Andreas Krause verantwortet bei Audi den Vertrieb an Großkunden.
Foto: Audi AG
Andreas Krause verantwortet bei Audi den Vertrieb an Großkunden.

Inhaltsverzeichnis

bfp-Interview

Audi: „Nächsten zehn Jahre bilden Übergangszeit“

Audi-Großkundenchef Andreas Krause über aktuelle Lieferzeiten und die Transformation zur E-Mobilität bei den Ingolstädtern.

Als Teil des Volkswagen-Konzerns steckt auch Audi mitten in der Transformation zur reinen Elektromobilität. Was das mittelfristig für die Flotten- und Gewerbekunden der Ingolstädter bedeutet, erklärt Andreas Krause, Leiter Verkauf an Großkunden bei den Ingolstädtern, im Gespräch mit bfp FUHRPARK & MANAGEMENT.

Pauschale Aussage zu Lieferzeiten nicht möglich

Herr Krause, wie lange müssen Audi-Kunden derzeit auf ihren Neuwagen warten?

Andreas Krause: Eine pauschale Aussage zu den Lieferzeiten unserer Modelle lässt sich leider nicht treffen. Grundsätzlich ist der Liefertermin von unterschiedlichen Faktoren abhängig, etwa dem Modell, der Motor-Getriebe-Variante, der gewählten Ausstattung oder dem Individualisierungsgrad. Bei unseren wichtigen Volumenmodellen liegen die Lieferzeiten derzeit bei vier bis sechs Monaten. Beim Audi Q4 e-Tron hängt die Lieferzeit von der Karosserievariante ab: Das klassische SUV liegt derzeit bei rund sieben Monaten, unser SUV-Coupé Sportback bei lediglich drei Monaten. Den Audi e-Tron liefern wir aktuell nach fünf Monaten.

Audi A6 Avant: Viel Auto fürs Geld

Der Audi A6 Avant ist im Fuhrpark seit Jahrzehnten ein beliebter Oberklasse-Dienstwagen. Der Kombi bietet reichlich Platz, viele Assistenzsysteme, Komfort und sparsame Motoren. Wir waren mit dem Audi A6 Avant 50 TDI quattro tiptronic sport unterwegs.
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Gibt es Restriktionen bei der Ausstattung?

A. Krause: Kaum. Nur bei wenigen Optionen besprechen wir mit den Kunden, ob sie auf die gewünschte Sonderausstattung verzichten oder längere Wartezeiten in Kauf nehmen möchten. Dazu zählen modellabhängig zum Beispiel der Spurwechsel-Assistent oder auch die Anhänger-Kupplung.

Wie unterstützen Sie Kunden, die länger als geplant auf Ihr Fahrzeug warten müssen?

A. Krause: Eine Maßnahme ist die Verlängerung der Leasingzeiträume um maximal ein halbes Jahr, außerdem übernehmen wir in diesem Zeitraum auch alle anfallenden Wartungs- und Verschleißarbeiten.

Für wann rechnen Sie mit einer Normalisierung der Lieferzeiten?

A. Krause: Wir hoffen, dass sich die Lieferengpässe der Halbleiter bis Mitte 2022 wieder stabilisieren. Wir tun alles um die Auswirkungen auf unsere Kundinnen und Kunden so gering wie möglich zu halten.

Der Q7 war bis Ende 2021 als Plug-in-Hybrid gar nicht bestellbar. Wie geht es da weiter?

A. Krause: Für den Audi Q7 Plug-in-Hybrid öffnen wir die Bestellbücher Anfang 2022 wieder. Dann wird er mit verschiedenen Felgengrößen auch die neuen Förderkriterien für Plug-in-Hybride erfüllen. Dasselbe gilt übrigens für den Audi Q8. Je nach Ausstattung ist es auch bei ihm möglich, in den Genuss der Förderung zu kommen. Konkret geht es um das Glasdach, die Anhängerkupplung und ebenfalls bestimmte Felgengrößen.

Audi-Portfolio: Verbrenner und Plug-in-Hybride verschwinden nicht sofort

Wie reagieren Ihre Groß- und Gewerbekunden auf die Audi-Ankündigung, das Verbrenner-Angebot in Europa und Nordamerika 2033 komplett einzustellen?

A. Krause: Wir erhalten viel positives Feedback für diesen Schritt. Dass wir eine klare Strategie kommuniziert haben, erkennen viele Kundinnen und Kunden an. Viele Unternehmen sind ja schon selbst sehr weit, was die Umstellung des Fuhrparks auf Elektromobilität angeht. Und diejenigen, die die E-Mobilität noch skeptisch betrachten, oft mit Blick auf die Reichweiten, können wir in den nächsten Jahren intensiv bei der Transformation begleiten. Schließlich nehmen wir den Verbrennungsmotor und die Plug-in-Hybride nicht von heute auf morgen aus dem Angebot ...

Mittelfristig zwei parallele Modellpaletten bedeutet, dass jede aktuelle Kern-Baureihe noch einen konventionell betriebenen Nachfolger erhält?

A. Krause: Mit unserer Roadmap 2030 hat Audi ein klares Bekenntnis zur Elektrifizierung gegeben. So werden ab 2026 nur noch BEVs von Audi auf dem Weltmarkt neu eingeführt. Die kommenden zehn Jahre bilden dabei eine Übergangszeit, in der unsere Kunden entsprechend ihrer Bedürfnisse und Vorlieben aus einer Vielzahl an reinen batterieelektrischen Fahrzeugen und Modellen mit Verbrennungsmotoren wählen können. Hierzu zählen auch eine ganze Reihe an Nachfolgemodellen unseres aktuellen Portfolios, die dann auf einer weiterentwickelten Motorengeneration basieren und so die letzten Verbrenner von Audi zu den besten und effizientesten machen werden.

Wie werden sich die parallelen Modellpaletten in der Nomenklatur widerspiegeln?

A. Krause: Wie schon heute ist aus der Benennung unserer Modelle erkennbar, ob es sich um einen Verbrenner oder Plug-in-Hybrid oder eben ein reines Elektrofahrzeug handelt. Schon heute sind unsere Elektroautos am Namenszusatz e-Tron erkennbar. Aber wir machen hier nicht beim Namen halt: Wir nutzen die Vorteile der Elektromobilität auch im Design konsequent.

Mehr Reichweite für Audi-PHEVs geplant

Im Rahmen des e-Tron-Facelifts 2023 planen Sie auch einen größeren Akku und damit mehr Reichweite. Wie sieht es generell mit Reichweiten-Erhöhungen durch Over-the-Air-Updates aus?

A. Krause: Over-the-Air-Updates werden uns und unseren Kundinnen und Kunden grundsätzlich eine ganze Reihe an Vorteilen bieten, da sich neue und weiterentwickelte Softwareversionen schnell und komfortabel auf die gesamte Flotte ausrollen lassen, ohne dass man hierzu den Service aufsuchen müsste. Eine pauschale Aussage zu einer damit möglichen Reichweiten-Erhöhung lässt sich jedoch nicht treffen.

Und Ihre Plug-in-Hybride fahren wie bei VW künftig 100 Kilometer rein elektrisch?

A. Krause: Wir sind stetig dabei, unsere Modelle unter Berücksichtigung der technischen Möglichkeiten weiter zu optimieren. Dazu gehört auch die Steigerung der Effizienz und damit der Reichweite unserer Fahrzeuge. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir zu unserem zukünftigen Angebot keine Angaben machen, zumal wir erst dann Werte kommunizieren, wenn die Homologation abgeschlossen ist und die entsprechenden behördlichen Bestätigungen im Hause vorliegen.

„Beim Ladekomfort gibt es noch einiges zu tun“

In welchen Bereichen sehen Sie noch Entwicklungspotenziale, wenn es um Services rund um die Elektromobilität geht?

A. Krause: Ein wichtiges Thema, das bislang nicht immer im Fokus der Anbieter stand, ist sicherlich das Laden. Wir müssen relativ schnell auch die Frage beantworten, wie Fahrerinnen und Fahrer ohne Zugriff auf eigene Ladeinfrastruktur ihr Elektroauto laden können. Dazu haben wir den Audi Charging Hub in Nürnberg eröffnet. Ein Pilotstandort, mit dem wir die Akzeptanz kleiner Schnellladeparks im städtischen Raum testen und mit der Lounge und zusätzlichen Serviceangeboten zudem unserem Premium-Anspruch gerecht werden. Aber auch beim Ladekomfort gibt es sicher noch einiges zu tun. Wir wollen unseren Kunden deshalb ermöglichen, ihr Fahrzeug an Ionity-Ladesäulen ohne Ladekarte oder App zu laden: Bei „Plug and Charge“ erkennt das System Fahrzeug und Kunde automatisch, sobald der Stecker angeschlossen ist.

Wann starten Sie mit dem A8-Facelift in Deutschland? Was ist neu an Ihrer Spitzen-Limousine?

A. Krause: Bestellbar ist der neue Audi A8 seit Anfang Dezember, die ersten Auslieferungen erfolgen Anfang dieses Jahres. Mit einem geschärften Design insbesondere an Front und Heck sowie innovativen Technologien sorgen wir für eine gesteigerte Präsenz und sportliche Eleganz des A8. Damit arbeiten wir den souveränen und progressiven Charakter des Flaggschiffs noch stärker heraus.

Mit dem A8-Facelift haben Sie Horch als Submarke eingeführt. Ein Thema auch für Europa?

A. Krause: Beim Audi A8 L Horch handelt es sich nicht um eine Submarke, sondern um die Top-Version des Audi A8 ausschließlich für den chinesischen Markt.

Herr Krause, herzlichen Dank für das Gespräch!

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