Von Christian Frederik Merten
Auch im Tankkartengeschäft bleibt nichts, wie es war. bfp fuhrpark & management sprach mit Romana Blume, Verkaufsleiterin Aral Cards Deutschland Car & Van, und Michael Brell, europäischer Tankkarten-Manager Strategie bei Aral, über die Entwicklung der Tankkarte.
Zusatzservices immer wichtiger
bfp: Wie hat sich das Tankkarten-Angebot in letzter Zeit bei Aral verändert?
Romana Blume: Aral ist schon seit längerer Zeit in der Lage, verschiedene Services über die Tankkarte abzubilden. Dazu zählen klassische Angebote wie die Führerscheinkontrolle, die UVV-Abwicklung oder die Mautabrechnung, aber auch relativ neue Dienstleistungspakete wie die Fuel&Charge-Karte, die neben der Abrechnung des Kraftstoffkaufs auch das Laden von Elektroautos ermöglicht.
bfp: Welche Resonanz verzeichnen Sie auf die Zusatzservices über die Tankabrechnung hinaus?
R. Blume: Das hängt vom jeweiligen Service ab. Grundsätzlich machen wir aber die Erfahrung, dass die Zusatzservices für die Kunden immer wichtiger werden. Auch weil sich die Mobilität der Kunden verändert. Sichtbar wird das zum Beispiel an der Nachfrage nach der Fuel&Charge-Karte, die in letzter Zeit – analog zum gestiegenen Fahrzeugangebot – deutlichzunimmt.
80 Prozent der Ladeinfrastruktur nutzbar
bfp: Auf wie viele Ladepunkte können Ihre Fuel&Charge-Kunden derzeit zurückgreifen?
Michael Brell: Ende 2019 werden unsere Kunden mindestens 80 Prozent der deutschen Ladeinfrastruktur nutzen können. Ziel ist es natürlich, unseren Kunden das gesamte Netz zu öffnen.
bfp: Welche Mindestumsätze haben Sie als Voraussetzung für die Ausgabe einer Aral-Tankkarte definiert?
R. Blume: Bei uns gibt es keine Mindestumsätze für die Nutzung einer Aral-Tankkarte. Sie ist ab dem ersten Liter Benzin oder Diesel und der ersten Kilowattstunde Strom verfügbar. Für unterschiedliche Kundenbedürfnisse haben wir allerdings jeweils spezielle Kartenkonzepte im Angebot. Für kleine und mittlere Unternehmen mit eher regionalem Aktionsradius bis hin zu Karten für große Flotten, die überregional unterwegs sind.
bfp: Welche Individualisierungsmöglichkeiten bieten die Karten, zum Beispiel die Eingrenzung der Nutzung auf bestimmte Regionen?
M. Brell: Wir können die Karten flexibel auf die Kundenbedürfnisse abstimmen. Jeder Kunde hat damit die Möglichkeit, seine Karten innerhalb bestimmter vertraglicher Rahmenbedingungen individuell konfigurieren.
Analysen für weitergehende Controlling-Maßnahmen
bfp: Welche Reportings können Sie Ihren Kunden anbieten?
M. Brell: Durch die Tankkartennutzung wissen wir, an welcher Tankstelle ein Kunde welches Fahrzeug mit welchem Kilometerstand betankt hat. Gegebenenfalls kennen wir auch den Fahrernamen. Diese Daten bilden die Grundlage für verschiedene Analysen wie zum Beispiel Durchschnittsverbräuche. Die Analysen bieten Fuhrparkverantwortlichen die Möglichkeit für verschiedene weitergehende Controlling-Maßnahmen im Unternehmen.
bfp: Bieten Sie Ihren Kunden über die Bereitstellung der Analysen auf Wunsch individuelle Consulting-Leistungen an?
R. Blume: Grundsätzlich sprechen wir die Analyse-Ergebnisse in unseren Kundengesprächen natürlich an. Und auch Online-Fahrerschulungen wären theoretisch möglich. In der Praxis ist es jedoch meistens so, dass die Fuhrparkverantwortlichen die Analysen individuell verwerten. Wir schlüpfen nicht in die Rolle eines externen Fuhrparkmanagers.
Wallboxen im Angebot
bfp: Beraten Sie Ihre Kunden denn bei der Installation einer geeigneten Ladeinfrastruktur?
M. Brell: Bislang tun wir das nicht. Die Elektromobilität steckt trotz steigender Zulassungszahlen aktuell noch in den Anfängen. Zum Jahresanfang 2019 gab es laut Kraftfahrtbundesamt insgesamt 47,1 Millionen zugelassene Pkw, davon waren 83.175 reine Elektroautos. Haupthemmnisse einer stärkeren Kundenakzeptanz sind neben der mangelnden Ladeinfrastruktur vor allem eine nicht ausreichende Reichweite sowie lange Ladezeiten. Deshalb errichten wir in Deutschland derzeit für einen Pilotversuch an fünf Stationen sogenannte Ultraschnellladesäulen mit 320 kW, die ersten davon sind in Bochum seit Mai in Betrieb. Sie erlauben in entsprechend geeigneten Fahrzeugen eine Aufladung bis 80 Prozent der Akkukapazität innerhalb von zehn bis 15 Minuten. Momentan laden viele Elektroautobesitzer Ihre Fahrzeuge zu Hause. Daher können unsere Tankkartenkunden über uns und unsere Partner Wallboxen für zu Hause beziehen, einschließlich einer Kostenrückerstattung für Nutzer von Dienstwagen.
bfp: Können Sie sich vorstellen, dass sich Tankkarten mittelfristig zur Mobilitätskarten entwickeln? Als Abrechnungsplattform für verschiedene Mobilitätsangebote?
M. Brell: Natürlich überlegen wir, wie wir unsere Tankkarte weiterentwickeln werden. Und ja, wir werden das Angebot auch um verschiedene Mobilitätsangebote erweitern. Welche konkreten Angebote das sein werden, können wir noch nicht sagen.
bfp: Welche Rolle spielt das Thema Mobile Payment bei der Tankkarte in Zukunft?
M. Brell: Wir gehen ganz stark davon aus, dass Mobile Payment in Zukunft auch bei Tankkarten eine größere Rolle spielen wird. Unsere Kunde erwarten, dass sie nicht mehr nur mit Karten bezahlen können, sondern auch mit modernen Endgeräten wie Smartphones. Dafür entwickeln wir derzeit Lösungen, die wir in absehbarer Zeit anbieten können.
bfp: Frau Blume, Herr Brell, herzlichen Dank für das Gespräch.