Francine Gervazio, CEO der Avrios- und Vimcar-Mutter Shiftmove, über Strategie und Zukunft des neuen Unternehmens.
Foto: Shiftmove
Francine Gervazio, CEO der Avrios- und Vimcar-Mutter Shiftmove, über Strategie und Zukunft des neuen Unternehmens.

bfp-Interview

Shiftmove: „Geben unsere Marken definitiv nicht auf“

Shiftmove heißt die gemeinsame Dachgesellschaft von Avrios und Vimcar. Künftig soll es mehr Services geben, auch auf internationaler Ebene.

Avrios und Vimcar sind wichtige Player im Markt für digitale Fuhrpark-Services, vor Kurzem haben sie sich unter dem Shiftmove-Dach zusammengeschlossen. Über Gründe und Konsequenzen des Zusammenschlusses sprach bfp FUHRPARK & MANAGEMENT mit Shiftmove-CEO Francine Gervazio.

Aus Avrios und Vimcar wird Shiftmove

Aus der Fusion der beiden Softwarehäuser soll unter der Dachmarke Shiftmove ein Spezialist für Flotten- und betriebliches Mobilitätsmanagement entstehen.
Artikel lesen

Avrios und Vimcar: Marken bleiben erhalten

Frau Gervazio, Avrios und Vimcar treten ab sofort unter dem Shiftmove-Dach am Markt auf. Warum der Zusammenschluss?

Francine Gervazio: Avrios und Vimcar sprechen im selben Segment mit unterschiedlichen Services verschiedene Zielgruppen an. Vimcar vor allem kleinere, Avrios in erster Linie mittelgroße bis große Fuhrparks. Der Zusammenschluss bietet uns die Möglichkeit, mehr Produkte aus einer Hand anzubieten – und gleichzeitig unsere Zielgruppen zu erweitern. Und mit Blick auf die Unternehmenskultur passen Avrios und Vimcar, die ihre Wurzeln beide in der digitalen Start-up-Szene haben, ja bestens zusammen.

Und treten künftig nur noch als Shiftmove auf?

Gervazio: Nein. Die Marken Avrios und Vimcar geben wir definitiv nicht auf. Shiftmove ist Holding und Dachmarke für Avrios und Vimcar sowie künftig gegebenenfalls weitere Gesellschaften und Marken. Unsere Produkte firmieren aber auch in Zukunft unter den etablierten Markennamen. Natürlich arbeiten wir im Backoffice mit gemeinsamen Systemen, die Arbeit an dieser Systemintegration für eine einheitliche Struktur ist voll im Gange und wird voraussichtlich Mitte dieses Jahres abgeschlossen sein.

Gemeinsamer Vertrieb und Kundenservice für Shiftmove-Marken

Wie verändert sich die Kundenansprache und -betreuung unter dem Shiftmove-Dach?

Gervazio: Was es bei Vertrieb und Kundenservice nicht mehr geben wird, sind explizite Avrios- oder Vimcar-Ansprechpartner. Sondern Shiftmove-Ansprechpartner. Was dennoch nicht unserer Strategie widerspricht, am Markt weiter als Avrios und Vimcar aufzutreten. Denn unsere Account Manager werden künftig in der Lage sein, Avrios wie Vimcar gleichermaßen vor den Kunden zu vertreten. So werden unsere Vertriebs- und Serviceteams in der Lage sein, ganzheitlich auf die Kunden-Bedürfnisse einzugehen.

Verknüpfung und Erweiterung der Produktpalette

Welchen Einfluss hat die Fusion auf die Produktpalette von Avrios und Vimcar?

Gervazio: Im ersten Schritt arbeiten wir daran, die Portfolios miteinander zu verknüpfen. So kann Avrios, bislang Spezialist für Fuhrparkmanagement-Software, nun schnell und einfach auch Lösungen für elektronische Fahrtenbücher oder standortbasierte Services anbieten. Und umgekehrt gilt das natürlich auch für Vimcar, das bislang nur eine stark vereinfachte Fuhrparkmanagement-Software anbieten konnte. Bei dieser Verknüpfung wird es aber natürlich nicht bleiben. Unsere Vision ist es, das Geschäft unserer Kunden in allen Belangen zu vereinfachen, und das wird sich in Zukunft auch in gemeinsamen Produkten widerspiegeln.

Woran denken Sie dabei konkret?

Gervazio: Konkret habe ich zum Beispiel das Thema Schadenmanagement im Blick. Das ist ein Service, der uns derzeit noch fehlt. Aber das ist nur ein Beispiel für viele Services, die ich mir in Zukunft für Shiftmove vorstellen kann.

Sie sprechen aber generell von einem einheitlichen Produktportfolio, das Sie dann unter den verschiedenen Markennamen vertreiben werden?

Gervazio: Genau. Nur so können wir die Synergiepotenziale voll ausschöpfen, die am Ende vor allem unseren Kunden zu Gute kommen sollen. Außerdem sage ich, auch mit Blick auf die angestrebte  Internationalisierung unseres Geschäfts: Ein Auto ist ein Auto und ein Auto bleibt ein Auto. Was möchte ich damit ausdrücken? Dass die Anforderungen und Bedürfnisse unserer Kunden im Kern gar nicht so verschieden sind. Wenn wir es richtig anstellen, und das werden wir, können wir die Probleme unserer Kunden auch mit vereinheitlichten und um regionale Bausteine ergänzte Produkte sehr gut lösen. Und zwar über den gesamten Lebenszyklus der Fahrzeuge in den Unternehmen hinweg.

Shiftmove: Internationalisierung über Zukäufe

Stichwort regionale Bausteine: Bislang fokussieren sich Avrios als auch Vimcar sehr auf den deutschen Markt. Das scheint unter Shiftmove nicht so zu bleiben, wenn wir Sie richtig verstehen.

Gervazio: Avrios und Vimcar bedienen mit ihren Produkten bereits heute auch international aufgestellte Fuhrparks. Aber diese Unternehmen sind mit wenigen Ausnahmen heute fast ausschließlich in Deutschland oder Österreich beheimatet. Vor allem in Frankreich, Spanien oder im Vereinigten Königreich sehen wir aber großes Potenzial für unsere Lösungen. Allerdings: Unsere Präsenz in diesen Märkten werden wir vor allem über Zukäufe in den jeweiligen Ländern organisieren. Denn wir wollen nicht nur organisch wachsen, sondern auch über die Akquise neuer Tochtergesellschaften.

Mittelfristig Fokus auf automobiles Fuhrparkmanagement

Welche Rolle spielen alternative Mobilitätsformen, wenn es um die Produkt-Zukunft von Shiftmove geht?

Gervazio: Nehmen wir das Beispiel der Mobilitätsbudgets: Es ist heute noch viel weniger Realität als seit Jahren angenommen. Was dagegen europaweit steigt, ist die Zahl der Firmenwagen. Weshalb sie für uns mit Blick auf unsere digitalen Services zumindest in den nächsten zehn bis 15 Jahren die deutlich wichtigere Rolle spielen werden als die Integration neuer Mobilitätsformen. Natürlich verfolgen wir die Relevanz neuer Mobilitätstrends, unsere ja vor allem mittelständisch geprägten Kunden haben die aber noch nicht in der Form erreicht, dass wir unseren Fokus vom Auto weglenken wollten.

Das heißt auch, das Fahrradmanagement spielt bei Ihren Kunden derzeit kaum eine Rolle?

Gervazio: Nicht in dem Maße, dass es aus unserer Sicht ein eigenes Produktangebot dafür rechtfertigt. Natürlich ist das ein Punkt, den wir beobachten. Dennoch werden auf absehbare Zeit Services für automobile Fuhrparks bei uns im Fokus stehen. Aber natürlich sind auch wir daran interessiert, unser Portfolio permanent zu erweitern. Wir sind also auch offen für neue Perspektiven – wenn denn ein Markt dafür besteht.

Generell gibt es aber doch sicher auch in automobilen Fuhrparks mehr Nachfrage nach Flexibilität?

Gervazio: Das ist richtig, das beobachten wir aber vor allem mit Blick auf das Fahrzeugmanagement. Ein Beispiel ist die digitale Steuerung von Pool-Fahrzeugen. Dort sehen wir schon heute deutliches Wachstumspotenzial. Aber nicht nur dort, sondern bei allen Services, die die Effizienz des Fuhrparkmanagements erhöhen.

Wie können Sie sich denn im automobilen Bereich vorstellen, Fuhrparkverantwortliche weiter zu entlasten?

Gervazio: Lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Die Arbeit von Fuhrparkverantwortlichen besteht bis zu 70 Prozent aus der Fahrerkommunikation. Diese Fahrerkommunikation können wir – aufbauend auf unseren bestehenden Angeboten wie der Fahrer-App – in Zukunft sicherlich noch effizienter gestalten. Das Stichwort Schadenmanagement hatte ich ja bereits genannt, das spielt auch in diesem Zusammenhang eine große Rolle.

Digitaler Support für die E-Mobilität

Wie können digitale Instrumente bei der Einführung der E-Mobilität in den Fuhrparks helfen?

Gervazio: Etwa 60 Prozent unserer Kunden verfügen über mindestens ein rein elektrisches Fahrzeug in ihrem Fuhrpark, aber insgesamt beträgt der Anteil dieser Antriebsart am Fahrzeugbestand unserer Kunden nicht einmal fünf Prozent. Was bedeutet das? Unsere Kunden befinden sich noch in der Lernkurve, was die Elektromobilität betrifft. Wir als Shiftmove können die Fuhrparks mit digitalen Tools sehr gut bei der Einführung der E-Mobilität unterstützen, und dabei betrachten wir uns auch als Pionier. Zum Beispiel, wenn es um einen kompletten und verlässlichen Überblick über das Emissionsverhalten des individuellen Fuhrparks geht.

Die CSRD-Richtlinien mit ihren Berichtspflichten sind ein brandaktuelles Thema in der Branche. Welche Ihrer Tools können Fuhrparkverantwortliche in dieser Hinsicht unterstützen?

Gervazio: Ich hatte soeben unser Dashboard für den kompletten Überblick der individuellen Fuhrpark-Emissionen erwähnt. Das unterstützt unsere Kunden selbstverständlich auch mit Blick auf die CSRD-Berichtspflichten, was die CO2-Emissionen angeht. Weitere Tools, zum Beispiel zur Berücksichtigung und Einrechnung der individuellen Pendelstrecken, haben wir derzeit allerdings nicht in Planung.

Frau Gervazio, herzlichen Dank für das Gespräch.

Das könnte Sie auch interessieren:

Telekom Mobility Solutions veröffentlicht „Car App“

Mit der „Car App“ bündelt Telekom zukünftig Services rund um die eigenen Fahrzeuge. Sie soll Abläufe innerhalb der Telekom-Flotte digitalisieren und vereinfachen.
Artikel lesen

i-Kfz: Auto online anmelden und sofort losfahren

Seit Anfang September können Autos auch digital zugelassen werden. Eine große Erleichterung. An der technischen Umsetzung hapert es aber vielerorts noch sehr.
Artikel lesen

Mehr Transparenz und Effizienz: Telematik im Fuhrpark

Telematik kann im Fuhrparkalltag zu mehr Effizienz führen. „Die Freiräumer“ und TAG Immobilien spüren die Vorteile in der Praxis.
Artikel lesen
Neu im Shiftmove-Führungsteam (v.l.): Christian Reichert, Amy Downs und Jason Kolt. 

Personalie

Shiftmove baut Führungsebene aus

Erweiterte Führungsriege bei Shiftmove: Christian Reichert, Amy Downs und Jason Kolt sind neu an Bord.

    • Fuhrparkmanagement, Personalien, Software, Telematik
Shiftmove will künftig die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen bei betrieblicher Mobilität voranbringen

Betriebliche Mobilität

Aus Avrios und Vimcar wird Shiftmove

Aus der Fusion der beiden Softwarehäuser soll unter der Dachmarke Shiftmove ein Spezialist für Flotten- und betriebliches Mobilitätsmanagement entstehen.

    • Dienstwagen, eHUB, Elektro-Antrieb, Firmenwagen, Software

Joint Venture "Your Now"

Mobilitätsdienste: Daimler und BMW bauen Kooperation aus

Das Joint Venture Your Now wird anders strukturiert und bekommt zu Beginn des neuen Jahres eine neue Dachgesellschaft.

    • Alternative Mobilität, Elektro-Antrieb, Corporate Carsharing
Die Geschäftsführung der JobRad Holding GmbH (v.l.n.r.): Holger Tumat, Reiner Heine und Ulrich Prediger.

Personalie

Holger Tumat wechselt in die Geschäftsführung der JobRad Holding

Geschäftsführer der JobRad Leasing GmbH Roland Potthast geht in den Ruhestand. Holger Tumat verantwortet gemeinsam mit Ulrich Prediger und Reiner Heine ab 1. April die Dachgesellschaft von JobRad.

    • Personalien

Tipps & News rund um Fuhrparkmanagement und betriebliche Mobilität:der fuhrpark.de-Newsletter

Abonnieren Sie jetzt den kostenlosen fuhrpark.de-Newsletter!