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Best Practice

Logistikkonzern Hermes: digital auf die letzte Meile

Die Arbeit der Zusteller vereinfachen und gleichzeitig mehr Prozess- und Zustellqualität? Hermes möchte dieses Ziel mit digitaler Hilfe erreichen.

Von Christian Frederik Merten

Fahrten auf der letzten Meile optimal gestalten – eine Herausforderung, vor der jedes Logistikunternehmen steht. So auch die Otto-Tochter Hermes. Aber: Die Hamburger gehen diese Herausforderung aktiv an. "Die letzte Meile ist einer der größten Kostenblöcke in der KEP-Logistik", sagt Markus Haller, Head of Network Design bei Hermes. "Gemeinsam mit der jeweiligen Zielgruppe, zum Beispiel den Zustellern, suchen wir deshalb nach Lösungen, die letzte Meile einfacher und effizienter zu gestalten."

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Optimierung in jedem Teilprozess

Aber wie genau lässt sich die Arbeit der Zusteller vereinfachen und gleichzeitig die Prozess- und Zustellqualität erhöhen? Hier kommt die – digitale – Technik ins Spiel. Die lässt sich aber nicht einfach so einsetzen, so Haller, für zielorientierte Konzepte brauche es viel Vorarbeit: "Uns war es besonders wichtig, uns eng mit den Zustellern auszutauschen und uns intensiv mit allen maßgeblichen Teilabschnitten des Zustellprozesses zu beschäftigen." Nur so ließen sich die Anwender in ihrer täglichen Arbeit bestmöglich unterstützen.

Drei Kernprozesse haben die Hamburger in diesem Zusammenhang identifiziert:

  • den vorbereitenden Teil inklusive Sortierung und Scan des Tourenausgangs sowie der Beladung des Fahrzeugs,
  • die Tourenplanung und
  • den eigentlichen Zustellprozess.

All diese Teilprozesse verursachen ganz verschiedene Anforderungen – zum Beispiel bei der Toursortierung: "Bislang war der Zusteller daran aktiv beteiligt", sagt Haller. Nun aber ist der Prozess digitalisiert – konkret hat Hermes zum Beispiel selbst ein Dispositions-Cockpit entwickelt. Das neue System versetzt auch die Lagermitarbeiter in die Lage, diese Tätigkeit zu übernehmen. Denn auf das Wissen des Zustellers, welche Sendung zu seiner Tour gehört, ist die Organisation jetzt nicht mehr angewiesen. Das System hat alle nötigen Informationen. "Das bringt den Zustellern mehr reine Tourzeit", unterstreicht Haller die Optimierung des ersten der hier genannten drei Teilschritte.

Individuelle Touren über Tablets abrufbar

Dabei hat es Hermes aber nicht belassen. Bereits seit 2017 setzt der Logistiker ein Tourenplanungs-System ein, das auf der Software "Nunav Courier" von Graphmasters basiert. Es übernimmt die Suche nach dem Zustellort, ermittelt die optimale Route und navigiert den Zusteller auf seiner Tour auf diese Weise von Stopp zu Stopp. Besonders unerfahrene Zusteller, die noch nicht lange in einem bestimmten Zustellgebiet arbeiten, profitieren von dieser Lösung. "Wer das erste Mal mit einem Hermes-Transporter Pakete ausliefert, würde ohne diese Unterstützung einen Großteil seiner Zeit damit verbringen, Zustellort und Route zu suchen", erklärt Haller. "Damit könnte er im Vergleich zu heute nur einen geringen Anteil der geplanten Sendungen zustellen." Das bedeutet für Hermes mehr zugestellte Sendungen pro Tour und für den Fahrer weniger Planungsstress im Arbeitsalltag.

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Praktisch funktioniert der Prozess so: Jeder Hermes-Zusteller kann seine individuelle Tour über ein eigenes Tablet abrufen. Hat er eine Sendung zugestellt, wird diese automatisch als erledigt markiert und das Tourenplanungssystem lotst ihn zum nächsten Stopp. Für Elektro-Transporter wird das System künftig auch den individuellen Ladestand berücksichtigen, spezielles Kartenmaterial für Lastenräder ist ebenfalls in Planung. Die optimierte Tourenplanung führt laut Haller übrigens auch ganz konkret zu mehr Umweltschutz: "Vier bis acht Prozent CO2 lassen sich einsparen, weil wir die Reihenfolgen der Touren-Stopps optimieren." Denn zum einen würden die Strecken insgesamt kürzer, zum anderen verringerten sich aber auch die Stauzeiten, weil das System in Echtzeit Verkehrskapazitäten berücksichtigt. "Damit", und das ist Haller besonders wichtig, "ist es eine echte Erleichterung für unsere Fahrer."

Mehr Effizienz, aber auch zufriedenere Zusteller

Kommen wir zu Teilprozess drei, den eigentlichen Zustellprozess. Auch ihn hat Hermes im letzten Jahr digitalisiert. Angefangen mit einer Zustell-App, gibt es mittlerweile weitere Features, die dem Zusteller seine Arbeit erleichtern und die Qualität des Kundenkontakts verbessern sollen. Beispiele hierfür sind die digitale Benachrichtigungskarte und die kontaktlose Zustellung. Und künftig plant Hermes die Verzahnung der Tourenplanungs- und Zustellsysteme, womit alle zustellungsrelevanten Informationen in einem System zusammenlaufen werden. "Für die Zusteller wird die Arbeit damit noch deutlich einfacher", betont Haller.

Denn mit seinen digitalen Tools möchte Hermes nicht nur die Paketzustellung effizienter gestalten. Ein wesentliches Ziel des Unternehmens ist es auch, die Arbeit der Zusteller attraktiver zu machen. Nach Hallers Erfahrung funktioniert das bislang sehr gut: "Die bisherigen Feedbacks der Zusteller zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Sie wollen zukünftig auf diese technische Unterstützung nicht mehr verzichten."

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