Foto: Thomas Dirk Heere

Interview mit bfp

"Kostenseite bei Flotten spricht für CNG"

Bernhard Bauer, Geschäftsführer Seat Deutschland, spricht über "Kennenlern-Leasing" bei Erdgas und "Fieberkurven" bei den Treibstoffkosten.

Von Sabine Neumann

bfp: Herr Bauer, was können Sie uns zum Flottenanteil bei Ihren CNG-Fahrzeugen sagen?

Bauer: Die Frage lässt sich nicht ganz einfach beantworten. Im vergangenen Jahr um diese Zeit waren wir – wenn auch auf kleinem Niveau – Marktführer mit den CNG-Modellen. Und das aus dem Nichts. Aber durch die WLTP-Neuwertermittlung mussten alle Fahrzeuge mit allen Motor-Getriebevarianten neu festgelegt und neu getestet werden. Für einen Konzern unserer Größenordnung ein Riesenaufwand. Da der Anteil der CNG-Fahrzeuge kleiner als der von Diesel- oder Benzinfahrzeugen ist, gab es entsprechende Prioritäten. Deshalb wurde die Produktion von CNG-Modellen kurzeitig eingestellt.

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Diese Pause haben wir aber genutzt, um die Technologie weiterzuentwickeln. Jetzt sind drei Erdgas-Tanks an Bord, dafür wurde der Benzintank verkleinert. Damit gelten die Fahrzeuge jetzt quasi als monovalent. In Summe hatten wir bei Seat deshalb sechs Monate keine CNG-Fahrzeug-Produktion. Jetzt also eine Antwort auf die Frage nach dem Flottenanteil zu geben, ist unmöglich.

Eines ist aber sicher: vor einem Jahr hatten wir beispielsweise beim Ibiza einen höheren CNG- als Diesel-Anteil. Man erkennt daran, wie viel Potential es gibt. Ein Anteil von mindestens zehn Prozent innerhalb eines Fahrzeugsegmentes ist eine Größenordnung, die ich uns allemal zutraue, mit dieser Antriebstechnologie zu erreichen.

bfp: Gibt es denn überhaupt eine Nachfrage von Flottenkunden nach CNG?

Bauer: Absolut. Das liegt vor allem an zwei Punkten. Zum einen haben viele Unternehmen eine ganz klare Policy zum Thema Umwelt. Im Bereich NOx und Rußpartikel fallen mit CNG etwa 95 Prozent weniger Schadstoffe an als mit vergleichbaren Fahrzeugen. Und selbst beim CO2-Ausstoß stehen CNG-Fahrzeuge nochmal um 25 Prozent besser da. Das heißt also, wenn die Policy da ist, dann ist auch ganz klar das Interesse an CNG da – insbesondere wenn es um drohende Cityfahrverbote geht.

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Zum anderen spricht die Kostenseite bei Flotten für CNG. Wir sehen ja, dass dank des Äquivalenzwerts im Literpreis von Sprit der CNG-Wagen nur die Hälfte an Kraftstoffkosten verursacht. Und für Unternehmen ist es auch interessant, dass die "Fieberkurven" bei den Treibstoffkosten ausbleiben. CNG ist eben nicht Montagmorgen teurer als Donnerstagabend.

Und die Preise sind auch relativ fix fürs ganze Jahr. Fuhrparks können so die Treibstoffkosten eindeutig viel besser kalkulieren. Und deshalb sind wir auch gerade dabei zu überlegen, ob eine Leasingrate inklusive Kraftstoffkosten eine sinnvolle Entwicklung wäre. Die Abweichungen sind schließlich sehr gering übers Jahr gesehen. CNG lässt noch viel zu – gerade im Flottenbereich.

bfp: Welche Aktionen könnten Sie sich sonst noch vorstellen, um Flottenkunden künftig mehr für CNG zu begeistern?

Bauer: Es sind mehrere Ideen. Wir haben schon jetzt die Preisstellung der Fahrzeuge nochmal um 500 Euro verbessert. Beim Ibiza oder Arona macht das einen Unterschied von 1.000 Euro, beim Leon von 1.500 Euro im Vergleich zu den Dieseln und Benzinern aus. Jetzt zu Beginn launchen wir die CNG-Modelle zudem mit einer Gleichpreisstrategie zu den herkömmlichen Antriebsvarianten. Das heißt, man spart vom ersten Kilometer an Geld. Ich denke, das ist sehr attraktiv.

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Wir haben auch mehr und bessere Ausstattungsvarianten als bisher. So kann man das Auto wirklich schick und schön auf Seat-Niveau fahren. Auch das spielt im Fuhrpark durchaus eine Rolle – gerade bei denen, die das Auto selber fahren.

Da das Hauptthema beim CNG aber das Kennenlernen ist, kann ich mir vorstellen ein richtiges "Kennenlern-Leasing" darzustellen. Warum nicht einfach einem Flottenkunden anbieten, ein Modell einfach mal eine gewisse Zeit zu günstigen Konditionen zu testen? Die Argumente, die für CNG sprechen, sind doch eigentlich so naheliegend und wasserfest, dass im Grunde nur eines hilft, um zu überzeugen: reinsetzen und fahren. Vielleicht ist das der letzte Trigger, den wir anbieten müssen.

bfp: Vielen macht ja gerade das Tanken große Sorgen. Finde ich eine Tankstelle? Wie groß ist der Umweg? Wie reagiert Seat darauf?

Bauer: Es gibt ein entscheidendes Kriterium bei den Tankstellen: man braucht eine in der Nähe. Da ist es im Prinzip unerheblich, wie groß die Anzahl in ganz Deutschland ist. Wir alle tanken meistens bei denselben zwei, drei Tankstellen. Wenn man dann eine CNG-Tankstelle in der Nähe hat, dann ist man ganz klar gut bedient mit CNG.

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Es macht keinen Sinn, die Entscheidung für oder gegen CNG von einer Fahrtstrecke von 400 bis 600 Kilometern abhängig zu machen. Irgendwo findet man sicher eine Tankstelle. Und mit neun Litern Benzin kann ich gut und gerne nochmal 100 bis 150 Kilometer fahren. Sollte allerdings gar keine Erdgas-Tankstelle in der Nähe des Hauptaufenthaltsortes des Fahrzeugs sein, dann müssen auch wir akzeptieren, dass das fast schon ein no go ist.

bfp: Gibt es Pläne, wie Seat den Tankstellenausbau unterstützen könnte?

Bauer: Wir sprechen viel mit den großen Tankstellenanbietern, suchen und diskutieren gerade Kooperationen. Die Pläne sind schon ziemlich konkret. Allerdings möchte ich hier und heute nicht ins Detail gehen, da wir gerade in den finalen Verhandlungen stehen.

Eventuell könnte man auch Händlerbetriebe zu Tankstellen machen. Ich kann mir gut vorstellen, dass gerade große Händlerbetriebe, die auch die übrigen Konzernmarken vertreten, das wirtschaftlich hinbekommen – wenn es denn auch von uns oder den anderen Marken gefördert wird.

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