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bfp-Interview

Leaseplan: Trend zur individuellen Mobilität

Autos bleiben wichtig in den Unternehmen, aber im Kontext flexibler Mobilitätsangebote. Ein Gespräch mit Roland Meyer und Stefan Koch von Leaseplan.

Von Christian Frederik Merten

Der Wandel der Unternehmensmobilität trifft auch die Geschäftsmodelle der Leasinganbieter im Kern. Wie Leaseplan auf die Herausforderungen der Zukunft reagiert, erläutern Roland Meyer, Geschäftsführer Leaseplan Deutschland, und Stefan Koch, Geschäftsführer Marktfolge und CFO bei Leaseplan Deutschland, im Gespräch mit bfp FUHRPARK & MANAGEMENT.

Höherer Flexibilitätsanspruch der Kunden

bfp: Herr Koch, welche Trends beobachten Sie aktuell mit Blick auf die Unternehmensmobilität?

Stefan Koch: Grundsätzlich legen viele Menschen weniger Wert auf den persönlichen Fahrzeugbesitz, sondern auf die -nutzung. Wir nennen das Car as a Service. Das ist ein Mega-Trend, der durch weitere Trends forciert wird. Dazu zählen ein gesteigerter Flexibilitätsanspruch der Kunden, eine äußerst dynamische technologische Entwicklung und ein deutlich größeres ökologisches Bewusstsein als noch in der Vergangenheit.

bfp: Wie wirken sich diese Trends in der Praxis aus?

S. Koch: Der erhöhte Flexibilitätsanspruch der Kunden manifestiert sich vor allem in zwei Punkten: Im Wunsch nach einem Fahrzeugwechsel, wie wir ihn zum Beispiel bei Abo-Modellen kennen, und nach einer individuellen Anpassung von Leasinglaufzeiten. Der technologische Wandel zeigt sich schon heute zum Beispiel durch Möglichkeiten der vorausschauenden Instandhaltung, sichere digitale Bezahlmethoden, langfristig um das autonome Fahren und viele weitere. Das gesteigerte Umweltbewusstsein zeigt sich am verstärkten Interesse an Elektroautos und Plug-in-Hybriden, wobei dabei natürlich auch die staatlichen Subventionsmodelle eine wichtige Rolle spielen.

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"Die Menschen möchten Autos haben"

bfp: Herr Meyer, beeinflusst die derzeitige Corona-Pandemie diese Trends?

Roland Meyer: Ja, was wir aktuell sehen, ist ein Trend zurück zur individuellen Mobilität. Wir spüren das im Leasinggeschäft, aber auch beim Verkauf unserer Leasingrückläufer. Die Menschen möchten Autos haben. Und ich persönlich bin sehr sicher, dass sich dieser Trend so schnell nicht wieder umkehren wird. Was aber mit Sicherheit bleiben wird, ist der immer höhere Flexibilitätsanspruch der Kunden.

bfp: Sie sprechen also ganz bewusst von Car as a Service und nicht von Mobility as a Service?

S. Koch: Wenn wir das Thema Mobility as a Service realitätsnah betrachten, sehe ich derzeit keinen Anbieter, der ein komplettes Mobilitätsangebot über ein einheitliches System abbilden kann. Das hängt auch mit der dynamischen Anbietersituation zusammen, die eine immer aktuelle Integration sehr schwierig macht. Ich bin mir sicher, dass Menschen ihre Mobilität individuell gestalten möchten. Die Frage ist nur: Wird das über ein Mobilitätsbudget geschehen oder bleibt es beim Car as a Service, bei dem die Menschen hauptsächlich ein Auto nutzen, und mögliches übriges Budget für andere Mobilitätsangebote nutzen?

Kombination aus Auto und Mobilitätsbudget

bfp: Das heißt, die Entwicklung eines eigenen Mobilitätsbudgets ist für Leaseplan derzeit kein Thema?

R. Meyer: Was ich mir vorstellen kann, weil sich die Automobilität auch durch die Elektromobilität deutlich verändern wird: dass sich Menschen für kleinere Autos entscheiden, mit denen sie sich innerhalb bestimmter Radien bewegen, und für alle anderen Mobilitätsbedarfe auf ein ergänzendes Budget zurückgreifen.

S. Koch: Ein Beispiel dafür ist der Service Holiday Car, an dem wir arbeiten. Kunden, die sich für den Alltag für ein kleineres Fahrzeug entscheiden und so unter einer bestimmten Budgetgrenze bleiben, können das Restbudget für ein größeres Fahrzeug zum Beispiel für Urlaubsreisen nutzen.

R. Meyer: Lassen Sie es mich so zusammenfassen: Viele Menschen haben ihre Fahrzeugwahl bislang an den Mobilitätsausnahmen orientiert. Für die Urlaubsreise zweimal im Jahr, für das Boot, das im Frühjahr und Herbst auf dem Hänger liegt. Das wird sich in Zukunft umkehren. Viele Menschen werden sich ein kleineres Fahrzeug aussuchen, das für ihren Alltag an völlig ausreicht. In der Zeit, in der sie ein größeres Auto benötigen, werden sie das über entsprechende Services erhalten. Die Subventionierung von Elektrofahrzeugen und Plug-in-Hybriden wirkt dabei sicherlich als Trendbeschleuniger.

bfp: Wie schätzen Sie die Relevanz von Autoabo-Modellen für die Unternehmensmobilität ein?

S. Koch: Autoabos können auch für Unternehmen interessant sein. Allerdings: Die Abgrenzung zur Langzeitmiete ist nicht trennscharf. Im Grundkonzept sprechen wir von ähnlichen Angeboten. Die Herausforderung bei Autoabos liegt aber vor allem darin, sie in die Car Policies der Unternehmen einzubinden.

R. Meyer: Ein wesentlicher Treiber für Autoabos könnte allerdings die technische Entwicklung sein. Nehmen wir Elektroautos mit heute realistischen 350 Kilometern Reichweite. In zwölf Monaten könnten die Reichweiten schon deutlich höher liegen.

bfp: Was bieten Sie den Kunden an, die ihre Leasing-Laufzeiten kurzfristig verkürzen wollen? Stand heute ist das ja ein vergleichsweise teurer Vorgang?

R. Meyer: Richtig, das wird auf absehbare Zeit allerdings auch so bleiben. Während der Corona-Krise sehen wir jedoch vor allem den Wunsch nach Vertragsverlängerungen. Das hängt auch mit der Verfügbarkeit einzelner Fahrzeugmodelle zusammen.

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Strategische Handlungsfelder: letzte Meile und Langzeitmiete

bfp: Was bedeutet die neue Leaseplan-Strategie für Ihre operative Ausrichtung?

R. Meyer: Eine wichtige Säule unserer Strategie ist die konsequente Ausrichtung unseres Unternehmen auf profitables Wachstum. Und, das ist uns wichtig zu sagen, nicht nur mit Blick auf das Auto. Wir haben für uns verschiedene Wachstumsfelder definiert: Zum Beispiel möchten wir nicht einfach nur im Segment der leichten Transporter wachsen, sondern ganz speziell auf der letzten Meile.

bfp: Welche Konsequenzen hat das für Ihr Geschäft in der Praxis?

R. Meyer: Um beim konkreten Beispiel zu bleiben: Wir sind überzeugt, dass sich die Welt der Logistik radikal verändern wird. Gesellschaftliche Anforderungen oder neue Technologien werden dazu führen, dass Logistik auf der letzten Meile nicht mehr nur mit den klassischen Transportern stattfinden wird. Wir beobachten unser Umfeld, damit wir kurzfristig auf neue Trends reagieren können.

bfp: Sie möchten aber auch im Bereich der automobilen Langzeitmiete wachsen, richtig?

R. Meyer: Ja, die Langzeitmiete ist ebenfalls ein Geschäftsfeld, auf das wir uns in Zukunft stärker konzentrieren möchten. Langzeitmiete schließt schnell und flexibel Lücken im Fuhrpark ab einem Monat – Ende offen. Wir stellen fest, dass Langzeitmiete für bestimmte Anforderungen immer beliebter wird. Viele Kunden wollen auf den rasanten Wandel – beschleunigt durch neue Mobilitätstrends und Arbeitsplatz 4.0 mit variablen Arbeitszeiten, mobilen Arbeitsplätzen und Projektarbeiten – flexibler reagieren können.

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Veränderung der alltäglichen Mobilität

bfp: Die Corona-Pandemie hat das Thema Homeoffice extrem beschleunigt. Welche Auswirkungen hat das für Sie?

R. Meyer: Die Veränderung der Arbeitswelt, die die Corona-Pandemie signifikant beschleunigt hat, kommt natürlich mit einer Veränderung der alltäglichen Mobilität daher.

bfp: Das heißt, es wird künftig weniger Nachfrage nach Firmenwagen geben?

R. Meyer: Nein, das heißt es nicht unbedingt. Aber es unterstreicht, dass sich die Fahrzeugnutzung ändern wird.

E-Mobilität: Hauptgrund Einsparpotenziale

bfp: Welche Nachfrageveränderung sehen Sie bei rein elektrischen und Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen?

S. Koch: Seit Jahresbeginn sehen wir ein starkes Interesse unserer Kunden an umweltfreundlicher Mobilität. Die Fahrer befassen sich sehr viel intensiver mit E-Automodellen, deren Lademöglichkeiten und Reichweiten. Förderung und steuerliche Anreize haben hier nochmal einen Anschub gegeben.

bfp: Warum elektrifizieren Ihre Kunden ihre Fuhrparks hauptsächlich?

S. Koch: Es gibt sicherlich Kunden, die vor allem aus ökologischen Gründen Elektroautos oder elektrifizierte Fahrzeuge kaufen. Der Hauptgrund liegt bei vielen aber in den Einsparpotenzialen: sei es beim Einkauf auf die hohen staatlichen Förderungen oder auf Seite der Fahrerinnen und Fahrer bei der Versteuerung des geldwerten Vorteils.

bfp: Welche Herausforderungen bringt das Thema Elektromobilität für Sie als Leasinganbieter mit?

S. Koch: Unser Anspruch ist es, unsere Kunden nicht nur mit Elektroautos oder Plug-in-Hybriden zu versorgen. Wir möchten sie beraten, wie sie diese Fahrzeuge überhaupt sinnvoll einsetzen. Mittelfristig werden wir unseren Kunden zum Beispiel Reportings darüber zur Verfügung stellen, die zeigen, ob Plug-in-Hybride auch wirklich elektrisch gefahren werden. Außerdem geht es natürlich darum, unseren Kunden bei der Entscheidung zu helfen, welche Investitionen in die Ladeinfrastruktur für sie sinnvoll sind.

bfp: Herr Meyer, Herr Koch, herzlichen Dank für das Gespräch!

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