Kompakttransporter Nissan Townstar: Als Elektrovariante am besten geeignet für den urbanen und regionalen Einsatz.
Foto: Christian Frederik Merten
Kompakttransporter Nissan Townstar: Als Elektrovariante am besten geeignet für den urbanen und regionalen Einsatz.

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bfp-Fahrtest

Nissan Townstar EV: Perfekt rund um den Kirchturm

Elektrischer Kompakt-Transporter für die Stadt: Vor allem mit Blick auf die Reichweite sind Stadt und Region das beste Revier für den Nissan Townstar EV.

Lieferungen auf der Letzten Meile oder die Erledigung von Handwerker-Services im urbanen und regionalen Umfeld: Für kleine Stadttransporter ist der Elektroantrieb prädestiniert. Denkt sich auch Nissan und stattet seinen Kompakt-Transporter Townstar auf Wunsch mit einem Elektromotor aus. Townstar EV nennt sich der Nissan-Transporter dann, und er teilt sich Plattform und Karosserie auch dann mit dem Renault Kangoo und dem Mercedes Citan. Was der Elektro-Nissan als Kastenwagen im Alltag kann, klärt unser Praxistest.

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Der erste Eindruck: Transporter mit Nissan-Schminke

Transporter ist Transporter bleibt Transporter. Gilt auch für den Nissan Townstar EV. Mit 4,49 Metern Länge ist er in der getesteten L1-Version wie gemacht für den Einsatz in der Stadt. Optisch ist und bleibt er ein typischer, auf Praktikabilität ausgerichteter Kasten. Als Produkt der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz unterscheidet sich der Townstar nur an der Front von seinen Schwestermodellen Kangoo und Citan. Typisch ist der Nissan-Grill mit den zur Fahrzeugmitte nach unten weisenden Chromleisten unter den Scheinwerfern.

Beladen wird der Townstar EV serienmäßig über Heckflügeltüren ohne Fenster mit 180-Grad-Öffnungswinkel. Eine Schiebetür rechts gibt es serienmäßig für die Langversionen, in der getesteten L1-Version ist sie erst ab der zweiten Ausstattungslinie Acenta Standard. Aber natürlich lässt sich der Townstar – ab der Linie Acenta – in diesem Punkt individualisieren:

  • Verglaste Hecktüren inklusive Heckscheibenheizung  und -wischer gibt es für 250 Euro im Heck-Verglasungspaket (alle Preise netto zzgl. USt.).
  • Eine verblechte Schiebetür links gibt es für 350 Euro.
  • Und wer links und rechts verglaste Schiebetüren möchte, bekommt die in den Top-Linien N-Connecta und Tekna für 600 Euro inklusive Heck-Verglasungspaket.

Etwas anders sieht das übrigens beim Benziner aus. Dort ist die Schiebetür rechts immer Serie. Das Heck-Verglasungspaket kostet dort jedoch 300 Euro.

Innere Werte: Robustes Interieur für den elektrischen Townstar

Worauf es beim Transporter ankommt? Natürlich auf das Ladepotenzial. Und da bietet Nissan für den Townstar zwei Variationen – sprich zwei Längen – an. Neben unserem L1 gibt es auch eine 42 Zentimeter längere L2-Variante mit langem Radstand. Beim Ladevolumen unterscheidet sich der Townstar EV nicht vom parallel erhältlichen Benziner: Maximal 3,3 Kubikmeter Fracht passen in den kurzen Townstar, bis zu 4,3 Kubikmeter sind es bei der langen Variante. Mit flexibler Trennwand steigt das Volumen nochmal auf 3,9 beziehungsweise 4,9 Kubikmeter.

Unterschiede gibt es aber bei der maximalen Zuladung: Bis zu 775 Kilogramm Fracht kann der Townstar L1 mit Benzinmotor laden, beim Townstar EV sind es maximal 537 Kilogramm. Beim langen Radstand beträgt der Unterschied 770 zu 702 Kilogramm. Keine Abstriche müssen Eigner des Elektro-Transporters dagegen bei der Anhängelast machen: Alle Nissan Townstar können bis zu 1,5 Tonnen ziehen.

Das Cockpit seines elektrischen Kompakt-Transporters hat Nissan nutzfahrzeugtypisch robust-praktisch gestaltet. Unser Townstar EV war mit den optionalen 10-Zoll-Digitalinstrumenten ausgestattet, außerdem gab es den 8-Zoll-Touchscreen (Serie ab N-Connecta) für Navi und Infotainment. Zwei weitere Beispiele für die Praktikabilität im kleinen Elektro-Transporter: das große Handschuhfach in Form einer ausziehbaren Schublade (ab N-Connecta) und die weiterhin vorhandenen Tasten und Schalter für eine möglichst einfache Bedienung.

Auf der Straße: Wendiger Nissan-Transporter

122 PS leistet der Elektromotor des Nissan Townstar EV, maximal Tempo 132 sind mit ihm drin. Auch das unterstreicht, was das ideale Revier des Nissan ist: der urbane Raum. Dort ist der Townstar flink unterwegs, wobei das Technologie-Paket mit der 360-Grad-Kamera vor allem das Rangieren in engen und kniffligen Situationen erleichtert (außerdem Totwinkel-, Spurhalte- und Einpark-Assistent; 1.390 Euro im N-Connecta, Serie im Tekna). Die Übersichtshilfe lohnt sich dabei in mehrfacher Hinsicht: Denn nicht nur das Kasten-Layout schränkt die Sicht im Townstar ein, sondern auch die breiten A-Säulen.

Die Bedienung des Townstar erfolgt in aller Regel ohne Probleme. Aber auch hier kann der Japaner seine französischen Wurzeln nicht verleugnen. Wie bei Renault üblich erfolgt die Bedienung des Audiosystems über einen separaten Satelliten an der Lenksäule – ein etwas umständliches Prozedere. Prädestiniert für den originären Einsatzzweck des Townstar – das urbane Umfeld – sind die Sitze: Auf längeren Touren fehlt es ihnen nämlich an Seitenhalt. Dafür entschädigt der kleine Transporter in der Stadt mit der passenden Wendigkeit.

Effizienz: Schnelles AC-Laden mit dem Townstar

Auch beim Antrieb zeigt sich, dass Nissan die Kunden für den Townstar EV im urbanen Bereich verortet. Mit 45 kWh Stromkapazität ist die Batterie nämlich eher für kurze Strecken ausgelegt. Zwar geben die Japaner für den kurzen Townstar EV kombiniert 301 und im städtischen Umfeld 450 WLTP-Kilometer Reichweite an. Mit 25,2 kWh Testverbrauch auf unserer gemischten Verbrauchsrunde klingt das aber wenig realistisch. Und längere und vor allem schnellere Autobahnfahrten sollte man sich mit dem Townstar EV schon gar nicht antun: Zwar kamen wir über unseren gesamten Testzeitraum auf lediglich 24,6 kWh je 100 Kilometer. Das liegt wesentlich aber daran, dass wir auf der Autobahn oft mit maximal Tempo 90 oder 100 unterwegs waren. Da schlugen die 120 auf dem Autobahn-Teil der Verbrauchsrunde also deutlich zu Buche.

Insgesamt ist bei vorsichtiger Fahrweise auf gemischten Strecken also mit rund 200 Kilometern Reichweite rechnen. Zugegeben, wer als Lieferant oder Handwerker hauptsächlich in seiner Region unterwegs ist, den interessiert das herzlich wenig. Auch die geringe Schnellladeleistung von 80 kW ist dann komplett egal. Dafür spielt der Nissan bei diesem Fahrprofil einen anderen Trumpf aus – zumindest ab dem Niveau Acenta: Dann ist 22-kW-AC-Laden nämlich Standard an Bord des Townstar EV (Basis: 11 kW). So lässt sich auch der kurze Stopp beim Kunden effektiv fürs Laden nutzen, auch an der öffentlichen AC-Säule. Ein Ladelimit – zum Beispiel 80 Prozent – lässt sich aber auch bei diesem Nissan nicht im System einstellen. Auch eine Ladeplanung im Navi gibt es nicht. Dafür aber drei Rekuperationsstufen.

Was gibt´s fürs Geld? Townstar EV Acenta sollte es mindestens sein

Ob man sich für einen kurzen oder langen Townstar EV entscheidet, ist allein eine Frage des Einsatzzwecks. Den L1-Townstar bietet Nissan elektrisch ab 33.750 Euro an, die L2-Version ab 35.100 Euro. Deutlich geringer ist der Aufpreis für die Langversion in den Varianten Acenta, N-Connecta und Tekna: Hier beträgt er einheitlich 1.000 Euro.

Die Acenta-Version würden wir generell mindestens empfehlen, allein wegen der 22-kW-Ladeoption an der AC-Säule. Dann startet der L1 ab 36.700 und der L2 ab 37.700 Euro. Zusätzlich sind dann auch Annehmlichkeiten wie die Einparkhilfe hinten, das Digitalradio und Bluetooth-Freisprecheinrichtung, der Tempomat, ein höhenverstellbarer Fahrersitz, die Klimaautomatik, die Schiebetür rechts und vor allem eine Wärmepumpe an Bord. Außerdem ist auch erst ab dem Acenta das Airbag-Paket mit Beifahrerairbag sowie Seiten- und Windowairbags für Fahrer und Beifahrer (400 Euro) bestellbar. Außerdem erst ab Acenta als Optionen erhältlich: die Beifahrer-Doppelsitzbank (300 Euro) sowie das Fahrerassistenz-Paket Plus unter anderem mit 8-Zoll-Touchscreen, Apple Carplay und Android Auto, Totwinkel-Warner, Verkehrszeichenerkennung und Rückfahrkamera (1.890 Euro).

Im N-Connecta (ab 38.950 beziehungsweise 39.950 Euro) ist dieses Paket bereits Serie, zudem gibt es auch erst ab diesem Level das volle Programm an Optionen. Zum Beispiel des Technologie-Paket mit  der 360-Grad-Kamera und dem Totwinkel-, Spurhalte- und Einpark-Assistenten (1.390 Euro, das Navi (650 Euro), die Sitzheizung (210 Euro) oder das „Autonomes Fahren“-Paket mit 10-Zoll-Digitalinstrumenten und adaptivem Tempomat (nur mit Technologie-Paket; 840 Euro). Allein schon, weil es eine Fahrer-Lendenwirbelstütze ausschließlich ab N-Connecta gibt, würden wir diese Variante empfehlen.

Übrigens: Wer sich noch nicht bereit fühlt für die E-Mobilität im Transporter, wer auch mit seinem Kompakt-Transporter oft Anhänger zieht oder wer als Schnellkurier öfter lange Strecken fährt, für den bietet Nissan den Townstar weiterhin als Verbrenner an. Ab 21.330 Euro ist der kurze Kasten mit einem 130-PS-Benziner zu haben, ab 23.920 Euro der lange Kasten. Für mindestens 26.880 gibt es den langen Verbrenner-Townstar übrigens auch als Doppelkabine.

Und generell haben Sie richtig gelesen: Benziner. Denn auch bei seinen Stadttransportern verzichtet Nissan mittlerweile komplett auf Diesel-Motoren. Wer für längere Touren dennoch einen Selbstzünder sucht, für den gibt es aber auch eine Lösung. Zwar nicht im Hause Nissan, Renault und Mercedes liefern die praktisch baugleichen Kangoo und Citan aber weiterhin auch mit Dieseln aus.

Fazit Nissan Townstar EV N-Connecta L1 2,2t:

In der Stadt fühlt sich der Townstar EV pudelwohl. Der elektrische Kompakt-Transporter ist wendig und gleichzeitig praktikabel. Für längere Strecken greift man aber besser zum Benziner – oder wenn man in diesem Modell einen Diesel möchte, zu den baugleichen Renault Kangoo oder Mercedes Citan.

Der Nissan Townstar EV N-Connecta L1 2,2t in der Kurzkritik:

Plus:

  • 22 kW AC-Laden
  • Wendiger Stadttransporter
  • Viele Assistenzsysteme erhältlich

Minus:

  • Geringe Reichweite
  • Viele sinnvolle Extras nur in Paketen oder ab höherer Ausstattungslinie
  • Keine Diesel-Alternative im Angebot

Technische Daten Nissan Townstar EV N-Connecta L1 2,2t:

  • Kompakt-Transporter, Kastenwagen mit fünf Türen (Heck-Flügeltüren)
  • Länge/Breite/Höhe: 4.488/1.860/1.822 mm
  • Antrieb: Vorderradantrieb mit Eingang-Automatik
  • Motor: Elektromotor
  • Leistung: 90 kW (122 PS)
  • Max. Drehmoment Elektromotor: 245 Nm
  • Rein elektrische Reichweite (WLTP): 301 km
  • Kapazität Lithium-Ionen-Batterie: 45 kWh
  • Ladeleistung (AC/DC): 22/80 kW
  • Ladedauer AC (15 – 80 %): 1:30 h
  • Ladedauer DC (15 – 80 %): 0:37 h
  • Höchstgeschwindigkeit: 132 km/h
  • Beschleunigung 0-100 km/h: k. A.
  • Norm-Verbrauch (WLTP): 17,4 – 35,1 kWh
  • Testverbrauch: 25,2 kWh
  • CO2-Emission (WLTP): 0 g/km
  • Laderaumvolumen: 3.300 bis 3.900 l
  • Laderaumbreite zwischen den Radkästen: 1.248 mm
  • Laderaumlänge: 1.810 mm
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 2.220 – 2.230 kg
  • Maximale Zuladung: 537 kg
  • Zulässige Anhängelast ungebremst/gebremst: 750/1.500 kg
  • Stützlast/Dachlast: 75/100 kg
  • Grundpreis Testwagen netto: 38.950 Euro
  • Stand: März 2024

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