Foto: Daimler

Fahrgestell-Aufbauten

Wo satteln wir jetzt auf?

Bei Fahrgestellen spielt Individualität die erste Geige. So gehen Fahrgestelle oft ab Hersteller den Weg zu den Aufbau-Partnerfirmen. bfp fuhrpark & management hat sich umgeschaut.

Dennis Gauert

Nutzfahrzeuge sind einfach beziehbar, da modular aufgebaut. Die Nutzfahrzeughersteller bieten ihre Transporter in verschiedenen fertigen Varianten, sodass nur Länge, Motorisierung und Fahrzeugform gewählt werden müssen. Bei Fahrgestellen ist der Kauf hingegen ein umfangreiches Unterfangen, denn es geht dabei zumeist um individuelle Lösungen für den Betrieb. Zwar bieten viele Hersteller immerhin die Pritsche in verschiedenen Längen und Radständen ab Werk, wenn es aber um Aufbauten geht, kann der Kunde verschiedene Wege gehen – allein oder mit dem Hersteller.

Wir haben uns einige Fahrgestelle angeschaut und die Verkaufspolitik der Hersteller unter die Lupe genommen. Offensichtlich wird dabei, dass der Ablauf kein Unisono darstellt. Während besonders deutsche Hersteller mit externen Dienstleistern für Umbauten schon im Kaufprozess vernetzen, muss sich der Käufer bei anderen Herstellern manchmal selbst mit einer Firma in Verbindung setzen, um den gewünschten Aufbau zu realisieren. In einigen Fällen kann sich das sogar richtig lohnen.

Daimler bietet über 200 Umbauten

Angefangen mit dem Klassiker unter den 3,5-Tonnen-Transportern, dem Mercedes-Benz Sprinter, gelingt ein guter Überblick über das Dienstleistungsportfolio, das die Automobilindustrie in den letzten Jahren aufgebaut hat. So sind schon beim Bestellprozess insgesamt über 200 Umbauten wählbar, die je nach Länge, Radstand, Motorisierung und Antriebsachse realisierbar sind. Kühlfahrzeuge, Planenabdeckungen für Pritschen, Koffer, Ausbauten für das Handwerk aber auch Winterdienstfahrzeuge stehen direkt zur Ansicht bereit.

Daimler verbindet dann die Fahrzeugbestellung mit dem Aufbau zu einer Komplettdienstleistung mit transparentem Endpreis. Die günstigste Basis dafür bietet der Sprinter 211 CDI als Dreitonner ab 26 700 Euro. In diesem Fall eine Einzelkabine mit Vorderradantrieb und 114 PS starkem Dieselmotor. Direkt ab Werk bietet Daimler die viel gefragte Pritsche und den Dreiseitenkipper an. Für spezielle Aufbauten können hingegen knapp 30 Tage bis zum fertigen Umbau vergehen. Da lohnt es sich, im Vorhinein den Einsatzzeitraum zu kalkulieren.

Ducato-Fahrgestell in fünf Längen verfügbar

Fiat handhabt die Fahrgestelle ähnlich. Das Ducato-Fahrgestellt geht bei den Italienern als 3,5-Tonner mit 140-PS-Dieselmotor und Einzelkabine für 29 900 an den Start. Fiat bietet den Ducato ab Werk als Pritsche, Dreiseitenkipper oder mit Leichtbau-Koffer an. Umbauten für verschiedene Einsätze werden in Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern ausgeführt. Der Kunde kann sich bei der Bestellung für einen Umbau entscheiden, dieser wird dann direkt an den Dienstleister übergeben. Anschließend erhält der Kunde sein Fahrzeug. Vier Radstandversinen und fünf Längen bieten dabei eine hohe Variabilität bei der Gestaltung extern realisierter Aufbauten.

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Ford kommt mit dem günstigem Einstiegspreis

Ford steckt mit der Einzelkabine des Transit die untere Budgetgrenze ab und kann für 24 750 Euro ein Fahrgestell mit 105 PS starkem 2,0-Liter-Dieselmotor anbieten. Für rund 2000 Euro Aufpreis wird eine Pritsche aufgesattelt. Die Radstände sind auch hier variabel und reichen von 3137 bis 4522 Millimeter. Abgesehen von der Pritsche gibt es bei Ford keine Aufbauten ab Werk, sodass externe Dienstleister mit ins Boot geholt werden. Der optionale Allradantrieb eröffnet auch dem Baugewerbe einen leichten Zustieg ins Transit-Programm.

Rüsselsheim hat Koffer für den Movano ab Werk

Beim neuen Opel Movano satteln die Rüsselsheimer wieder richtig auf. Der neue Movano als Fahrgestell oder Plattform-Fahrgestell wird als Pritsche (drei Längen L2, L3, L4) Dreiseitenkipper (zwei Längen L2, L3) oder Koffer ab Werk (L4H1) angeboten. Sonderaufbauten sind auch dort auf Anfrage mit externen Dienstleistern möglich. Preise sind aktuell noch nicht verfügbar. Gleiches gilt auch für die Konkurrenz aus Hannover: Volkswagen Nutzfahrzeuge hingegen bietet ab Werk keine Aufbauten an und steuert sie individuell nur über externe Dienstleister. Das mag man als Teil der Firmenpolitik betrachten, die sich von anderen Herstellern durch umfangreiche Ausstattungen nach Kundenwunsch hervorheben will.

Renault mit dreierlei Fahrgestell

Der französische Automobilhersteller hat seiner Nutzfahrzeug-Sparte jüngst den neuen Master an die Seite gestellt. Ebenso wie Opel bieten die Franzosen ihr Fahrgestell aber Werk schon mit Pritsche, Dreiseitenkipper und Koffer an. Spezialumbauten ermöglicht Renault ebenfalls. Insgesamt ist der Master in über 300 Varianten erhältlich. Der Transporter ist weiterhin in drei Radständen von 3,18 bis 4,33 Metern und vier Längen von 5,08 bis 6,88 Metern erhältlich. Die sechs aktualisierten 2,3-Liter-Turbodieselmotoren decken ein Leistungsspektrum von 135 PS bis 180 PS ab. Sie liefern bis zu 40 Newtonmeter mehr Drehmoment.

Simpel heißt einfach und günstig

Doch nun zur Praxis: Wer einfach nur eine Pritsche sucht, darf ruhigen Gewissens den Auftrag direkt an den Hersteller vergeben – sofern ab Werk eine Pritsche vorhanden ist. Gleiches gilt für Dreiseitenkipper, die viele Nutzfahrzeughersteller direkt ab Werk anbieten. Wenn es dazu noch eine geschlossene Lösung mit Plane sein soll, ist letztere leicht im Zubehör zu günstigen Preisen ab etwa 800 Euro beziehbar. Wird ein Koffer gewünscht, an den keine Ansprüche wie Kühlung oder Klimatisierung gestellt werden, darf auch hier beim Hersteller – sofern möglich – angekreuzt werden.

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Speziallösungen sparen in der Masse

Schwieriger gestaltet es sich da schon bei den Speziallösungen. Hier gilt es, genau zu vergleichen und gegebenenfalls Rabatte bei größeren Bestellungen auszuhandeln. Grundsätzlich sind Spezialfirmen für Fahrgestellaufbauten eher verhandlungsbereit als die Nutzfahrzeughersteller, wenn sie im Paket verkaufen. Wer beispielsweise zehn Kühlfahrzeuge braucht, ist möglicherweise besser beraten, zehn Fahrgestelle beim Hersteller mit Rabatt einzukaufen und die Koffer anschließend über den Spezialisten zu beziehen. Auch bei individuellen Lösungen bieten solche Bestellungen für den Umbauer kostengünstigere Produktionsbedingungen, da die Arbeitsschritte ab dem zweiten Koffer nur wiederholt werden. Fuhrparkmanager mit Verhandlungsgeschick können hier satte Rabatte aushandeln – selbst wenn sie karierte Maiglöckchen bestellen.

Variabilität und Kostenkontrolle durch Eigenregie

Hier bieten sich auch Vorteile, die dem Fuhrpark zugute kommen. Sind zehn Fahrgestelle mit Kühlkoffer für verschiedene Regionen gewünscht, besteht die Möglichkeit, zehn identische Koffer zu kaufen und sie auf zehn verschiedene Fahrgestelle zu montieren. Das lohnt sich zum Beispiel dann, wenn einige Fahrzeuge nur die Grundausstattung für den Einsatz benötigen, andere Regionen aber zum Beispiel einen Allradantrieb oder einen stärken Motor, sowie Automatikgetriebe erfordern. So können auch Nutzfahrzeuge verschiedener Hersteller trotz identischem Koffer gemixt werden, da die Montagepunkte am Fahrgestell weitestgehend genormt sind. Dieses Vorgehen lohnt sich auch für Leasingnehmer von Fahrgestellen. In diesem Fall werden die Fahrzeuge meist alle drei Jahre gewechselt, der Aufbau kann aber erhalten bleiben und auf das nächste Leasingfahrzeug montiert werden.

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