Foto: N-ERGIE Aktiengesellschaft

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Best Practice

N-Ergie: Ladeinfrastruktur selbstgemacht

Die N-Ergie setzt voll auf Elektromobilität. Für die geeignete Ladeinfrastruktur gründete sie mit Emonvia kurzerhand einen eigenen Ladedienstleister.

Von Christian Frederik Merten

Die Elektromobilität zählt zur Kernkompetenz der N-Ergie in Nürnberg. Zeichnet sie als großer regionaler Energieversorger in der Frankenmetropole und deren Umland in vielen Haushalten und Betrieben doch nicht nur verantwortlich für Erdgas-, Fernwärme- und Wasserlieferungen, sondern eben auch für den Strom.

Kein Wunder also, dass die N-Ergie schon seit geraumer Zeit über den Einsatz von Elektroautos im rund 900 Fahrzeuge – etwa je zur Hälfte Pkw und Transporter bis 3,5 Tonnen – starken Fuhrpark nachdenkt. Zu Beginn dachte man auch über den Einsatz von Brennstoffzellenfahrzeugen oder Bio Fuels nach, schnell aber kristallisierten sich batterieelektrische Fahrzeuge als erste Wahl für die Nürnberger heraus. "Die N-Ergie steht für dezentrale Stromerzeugung über Photovoltaik-, Windenergie- oder Biogasanlagen", sagt Patrick Fleischer, Leiter Strategische Unternehmensentwicklung bei N-Ergie. "Da liegt es nahe, diese erneuerbaren Energien auch für unsere Unternehmensmobilität einzusetzen." Auch der Wirkungsgrad dieser Technik und damit ihre Betriebskostenbilanz seien im Vergleich zu den genannten Alternativen ungeschlagen.

Voller Einstieg in die Elektromobilität

Gesagt, getan – zunächst probierte die N-Ergie verschiedene Kleinserien-Elektroautos wie die Marke MIA aus. "Deren Verarbeitung und Reichweiten von um die 35 Kilometer haben uns aber nicht überzeugt", sagt Claudia Heinrich, Leiterin Servicedienste bei der N-Ergie und damit auch verantwortlich für den Fuhrpark. Mit dem wachsenden Angebot an Elektroautos von Großserienherstellern allerdings machte der N-Ergie-Vorstand Nägel mit Köpfen. Claudia Heinrich sagt: "Die Devise lautete: Wenn wir in die Elektromobilität einsteigen, dann richtig." Also bestellten die Nürnberger im August 2018 auf einen Schlag 70 E-Mobile - die erste Charge von heute 120 Stück.

Ein beachtenswerter Schritt, vor allem wenn man bedenkt, dass die Einführung von Elektrofahrzeugen in großen Stückzahlen in vielen Unternehmen heute noch mit vielen Ängsten und Unsicherheiten verbunden ist. Zweifel, die Umsetzung nicht zu packen, hatte die N-Ergie aber nicht. "Zu beachten sind vor allem zwei Punkte", sagt Claudia Heinrich im Rückblick. "Eine detaillierte Reichweitenanalyse sowie der Aufbau einer geeigneten Ladeinfrastruktur."

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Rahmenbedingungen analysieren

Beides hänge allerdings untrennbar miteinander zusammen: "Sie müssen die Rahmenbedingungen kennen. Nur dann können Sie in Erfahrung bringen, für welche Mitarbeiter sich Elektrofahrzeuge eignen und auf dieser Grundlage auch die Ladeinfrastruktur aufbauen."

Die N-Ergie elektrifiziert bislang vor allem ihre Funktionsflotte, die den größten Anteil am Fuhrpark ausmacht. Für die Analyse nennt Heinrich das Beispiel der Mitarbeiter in Rufbereitschaft: "Angenommen, Fahrzeuge befinden sich über ein langes Wochenende vier Tage vor Ort beim Mitarbeiter zu Hause. Nach mehreren Einsatzfahrten à 20 Kilometer einfacher Strecke pro Tag stellt sich heute noch schnell die Frage nach einer Lademöglichkeit vor Ort."

Strategisches Gesamtkonzept erarbeiten

Kurz: Der Aufbau einer Ladeinfrastruktur ist in ein strategisches Gesamtkonzept einzubetten. Damit auch das reibungslos funktioniert, gründete die N-Ergie zusammen mit weiteren Partnern 2018 kurzerhand einen eigenen Ladedienstleister: Emonvia. Das in München angesiedelte Unternehmen, dessen Geschäftsführung Patrick Fleischer zusammen mit dem weiteren Gründer Eduard Schlutius übernommen hat, entwickelte ein eigenes neuartiges Backend, welches speziell für den Einsatz bei größeren Unternehmen und Fuhrparks ausgerichtet ist. Mit diesem Backend können die Kunden der Emonvia alle eigenen Ladesituationen wie für Dienstwagen, die Funktionsflotte, für Besucher oder für Mitarbeiter automatisiert steuern und abrechnen. Wenn der Kunde möchte, kümmert sich Emonvia auch um die Installation und den Betrieb der Hardware – also der Ladestationen oder Wallboxen.

Gemeinsam mit der zuständigen N-Ergie-Immobilientochter machen sich Heinrich, Fleischer und Emonvia also daran, eine ausreichende Anzahl an Ladesäulen an den Unternehmensstandorten zu installieren. Ein Prozess, der nach beider Aussage deutlich einfacher ablief als viele vielleicht befürchten.

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"Vorab-Check vom Elektriker"

So lief die Installation der heute 70 Ladestationen am Standort Nürnberg-Sandreuth und weiterer 70 Stationen an anderen Standorten in Nürnberg – davon 30 in einer Tiefgarage – reibungslos ab, so Heinrich. "Alles, was Sie im ersten Schritt brauchen, ist einen regulär qualifizierten Elektriker, der im Rahmen eines Vorab-Checks die Stromverfügbarkeit prüft", sagt auch Eduard Schlutius. Wenn die mit dem Bedarf zusammenpasse, seien der Einbau einer entsprechenden Sicherung sowie der Anschluss von Ladesäule oder Wallbox ein Kinderspiel, so Schlutius. 1.500 bis 2.000 Euro netto kostet ein eichrechtskonformer Konnektor bei Emonvia, die Installation jeweils weitere 1.000 Euro. Wer in Masse kauft, profitiert von entsprechenden Mengenkonditionen.

Allerdings ging es auch bei der N-Ergie nicht ganz ohne Bauarbeiten. Denn für die 70 Stationen in Sandreuth auf einem Parkplatz mussten Kabel verlegt werden. Insgesamt dauerte die Installation der Ladeinfrastruktur knappe vier Monate.

Keine Probleme mit Lastspitzen und Reichweiten

Überhaupt kein Thema seien übrigens Lastspitzen oder zu geringe Reichweiten der Fahrzeuge, sagen alle am Projekt Beteiligten unisono. "Wenn wir uns unsere Ladelastkurve anschauen, kommen wir über den Tag verteilt nicht über 50 kW hinaus", so Patrick Fleischer. "Die Fahrzeuge laden ja nie alle zum gleichen Zeitpunkt." Auch Eduard Schlutius sieht in diesem Punkt kein Problem: "Wir haben es bislang noch nie erlebt, dass ein Kunde mehr Strom benötigt als geplant." Falls das doch einmal passieren sollte, wäre aber auch eine entsprechende Anpassung kein Problem.

Und auch das Thema Reichweiten ist bei N-Ergie keines. "In der Praxis kommen wir in unseren Carpool mit 50 bis 60 Kilometer pro Tag locker aus", erklärt Claudia Heinrich. Und wirklich leer seien die Akkus eh selten: "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fahren ihre zwei, fünf oder sieben Kilometer und hängen das Auto dann wieder an die Steckdose." Ergo: Die Autos sind in der Regel voll geladen. In der Konsequenz achten Heinrich und ihr Team bei der Neubeschaffung von Elektroautos also jetzt nicht mehr auf die größtmögliche Reichweite, sondern auf das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.

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Mitarbeiter ins Boot holen

Eines räumt Heinrich allerdings ein: Ohne Überzeugungsarbeit geht es nicht. "Wichtig ist es im ersten Schritt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Boot zu holen", so Heinrich. Das heiße konkret: "Informieren, informieren, informieren." In der Praxis gab es bei der N-Ergie also immer wieder Infotage, an denen die Belegschaft Elektroautos auch auf der Straße testen und Probe laden konnten. "Damit haben wir etliche Hürden aus dem Weg geräumt", erklärt Claudia Heinrich. Oftmals resultierten Ängste doch nur aus Unerfahrenheit, so die Fuhrparkverantwortliche. "Sobald Menschen bislang unbekannte Dinge einmal ausprobiert haben, sehen sie in der Regel auch keine Probleme mehr."

In Konsequenz werden die Elektroautos bei N-Ergie heute also rege genutzt. Auch im Winter fielen die Reichweiten maximal auf zwei Drittel der Werksangabe, so Heinrich. Und auch für das private Laden haben die Nürnberger zusammen mit ihrer Tochter Emonvia eine Lösung gefunden: Die Abrechnung erfolgt hier ganz einfach über eine separate Karte.

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