Eine Marke mit jahrzehntelanger Kombi-Tradition? Da fällt einem sofort Opel ein. Caravan heißen die Rüsselsheimer Raumriesen zwar schon lange nicht mehr, der aktuelle Astra Sports Tourer ist aber bereits der elfte Kompakt-Kombi von Opel seit dem Debut des Kadett A im Jahr 1962. Auch wenn Kombis ihren Nimbus als coole Freizeitfrachter mit dem SUV-Boom zunehmend verlieren, mit viel Platz sind sie immer noch erste Wahl für viele Serviceflotten. So auch unser Test-Astra, den Opel in klassischer Außendienst-Konfiguration bereitstellte – als Kombi und mit Diesel und Automatik.
Der erste Eindruck: Immer noch typisch Opel
Scharf gezeichnete Scheinwerfer, der schwarze „Opel Vizor“-Grill, die lange Haube und die prägnante Falz in der Haube als Hommage an historische Modelle – der Astra L steht dynamisch auf der Straße und geht optisch seinen eigenen Weg. Dabei ist er der erste Astra, den Opel auf die EMP2-Plattform des ehemaligen PSA-Konzerns stellt. Dass der 4,64 Meter lange Kompakt-Kombi ein enger Verwandter des dritten Peugeot 308 ist, zeigt sich aber nur Kennern – maximal die hinteren Türausschnitte oder die Dachlinie erinnern von außen an den französischen Verwandten. Besonderen Chic verleiht dem Astra das schwarze Dach, das unserem Test-Kombi allerdings fehlte (Serie im GS und Ultimate, 336 Euro im Elegance und Business Elegance; alle Preise netto zzgl. USt.).
Innere Werte: Im Astra-Fond wird´s eng
Die erste Pflicht eines Kombis? Vor allem viel Gepäck schlucken. Der Astra Sports Tourer ist Meister dieser Disziplin: 597 bis 1.634 Liter fasst der Rüsselsheimer als konventioneller Verbrenner, wer den Plug-in-Hybrid wählt, muss leichte Abstriche hinnehmen (516 bis 1.553 Liter). Mit 2,73 Meter gönnt Opel dem Kombi Sports Tourer rund fünf Zentimeter mehr Radstand als dem fünftürigen Astra. Trotzdem ist die Kniefreiheit im Fond für 1,80 Meter große Erwachsene begrenzt.
Typisch Opel ist das „Pure Panel“ genannte Cockpit mit zwei 10-Zoll-Monitoren für Digitalinstrumente und Touchscreen (Serie). Wo sinnvoll, bedient man den Astra digital; für wichtige Funktionen spendiert Opel weiterhin Tasten und Knöpfe. Das Ergebnis: unkompliziertes Fahren im Astra. Die Materialien passen zum Segment, an der Verarbeitung unseres Testwagens gab´s nichts zu meckern. Bekannt aus anderen Opel-Modellen und ihren Geschwistern von Citroen und Peugeot ist die Automatik-Schaltkulisse.
Auf der Straße: Laufruhiger Astra-Diesel
Im Alltag fährt der Astra äußerst souverän. Fahrwerk und Lenkung sind harmonisch aufeinander abgestimmt, der Astra federt weder zu weich noch zu hart. 130 PS leistet der sehr laufruhige Diesel, rein rational reicht das. Wer jedoch nur einen Schuss Emotionalität vom Antrieb erwartet, für den dürften es auch 20 PS mehr sein. Dann würde der Astra Diesel auch bergauf auf der Autobahn dynamisch beschleunigen. Die kleine Leistungsschwäche macht die sanfte und gut abgestimmte Achtgang-Automatik mehr als wett, außerdem freuten wir uns über 6,4 Liter Testverbrauch je 100 Kilometer. Für unsere vielen Autobahn-Etappen ein guter Wert. Dass die Start-Stopp-Automatik auch bei warmem Motor meistens im Winterschlaf bleib, tat der Effizienz also keinen Abbruch.
Sehr gut funktioniert hat – und das ist leider immer noch keine Selbstverständlichkeit auch bei modernen Autos – die Sprachsteuerung im Astra. Nicht so toll fanden wir dagegen die Rückfahrkamera: Nachts fährt man im Opel Astra quasi im Blindflug rückwärts, wenn man sich auf den Bildschirm verlässt. Und auch das – eigentlich gute – Navi hatte seine Tücken. So kam es vor, dass der GPS-Sensor unser Auto überall verortet hat, nur nicht an der eigentlichen Position. Ist nur einmal passiert und wäre deshalb keinerlei Erwähnung wert, wenn das System dieselbe Macke nicht schon mehrfach während der Astra-Fahrvorstellung Anfang 2022 an den Tag gelegt hätte.
Was gibt´s fürs Geld? Vernunft-Wahl Astra ST Business Elegance
Wer sich für einen Astra Sports Tourer interessiert, dem bietet Opel (bald) die gesamte Antriebspalette: einen 1,2-Liter-Benziner mit 110 oder 130 PS, den 130-PS-Diesel und schon heute einen Plug-in-Hybrid mit 180 PS Systemleistung. Seit Kurzem ist zumindest der Fünftürer als sportlicher GSe mit 225-PS-Plug-in-Hybrid bestellbar, der Kombi folgt im Laufe des Jahres. Ebenfalls noch 2023 kommt die Elektro-Version auch des Astra Sports Tourer, womit Opel – zusammen mit dem vollelektrischen Peugeot 308 SW auf gleicher Plattform sowie dem bereits erhältlichen chinesischem MG 5 – auf mittlere Sicht einer von nur drei Anbietern vollelektrischer Kombis wird.
Aber zurück zum Heute: 130 PS empfehlen wir für den Astra Sports Tourer auf jeden Fall. Am günstigsten ist eigentlich die Business Edition, doch die ist derzeit nicht bestellbar. Also geht es beim Benziner mit Sechsgang-Handschalter los bei 23.454 Euro in der Basis Enjoy, wer die Automatik will, für den geht es los ab 27.101 Euro in der Ausstattungslinie Business Elegance. Der Diesel mit Handschalter steht ab Business Elegance in der Preisliste (ab 27.689 Euro), mit der Achtgang-Automatik gibt es ihn auch schon in der Basis Enjoy (ab 27.025 Euro). Und der noch einzige Astra Sports Tourer Plug-in-Hybrid mit Automatik kostet mindestens 33.403 Euro, dann aber auch bereits als Business Elegance.
Mit seinen Business-Linien bietet Opel traditionell mehr Ausstattung für weniger Geld. Allein deshalb lohnt sich ein Blick auf den Astra Sports Tourer Business Elegance. Obwohl im Listenpreis etwas günstiger als der vergleichbare Elegance, spendiert Opel dem Business Elegance auch im Astra Sports Tourer das ein oder andere Extra serienmäßig. So sind anders als sonst kabelloses Smartphone-Laden, Innenluftreinigung, Sitz- und Lenkradheizung, AGR-Ergonomie-Fahrersitz und das Navi bereits Standard. Wer dann noch
- einen Wunschlack (294 bis 714 Euro)
- den Beifahrer-AGR-Sitz (210 Euro)
- das Fahrerassistenz-Paket Intelli-Drive 1.0 (462 Euro)
- die Windschutzscheibenheizung für Laternenparker (176 Euro) und
- die elektrische Heckklappe (378 Euro)
dazubucht, bekommt einen vernünftig ausgestatteten Astra Sports Tourer.
Arbeitet der Plug-in-Hybrid unter der Haube, setzen wir das Options-Kreuz außerdem beim 7,4-kW-Onboard-Charger (420 Euro) sowie beim Mode-3-Ladekabel (210 Euro).
Fazit:
Wer einen soliden Kompakt-Kombi sucht, macht mit dem Astra Sports Tourer nichts falsch. Der Diesel könnte etwas mehr Power vertragen, belohnt dafür aber mit hoher Verbrauchs-Effizienz. Viel Platz für Gepäck bietet der Astra als Kombi ebenfalls, Knieraum im Fond dagegen weniger.
Der Opel Astra Sports Tourer 1.5 Diesel Business Elegance Automatik in der Kurzkritik:
Plus:
- Großer Gepäckraum
- Ruhiger und effizienter Antrieb
- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Minus:
- Wenig Knieraum im Fond
- Kleine Leistungsschwäche
Technische Daten Opel Astra Sports Tourer 1.5 Diesel Business Elegance Automatik:
- Fünftüriger, fünfsitziger Kompakt-Kombi
- Länge/Breite/Höhe: 4.642/1.860/1.480 mm
- Antrieb: Frontantrieb mit Achtgang-Automatik
- Motor: Reihenvierzylinder-Turbodiesel
- Leistung: 96 kW (130 PS)
- Max. Drehmoment: 300 Nm bei 1.750 U/min
- Höchstgeschwindigkeit: 208 km/h
- Beschleunigung 0-100 km/h: 11,0 s
- Norm-Verbrauch (WLTP): 5,1 – 4,9 l
- Testverbrauch: 6,4 l
- CO2-Emission (WLTP): 135 – 129 g/km
- Kofferraumvolumen: 597 – 1.634 l
- Tankinhalt: 52 l
- Zuladung: 497 kg
- Schadstoffklasse: Euro 6d
- KH/VK/TK: 15/21/21
- Grundpreis Testwagen netto: 28.655 Euro
- Stand: Dezember 2022
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Aktualisiert: 12. Januar 2023
Betriebskosten Opel Astra Sports Tourer Diesel Automatik Business Elegance Januar 2023