Wer seinen Fuhrpark nicht aus Eigenmitteln finanziert, der kann auf viele Finanzierungsmöglichkeiten und Alternativen wie Leasing zurückgreifen. Welche Formen der Fuhrparkfinanzierung zum Einsatz kommen und aus welchen Gründen haben wir Fuhrparkmanager gefragt. Andrea Baumgart, Gruppenleiterin Zentrale Dienste und Fuhrpark beim Ruhrverband, verwaltet einen gemischten Fuhrpark, der zu etwa zehn Prozent aus Leasingfahrzeugen besteht – Tendenz steigend. „Leasing lohnt sich vor allen Dingen in Bereichen, in denen die Fahrzeuge keiner großen Beanspruchung unterliegen, zum Beispiel für Poolfahrzeuge oder für die Fahrzeuge, die den Beschäftigten direkt zugeordnet sind“, erläutert Baumgart. Alle Arbeitsmaschinen und ebenso alle im Betrieb stationierten Transporter seien grundsätzlich nicht geleast. Gründe dafür seien vor allem eine lange Haltedauer, eine hohe Beanspruchung der Fahrzeuge und Innenausbauten.
Das sieht Stefan Jacob, Fuhrparkmanager bei Sachsenenergie, ähnlich. Er verantwortet einen Fuhrpark, der zu etwa 96 Prozent aus Kauffahrzeugen besteht, der Rest fällt auf das Leasing. „Ein Kauffuhrpark hat eine höhere Flexibilität, ist aus unserer Sicht wirtschaftlicher und administrativ einfacher. Der Fahrzeugkauf macht für uns Sinn, da die Fahrzeuge zum Teil eine Haltedauer von zehn oder mehr Jahren haben“, erklärt Jacob die Entscheidung für einen Kauffuhrpark. Leasing lohne sich vor allem bei kürzeren Laufzeiten und höhere Kilometerleistung. Kauf und Eigenvermarktung sei bei Fahrzeugen mit langer Haltedauer wirtschaftlicher, deswegen käme das Leasing als Finanzierungsform nur für die Fahrzeuge der Führungskräfte mit einer Laufzeit bis zu vier Jahren zur Anwendung.
Bei SAP hat man sich bewusst für einen reinen Kauffuhrpark entschieden – allerdings kann sich das in Zukunft ändern, wie Steffen Krautwasser, Head of Global Car Fleet bei SAP SE, zeigt: „Die Vor- und Nachteile von Leasing gegenüber einem Kauffuhrpark prüfen wir bei SAP regelmäßig. Die Entscheidung ist somit nicht fix für die nächsten Jahre. Aktuell überwiegen die Vorteile eines Kauffuhrparks, wie Flexibilität in der Laufzeit und Kostenvorteile - auch aufgrund der Größe des Fuhrparks. Denn neben dem Vorteil der Finanzierung bei einem Leasingmodell, fallen immer auch Kosten für die Administration beim Leasinggeber an. Je nach Größe des Fuhrparks und Finanzierungsbedarf müssen diese Argumente gegeneinander abgewogen werden.“ Gegen einen gemischten Fuhrpark spricht außerdem der erhöhte Aufwand durch zwei parallele Prozesse, so Krautwasser. Und weiter: „Das Beste aus zwei Welten ließe sich nur bedingt verbinden. Denn damit ist dann immer ein Entscheidungsprozess verbunden, für welchen Anwendungszweck welches Modell am besten ist.“
Individuelle Bedürfnisse stehen im Fokus
Die Wahl der richtigen Finanzierungsform ist immer eine individuelle Sache. Fuhrparkverantwortliche sollten in die Entscheidungsfindung vor allem Parameter wie Einsatzart, Laufzeit und -leistung, benötigte Modelle und Ausstattung sowie besondere Angebote von Herstellern und Händlern einfließen lassen. Gleichzeitig ist ein Blick auf die Gesamtbetriebskosten unabdingbar. In Zeiten von Lieferschwierigkeiten zeigt sich aber auch, dass die Wahl der Finanzierung in erheblichem Maße auch von äußeren Einflüssen bestimmt wird. Krautwasser sieht den Kauffuhrpark vor allem bei den aktuell langen Lieferzeiten im Vorteil: „Derzeit ergibt sich beim Kauffuhrpark die Möglichkeit, die Fahrzeuge länger zu halten. Weiter sind die Gebrauchtwagen momentan sehr stark nachgefragt, wodurch die Vermarktung leichter ist.“ Sicher sind die meisten Leasinggesellschaften gesprächsbereit und verlängern die Verträge. Aber man kann es eben nicht selbst entscheiden und darf außerdem nicht über die 90 Prozent der gewöhnlichen Nutzungsdauer kommen. Aus der aktuellen Liefersituation ergibt sich außerdem ein generelles Problem für das Fuhrparkmanagement. Baumgart vom Ruhrverband sagt dazu: „Als Fuhrparkleiterin ist man im Moment die Verwalterin des Mangels, lange Lieferzeiten, keine Angebote, keine Bestellbarkeit – dies führt zu längeren Haltedauern, Reparaturen, die im Normalfall nicht mehr durchgeführt würden, unzufriedene Beschäftigte, da vielen die schwierige Lage immer noch nicht klar ist, eine hohe Flexibilität und starke Belastbarkeit sind unabdingbar.“
Tipp
Einen kleinen Tipp hält Baumgart noch für Fuhrparkmanager in diesen Zeiten bereit: „Angesichts der Lieferschwierigkeiten von Neufahrzeugen sollte man rechtzeitig in die Verhandlung über eine Verlängerung der Leasingzeiten gehen.“ So umgeht man allemal einen Mobilitätsausfall. Auch wenn Kauf und Leasing derzeit dominieren, muss man offen bleiben für Alternativen. Krautwasser betont: „Die Veränderungen in der Mobilität nehmen seit Jahren zu. Neben Elektromobilität und dem autonomen Fahren bekommen neue Mobilitätsformen wie das Mobilitätsbudget und Auto-Abo-Modelle eine stärkere Relevanz. Dadurch entstehen neue, attraktive Alternativen zum Leasing und Kauf.“
Die Fuhrparkwelt verändert sich
Die Veränderungen in der Mobilität nehmen seit Jahren zu. „Neben Elektromobilität und dem autonomen Fahren bekommen neue Mobilitätsformen wie das Mobilitätsbudget und Auto-Abo-Modelle eine stärkere Relevanz. Dadurch entstehen neue, attraktive Alternativen zum Leasing und Kauf“, meint Steffen Krautwasser, der bei SAP für rund 17.000 Fahrzeuge verantwortlich ist.
Der angesprochene Trend sorgte dafür, dass der Leasing-Anteil in den letzten Jahren leicht rückläufig war. Aber Leasing ist weiterhin eine attraktive Alternative, um Fuhrparkkosten planbar zu machen.