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Foto: Rainer Häckl – BMW Group
André Janssen-Timmen, bei BMW verantwortlich für den Großkundenvertrieb, kann Flotten- und Gewerbekunden ein immer größeres Portfolio an reinen Elektroautos und Plug-in-Hybriden anbieten.

Inhaltsverzeichnis

bfp-Interview

BMW: „Argumente gegen E-Autos im Hintergrund“

BMW-Großkundenchef André Janssen-Timmen über die Elektroautos und Plug-in-Hybride von BMW und Mini und das Gesamtkonzept in Sachen E-Mobilität.

Auch BMW elektrifiziert sein Modellportfolio weiter. Welche Rolle reine Elektroautos und Plug-in-Hybride für das Geschäft mit Flotten- und Gewerbekunden spielen, erklärt André Janssen-Timmen, Leiter Vertrieb an Großkunden, Sonderkunden und VIP bei BMW, im Gespräch mit bfp FUHRPARK & MANAGEMENT.

E-Mobilität dominiert Kundengespräche

Herr Janssen-Timmen, seit Mai liefern Sie mit dem iX3 ein neues vollelektrisches Modell aus. Wie blicken Fuhrparks derzeit auf das Thema Elektromobilität?

André Janssen-Timmen: Das Thema Elektromobilität dominiert derzeit alle Gespräche mit unseren Flotten- und Gewerbekunden. Nahezu jeder Fuhrpark bereitet sich auf die Einführung von Elektroautos vor, im Moment vor allem von Plug-in-Hybriden, und analysiert die notwendigen Schritte. Bereits heute manifestieren sich die Aktivitäten in höheren Zulassungszahlen von rein elektrischen Fahrzeugen und insbesondere von Plug-in-Hybriden. Ich bin mir sehr sicher, dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren dynamisch weiter fortsetzen wird.

Fuhrparks interessieren sich also nicht mehr nur für die Elektromobilität, sondern schaffen die Fahrzeuge auch konkret an?

Janssen-Timmen: Absolut. Nicht nur, weil die staatliche Förderung nochmals höher ist als die für Plug-in-Hybride. Sondern auch, weil die klassischen Gegenargumente für den Einsatz rein elektrischer Fahrzeuge mit den neuen Fahrzeuggenerationen immer weiter in den Hintergrund treten. Nehmen Sie alleine das Thema Reichweite: Heute sind es nur noch die ausgesprochenen Vielfahrer, die mit rein elektrischen Autos gar nichts anfangen können.

Was hindert Unternehmen aus Ihrer Sicht heute noch, auf Elektromobilität zu setzen?

Janssen-Timmen: Derzeit sehe ich noch zwei Hinderungsgründe für Fuhrparks, auf die Elektromobilität zu setzen. Erstens lassen sich Anschaffung und Betrieb von rein elektrischen und elektrifizierten Fahrzeugen in manchen Fällen noch nicht mit dem Ziel möglichst niedriger TCO vereinbaren. Zweitens entsprechen auch die mittlerweile guten Reichweiten reiner Elektroautos immer noch nicht den Anforderungen, die aus den Fahrprofilen von echten Vielfahrern resultieren. Das ist auch der Grund für BMW, weiter auf unsere Philosophie „The Power of Choice“ zu setzen. Es gibt national wie international auch in Zukunft noch Fahrprofile, für die das rein elektrische Fahren nicht vorteilhaft ist. Dies heißt für BMW, bei allem Fokus auf die Elektromobilität, dass auch in Zukunft noch andere Antriebsvarianten eine Rolle spielen werden.

iX3-Zielgruppe User-Chooser

Was macht den iX3 aus Ihrer Sicht für die Zielgruppe besonders interessant?

Janssen-Timmen: Mit dem iX3 bieten wir erstmals ein reines Elektroauto an, das auch mit seinen Innenraummaßen Zielgruppen wie Familien mit viel Platzbedarf anspricht. Weil viele Dienstwagen auch als privater Erstwagen im Einsatz sind, ist der iX3 in dieser Hinsicht sehr gut positioniert. Das spüren wir nicht nur an der erfreulich hohen Zahl der Probefahrtanfragen, sondern auch an der Zahl der Auslieferungen seit Markteinführung im Mai. Allerdings ist der iX3 nicht das einzige Angebot, das wir in diesem Einsatzbereich der Elektromobilität machen. Wir merken an der starken Nachfrage nach unseren Plug-in-Hybriden wie dem 330e und dem 530e, dass auch diese Antriebsvarianten in Fuhrparks derzeit sehr  beliebt sind.

Der iX3 bleibt aber nicht der einzige vollelektrische BMW …

Janssen-Timmen: Nein. Schon seit Jahren besetzen wir mit dem i3 das Segment der reinen Elektroautos. Und noch in diesem Jahr kommen das vollelektrische Mittelklasse-Modell i4 sowie das vollelektrische SUV iX auf den Markt. Das heißt: Zusammen mit dem iX3 und dem Mini SE macht die BMW Group dann zum erstem Mal fünf hochinteressante Angebote für Dienstwagenfahrer, die sich für ein reines Elektroauto interessieren. Und alle fünf erfüllen die Kriterien von Flotten und Dienstwagennutzern hervorragend.

BMW iX für die obere Führungsebene

Welche Zielgruppen sprechen Sie mit dem i4 und dem iX an?

Janssen-Timmen: Mit dem iX, den wir im Dezember erstmals ausliefern werden, richten wir uns in erster Linie an die obere Führungsebene in den Unternehmen. Der iX wird sicher in erster Linie als Direktionsfahrzeug bestellt, das spiegelt sich auch in den ersten Vorbestellungen wider. Der i4 dagegen verkörpert eher die klassisch-sportlichen Werte der Marke BMW, nur in rein elektrischer Form. Er wird in den Fuhrparks eine breite Nutzergruppe ansprechen. Mit dem i3, dem iX3, dem i4 und dem iX decken wir somit schon heute in Summe eine sehr breite BMW-Zielgruppe mit reinen Elektrofahrzeugen ab. Und mit dem Mini SE runden wir das vollelektrische Angebot der BMW Group im Jahre 2021 mit sehr attraktiver Produktsubstanz nach unten ab.

Bis wann wird der i3 noch Teil des BMW-Portfolios sein?

Janssen-Timmen: Der i3 ist ein relevanter Baustein unseres elektrischen Modell-Angebots und wird wird es zunächst auch bleiben.

Verbrenner mit Zukunft

Welche weiteren Elektro-Modelle können die Kunden von BMW in Zukunft erwarten? Wird es auch bekannte Modellreihen wie den 3er, den 5er oder den 7er als reine Elektroautos geben?

Janssen-Timmen: Wir haben bereits angekündigt, dass wir in den kommenden Jahren den X1, den 5er und den 7er als vollelektrische Antriebsvarianten anbieten. Ab 2025 werden sich die Entwicklungs-Paradigmen bei BMW fundamental umkehren. Mit Einführung unserer „Neue Klasse“ genannten neuen Plattform werden wir Neuentwicklungen im ersten Schritt immer für die Elektromobilität konzipieren und erst in den weiteren Schritten für weitere Antriebe auslegen.

Anders als andere Automobilkonzerne nennt BMW also weiterhin kein konkretes Enddatum für das Angebot von Verbrennungsmotoren?

Janssen-Timmen: Nein. Natürlich fokussieren auch wir uns in Zukunft auf die Elektromobilität. Das aber im Kontext der Technologieoffenheit. Die beinhaltet übrigens auch die Weiterentwicklung der Brennstoffzellentechnik.

BMW-Elektroautos nicht nur im Online-Vertrieb

Wie ist der aktuelle Stand mit Blick auf Ihre Services rund um die Elektromobilität?

Janssen-Timmen: Dienstleistungen rund um das Elektrofahrzeug und dessen einfache Nutzung sind für uns essenziell. Nehmen Sie als Beispiel nur den Zugang zur Ladeinfrastruktur zu vertretbaren Kosten. Am Ende geht es für uns darum, dass wir als BMW Group unseren Kundinnen und Kunden ein ganzheitliches Package rund um die Elektromobilität bieten. Dazu gehört – und das ist mir immer wieder wichtig hervor zu heben – neben allen digitalen Möglichkeiten auch das physische Vertriebs- und Servicenetz. Dieses bleibt von elementarer Bedeutung! Vor allem dann, wenn es um Produkterlebnis, Beratungsleistungen und konkrete Hilfestellungen zum Beispiel im Schadenfall geht. Um hier weiter bestens aufgestellt zu sein, investieren unsere Handelspartner und wir aktuell stark in die Qualifizierung der Vertriebs- und Servicemitarbeiter unserer Agenturen und Niederlassungen. Hierauf aufbauend investieren wir natürlich massiv in den Online-Vertrieb und in die digitale „Customer Journey“. Dies ist untrennbar verbunden.

Der reine Online-Vertrieb von Elektrofahrzeugen ist für BMW und Mini also kein Thema?

Janssen-Timmen: Unsere Ambition ist es, dass unsere Kundinnen und Kunden die Vertriebsorganisation der BMW Group als weiteren, markentypischen USP erkennen. Wie Kunden ihren BMW oder Mini kaufen, muss aus unserer Sicht ein weiterer Kaufanreiz sein. Physischen Kontakt im Kaufprozess wird es also bei BMW und Mini auch 2030 und in den Jahren darauf noch geben. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass wir uns der Digitalisierung im Vertrieb verweigern. Genau das Gegenteil ist der Fall. Kunden werden künftig noch vielmehr die Wahl haben, auf welchem Weg sie ihr Fahrzeug, ihren Service und die Beratung dazu erhalten möchte. Und auch wenn Sie mitten im Prozess die Kontaktart wechseln – also zum Beispiel zunächst digital im Internet ein Auto konfigurieren und dann zum Vertragsabschluss persönlich einen Händler besuchen – werden Sie keine Brüche in der Betreuungsqualität feststellen.

Ladelösungen auch für User-Chooser

Das Beispiel Ladeinfrastruktur hatten Sie bereits genannt. Sie gilt weiterhin als Kernherausforderung im Bereich der Elektromobilität …

Janssen-Timmen: Richtig, der Aufbau einer bedarfsgerechten Ladeinfrastruktur auch auf dem Betriebsgelände zählt zu den Kernherausforderungen bei der Einführung der Elektromobilität. Unser Mobilitätsanbieter Alphabet ist im Rahmen seiner 360-Grad-Beratungsstrategie auch in diesem Bereich aktiv und ermöglicht unseren Kunden zum Beispiel auch das Leasing der entsprechenden Hardware. Aber es geht ja nicht nur um die Ladesäulen und Wallboxen selbst: Ein großes Thema ist darüber hinaus die Abrechnung der Ladeaktivitäten.

Wie unterstützen Sie die Abläufe dort?

Janssen-Timmen: Erst vor kurzem haben wir unsere Ladelösungen unter den Namen BMW Charging und Mini Charging zusammengefasst. Zu diesen Angeboten zählen nicht nur die Lade-Hardware und die zugehörigen Beratungsleistungen, sondern auch individuell wählbare und vor allem planbare Ladetarife. Diese Tarife richten sich nicht nur an Unternehmenskunden, sondern auch an User-Chooser, die Ladevorgänge an der privaten Wallbox zu Hause nicht mit ihrem Arbeitgeber abrechnen können. Und sind ein wesentlicher Faktor bei der TCO-Kalkulation für Elektrofahrzeuge, die ja gerade beim Anschaffungspreis und der staatlichen Förderung endet.

Erlauben BMW und Mini Charging auch den Zugang zum Ionity-Schnelllade-Netzwerk?

Janssen-Timmen: Selbstverständlich, und zwar ebenfalls mit günstigen und planbaren Tarifen. Damit haben unser Kunden Zugang zu immer mehr Schnellladesäulen. Zum Jahresende plant Ionity mit  europaweit 400 Ladepunkten mit bis zu 350 kW Ladeleistung. Das macht auch längere Strecken mit Elektroautos planbar, zumal es langfristig sicherlich deutlich mehr als 400 Ionity-Ladepunkte sein werden.

Herr Janssen-Timmen, herzlichen Dank für das Gespräch.

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