Foto: Joecars

Interview

Was spricht für Carsharing?

Herr Nehrke stand der BFP Redaktion Rede und Antwort

Was spricht für Carsharing im Vergleich zur Miete oder dem Vorhalten eines Carpools?

Nehrke: Carsharing kann für Unternehmen in zwei Varianten interessant sein: Zum einen als Corporate Carsharing, zum anderen als Teilnahme am öffentlichen Carsharing.

Bei der ersten Variante, dem Corporate Carsharing, stellt der Carsharing-Anbieter einem Unternehmen Fahrzeuge exklusiv für den eigenen Fuhrpark zur Verfügung, die mit der Carsharing-Technik ausgerüstet und mit der Buchungsplattform verbunden sind.

Gegenüber dem klassischen Fahrzeug-Pool hat das mehrere Vorteile: Buchung und Zugang sind für die Mitarbeiter viel einfacher, Kurzzeitmieten sind jederzeit möglich und der administrative Aufwand - sowohl in der Disposition als auch für die Nutzer -ist viel geringer. Am wichtigsten aus Sicht des Fuhrpark-Verantwortlichen sind aber sicherlich die verbesserte Auslastung und der damit verbundene Effizienz-Gewinn. Wir sehen an Beispielen, dass eine Reduzierung der Fuhrpark-Fahrzeuge um 20 Prozent dank einer Corporate-Carsharing Lösung keine Seltenheit ist.

Für die Teilnahme eines Unternehmens am öffentlichen Carsharing errichtet der Carsharing-Anbieter eine öffentlich zugängliche Carsharing-Station beim Firmen-Standort des Kunden. Die Fahrzeuge werden dann von den Mitarbeitern des Kunden zum Firmentarif gebucht, sie stehen aber auch anderen Unternehmen und Privatkunden zur Verfügung. Viele Verwaltungen setzen bereits auf dies Modell. Vor allem um Mobilitätsspitzen und unregelmäßigen Bedarf abzudecken, ist es ideal, da das Unternehmen nur für die tatsächliche Nutzung bezahlt. Die Kosten pro gefahrenem Kilometer können gegenüber einer reinen Fuhrparklösung um bis zu zwei Drittel gesenkt werden.

Was spricht dagegen?

Nehrke: Carsharing ist in der Regel nicht geeignet für Unternehmen oder Geschäftseinheiten, deren Mitarbeiter täglich lange Strecken zurücklegen, wie etwa im Außendienst. Auch für Mitarbeiter, die stets viel Equipment - etwa Werkzeug - mit sich führen müssen, eignet sich Carsharing nicht. Und schließlich ist Carsharing auch nichts für Unternehmen, in denen die Mitarbeiter sehr auf den eigenen Dienstwagen als Incentive fixiert sind. Allerdings stellen wir in Bezug auf diesen letzten Punkt fest, dass gerade jüngere Mitarbeiter, wenn sie die Wahl haben, Sharing-Lösungen einem eigenen Dienstwagen oft vorziehen.

Für wen ist es besonders geeignet, für wen nicht?

Nehrke: Vor allem Unternehmen und Abteilungen, deren Geschäftsabläufe unregelmäßige Außentermine und Mobilitätsbedarfe erzeugen – etwa Werbeagenturen oder große Verwaltungen – können ihre Pkw-Mobilität oft zu 100 Prozent über öffentliche Carsharing-Lösungen organisieren. Viele Unternehmen nutzen auch Mischlösungen mit einem verkleinerten eigenen Fuhrpark und ergänzenden Corporate oder öffentlichen Carsharing-Lösungen.

Bei weiteren Dienstfahrten, die bequem mit der Bahn erledigt werden, kann der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin in vielen Fällen am Zielbahnhof ins Carsharing-Fahrzeug eines befreundeten Unternehmens auf der gleichen Buchungsplattform steigen und die “letzte Meile“ bis zum eigentlichen Arbeitsort mit diesem Fahrzeug zurücklegen. Diese Fahrzeuge können – wie am Heimatstandort des Unternehmens – bereits am Arbeitsplatz am Bildschirm oder Handy gebucht werden.

Lässt sich die Mobilität für einen bestimmten Zeitpunkt damit zu 100 Prozent sicherstellen?

Nehrke: Beim Corporate Carsharing wird die Auslastung von der Software optimiert und ist im Wesentlichen davon abhängig, wie nah an die maximale Auslastung der Verantwortliche gehen will. Um die Verfügbarkeit der Fahrzeuge im öffentlichen Carsharing zu gewährleisten, bieten die Carsharing-Betreiber ihren Firmenkunden sogenannte Blockbuchungen an. Dadurch werden bestimmte öffentliche Fahrzeuge während definierter Zeiten für andere Kunden gesperrt und stehen nur noch exklusiv den Mitarbeitern eines Unternehmens zur Verfügung. Außerhalb dieser Zeiten kann sie dann wieder jeder buchen.

Wie kurzfristig ist Mobilität damit zu bekommen?

Nehrke: Das Carsharing-Konzept ist von jeher darauf ausgerichtet, schnell und unkompliziert ein Auto zu bekommen, wenn man es braucht. Die Verfügbarkeit beim öffentlichen Carsharing ist sehr hoch. Das liegt daran, dass hier eine Art Win-win-Situation entsteht: Private Haushalte buchen Carsharing-Fahrzeuge in der Regel am Abend oder am Wochenende. Unternehmen benötigen sie gerade zu den Zeiten, wenn private Buchungen kaum anfallen.

Was kostet es?

Nehrke: Das lässt sich kaum pauschal beantworten. Eigentlich alle Carsharing-Anbieter haben spezielle Firmentarife im Programm, die günstiger als die Tarife für Privatkunden sind. Bei der Nutzung von reinen free-floating Angeboten liegen die Preise deutlich höher. Die lohnen sich in der Regel nur bei kurzen Fahrten ohne Rückweg. Man sollte sich am besten an einen Anbieter wenden, der am Ort bereits ein öffentliches Carsharing betreibt.

Wie werden belast- und vergleichbare Rechnungen erstellt, zum Beispiel nach Kosten pro Kilometer?

Nehrke: Ich halte die Betrachtung der Kosten pro Pkw-Kilometer für richtig. Wie schon gesagt kann die Implementierung einer bedarfsgerechten Carsharing-Lösung diese Kosten um bis zu zwei Drittel senken.

Gibt es weitere Leistungen im Sinne eines Reportings?

Nehrke: Alle großen Carsharing-Anbieter stellen neben der Kern-Anwendung auf Wunsch weitere Leistungen zur Verfügung: Kostenstellengenaue Abrechnung, Management der Zugriffsrechte, Unterscheidung von privaten und dienstlichen Fahrten, ohne dass die Problematik des geldwerten Vorteils entsteht, Verwaltung von Parkplätzen, standort-übergreifende Buchungen, Reportings und Auswertungen aller Art. Das kann bis zur Übernahme des gesamten Buchungs- und Kunden-Service reichen.

Welche sonstigen Instrumente oder Tools werden Fuhrparkverantwortlichen bei Ihrer Lösung an die Hand gegeben?

Nehrke: Wenn der Fuhrparkverantwortliche will, kann er bei vielen Anbietern Full Service bekommen: Beschaffung, Betrieb, Service, Fahrzeug-Wartung und Aussteuerung aus einer Hand.

"Spielt keine Rolle"

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