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bfp-Interview

Arval: "Wo es passt, empfehlen wir E-Mobilität"

Marcus Schulz und Christian Schüßler von Arval sprechen mit bfp über die strategische Ausrichtung, neue Mobilität sowie die Elektromobilität im Fuhrpark.

Von Christian Frederik Merten

"Arval Beyond" heißt die neue Strategie von Arval, mit der sich der Leasing- und Mobilitätsdienstleister wesentliche Ziele bis 2025 ins Pflichtenheft geschrieben hat. Was die Strategie für deutsche Kunden bedeutet, diskutierte bfp FUHRPARK & MANAGEMENT mit Arval-Deutschland-Geschäftsführer Marcus Schulz und Commercial Director Christian Schüßler.

Kooperationen wesentliches Element

bfp: Herr Schulz, Arval hat vor kurzem seine neue Strategie „Arval Beyond“ vorgestellt. Welche Konsequenzen hat die Neuausrichtung für den deutschen Markt?

Marcus Schulz: Wie Sie wissen, setzt sich die Strategie "Arval Beyond" aus vier verschiedenen Bausteinen zusammen. Lassen Sie mich im ersten Schritt am Beispiel des Bausteins "Arval Inside" die Auswirkungen für Deutschland erläutern. Mobilität, wie wir sie heute kennen, steht vor der großen Herausforderung, sie mit dem nachhaltigen Schutz der Umwelt und urbaner Lebensräume zu vereinbaren. Gleichzeitig drängen ganz neue Mobilitätsangebote wie zum Beispiel Autoabos auf den Markt, die neben dem klassischen Fahrzeugleasing vor allem für die Nutzer attraktiv werden …

bfp: … und die Sie im Rahmen Ihrer neuen Strategie künftig in Eigenregie anbieten werden?

M. Schulz: Wir beobachten den Markt für Unternehmensmobilität natürlich permanent. Im Vordergrund unserer Lösungen steht immer der Kundennutzen. Aber auch wenn bei vielen ein Interesse an neuen Mobilitätslösungen besteht, sind diese nicht alle für uns und unsere Kunden unternehmerisch sinnvoll und wirtschaftlich. Deshalb planen im Rahmen von "Arval Inside" die Kooperation mit Partnern, die mit unseren Fahrzeugen zielgruppenindividuelle Mobilitätsservices anbieten.

Whitelabel-Lösung für Auto-Abos

bfp: Welche Services können wir da konkret erwarten?

M. Schulz: Konkret befinden wir uns aktuell in Verhandlungen mit Partnern, unter anderem mit Anbietern für Autoabo-Modelle . Wir planen, diesen Dienstleistern im Full-Service-Leasing unsere Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen, mit denen sie dann ihren eigenen Service am Markt etablieren können.

bfp: Mit wem werden Sie künftig hauptsächlich Kooperationen eingehen?

M. Schulz: Da sprechen wir von drei verschiedenen Gruppen. Die eine sind Importeure, die auf der Suche sind nach einer Ergänzung ihrer bestehenden Leasing-Aktivitäten. Die zweite Gruppe sind große Autohandels-Ketten, die unter eigenem Namen neue Mobilitätsservices "Powered by Arval" anbieten können. Und drittens sprechen wir mit großen Mobilitätsanbietern wie zum Beispiel Autovermietern, die neue flexible Mobilitätsangebote ins Leben rufen möchten.

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E-Bike-Leasing in Vorbereitung

bfp: Welche Pläne haben Sie, den Baustein "360° Mobility" in Deutschland umzusetzen? Der beinhaltet ja auch viele Ideen über das Auto hinaus.

Christian Schüßler: Wir bringen fünf Jahrzehnte Erfahrung im klassischen Automobil-Leasing mit. Das wird auch künftig eine Kernsäule unseres Geschäfts sein, aber natürlich denken wir Mobilität auch über das Automobil hinaus. In Deutschland arbeiten wir im Rahmen des Strategie-Bausteins "360° Mobility" derzeit an einem E-Bike-Leasing, das wir in Kürze ebenfalls als Kooperationsprodukt einführen werden. Und auch "Mobility as a Service"-Lösungen werden wir schon bald anbieten können. Aber auch hier gilt: Maßgeblich für uns ist immer das, was für den Kunden Sinn macht.

bfp: Auf welche Resonanz stoßen neue Mobilitätsformen aus Ihrer Sicht heute bei Unternehmen und Nutzern?

M. Schulz: Ich bin der festen Überzeugung, dass alternative Mobilitätsformen wie zum Beispiel das E-Bike-Leasing vor allem in urbanen Lebensräumen sehr attraktiv werden kann. Möglicherweise auch im Bundle mit einem Fahrzeug. Bei uns werden Kunden zum Beispiel nicht nur ein E-Bike allein leasen können, sondern auch in Verbindung mit einem Fahrzeug.

bfp: Ihr erster Schritt in Richtung Mobilitätsbudget?

C. Schüßler: Ob wir vom Mobilitätsbudget sprechen oder von "Mobility as a Service" ist letztlich nur eine Frage der Begrifflichkeit. Aus dieser Perspektive ja. Aber auch hier geht ja um die Frage: Wie nimmt der Markt solche Angebote an? Wichtig ist also nicht, mit einer bestimmten Bezeichnung zu starten, sondern mit Lösungen, die Kunden in ihrem Alltag weiterbringen. Denn es gibt nicht die eine Komplettlösung, die alle Bedürfnisse gleichermaßen anspricht. Es geht vielmehr darum, bedarfsgerechte Lösungen zu schneidern und gegebenenfalls zu verknüpfen – auch im Verbund mit Kooperationspartnern.

bfp: Spüren Sie vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ein gesteigertes Interesse an individueller Mobilität, sprich dem Auto?

M. Schulz: Diese Frage lässt sich sehr gut mit einem Blick auf das Gebrauchtwagengeschäft beantworten. Nach einer spürbaren Delle im Frühsommer liegen die Durchschnittspreise derzeit deutlich über dem Niveau des Jahres 2019. Diese Entwicklung ist nichts anderes als das Ergebnis einer stark gestiegenen Nachfrage. Also ein klares Ja als Antwort auf Ihre Frage.

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Elektromobilität als Ganzes vorantreiben

bfp: Bis 2025 möchte Arval seinen Bestand an Elektroautos und Plug-in-Hybriden auf 500.000 Einheiten ausbauen. Nicht immer rechnen sich diese Fahrzeuge heute aber aus TCO-Sicht. Ist das kein Widerspruch?

M. Schulz: Richtig ist, Elektroautos und vor allem Plug-in-Hybride rechnen sich heute nur, wenn man sie richtig einsetzt. Dennoch sehen wir hier keinen Widerspruch. Wenn wir heute manchen Kunden im Zuge der individuellen Beratung von Elektroautos oder Plug-in-Hybriden abraten, heißt das nicht, dass wir nicht die Elektromobilität als Ganzes vorantreiben möchten und werden.

bfp: Wie machen Sie das konkret?

M. Schulz: Wir identifizieren zusammen mit dem Kunden individuelle Fahrprofile, gleichen diese mit den jeweils verfügbaren Fahrzeugmodellen ab und sprechen über die benötigte Ladeinfrastruktur, um dann in einem letzten Schritt die Konsequenzen für die TCO zu diskutieren. Und da, wo es passt, werden wir dem Kunden natürlich den Einsatz von Elektroautos oder Plug-in-Hybriden empfehlen. Was für uns ganz wichtig ist: Teil dieser Betrachtung ist immer die Berücksichtigung einer geeigneten Ladeinfrastruktur inklusive eines intelligenten Lademanagements mit zentraler Steuerung der Ladepunkte. Denn nur dann lassen sich Mobilitäts- und Energiebedarf sinnvoll kombinieren sowie ökonomische wie ökologische Zielsetzungen in Einklang bringen.

bfp: Bieten Sie Ihren Kunden ein Tool, mit dem sie nachvollziehen können, mit welchem Antrieb Plug-in-Hybride in der Praxis gefahren werden?

M. Schulz: Kunden erhalten von uns schon heute auf Wunsch kombinierte Tank- und Ladekarten. Auf deren Datenbasis erstellen wir Berichte über den Kraftstoff- und Elektrizitätsbezug je Fahrzeug. Diese Reportings ermöglichen einen einfachen Vergleich der einzelnen Fahrer und bieten damit einen Hebel, den Anteil elektrischer Fahrten auch in der Praxis zu erhöhen.

C. Schüßler: Mit "Arval Active Link" haben unsere Kunden zusätzlich die Möglichkeit, weiterführende Informationen zur Fahrzeugnutzung aus einer Telematik-Lösung heraus zu erhalten. Auf dieser Basis geben wir den Kunden regelmäßig Handlungsempfehlungen, die natürlich auch den sinnvollen Einsatz von Plug-in-Hybriden umfassen.

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Nachfrage nach Telematik weiter sehr gering

bfp: Stößt das Thema Telematik in Deutschland mittlerweile auf höheres Interesse in Fuhrparks?

C. Schüßler: Grundsätzlich ist die Nachfrage nach Telematik in Deutschland in User-Chooser-Fuhrparks weiterhin sehr gering. Große Auftragsvolumen sehen wir hier nicht, aber wir erhalten verstärkt Anfragen zum Thema Telematik. Vor allem für Serviceflotten bieten Telematikanwendungen sinnvolle Lösungen wie zum Beispiel bei der Einsatz- und Routenplanung. Außerdem lassen sich Fuhrparks mit Telematik natürlich in vielen Fällen einfacher steuern.

bfp: Sind das auch Themen, die in Ihrem Strategie-Baustein „Connected & Flexible“ eine Rolle spielen werden?

M. Schulz: Moderne Fahrzeuge generieren heute Unmengen an Daten, die die On-Board-Diagnosesysteme dazu in die Lage versetzen, Verschleiß und Defekte schon früh zu erkennen. Diese Daten halten die Hersteller allerdings in der Regel unter Verschluss. Ein Beispiel für eine Lösung im Rahmen von „Connected & Flexible“ wird also sein, Partnerschaften mit Herstellern einzugehen, um unseren Kunden proaktive Wartungsservices anzubieten. Der Vorteil für den Kunden ist ein wesentlicher Komfortgewinn, weil wir ihm langfristig planbar Werkstatttermine vorschlagen können. Und wir sind in der Lage, die Fahrzeuge in die kostengünstigste Werkstatt zu steuern. Einen solchen Service können wir in Zusammenarbeit mit einem namhaften deutschen Hersteller schon bald anbieten.

C. Schüßler: Auch bei diesem Baustein denken wir aber über rein fahrzeugbezogene Angebote hinaus. Nehmen Sie als Beispiel die italienische Plattform Telepass zur Abrechnung von Mautgebühren. Über sie kann man viele unterschiedliche Dienstleistungen wie beispielsweise Parkgebühren, Assistance-Leistungen bis hin zu Skipässen erwerben. Ähnliche Netzwerke und Kooperationen sind auch für uns in Deutschland denkbar.

bfp: Herr Schulz, Herr Schüßler, herzlichen Dank für das Gespräch.

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