Von Christian Frederik Merten
Alternative Antriebe erfreuen sich steigender Beliebtheit in den Fuhrparks, werden aber eine Antriebsart unter vielen sein. So lassen sich die Ergebnisse des aktuellen Arval Mobility Observatory (AMO) interpretieren. 301 Unternehmen wurden in diesem Jahr in Deutschland dafür zwischen Januar und März befragt. Die komplette Wucht der Corona-Krise bilden die Daten also noch nicht ab. Nichtsdestotrotz liefert das AMO auch in diesem Jahr einige spannende Einsichten in die Welt der Unternehmensfuhrparks.
Alternative Antriebe: die TCO im Blick
Beginnen wir unter der Haube der Flottenfahrzeuge. Die E-Mobilität ist in aller Munde, und das ist auch in den Unternehmen so. 44 Prozent der Unternehmen gehen aufgrund der Diesel-Diskussion von einer Änderung ihrer Car Policy aus. Das ist zwar nicht die Mehrheit – 49 Prozent wollen nichts tun – aber doch ein großer Anteil. Zumal Elektroautos und elektrifizierte Fahrzeuge am meisten vom neuen Beschaffungsverhalten profitieren. Auf die Frage, wie sich ihr Beschaffungsverhalten durch die Dieseldiskussion in Zukunft ändern wird, antworteten 75 Prozent, dass sie batterieelektrische Fahrzeuge, Plug-in-Hybride oder Hybride in ihrer Flotte implementieren wollen. "Wir erleben hier eine neue Realität, mit der wir im Markt unterwegs sein werden", kommentiert Katharina Schmidt, Head of Consulting & Arval Mobility Observatory bei Arval Deutschland, diese Ergebnisse.
Zwar werden Benziner und Diesel auch auf längere Sicht nicht aus den Fuhrparks verschwinden. Bis 2023 glauben die Unternehmen, dass die Flotten zu 27 Prozent aus Benzinern und 48 Prozent aus Dieseln bestehen werden. Aber auch die Verbrenner können sich den Umweltschutzanforderungen konsequenterweise nicht entziehen. Unabhängig von der gewählten Antriebsart sagen 73 Prozent, dass sie künftig sicher oder ganz sicher umweltfreundlichere Fahrzeuge anschaffen werden, 47 Prozent werden neue CO2- oder NOx-Grenzen in ihrer Car Policy festlegen. Das reine Umweltgewissen treibt die Unternehmen aber nicht: Mit 56 Prozent legt die Mehrheit den Fokus auf die beste Lösung nur mit Blick auf die Gesamtbetriebskosten.
Steigendes Interesse an E-Autos und Plug-in-Hybriden
Wenn man einen genaueren Blick auf die alternativen Antriebe wirft, erkennt man klare Präferenzen für bestimmte Formen. Insgesamt sagen 68 Prozent der Befragten, dass sie bis 2023 Pkw oder Transporter mit alternativen Antrieben einführen möchten oder das sogar bereits getan haben. Hier geht es – wenig verwunderlich – allerdings vor allem um reine Elektroautos und Plug-in-Hybride (jeweils 46 Prozent) oder Hybridautos (41 Prozent). Erdgas oder Bioethanol spielen für die Fuhrparks – wie übrigens auch auf Angebotsseite – keine Rolle, allenfalls Brennstoffzellenfahrzeuge erscheinen den Unternehmen noch interessant (30 Prozent). Spannend sind hier die Vergleichswerte zum Vorjahr: 2019 wollten nur 31 Prozent Plug-in-Hybride einführen oder hatten das bereits getan, bei den Hybriden und den reinen E-Autos lag der Wert bei 35 Prozent.
Grundsätzlich entscheiden sich die Fuhrparks vor allem im Pkw-Bereich und weniger bei den Transportern für alternative Antriebe. Die Beweggründe sind jedoch in beiden Segmenten gleich: es geht um geringere CO2-Emissionen und Luftverschmutzung, die Senkung von Kraftstoffkosten sowie Imagefaktoren. Und die Beliebtheit reiner Elektrofahrzeuge steigt ganz klar mit der Unternehmensgröße. 71 Prozent der Unternehmen mit 1.000 Mitarbeitern und mehr setzen auf diese Autos oder wollen das tun, bei den kleinen Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern liegt dieser Wert bei lediglich 36 Prozent.
Strategisches Thema Ladeinfrastruktur
Große Unternehmen haben in der Regel auch mehr Ressourcen, die zugehörige Ladeinfrastruktur aufzubauen. Auch hierauf geht das aktuelle AMO ein. Nimmt man nur die Unternehmen, die bereits auf E-Autos oder Plug-in-Hybride setzen oder dies in naher Zukunft tun wollen, haben insgesamt 57 Prozent bereits Ladestationen auf eigenem Gelände installiert. Auch hier stechen die sehr großen Unternehmen mit 83 Prozent heraus. Insgesamt 38 Prozent nutzen öffentliche Ladestationen, elf Prozent wollen keine eigene Infrastruktur installieren. Sie zahlen Pauschalbeträge an die Mitarbeiter. In Sachen Ladeinfrastruktur stellt sich aber schnell auch die Frage nach der Unterstützung der Fahrer, zum Beispiel bei der Installation von Wallboxen zu Hause. 46 Prozent greifen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dabei auch finanziell unter die Arme.
Wie die Elektroautos und Plug-in-Hybride dann in der Praxis angeschafft werden, unterscheidet sich ebenfalls von Unternehmen zu Unternehmen. Insgesamt 26 Prozent haben dafür bereits Regeln implementiert. Je zur Hälfte berichten die Befragten dabei von selbst beziehungsweise extern zum Beispiel durch Leasing- oder Fuhrparkmanagementgesellschaften erstellten Profile. "Die fahrerbezogene Nutzungs- und Fahrprofilanalyse ist das A und O der erfolgreichen Einführung der E-Mobilität im Unternehmen", unterstreicht Katharina Schmidt. "Passt das Mobilitätsprofil nicht zum individuellen Einsatzzweck, haben weder Unternehmen noch Mitarbeiter etwas davon."
Nicht für alle Unternehmen und Fahrer passen zum Beispiel auch Plug-in-Hybride – trotz der Steuersubventionen mit Blick auf den geldwerten Vorteil. Die wichtigsten Gründe gegen die Plug-ins sind aus Sicht der Befragten der zumeist höhere Kaufpreis, die geringe Zahl der öffentlichen Lademöglichkeiten oder komplett fehlende Ladestationen im Unternehmen.
Alternativen zum Auto im Blick
Aber nicht nur neue Antriebe beeinflussen das Fuhrpark- und Mobilitätsmanagement der Unternehmen. Neben dem Auto werden weitere Mobilitätsangebote vor allem, aber nicht nur im urbanen Raum immer beliebter. Immerhin bereits 23 Prozent der Unternehmen gewähren in der Car Policy Mobilitätsalternativen, 53 Prozent nutzen auch ganz praktische weitere Lösungen oder wollen dies tun. Mit 43 Prozent stehen dabei öffentliche Verkehrsmittel ganz oben auf dem Treppchen, gefolgt von Mietautos (34 Prozent) sowie Ride Sharing, Mobilitätsbudgets und Apps (jeweils 27 Prozent). Schmidt sagt dazu: "Wir sehen eine Öffnung der Unternehmen für weitere Möglichkeiten der Mobilität." Interessant allerdings: Nur noch 26 Prozent wollen Mietkonzepte weiterentwickeln, 2019 sagten das noch 42 Prozent.
Da ganz konventionelle Flottenfahrzeuge aber heute und auch in Zukunft ebenfalls weiter eine wichtige Rolle spielen werden, auch noch ein paar Fakten zum bekannten Fuhrparkmanagement: Mit insgesamt 47 Prozent setzt die Mehrzahl der Unternehmen bei der Fahrzeugbeschaffung weiter auf das Kilometer-Leasing. Bei den sehr großen Unternehmen sind es sogar 62 Prozent. Ebenfalls interessant: In Deutschland setzen nur 23 Prozent auf Telematik-Services, europaweit sind es dagegen 33 Prozent. Wer sie nutzt, sieht als Potenziale vor allem die mögliche Fahrzeugortung und Optimierung der Sicherheit, mehr Effizienz sowie geringere Kosten.