Von Christian Frederik Merten
Majk Strika, Managing Director Europe bei ARI Fleet, und Henning Schick, European Sales Director beim Fuhrparkmanagement- und Mobilitätsanbieter, über die Mobilitäts-Herausforderungen von Unternehmen zu Corona-Zeiten.
bfp: Kurz vor der Corona-Krise haben Sie das Produkt "Flex Back" herausgebracht. Worum handelt es sich dabei?
Henning Schick: Kunden mit Kauffuhrparks können mit dem Verkauf ihrer Flotte Liquidität gewinnen, indem sie die Fahrzeuge an uns zu Buch- oder Marktwert verkaufen und über unser „Flex Lease“ Produkt zurückfinanzieren. Bei "Flex Back" sind Unternehmen deutlich flexibler, da sie vollkommen transparent und pragmatisch aus dem Vertrag aussteigen können und lediglich die zu diesem Zeitpunkt bekannte Restschuld zahlen müssen. Mehr- oder Minderkilometerabrechnungen, Schadensabrechnungen und viele bekannte Kilometerleasing-Vertragskosten fallen nicht an.
Stärkerer Fokus auf Einsparpotenzialen
bfp: In welchem Maß betrifft denn die Corona-Krise ARI Fleet und seine Kunden?
Majk Strika: Im Januar und Februar konnten wir uns über Rekordumsätze freuen. Natürlich hatten wir die Befürchtung, dass die Corona-Krise auch für uns zu einem deutlichen wirtschaftlichen Abschwung führt. Aber zum Glück sind wir eines Besseren belehrt worden. Einige Kunden, die sich in der letzten Zeit für einen Kauf entschieden haben, haben sich während der Corona-Krise stark für unser "Sale & Lease Back" interessiert.
H. Schick: Aufgrund der sehr guten konjunkturellen Entwicklung der letzten zehn Jahre haben viele Einkäufer vielleicht nicht immer auf jedes Einsparpotenzial geachtet, das sie hätten realisieren können. Das hat sich in der Rezession, die wir jetzt durch die Corona-Krise erleben, sicherlich geändert. Auch wenn viele Unternehmen bis September noch von Lockerungen im Insolvenzrecht profitieren – spätestens wenn wir wieder zu den bekannten Insolvenzregeln zurückkehren, bekommt das Thema Liquidität einen noch wichtigeren Stellenwert als bisher. Vor diesem Hintergrund spüren wir schon heute ein gesteigertes Interesse an unserem Vollamortisationsprodukt "Flex Lease". Für den Kunden fällt bei vorzeitiger Vertragsbeendigung während der Leasingzeit ja nur die Restschuld an, gegen die der reale Restwert gerechnet wird.
bfp: Welche Kunden interessieren sich vor allem für das Produkt?
H. Schick: Wir sprechen hier weniger von Kundengruppen, sondern vom Einsatzzweck der Fahrzeuge. User-Chooser-Fahrzeuge verbleiben auch heute noch überwiegend in den marktbekannten Leasing-Verträgen. Anders sieht es bei Produktivfahrzeugen aus. In diesem Bereich schlummern unheimlich viele Liquiditätspotenziale im Anlagevermögen, die Kunden mit uns zusammen realisieren können. Und wir spüren, dass derzeit viele Unternehmen diese Möglichkeit für sich entdecken.
"Viele Kunden offener für flexible Mobilitätskonzepte"
bfp: Haben Sie eine grundsätzliche Empfehlung, wie sich Unternehmen mit den Folgen der Corona-Krise auseinandersetzen sollten?
H. Schick: Nein, die können wir nicht geben, weil die Unternehmen sich auch in der Corona-Krise in sehr individuellen Situationen befinden. Und das sogar innerhalb von ein und derselben Branche. Was wir an dieser Stelle tun können ist, unsere Kunden individuell mit Blick auf ihre speziellen Bedürfnisse zu beraten und gemeinsam mit ihnen eine geeignete Mobilitätslösung zu finden.
M. Strika: Wir erkennen durchaus, dass sich viele Kunden in der aktuellen Situation für flexible Mobilitätskonzepte öffnen. Viele Kunden merken jetzt, dass starre Mobilitätskonstrukte mit festgelegten Laufzeiten oder Laufleistungen nicht in jeder Lage für sie passen und sinnvoll sind.
bfp: Welche Resonanz sehen Sie bei Ihren Kunden derzeit mit Blick auf die E-Mobilität?
H. Schick: Die Frage nach der E-Mobilität kommt mittlerweile in jedem Gespräch auf. Wir sind auch bereit, diesen Weg mit unseren Kunden zu gehen. Allerdings stellen wir zu Beginn immer die Frage, ob die E-Mobilität für sie auch wirklich geeignet ist und ob er auch die Voraussetzungen besitzt, die Fahrzeuge im Alltag zu laden.
bfp: Aber entsprechende Services können Sie anbieten?
M. Strika: Ja. Mit unserem Partner EnBW sind wir in der Lage, das komplette Service-Paket rund um die E-Mobilität zu liefern. Aber wie Herr Schick schon sagt: Die E-Mobilität muss passen. Wer zum Beispiel Plug-in-Hybride nur anschafft, weil sich die User-Chooser diese wünschen, um Steuern zu sparen, wird damit höchstwahrscheinlich nicht glücklich. Denn dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass diese Autos nie geladen werden. Kurz: Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung von E-Mobilität in Unternehmen ist ein individuelles Gesamtkonzept.
Pläne für 2020: mehr proaktives Flottenmanagement
bfp: Was haben Sie für das weitere Jahr 2020 geplant?
H. Schick: Ein weiteres Angebot für 2020 wird unsere neue Fahrer-App sein. Damit haben Fahrer zum Beispiel die Möglichkeit, Unfälle online zu melden, Änderungen vorzunehmen oder auf definierte Werkstätten zurückzugreifen.
M. Strika: Wir forcieren zukünftig das proaktive und präventive Flottenmanagement deutlich mehr. So haben wir mittlerweile auch die Themen Einsatzplanung, Routenplanung und -optimierung durch künstliche Intelligenz auf dem Radar. Dabei sind wir mit Hilfe eines Partners durch eine Algorithmen-Software in der Lage, Kundenwunsch und Effizienz in einer vollautomatischen Disposition, Termin- und Einsatzsteuerung zu verbinden. Die intelligente Echtzeit-Technologie ermöglicht durchgängig digitale Prozesse: von der Kundenwunsch-Terminwahl im Self-Service, über die vollautomatische Termin- und Tourenoptimierung, bis zur Steuerung und Evaluation nach KPI- und Zielvorgaben. Durch die intelligente dynamische Tourenplanung und -optimierung sehen wir in der Regel Kostenreduktionen von mehr als 20 Prozent. Es gibt aber auch Kunden, deren Fahrtkosten sich nach Einführung der Software um 52 Prozent reduziert haben.
bfp: Herr Strika, Herr Schick, herzlichen Dank für das Gespräch.