Die Tage der Excel-Tabelle sind zwar noch nicht ganz gezählt, immerhin ein Drittel der Fuhrparks in Deutschland nutzen aber digitale Flottenmanagement-Lösungen. So jedenfalls die Ergebnisse einer Geotab-Umfrage unter 220 Fuhrparkleitern im Juni. Auch Telematik-Services unterstützen bei der Umsetzung integrierter Prozesse und bei ganzheitlichen Analysen, sodass das Kostenmanagement, die Einsatzplanung oder die Einführung neuer Antriebstechnologien in der Flotte entschieden vereinfacht werden und Unternehmen Zeit und Geld sparen.
Trend 1: Predictive Maintenance
Ein wichtiger Faktor im Fuhrparkmanagement ist die sogenannte „Uptime“, also die effektive Betriebs- und Einsatzzeit der Fahrzeuge. Um sie möglichst hoch zu halten, um Ausfälle zu vermeiden, müssen Fuhrparkverantwortliche anstehende Wartungs- und Verschleißarbeiten genau im Blick haben. Denn wer einen Ausfall vermeiden will, sieht ihn – zum Beispiel mit Telematiklösungen – am besten schon voraus: „Die Digitalisierung trägt [...] dazu bei, ungeplante Ausfälle in Flotten zu minimieren und die Zuverlässigkeit des eigenen Fuhrparks zu erhöhen“, weiß DACH-Verkaufsdirektor Wolfgang Schmid von Webfleet Solutions.
Gemeint sind hier Systeme, die voraussehen können, wann ein Fahrzeug aufgrund technischer Mängel oder anstehender Wartungsarbeiten vorübergehend nicht verfügbar ist. Telematik-Anbieter greifen teilweise auch auf Informationen der Reifenkontrollsensoren, um mehr über den Reifenverschleiß zu erfahren oder lassen sich variable Wartungsintervalle live ausspielen. So ergibt sich automatisch ein transparentes Bild über die Verfügbarkeit der Flotte.
Trend 2: Routentracking
Die Verfolgung von Waren und Fahrzeugen liefert dem Fuhrpark in Zukunft immer feinere Datensätze, irgendwann sind gesamte Logistikketten in Telematik-Systemen erfasst. Derzeit befinden sich derartige Strukturen in den meisten Unternehmen aber noch im Aufbau. „Noch immer sind die Fahrer von Handels- und Industrieunternehmen aufgrund von fehlenden Schnittstellen-Anbindungen relativ ‚blind‘ unterwegs. Produkte und Transportwaren, die mittels Subunternehmen transportiert werden, sind nicht ortbar; Auskünfte über ETA (Estimated Time Of Arrival) sind nicht möglich“, resümiert Monika Tonne, Vorständin und Mitinhaberin von Couplink.
Der Telematik-Anbieter Couplink reagiert darauf seit Kurzem mit „couplinkyourfleet“, einem Service, der Algorithmen einbindet, die Ankunftszeiten anhand von Verkehrsprognosen und Fahrprofilen errechnen, unter anderem auch mit Hilfe vorhandener Kundendaten und künstlicher Intelligenz. Ein nächster Schritt könnte hier – sofern der Betriebsrat mitspielt – ein dauerhaftes Tracking von Fahrern sein, wie es bereits bei Paketdiensten der Fall ist.
Trend 3: Fahrprofilanalysen
Ein Ziel von Fahrprofilanalysen ist die Umsetzung von Effizienzpotenzialen. Die Analyse des individuellen Fahrverhaltens von Mitarbeitern hält auch Vimcar-Gründer und -Geschäftsführer Andreas Schneider für zielführend: „Wenn beispielsweise Daten zu Beschleunigung, Bremsverhalten, Geschwindigkeit oder auch Smartphone-Nutzung erhoben werden, können ungünstige Fahrweisen aufgedeckt und gezielt angegangen werden.“
Aber vor allem bei der Umstellung auf Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride spielen individuelle Fahrprofilanalysen eine wichtige Rolle. Carsync-Gründer und -Geschäftsführer Amir Roughani sieht sie als Schlüsselthema, um „beispielsweise die Fahrzeugauswahl und den Bestellprozess aus dem tatsächlichen Mobilitätsverhalten und den Klimazielen des Unternehmens abzuleiten.“ Kurz: Durch die Analyse kann künftig jedem Mitarbeiter genau das Fahrzeug mit der Antriebstechnologie zugewiesen werden, die am ehesten zu seinem Fahrprofil passt.
Nur mit diesen Fahrprofilanalysen lässt sich ein berechenbarer Nutzen von Elektrofahrzeugen und Plug-in-Hybriden für Fuhrparks ableiten. Andreas Schneider (Vimcar) hält die Umstellung auf E-Fahrzeuge dabei grundsätzlich in jedem Fuhrpark für möglich: „Trotz aller Bedenken hinsichtlich Reichweite ist dies [...] die große Mehrheit – das sehen wir bei den Elektrifizierungsanalysen auf Basis konkreter Telematik-Daten […].“
Auch Geotab nimmt sich der Vorbereitung der Fuhrpark-Elektrifizierung an, indem es auf Telematik-Daten zurückgreift, zum Beispiel das Leistungsverhalten unter extremen Wetterbedingungen. „So können wir Empfehlungen aussprechen, die unter anderem Leistung, Reichweite, Verfügbarkeit und finanziellen Aufwand berücksichtigen“, erklärt Klaus Böckers, Vice President Nordics, Central & Eastern Europe bei Geotab. Aus solchen Daten resultierten als Nebeneffekt auch Routen- und Fahrstil-Optimierungen.
Trend 4: Geofencing
Eine weiterer Telematik-Trend: das Geofencing. Das Verfahren zäunt definierte Gebiete virtuell ein, um dort dann verschiedene Maßnahmen zu ergreifen. Zum Beispiel Warnmeldungen beim Verlassen des Gebiets zu versenden – Stichwort Diebstahlsicherheit – oder aber natürlich auch den CO2-Ausstoß im Fuhrpark zu senken. So lassen sich zum Beispiel Plug-in-Hybride in Umweltzonen gezielt emissionsfrei fahren.
Auch wenn Geofencing-Funktionen in vielen Telematiksystemen Standard sind, nicht jeder Anbieter ist von ihrem Sinn überzeugt, wenn es um das Thema Elektromobilität geht. Zum Beispiel Monika Tonne von Couplink: „Wir denken, dass der Weg, den Hybrid-Antrieb über ein Geofencing zu steuern […], relativ aufwendig ist, und dass das Steuern der Antriebsart über die Geschwindigkeit eine bessere Lösung darstellt. Aus dem Grunde sehen wir hier derzeit nicht so ein großes Potential.“
Unabhängig davon sind die die Telematik-Anbieter einig, dass der Einsatz digitalisierter Lösungen rund um die E-Mobilität besonders sinnvoll ist. Welche Fahrzeuge durch E-Fahrzeuge ersetzt werden können, welche Routenplanung besonders effizientes Fahren und effektives Arbeiten ermöglicht und wie sich die Einzellösung auf den gesamten Fuhrpark anwenden lässt, sind Fragen, die Telematik-Anbieter zukünftig immer besser mit ihrer Software beantworten können – und das nicht nur für eine Antriebsart.
Das könnte Sie auch interessieren: