Die zunehmende Verflechtung der Märkte von IAM und OES, der Konsolidierungsprozess der Teilegroßhändler und der steigende Einfluss des Onlinegeschäfts stehen exemplarisch für die Veränderungen im Teilgroßhandel. Die Unternehmen am Markt haben auf unterschiedlichste Weise auf die Veränderungen reagiert. Gleichwohl sind sie natürlich teilweise auch selbst Auslöser für diese Veränderungen.
Verschmelzung
Bei der Ersatzteilversorgung gab es in den vergangenen Jahren eine zunehmende Verschmelzung der Märkte. Einerseits hat nahezu jeder Autohersteller mittlerweile Programme gestartet, um freie Werkstätten mit Originalersatzteilen, die mit seinem logo versehen sind, zu beliefern. Besonders sticht der PSA-Konzern mit seinen Aktivitäten hervor. Mit Euro Repar haben die Franzosen ene eigene Werkstattkette aufgebaut. Zudem werden unter der gleichnamigen Handelsmarke sogar IAM-Teile an freie Werkstätten vertrieben. Andererseits haben einige klassische IAM-Teile-großhändler wie die Firma Coler nicht nur Ersatzteile des freien Markts im Repertoire, sondern auch Originalersatzteile der Fahrzeughersteller. Neben den bekannten Platzhirschen mischen weitere Akteure munter im Ersatzteilgeschäft mit. So auch der klassische Autohandel. Unternehmen wie EFA-Autoteilewelt oder das NORA-Zentrum Wolfsburg, beide von Automobilhändlern gegründet, beliefern freie Werkstätten mit Originalersatzteilen nahezu aller Marken. Die Firma Dello verfolgt einen ähnlichen Ansatz und hat mit Automega sogar eine eigene Handelsmarke für den freien Ersatzteilmarkt geschaffen. Im Vertrieb von Pkw-Teilen über das Internet ist seit Jahren ein stetiges Wachstum zu verzeichnen. Europaweit haben sich hier eine Handvoll sehr großer Unternehmen etabliert, beispielsweise Autodoc oder Kfz-teile24.de. Eine Nische besetzt haben Unternehmen wie Alfah oder OTS; sie vertreiben über den Onlinekanal Originalersatzteile. Nichtsdestotrotz spielt der Onlinevertrieb auch mit wachsenden Volumina derzeit eher eine untergeordnete Rolle im B2B-Sektor.
900 Werkstätten befragt
Dies bestätigt auch eine weitere Studie, die Wolk After Sales Experts aus Bergisch Gladbach kürzlich durchgeführt hat. Hierbei wurden rund 900 Mechanik-Werkstätten in Deutschland zu ihrem Einkaufsverhalten von Pkw-Ersatzteilen befragt. Die Studie befasst sich auch mit der Frage, wie sich die strukturellen Veränderungen im Aftermarket auf die Geschäftstätigkeit der Meachnik-Werkstätten auswirken. So kauften die freien Werkstätten früher - abgesehen von Muss-Teilen - ausschließlich IAM-Ersatzteile, während sich die Vertragswerkstätten praktisch zu 100 Prozent auf Originalersatzteile mit dem Stempel des Autoherstellers beschränkten. Die klaren Grenzen brechen mittlerweile zunehmend auf.
Intensität steigt weiter
Die Befragung hat ergeben, dass freie (Mechanik-) Werkstätten inzwischen 28 prozent ihres Bedarfs mit Originalersatzteilen decken. In Vertragswerkstätten wiederum machen Ersatzteile des freien Markts derzeit rund 14 Prozent des Gesamtvolumens aus. Die Studie zeigt darüber hinaus, dass in dieser Beziehung innerhalb der einzelnen Produktgruppen starke Unterschiede bestehen. Es ist davon auszugehen, dass es zu einer weiteren Verschmelzung des IAM- und OES-Markts kommen wird und die Werkstätten zunehmend Produkte aus dem jeweils anderen Markt erwerben werden. Die Wettbewerbsintensität wird also weiter steigen.
von Sebastian Heitfeld und Christophn Lamsfuss
Foto: Claudia Becker