ladefläche gepresst. Mit einer Ratsche lässt sich dabei die Zugkraft des Autos und damit entsprechend auch der Anpressdruck erhöhen. Wie viele Gurte für welches Gewicht benötigt werden, dazu gibt unter anderem die Richtlinie VD 2700 Blatt 2 (Stand: Juli 2014) nähere Auskünfte. Die Anzahl richtet sich nach dem Ladungsgewicht, den Reibungsverhältnissen zwischen Ladung und Ladeboden - eine saubere Fläche ist ebenso wichtig wie die Verwendung von rutschhemmenden Materialien - sowie dem Zurrwinkel. Die Richtlinie weist auch ausdrücklich darauf hin, dass Zurrmittel nicht über rauhe Oberflächen oder scharfe Kanten geführt werden dürfen, sondern stets ein Kantenschützer verwendet werden muss

Auf den Gurten ist schon seit langem die Vorspannkraft schriftlich vermerkt, die mit dem Spannelement mit normaler Handkraft in das Zurrmittel eingebracht werden kann. Mindestens ebenso entscheidend ist aber, dass auch die Befestigungspunkte im Fahrzeug inklusive der Karosserie der Belastung standhalten. Üblicherweise befindet sich an den Zurrösen oder im Bordbuch ein Hinweis, für welche Kräfte die Halteringe im Fahrzeugboden oder in der Seitenwand ausgelegt sind. Nissan gibt bespielsweise für seine im Boden verbauten Zurrösen bei Fahrzeugen unter zwei Tonnen zulässigem Gesamtgewicht wie den NV200 eine Belastbarkeit von 400 Dekanewton (daN) an. Im NV 300, NV 400 oder NT 400 sind es indessen 500 daN. Ein Wert, der auch bei den anderen Herstellern vorausgesetzt werden kann. Erkundigt man sich gemäß dem Rat von Ladungssicherungsexperten nach den Kräften, die Stirn-, Seiten- oder Rückwand des verwendeten Kastenwagens aufnehemen können, fällt die Antwort durchweg knapp - und auch ziemlich einheitlich aus: diese Bauteile sind nicht prüfpflichtig. Geprüft und in der ISO 27956 mit Anforderungen versehen ist aber die Trennwand.

von Sabine Neumann

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