Jürgen Schachner, Regional Sales Director DACH bei Samsara.
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Jürgen Schachner, Regional Sales Director DACH bei Samsara.

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bfp-Interview

Samsara: „Es kommt auf die intelligente Verknüpfung an“

Telematik – eine Technik, die Deutschland teilweise skeptisch gesehen wird. Ein Gespräch mit Jürgen Schachner von Samsara zu den Potenzialen.

Seit mehr als vier Jahren ist der US-Telematikanbieter Samsara in Deutschland aktiv, seit Kurzem  auch verstärkt im Segment der großen Flotten. Und legt hier den Fokus auf Transporter-,  Nutzfahrzeug- und Pkw-Serviceflotten. Wie Telematik zum modernen Fuhrparkmanagement beitragen kann, erklärt Jürgen Schachner, Regional Sales Director DACH bei Samsara, im Gespräch mit bfp FUHRPARK & MANAGEMENT.

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Fokussiertes Telematik-Interesse

Herr Schachner, welche Potenziale sehen Sie in Deutschland für das Thema Telematik?

Jürgen Schachner: Telematik ist eine Zukunftstechnologie, und das gilt auch für Deutschland. Aus unserer Sicht gibt es drei Kernbereiche für den sinnvollen Einsatz von Telematiksystemen in Fuhrparks: die Fahrersicherheit, die wir mit einer KI-gestützten Dashcam bedienen, die klassische Telematik, heute oft mit dem Fokus auf die Transformation von Fuhrparks in grüne Flotten, sowie die  Digitalisierung relevanter Business-Prozesse.

Mit welchen Anliegen kommen die Kunden mit Blick auf die Telematik hauptsächlich auf Sie zu?

Schachner: Das lässt sich nicht generell sagen. Es ist unserer Erfahrung nicht so, dass Unternehmen bestimmten Telematik-Bausteinen gegenüber besonders aufgeschlossen oder besonders skeptisch eingestellt sind. Was wir sehen ist, dass vor allem größere Unternehmen heute bereits Telematik-Lösungen nutzen. Oft allerdings kein einheitliches System, sondern je nach Einsatzzweck unterschiedliche Systeme. Dann entsteht oft der Wunsch, die Systeme zu konsolidieren. Darüber hinaus wünschen sich manche Kunden innovativere Telematiksysteme als ihre bestehenden. Dann geht es um die Ausweitung des Leistungsportfolios. Und drittens gibt es natürlich auch immer noch die Gruppe der Kunden, die heute noch gar keine Telematik einsetzen. In diesen Fällen geht es dann um die komplette Neueinführung.

Telematik-Daten: Frage der Aufbereitung

Wo vermissen Ihre Kunden Telematik-Innovation?

Schachner: Die Daten, die sich über die OBD-Schnittstelle des Fahrzeugs auslesen lassen, sind bei allen Telematik-Anbietern die gleichen. Danach kommt es allerdings darauf an, wie intelligent man diese Daten miteinander verknüpft und aufbereitet. Und in diesem Punkt sehen wir uns mit jährlich sechs Billionen Datenpunkten auf unserer Plattform Connected Operations Cloud so gut aufgestellt, dass wir unseren Kunden sehr individuell zugeschnittene Informationen zur Verfügung stellen können. Zumal wir viel Wert legen auf die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Systeme.

Zum Beispiel in welcher Hinsicht?

Schachner: Zum Beispiel, indem wir unsere Cloud-Plattform jährlich um rund 200 Funktionen erweitern. Aber auch, indem wir die Potenziale der künstlichen Intelligenz für uns nutzen. Nehmen wir als Beispiel unsere Dashcams, die das Geschehen nach außen wie nach innen filmen. Im Falle relevanter Sicherheitsvorfälle lassen sich die Daten selbstverständlich nicht nur zur operativen Analyse des Vorfalls aufzeichnen, sondern auch zur Weiterentwicklung des Systems. Dadurch konnten wir im letzten Fiskaljahr 120.000 Unfälle vermeiden.

Datenschutz: Betriebsräte vom Telematik-Nutzen überzeugen

Gerade bei der Verwendung von Dashcams spielt das Thema Datenschutz eine besondere Rolle. Mehr noch als bei herkömmlichen Telematik-Anwendungen.

Schachner: Richtig. Wobei ich sicherlich nicht erwähnen muss, dass wir mit unseren Telematik-Diensten sämtliche Bestimmungen der Datenschutz-Grundverordnung erfüllen. Dennoch ist der Datenschutz in Deutschland ein besonders emotionales Thema. Und damit verbunden ist die Einbindung des Betriebsrats sehr wichtig, wenn es um die Einführung von Telematik-Services geht. Und zwar so früh wie möglich und auch bis ins kleinste Detail hinein. So ist es zum Beispiel bei Systemen für die Fahrersicherheit wie Dashcams unverzichtbar, den Sinn und Zweck des Systems in den Fokus zu stellen: nämlich den Schutz der Fahrerinnen und Fahrer sowie auch anderer Verkehrsteilnehmer.

Die Argumente stehen im Raum, aber wie lassen sich Betriebsräte konkret von Telematiksystemen überzeugen?

Schachner: Der wichtigste Punkt ist, den Mehrwert zu demonstrieren. Am besten in Form eines praktischen Pilotprojekts, anhand dessen man zum Beispiel ganz eindeutig demonstrieren kann, dass sich zum Beispiel die Anzahl gefährlicher Fahrmanöver signifikant reduzieren lassen. Wenn man eben Telematiksysteme einsetzt. Im Rahmen eines Pilotprojekts lässt sich außerdem einfach veranschaulichen, welche Daten wo wie lange gespeichert werden und wer Zugriff auf diese Daten hat. Ein weiterer Punkt, der viele Betriebsräte überzeugt, ist außerdem die Möglichkeit des Videobeweises im Falle eines Unfalls und damit die Entlastung der eigenen Kolleginnen und Kollegen.

Datenspeicherung bei „relevantem Sicherheitsereignis“

Die von Ihnen genannten Telematik-Sicherheitssysteme überschneiden sich häufig mit bereits von den Herstellern angebotenen Fahrerassistenzsystemen. Wie grenzen Sie hier ab?

Schachner: Richtig ist, dass alle Hersteller ihre Fahrzeuge heute mit serienmäßigen oder optionalen Fahrerassistenzsystemen ausrüsten. Gerade in größeren Nutzfahrzeugklassen besteht der Unterschied zwischen diesen und unseren Systemen unter anderen darin, dass unsere Systeme nicht deaktivierbar sind. Das ist bei den Herstellerassistenten manchmal anders. Und natürlich fehlt den Herstellersystemen der entsprechende Videokontext. So lassen sich zum Beispiel bei innerbetrieblichen Belohnungssystemen Zusammenhänge schwer bis gar nicht darstellen. Gab es zum Beispiel einen auf den ersten Blick zu starken Bremsvorgang, können wir sofort identifizieren, ob der Fahrer vielleicht für ein Kind gebremst hat – und genau das richtige getan hat.

Wo und wie lange speichern Sie die Daten denn?

Schachner: Gespeichert werden die Daten in unserer Cloud, allerdings nur dann, wenn ein relevantes Sicherheitsereignis stattfand. Wenn nicht, verbleiben die Daten zunächst im Kamerasystem und werden bei vollem Speicher wieder überschrieben. Haben wir Daten in die Cloud übertragen, deren Server für europäische Kunden ausnahmslos in Europa stehen, gilt dort ein sehr rigoroses Zugriffssystem. Weil unserer Kunden selbst definieren, wer auf die Daten Zugriff hat.

Zukunftsgerichtete Emissionsprognosen möglich

Wie können Ihre Systeme bei der Transformation zur Elektromobilität beitragen?

Schachner: Bei allen gesetzlichen Vorgaben ist es immer noch an den Unternehmern, ihren Fuhrpark nachhaltiger zu gestalten. Und die stehen auch wieder seitens ihrer Kunden unter Druck, ihren Transport umweltverträglicher zu formen, zum Beispiel mit Elektrofahrzeugen. Wir unterstützen in diesem Zusammenhang zum Beispiel bei der Fahrprofilanalyse, die unverzichtbar ist, um Verbrenner durch Elektrofahrzeuge zu ersetzen. Telematikdaten können da wertvolle Hilfestellung leisten. Und nicht nur da, sondern zum Beispiel auch bei der Planung einer effizienten Ladeinfrastruktur im Transportgewerbe. Außerdem lassen sich aus Telematikdaten sehr einfach zukunftsgerichtete Emissionsprognosen erstellen.

Mit welchen Kosten müssen Ihre Kunden für die Telematikservices rechnen?

Schachner: Pauschalpreise kann ich leider nicht nennen, weil sich die Kosten für unsere Kunden immer am individuellen Bedarf orientieren. Grundsätzlich ist es aber so, dass wir uns als Software-as-a-Service-Anbieter verstehen, die notwendige Hardware in der jeweiligen Gebühr aber immer enthalten ist – und zwar immer auf dem aktuellen Stand, auch weil wir während der Vertragslaufzeit Over-the-Air-Updates aufspielen.

Herr Schachner, herzlichen Dank für das Gespräch.

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