Von Christian Frederik Merten
Mercedes-Benz elektrifiziert die V-Klasse. Unter der Bezeichnung EQV rollt der Stuttgarter voraussichtlich ab Anfang 2020 zu den Händlern. Der große Van, der seine Publikumskarriere auf der IAA im September feiern wird, kommt mit 90 kWh großer Lithium-Ionen-Batterie. Bei 27 kWh Verbrauch soll der Premium-Van bis zu 405 Kilometer weit fahren.
EQV-Akku in unter 45 Minuten auf 80 Prozent
204 PS bringt der Elektromotor auf die Vorderräder. Wer sie ausreizt und vielleicht doch mal schneller an den Stecker muss, lädt den EQV an 110-kW-DC-Schnellladestationen in unter 45 Minuten von zehn auf 80 Prozent. An der Wallbox oder an öffentlichen 11-kW-AC-Stationen ist der Akku in unter zehn Stunden wieder voll. Probleme, eine passende Ladesäule zu finden, dürften EQV-Fahrer nicht haben: Das Servicepaket "Mercedes me Charge" bietet ihnen Zugang zu weltweit 300.000 Ladepunkten und europaweit über 300 Betreibern von öffentlichen Ladestationen.
Wer weniger Ladestopps einlegen möchte, kann die Rekuperationsleistung über Schaltwippen am Lenkrad direkt beeinflussen. In der schwächsten Stufe segelt der EQV, in der stärksten Stufe sind die Rekuperationsleistung und -verzögerung so stark, dass der Schwaben-Van mit einem Pedal gefahren werden kann. Die Rekuperationsstufe "D Auto" verknüpft Navigationsdaten, Verkehrszeichenerkennung sowie Informationen aus den Radar- und Kameraassistenten und wählt so immer den passendsten Grad der Rekuperation.
Optisch unterscheidet sich der EQV kaum von seinen konventionell betriebenen V-Klasse-Geschwistern. Lediglich die Front zeigt sich – analog zum EQC-Design – mit einer dunklen Zierleiste rund um Scheinwerfer und Grill im Detail eigenständig. Außerdem weisen Schriftzüge an der Fahrzeugflanke auf den Elektromotor hin.
Volle Raumausnutzung
Einen großen Meilenstein auf dem Weg in die emissionsfreie Mobilität bei Mercedes-Benz nannte Marcus Breitschwerdt, Head of Mercedes-Benz Vans, den neuen EQV heute im Rahmen der Präsentation in Sindelfingen. Im Flotten- und Gewerbekundenmarkt möchten die Schwaben mit dem elektrischen Raumtransporter vor allem Shuttle-Dienste oder Ridesharing-Anbieter ansprechen. Aber auch für User-Chooser sei der EQV ein überzeugendes Angebot, so Benjamin Kaehler, Head of eDrive@Vans bei Daimler.
Kein Wunder, dass sich der Schwabe – nach dem eVito und eSprinter das dritte vollelektrische Modell von Mercedes-Benz Vans – im Vergleich zur V-Klasse keine wesentlichen Schwächen erlauben darf. Bis zu acht Sitze gibt es auch im maximal 160 km/h schnellen EQV. Weil die Entwickler die Hochvolt-Batterie im Wagenboden untergebracht haben, müssen Kunden auch keine Raumeinbußen befürchten. Je nach Ausstattung fasst der Gepäckraum im Normalzustand 1.030 Liter, das maximal zulässige Gesamtgewicht beträgt 3,5 Tonnen.
Zwei Längen und viel Komfort im EQV
Die EQV-Basis misst 5,14 Meter in der Länge und 3,20 Meter im Radstand. Als Langversion kommt der elektrische Premium-Van auf 5,37 Meter Länge und 3,43 Meter Radstand. Unabhängig von der Fahrzeuglänge hat der Fahrer Zugriff auf eine speziell weiterentwickelte Version des Mercedes-Benz-Infotainmentsystems MBUX. Über den Zehn-Zoll-Touchscreen lässt sich eine EQ-Kachel ansteuern, die wesentliche Informationen zu Ladestrom, Abfahrtzeit, Energiefluss oder Verbrauchshistorie liefert.