Wie geht es weiter bei Stellantis? Das erläuterte Haico van der Luyt, neuer Direktor B2B bei Stellantis in Deutschland (l.), bfp-Chefredakteur Christian Frederik Merten.
Foto: Stellantis Germany GmbH
Wie geht es weiter bei Stellantis? Das erläuterte Haico van der Luyt, neuer Direktor B2B bei Stellantis in Deutschland (l.), bfp-Chefredakteur Christian Frederik Merten.

Inhaltsverzeichnis

bfp-Interview

Stellantis: „Einheitliches Konditionensystem“

Haico van der Luyt, neuer Direktor B2B bei Stellantis in Deutschland, über die strategische Ausrichtung im Groß- und Gewerbekundengeschäft.

Seit dem Frühjahr verantwortet Haico van der Luyt als Direktor B2B das Groß- und Gewerbekundengeschäft von Stellantis in Deutschland. Wie sich der Mehrmarkenkonzern im Segment jetzt strategisch aufstellt, erklärt der ehemalige Peugeot-Deutschland-Chef im Gespräch mit bfp FUHRPARK & MANAGEMENT.

Opel Astra Electric: Ganz normal, nur elektrisch

Erster Elektro-Kompakter von Opel: Der Astra Electric fährt mit Strom, ansonsten aber wie seine  konventionell betriebenen Geschwister.
Artikel lesen

Ein Team für alle Stellantis-Marken

Herr van der Luyt, wie stellt sich Stellantis nach der Neuorganisation im Groß- und Gewerbekundengeschäft auf?

Haico van der Luyt: Bereits seit Oktober haben wir für die Betreuung unserer Groß- und Gewerbekunden in Deutschland ein echtes Stellantis-Team aufgestellt – über alle Marken hinweg. Das Team ist operativ voll im Einsatz, und außer eines kleinen Teams, das sich auf unsere Premiummarken Alfa Romeo und DS Automobiles fokussiert, verantworten alle Teammitglieder auch das Geschäft mit allen Marken. Egal, ob sie in der Vergangenheit für Peugeot oder Citroen, für Opel oder für die ehemaligen FCA-Marken in Verantwortung standen.

Eine Organisation, die Ihre generelle Groß- und Gewerbekundenstrategie widerspiegelt?

van der Luyt: Auf jeden Fall. Wir verfolgen eine klare Mehrmarkenstrategie, wir möchten unseren Kunden alle Produkte und Services aus einer Hand anbieten. Wer mit uns spricht, kann über jede unserer Marken sprechen. Das gilt übrigens auch für alle Kunden: von der Funktionsflotte bis hin zum reinen User-Chooser-Fuhrpark. Und auch nicht nur für Pkw-, sondern auch für Nutzfahrzeug-Interessenten. Eben „alles aus einer Hand“.

Stellantis: Gesamtes Zielgruppen-Spektrum relevant

Einige Automobilhersteller fokussieren sich im Groß- und Gewerbekundenmarkt mittlerweile auf bestimmte Teilzielgruppen. Wie ist das bei Stellantis?

van der Luyt: Für uns ist das gesamte Segment der Groß- und Gewerbekunden ein relevantes Segment, jeder B2B-Kunde zählt zu unserer Zielgruppe. Zumal wir, jetzt neu und markenübergreifend aufgestellt, auch viel mehr Kunden erreichen als bisher. Nehmen Sie als Beispiel unsere deutsche und hierzulande größte Marke Opel: Mit Opel haben wir Zugang zu Fuhrparks, die wir mit Importmarken allein niemals erreicht hätten. Schon aufgrund der Größe. Jetzt können wir aber auch mit diesen Fuhrparks über unser gesamtes Portfolio sprechen. Über unsere Pkw, unsere Nutzfahrzeuge und unsere Services.

Wie unterscheiden Sie bei der Betreuung der unterschiedlichen Fuhrparkgrößen?

van der Luyt: Gar nicht. Das Stellantis-B2B-Team ist Ansprechpartner für alle Groß- und Gewerbekunden: von den Small Commercials bis hin zu Großflotten.

Händler auch beim Großkundengeschäft erste Ansprechpartner

Welche Rolle spielt dabei Ihr Vertriebsnetz?

van der Luyt: Unsere Händler sind bei jedem B2B-Geschäft mit ihm Boot. Bei Geschäften mit kleineren Unternehmenskunden unterstützen wir unsere Händler über unseren Außendienst, Großkunden betreuen wir außerdem über ein eigenes Key-Account-Management – aber auch dann, um den Abschluss über den Handel zu unterstützen. Spricht ein Großkunde uns direkt an und nicht zuerst einen Händler, unterstützen wir auch bei der Suche nach dem am besten geeigneten Handelspartner. Denn gerade bei Großflotten spielen Kriterien wie das Serviceportfolio oder die überregionale Präsenz oft eine besonders große Rolle.

Wie wirkt sich die Mehrmarken-Organisation auf das Konstrukt der Großkunden-Center aus?

van der Luyt: Die Großkunden-Center der einzelnen Marken werden auch in Zukunft besondere, auf die Zielgruppe zugeschnittene Standards erfüllen. Es ist aber nicht geplant, dass Großkunden-Center in der Stellantis-Welt jede unserer Marken betreuen müssen – weder im Verkauf noch im Service.

Übergreifende Rahmenabkommen für alle Stellantis-Marken

Wie hat sich Ihr Konditionengerüst mit Einführung der neuen Organisation verändert?

van der Luyt: Auch wenn wir Groß- und Gewerbekunden heute markenübergreifend ansprechen: Unterschiedliche Konditionen je Marke gibt es weiterhin. Was es allerdings nicht mehr gibt, sind unterschiedliche Konditionensysteme. So können wir auf die individuellen Gegebenheiten der einzelnen Marken eingehen und gleichzeitig die Prozesse vor Kunde wesentlich vereinfachen. Dieses Ziel verfolgen wir auch mit unseren neuen Rahmenabkommen: Sie sind nicht mehr auf eine unserer Marken beschränkt. Unsere Kunden haben somit die volle Transparenz bei den Konditionen für alle Stellantis-Marken und sind damit in der Lage, schnell und flexibel Beschaffungsentscheidungen zu treffen.

Die Transporter-Paletten Ihrer Marken sind technisch identisch. Ich nehme an, dort unterscheiden sich die Konditionen nicht.

van der Luyt: Lassen Sie es mich so ausdrücken: Im Transporter-Segment achten wir sehr darauf, den markeninternen Wettbewerb über den lokalen Service auszutragen. Verschiedene Konditionen sind in diesem Fall natürlich nicht sinnvoll. Sie können in Einzelfällen aber entstehen, wenn Kunden unsere Nutzfahrzeuge über externe Leasinggesellschaften beziehen.

Konzertiertes Leasingangebot über Leasys

Stichwort Leasing: Auch dort hat sich Stellantis vor Kurzem neu aufgestellt.

van der Luyt: Richtig, auch im Bereich der Finanzdienstleistungen haben wir die ehemaligen FCA-, PSA- und Opel-Organisationen zusammengeführt. Unter der Marke Stellantis Financial Services sprechen wir künftig in erster Linie Privatkunden mit Bankdienstleistungen wie Finanzierungslösungen an, unser Gewerbekunden-Leasing bündeln wir in Zukunft konzernweit unter der Marke Leasys. Für die Kunden ändert sich in der Praxis, dass sie mit einem leistungsstärkeren Finanzdienstleister zusammenarbeiten, als dies in Form der Einzelorganisationen möglich war.

Welche Rolle spielen bei Stellantis in Zukunft alternative Mobilitätsangebote über den Fahrzeugbesitz hinaus?

van der Luyt: Wir sind im Segment neuer Mobilitätslösungen mit unserer Marke Free2Move umfassend aufgestellt. Vor einem Jahr hat Free2Move den führenden Carsharing-Anbieter Share Now übernommen, um den Fußabdruck weiter auszubauen. Ein sichtbares Zeichen dafür, dass neue und alternative Mobilitätsdienstleistungen – wie auch von unserem CEO Carlos Tavares angekündigt – für uns eine immer wichtigere Rolle spielen werden.

Fokus E-Mobilität – kurzfristig aber nicht nur

Auch Stellantis investiert massiv in die Elektromobilität. Wie sieht Ihr mittelfristiger Produktfahrplan aus?

van der Luyt: Beginnen wir mit einer Auswahl neuer Stellantis-Modelle, die schon bald auf der Straße fahren werden: Bei Opel kann seit kurzem der neue Corsa bestellt werden. Die Elektro-Version hat nun eine größere Reichweite – und auch der vollelektrische Astra Electric ist als Fünftürer bereits bestellbar, noch im Laufe des Jahres folgt der Astra Electric ST und damit einer der weltweit ersten vollelektrischen Kombis. Gleiches gilt für den Peugeot E-308 und dessen Kombipendant. Peugeot wertet den 2008 und den 508 außerdem im Rahmen eines Facelifts auf, 3008 und 5008 sind jetzt auch als Mildhybride verfügbar. Mit dem Avenger ist in diesem Jahr außerdem der erste vollelektrische Jeep gestartet.

Und wenn wir weiter in die Zukunft schauen?

van der Luyt: Dann sprechen wir über den Fiat 600, den wir vor Kurzem der Öffentlichkeit präsentiert haben und der in Deutschland ebenfalls zunächst ausschließlich vollelektrisch zu haben sein wird. Für Alfa Romeo planen wir schon bald ein kleineres SUV unterhalb des Tonale, für Citroen einen vollelektrischen C3 für brutto unter 25.000 Euro. Und nicht zu vergessen die Nachfolger von Opel Crossland und Grandland sowie des Peugeot 3008, die 2024 auch vollelektrisch erscheinen werden.

Den Citroen C4 X hatten Sie ursprünglich als ausschließlich vollelektrisches Auto angekündigt. Nun gibt es das Auto auch mit Benzinmotoren. Wie kommt es zu derartigen Strategie-Änderungen?

van der Luyt: Unser Hauptaugenmerk liegt darin, die Bedürfnisse unserer Kunden optimal zu befriedigen. Das ist der Grund, weshalb wir den Citron C4 X jetzt auch mit Benzinmotoren anbieten. Wobei ich unterstreichen möchte: Unser generelles Bekenntnis zur Elektrifizierung unserer Modellpalette stellen wir damit in keiner Weise in Frage. Es ist eben nur so, dass wir Präferenzen für Verbrennungsmotoren während der Transformation zur Elektromobilität nicht unbeachtet lassen.

Herr van der Luyt, herzlichen Dank für das Gespräch.

Das könnte Sie auch interessieren:

Jeep Avenger nun doch mit Benziner erhältlich

Kehrtwende. Eigentlich wollte Jeep den Avenger hierzulande nur als Vollstromer anbieten. Jetzt kommt wegen hoher Nachfrage auch ein Verbrenner ins Programm.
Artikel lesen

Peugeot 408 Plug-in-Hybrid: Von allem etwas

408 heißt Peugeots neuestes Crossover-Modell zwischen den Klassikern 308 und 508. Vereint der Franzose das Beste aus mehreren Welten?
Artikel lesen

DS 3 E-Tense: Der fährt jetzt weiter

DS hat sein kleines SUV DS 3 geliftet. Technische News gibt es aber exklusiv für den elektrischen DS 3 E-Tense: mehr Akku und mehr Reichweite.
Artikel lesen
Hoffmann_Merten.jpeg

bfp-Interview

Stellantis: „Jede Marke ganz klar positioniert“

Marcus Hoffmann verantwortet das Groß- und Gewerbekundengeschäft von Stellantis in Deutschland. Er sagt uns, was der noch junge Konzern vorhat.

    • Interview
Kann ab sofort bei Share Now gemietet werden: der Opel Astra

Car-Sharing

Share Now jetzt auch mit Opel-Modellen

Erstmals führt der Car-Sharing-Pionier Share Now Opel-Fahrzeuge im Modell-Portfolio. Astra und Co. können ab sofort gebucht werden.

    • Automiete, Autovermieter, Corporate Carsharing, Kompaktklasse, SUV

Interview

Total: "Einheitliche Abrechnung verschiedener Services"

André Courteille und André Wolf von Total sind davon überzeugt, dass sich Tankkarten künftig noch stärker zu integrierten Mobilitätskarten entwickeln.

    • Interview, Tankkarte

TELEMATIK-VERBANDSGRÜNDUNG

OpenTelematics e.V. für einheitliche Standards

Die Telematik-Spezialisten Couplink, LOSTnFOUND, Navkonzept und YellowFox gründen den Verband OpenTelematics e.V.

    • Telematik, Software, Fuhrparkmanagement

Tipps & News rund um Fuhrparkmanagement und betriebliche Mobilität:der fuhrpark.de-Newsletter

Abonnieren Sie jetzt den kostenlosen fuhrpark.de-Newsletter!