Immer mehr Elektroautos befinden sich in deutschen Fuhrparks – bei der Versicherung zählen spezifische Leistungen weiter zu den Trends.
Foto: thodonal - stock.adobe.com
Immer mehr Elektroautos befinden sich in deutschen Fuhrparks – bei der Versicherung zählen spezifische Leistungen weiter zu den Trends.

Inhaltsverzeichnis

Digitalisierung und Elektromobilität

Fuhrparkversicherung: Das sind die aktuellen Trends

Dynamik betrifft im Fuhrpark auch das Thema Versicherung. Wir haben bei den Versicherungen nachgefragt, worauf sich Fuhrparks einstellen müssen.

Viele Trends beherrschen derzeit den Fuhrpark, einer davon ist die Elektromobilität. Und mit dem wachsenden Anteil von Elektro- und Hybridfahrzeugen im Fuhrpark steigt auch das Interesse an speziellen Versicherungsprodukten. Auch wenn es keinen eigenen Tarif für Elektroautos bedarf, ist ein angepasster Tarif ratsam. So bieten die meisten Versicherungen eine Absicherung des Akkus sowie des Ladekabels, teilweise auch der ganzen Ladeinfrastruktur. Außerdem können je nach Tarif auch Folgeschäden am Akku beispielsweise durch einen Tierbiss oder einen Kurzschluss versichert sein. Möglich ist außerdem die Abdeckung von Überspannungsschäden an den Bauteilen des Fahrzeugs sowie im Falle eines Brands.

Die Brandgefahr ist zwar bei Elektrofahrzeugen nicht höher als bei Verbrennern, allerdings brennen diese anders. Im Rahmen der Versicherung können deshalb die Kosten der Löschung ebenso übernommen werden die Akku-Lagerung in einem speziellen Wassercontainer und die Kosten, die bei der Entsorgung des kontaminierten Löschwassers entstehen.

Fuhrparkversicherungen: Das müssen Sie wissen

Das Fuhrparkmanagement ist komplex, auch in Sachen Versicherungen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um die Fuhrparkversicherung.
Artikel lesen

Spezielle Leistungen für die E-Mobilität

Dass die Versicherungen dem veränderten Bedarf nachkommen, macht Matthias Küchemann, Leiter Underwriting Kraftfahrt Deutschland bei HDI Global deutlich: „Durch die fortschreitende Elektrifizierung der Fuhrparks sehen wir einen neuen Absicherungsbedarf, insbesondere bei Batterien und dem Ladeequipment, die wir seit Jahren über unsere Bedingungen (AKB) umfassend versichern.“ Um die Versicherungen im Sinne der Elektromobilität anzupassen, werden nicht nur die Versicherungsleistungen überarbeitet, sondern auch zusätzliche Services geboten, wie die Allianz zeigt. „Mit zusätzlichen Services wie einem Prozess zur Beantragung der THG-Prämie sowie Wallbox-Angeboten zu Sonderkonditionen profitieren Flottenkundinnen und -kunden zusätzlich“, so Steffi Senger, Produktentwicklung Kraft Flotte bei der Allianz.

Ralph Feldbauer, Chief-Riskmanager und geschäftsführender Gesellschafter bei Risk Guard sieht in der Elektromobilität auch einen deutlichen Trend. Neben einer geeigneten Versicherung spielen auch die Schadenprävention sowie das Riskmanagement eine wesentliche Rolle, um Kosten und das Unfallrisiko gering zu halten. „Die E-Mobilität nimmt Fahrt auf, fordert aber neben zwischenzeitlich breiter Risikoabsicherung und speziellen Deckungsbausteinen auch die besondere Expertise in der Schadenbehebung auf der Schadenmanagementseite. Aus Riskmanagement-Sicht ist eine gezielt professionelle Vorgehensweise bei Unterweisung und Bedienung mit den nachweislich anderen Risikopotenzialen zum Schadenseintritt unabdingbar“, rät Feldbauer.

Dass in puncto Elektromobilität bei den Versicherungen nicht alles immer einfach ist, zeigt Christina Karl, Sales Managerin beim Versicherungsmakler Euroassekuranz: „Bis heute tun sich einige Versicherer schwer damit, den Versicherungsschutz entsprechend anzupassen beziehungsweise zu erweitern. Es gibt immer noch einen Wildwuchs an unterschiedlichen Deckungskonzepten für E-Fahrzeuge im Markt. Jedem Unternehmen, das nun auch E-Fahrzeuge im Fuhrpark hat, ist daher dringend anzuraten, den bestehenden Versicherungsschutz zu überprüfen und wenn nötig zu einem Versicherer zu wechseln, der für die neuen Risiken von E-Fahrzeugen ausreichende Leistungen anbietet.“

Nachhaltige Versicherungsprodukte gewünscht

Ein weiterer Trend ist der Wunsch nach Nachhaltigkeit. Versicherer bieten deshalb beispielsweise spezielle Tarife für Unternehmen, die auf emissionsarme oder alternative Antriebe setzen. Außerdem arbeiten Versicherungen nicht nur daran, dass Produktportfolio im Sinne der Nachhaltigkeit zu gestalten, sondern auch nachhaltiger zu arbeiten. Dazu sagt Senger von der Allianz: „Wir haben Schadenprozesse für alle Antriebe installiert, die gezielt CO2 einsparen: Zum Beispiel können nach einem Steinschlag in der Windschutzscheibe bis zu 99 Prozent CO2 eingespart werden, wenn man die Scheibe repariert, anstatt sie komplett auszutauschen, und wir nutzen mittlerweile in den meisten Fällen eine Videobegutachtung im Schadenfall, anstatt einen Gutachter vor Ort zu bestellen.“

Den Trend zur Nachhaltigkeit kann auch die Zurich Gruppe Deutschland bestätigen. Timon Schneider, Produktmanager und Experte für Fuhrparkversicherungen, sieht dabei aber nicht nur die Elektromobilität vorherrschend, wie er erläutert: „Unabhängig vom Potenzial von E-Fuels wird sich auch die Wasserstofftechnologie weiter durchsetzen. Dies zunächst noch in sehr geringer Stückzahl und mit einer hochpreisigen Technik. Ebenso ist die Infrastruktur zum Tanken noch sehr dünn. Wir gehen davon aus, dass sich dies in den nächsten Jahren spürbar verbessern wird.“

Digitalisierung spielt große Rolle – auch bei Versicherungen

Aber nicht nur die Elektromobilität prägt die Entwicklung der Fuhrparks. Den wohl größten Trend neben der E-Mobilität stellt die Digitalisierung dar, die sich in sämtlichen Bereichen der Fuhrparkbranche niederschlägt. In der Fuhrparkversicherung ermöglicht sie beispielsweise telematikbasierte Tarife. Versicherer setzen mehr und mehr darauf, um Risiken besser einschätzen zu können. Dabei werden beispielsweise GPS-Daten, Fahrgeschwindigkeit und Bremsverhalten erfasst und ausgewertet, um individuelle Tarife anbieten zu können.

Den Trend zur Digitalisierung sieht auch Sebastian Madeja, Leiter Geschäftsfeld der Nürnberger Versicherung: „Die Digitalisierung wird weiter voranschreiten und sich in allen Bereichen des Firmenfuhrparks wiederfinden, sowohl in der Schadenregulierung und damit auch im professionellen Schadenmanagement als auch in dem daraus resultierenden folgerichtigen Riskmanagement zur Flotte. Hier sehen wir eine wachsende Nachfrage unserer Kunden, die wir in Zukunft auch noch weitergehender bedienen“. Das kann auch Timon Schneider von Zurich bestätigen: „Wir sehen einen eindeutigen Trend zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen, um diese schlanker, schneller und effizienter zu gestalten. Dies geht beispielsweise in Richtung digitaler Schadenmeldungen, der automatischen Übermittlung von Schadenregulierungsständen oder der Bereitstellung von Rechnungslisten in EDV-lesbarer Form. Auch die Schadenerfassung und -regulierung wird zunehmend digital.“

Ralph Feldbauer erkennt außerdem das Potenzial von künstlicher Intelligenz: „Als Trend in der Zukunft im Flottenbereich und Fuhrparkversicherung sehe ich die Fortschreitung der Digitalisierung auf der Schadenmanagementseite über den Einsatz von technischen Tools und KI.“

Fahrerassistenzsysteme beeinflussen Versicherung

Mit der zunehmenden Digitalisierung steigen die Möglichkeiten der Technik in Fahrzeugen. Fahrerassistenzsysteme sollen die Sicherheit in Fahrzeugen stärken und den Fahrer unterstützen. Das weiß auch Madeja von der Nürnberger Versicherung: „Aktive sowie passive Fahrerassistenzsysteme halten vermehrt Einzug in die Fuhrparks. Darüber hinaus werden sukzessive Technologien eingesetzt, die zum Beispiel das Tracking der Fahrzeuge oder auch die Generierung von Daten aus den Fahrzeugen erlauben, um in letzter Konsequenz Schadenaufwände zu reduzieren. Diese Entwicklung begrüßen wir als Flottenversicherer und bewerten dies auch im internen Riskmanagement positiv“.

Auch das autonome Fahren wird durch technische Neuerungen mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Versicherer greifen das bereits in ihrem Portfolio auf. „Das Segment der autonom fahrenden Fahrzeuge gewinnt an Bedeutung und beschränkt sich ebenfalls in der Entwicklung nicht nur auf Pkw. Konkret schaffen wir hier bereits sehr individuelle Versicherungslösungen für unsere Kunden“, unterstreicht Michael Geißendörfer, Fachbevollmächtigter im Kfz-Underwriting bei Signal Iduna. Die neuen technischen Entwicklungen werden sich auch auf die Schadenbilder auswirken. Carsten Panzer, Underwriter in Kfz-Betrieb bei der R+V Versicherung, macht deutlich: „Die Automation von Fahrzeugen wird sich weiterentwickeln und kann den Fahrer entlasten. Die Schadenanzahl kann damit reduziert werden, im Gegenzug werden die Schäden durch höhere Kosten bei Schäden für die verbaute Technik zunehmen.“

Dadurch verändern sich die Schäden und der Schadenhergang wird leichter auswertbar, da Daten wie Geschwindigkeit und Lenkwinkel gespeichert werden. Allerdings werden durch Fahrerassistenzen neue Schäden auftreten, da Systeme ausfallen können oder es zu Falschprogrammierungen und Hackerangriffen kommen kann. Aus diesem Grund wird auch das Thema Cybersicherheit immer wichtiger. Versicherer bieten deshalb zunehmend spezielle Produkte an, um den Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden. „Mit der zunehmenden Automatisierung ist es möglich, dass sich Hacker Zugriff zum Fahrzeug verschaffen und zum Beispiel außer Kraft setzen. Hier ist es notwendig, dass die Versicherung auch für diese Fälle ausreichend Versicherungsschutz für Schäden bietet“, sagt Panzer von der R+V Versicherung.

Steigende Versicherungsprämien zu erwarten

Christina Karl von der Euroassekuranz Versicherungsmakler AG sieht einen weiteren Trend, der die Versicherungslandschaft in nächster Zeit prägen wird. „Die Prämieneinnahmen der Kfz-Versicherer sind in den letzten drei Jahren im Gegensatz zu den Schadenzahlungen marktweit durchschnittlich nur um ein Prozent gestiegen, was dazu geführt hat, dass viele der etablierten Flotten-Versicherer für das vergangene Jahr tiefrote Zahlen ausweisen. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Versicherer versuchen werden, das Prämienniveau für das Versicherungsjahr 2023 deutlich anzuheben. Damit einhergehend werden sich erwartungsgemäß auch wieder einige Versicherer aus dem Flottengeschäft zurückziehen, was zu weniger Wettbewerb führen und den allgemeinen Prämienanstieg zusätzlich befeuern wird“, erklärt Karl.

Es zeigt sich, dass Versicherer immer flexibler werden müssen, um den Bedarf der Fuhrparkverantwortlichen abzudecken. „Alle Trends haben versicherungstechnisch neue Herausforderungen und Chancen im Segment der Fuhrparkversicherung. Die Fahrzeuge werden smarter und damit werden sich noch innovativere Preis- und Produktgestaltungen verwirklichen lassen, zum Beispiel durch Datenbereitstellungen der OEMs“, sagt Geißendörfer von Signal Iduna.

Tipp: Individuellen Versicherungstarif für den Fuhrpark aushandeln

Unabhängig vom jeweiligen Antriebs- oder Technologie-Trend aber gilt: Den Unternehmen können sich erhebliche Vorteile bieten, wenn sie Fuhrparktarife aushandeln. Durch die Verhandlung von günstigen Tarifen können sie ihre Versicherungskosten senken und dadurch ihre Ausgaben reduzieren. Außerdem bieten sich maßgeschneiderte Versicherungsprodukte an. Wird die Versicherung individuell auf die Bedürfnisse zugespitzt, können Unternehmen ihre spezifischen Risiken abdecken und sich so umfassender gegen mögliche Schäden abdecken.

Durch die Wahl des richtigen Versicherungsprodukts können Fuhrparkverantwortliche die Kontrolle über den Fuhrpark verbessern und sich vor unerwarteten Schäden schützen. Mit einem ausgehandelten Fuhrparktarif kann der Verwaltungsaufwand außerdem erheblich reduziert werden. Mehrere Fahrzeuge können unter einem Tarif versichert werden. Durch den geringeren Aufwand sparen Unternehmen Zeit und letztendlich Geld. Durch die Verhandlung von Tarifen können Unternehmen des Weiteren ihre Position gegenüber Versicherern stärken und somit bessere Konditionen aushandeln. Alles in allem lohnt es sich in vielerlei Hinsicht, einen Fuhrparktarif auszuhandeln.

Das könnte Sie auch interessieren:

Glasschäden: Schnelle Hilfe für den Firmenwagen

Steinschlag in der Windschutzscheibe? Wie Fuhrparkverantwortliche vom Glasschadenservice vor Ort profitieren können.
Artikel lesen

Opfer oft doppelt geschädigt

Wo kein Schuldiger, da keine Entschädigung. Entfernt sich der Verursacher unerlaubt vom Unfallort, bleibt der Geschädigte meist auf den Kosten sitzen.
Artikel lesen

Externes Schadenmanagement: Professionell und effizient

Seit 2020 wickelt Coffema sein Schadenmanagement über den unabhängigen Dienstleister Claimini ab. Wie profitieren die Hamburger in der Praxis?
Artikel lesen
Fragen rund um das Thema Fuhrpark-Versicherung? Wir haben die Antworten.

FAQs

Fuhrparkversicherungen: Das müssen Sie wissen

Das Fuhrparkmanagement ist komplex, auch in Sachen Versicherungen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um die Fuhrparkversicherung.

    • Fuhrparkmanagement, Versicherung
Der Mercedes EQS hat teure Lidar-Sensoren in der Front – Technik, die beim Crash ins Geld gehen kann.

Unfallschäden

Assistenzsysteme verteuern Instandsetzung

Inzwischen unterstützen etliche elektronische Helfer den Fahrer. Kommt es jedoch trotzdem zu einem Unfall, machen die Assistenten die Reparatur teuer.

    • Dienstwagen, Fuhrparkmanagement, Fuhrparkwissen

Versicherung

Versicherung: Viele Fuhrparks setzen auf Preiswürdigkeit

Dataforce hat erneut eine Versicherungsanalyse des Flottenmarkts durchgeführt: Die Allianz dominiert den Markt weiterhin – aber nicht überall.

    • Versicherung, Fuhrparkmarkt, Risk-Management, Schadenmanagement, Statistiken

Schutz vor Fahrraddieben

Riese & Müller: Neuer Konnektivitätsdienst für E-Bikes

Schwere Zeiten für Fahrraddiebe: Mit der Technik "RX Connect" sind die E-Bikes immer online. Auch ein Versicherungsschutz ist dabei.

    • Fahrrad, Konnektivität

Tipps & News rund um Fuhrparkmanagement und betriebliche Mobilität:der fuhrpark.de-Newsletter

Abonnieren Sie jetzt den kostenlosen fuhrpark.de-Newsletter!