Foto: Daimler

Inhaltsverzeichnis

Transporter

Assistenten im Transporter: Im Zweifel Vollbremsung

Auch bei den Transportern halten immer mehr Assistenzsysteme Einzug. Doch in welchem Modell finden sich welche Helferlein? Sabine Neumann gibt einen Überblick.

Sabine Neumann

Arbeitsplatz Transporter – das bedeutet in immer leistungsfähigeren Fortbewegungsmitteln fahren, beladen, rangieren, einsatzbereit beim Kunden vor Ort sein und vieles mehr. Vor allem in Sachen aktiver und passiver Sicherheit kann da ein wenig Unterstützung in Form des einen oder anderen Assistenten nicht schaden.

Mittlerweile steht auch im 3,5-Tonnen-Segment eine Vielzahl von elektronischen Helfern zur Verfügung. Als wirtschaftlich denkender Fuhrparkverantwortlicher muss man sich also bei der Anschaffung neuer 3,5-Tonner die Frage stellen, inwiefern man das Budget mit solchen vermeintlichen Spielereien belastet, was wer anbietet und – das ganz besonders - was Unternehmen und Mitarbeiter davon haben.

Die Antwort auf die Frage nach dem „Nutzen“ ist schnell gegeben: Jeder vermiedene Unfall, jeder nicht entstandene Schaden am Fahrzeug und jeder Ausfalltag weniger von Fahrzeug und Mitarbeiter ist bares Geld. Zudem wird den Mitarbeitern Stress erspart. Assistenzsysteme helfen Fehlhandlungen des Fahrers und deren Folgen zu vermindern.

Wo gibt es den „Kollisionsverhinderer?

Dazu gehören auch Fußgänger-Erkennungssysteme. Ford hat im vergangenen Jahr als erster Hersteller in diesem Segment den so genannten „Pre-Collisions-Assistenten“ um eine Fußgängererkennung erweitert. Zum Einsatz kommt sie im Transit, dem Transit Custom sowie dessen Pkw-Version Tourneo Custom. Erkennt das System über Radar-Sensoren und eine Frontkamera, dass der Fahrer den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug oder zum querenden Fußgänger zu gering werden lässt und er auch weder auf die visuellen noch auf die akustischen Warnungen reagiert, dann bremst das System den Transporter automatisch mit voller Bremskraft ab.

In diesem Assistenz-Paket sind eine Distanzanzeige und -warner, Auffahrwarnsystem, ein aktiver Notbrems-Assistent, der die Bremsen vorspannt, sowie ein Verkehrsschild-Erkennungssystem kombiniert. Grundvoraussetzung für diese Sicherheitsoption ist das Ausstattungsniveau Trend und ein Paket aus Fahrspurassistenz mit Müdigkeitswarner, Fernlichtassistent inklusive beheizbarer Frontscheibe, Licht- und Regensensor und Lederlenkrad für 500 Euro. Der Pre-Collisions-Assistent schlägt dann noch einmal mit 1.200 Euro zu Buche. Also alles in allem eine Gesamtsumme von 1.700 Euro für eine aufwändige Technik, die durchaus in einem guten Verhältnis zum Nutzen stehen kann.

Was bringt eine Multikollisionsbremse?

225 Euro müssen bei Mercedes in den ebenfalls „Collisions Prevention Assist“ genannten Assistenten investiert werden. Beim VW Crafter steht das Umfeldbeobachtungssystem „Front-Assist“ mit City-Notbremsfunktion mit 245 Euro in der Liste. Gemein ist all diesen Systemen die kontinuierliche Überprüfung des Sicherheitsabstands zum vorausfahrenden Fahrzeug, die Warnung über optische und akustische Signale – und die Unterstützung beim Abbremsen mit mehr Verzögerungskraft. Ein so genannter Notbremsassistent gehört auch bei Peugeot serienmäßig zum Lieferumfang.

Bei 22 Prozent aller Unfälle mit Personenschäden handelt es sich um Kollisionen mit mehreren Hindernissen, sprich nach dem Unfall wird man noch einmal auf ein anderes Fahrzeug oder andere Hindernisse geschoben. Die serienmäßige Multikollisionsbremse im Hannoveraner Lastenesel leitet nach der Kollision automatisch eine Bremsung ein, wenn der Fahrer nicht mehr selbst eingreifen kann. Die Verzögerung wird aktiv, wenn zwei unabhängige Sensoren einen Unfall erkennen.

Gibt es Unterschiede bei ESP-Systemen?

Eine Vielzahl von Sensoren tun auch im seit einigen Jahren nicht nur gesetzlich vorgeschrieben und damit auch in allen Modellen serienmäßig verbauten ESP zum Einsatz. Dessen erfolgreiche Wirkung auf die Reduzierung der Schwere von Schleuderunfällen ist unbestritten. Aber es gibt doch Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der ESP-Systeme. So haben die Hersteller Iveco, Mercedes und Volkswagen in Daily, Sprinter und Crafter eine Vielzahl zusätzlicher Funktionen integriert (siehe Kasten). Ein Überrollschutz ist beispielsweise nur bei diesen Herstellern zu finden.

Die Anpassung des ESP-Eingriffs an die Beladung und Lastverteilung im Fahrzeug, um auch bei kritischen Situationen sicher auf Kurs zu bleiben, findet man indessen auch bei Modellen wie dem Citroën Jumper, dem Peugeot Boxer oder dem Renault Master. Im Nissan NV400 oder im Opel Movano kann man sich zudem auch dank der Anhängerstabilisation besser geschützt fühlen, wenn während der Fahrt etwas am Haken hängt.

Fällt Hängerfahren mit Assistent leichter?

Apropos Anhänger: wer im Alltag häufig damit unterwegs ist, in enge Hauseinfahrten hinein rangieren oder immer rückwärts an einen Abladeplatz fahren muss, der dürfte sich über den Rangier-Assistenten im neuen Crafter freuen. Der Fahrer steuert über den Spiegelverstellschalter die Fahrtrichtung des Anhängers durch die Vorgabe eines Sollknickwinkels. Nur noch Gas und Bremse müssen dann noch bedient werden. Das passgenaue Lenken übernimmt das Fahrzeug.

Eine weitere Innovation beim Rangieren stellt der ebenfalls von den Volkswagen-Ingenieuren erdachte „Sensorgesteuerte Flankenschutz“ dar. Ultraschallsensoren an Fahrzeugfront-, heck- und seiten überwachen die Fahrzeugumgebung im Stand und bei langsamer Fahrt. Ärgerliche Kontakte mit Hausmauern oder Pollern aufgrund schlechter Einsehbarkeit der Seiten oder Hindernissen im toten Winkel können so minimiert werden.

Am Ranking der optionalen Assistenzsysteme beim Ford Transit lässt sich ablesen, dass die Unterstützung beim Parken der doch recht unübersichtlichen Kastenwagen eine große Rolle spielt. Der Parkpilot vorne und hinten (600 Euro/ab Trend bereits Serie) steht hier gemeinsam mit der Rückfahrkamera (900 Euro/300 Euro ab Trend) vor der oben geschilderten Geschwindigkeitsregelanlage inklusive Pre-Collision-Assistent und dem Fahrspur-Assistenten mit Müdigkeitswarner und dem Fahrlicht-Assistent-Paket (850 Euro). Ein Trend, der sich auch beim Hyundai H350 zeigt. Hier entscheiden sich 48 Prozent der Kunden für das Sicherheitspaket (980 Euro) mit der Einparkhilfe vorne und hinten mit je vier Sensoren, Beifahrer-Airbag und Sicherheitsgurt mit Gurtstraffer, Regensensor und Spurhaltesystem.

Ist ein Tempobegrenzer sinnvoll?

Geschwindigkeitsbegrenzer schaffen es bisher nicht auf die oberen Plätze der Optionsliste. Dennoch lohnt sich das Nachdenken als Unternehmer darüber. Das Verkehrstechnische Institut der Deutschen Versicherer (GDV) hat in diesem Zusammenhang ermittelt, dass zwei Drittel der Unfälle mit einem Tempo von mehr als 130 vermeidbar gewesen wären, wenn die Fahrzeuge nur 120 Kilometer pro Stunde gefahren wären. Technisch ist das leicht machbar. Und mit einem finanziellen Aufwand von durchschnittlich 150 Euro auch nicht besonders kostenintensiv. Dafür wird die Gefahr, dass sich das Fahrzeug aufschaukelt, deutlich geringer.

Und der Fahrer bringt sein Fahrzeug wesentlich schneller zum Stehen: der Anhalteweg (Reaktionsweg und Bremsweg) ist um 68 Prozent länger, wenn die Ausgangsgeschwindigkeit Tempo 160 statt 120 beträgt. Das heißt, das um 40 Kilometer pro Stunde schnellere Fahrzeug käme 98 Meter später zum Stehen. Bei einem zu spät erkannten Stauende eine fatale Situation.

Mehr Sicherheit durch den Spurhalte-Assi

Zusätzliche Sicherheit bietet dann noch der Spurhalte-Assistent, der – vorausgesetzt es gibt deutlich sichtbare Fahrbahnbegrenzungen – den Fahrer vor einem unbeabsichtigten Verlassen der Fahrspur warnt. Bei Ford oder VW greift das System dann zudem sanft ein und lenkt den Wagen wieder zurück. Aus der Praxis weiß man, dass dieser mittlerweile von nahezu allen Herstellern angebotene und bei Fahrzeugen zur Beförderung von mehr als acht Personen vorgeschriebene Assistent (Anschaffungspreis zwischen 250 und 400 Euro/häufig Teil eines Pakets) nicht immer beliebt ist. Sinnvoll ist die Hilfe aber durchaus – schließlich kann man es nicht häufig genug sagen: jeder vermiedene Unfall, jeder nicht entstandene Schaden am Fahrzeug und jeder Ausfalltag weniger von Fahrzeug und Mitarbeiter ist bares Geld.

Eine detaillierte Übersicht über die in den jeweiligen Modellen angebotenen Assistenzsysteme finden Sie in der Tabelle zum Download.

Ab Sommer werden mehr Fahrerassistenzsystem Pflicht.

Sicherheitssysteme

Ab Juli: Das sind die neuen Pflicht-Assistenzsysteme

Zum 6. Juli tritt eine neue EU-Verodnung in Kraft, die zusätzliche Fahrerassistenzsysteme zur Pflicht macht. Wir sagen, welche das sind.

    • Dienstwagen, Firmenwagen, Fuhrparkmanagement

Umfrage

Wie stehen Sie zu E-Mobilität im Fuhrpark?

Sabine Neumann wollte wissen, welchen Stellenwert Elektroautos im Fuhrpark inzwischen haben. Die Antworten fallen sehr unterschiedlich aus.

    • Alternative Mobilität, Dienstwagen, Elektro-Antrieb, Umfrage

Umfrage

Welche (Fuhrpark-)Projekte planen Sie für 2018?

Sabine Neumann wollte wissen, welche Projekte Fuhrparkmanager in diesem Jahr umsetzen möchten. Die Antworten fallen sehr unterschiedlich aus.

    • Umfrage, Fuhrparkmanagement

Transporter

Fahrgestell ist nicht gleich Fahrgestell

In Sachen Fahrgestelle hat jeder Anbieter hat seine eigenen Maße und Angebote. Sabine Neumann hat sich in dem Markt umgesehen.

    • Aus- und Umbauten, Marktübersicht, Transporter

Tipps & News rund um Fuhrparkmanagement und betriebliche Mobilität:der fuhrpark.de-Newsletter

Abonnieren Sie jetzt den kostenlosen fuhrpark.de-Newsletter!