Von Timo Bürger
"Gewerbetreibende, die ihr Fahrzeug sowohl privat als auch beruflich nutzen" und "Betreiber von luxuriösen VIP- oder Hotelshuttles" – das sind die Zielgruppen, auf die Mercedes mit der überarbeiteten V-Klasse abzielt. Für alle diejenigen wollen die Stuttgarter "eine große Portion Fahrspaß" und eine "richtig runde Sache" offerieren. Können die Verantwortlichen für die aufgefrischte "Premium-Großraumlimousine" ihr Versprechen halten? bfp fuhrpark war im frischen Sternen-Transporter unterwegs.
Wer ein neues Antlitz erwartet hatte, wird große Augen machen. Optisch hat sich bei der Mercedes V-Klasse so gut wie nichts getan: Ein etwas modifizierter Kühlergrill und Stoßfänger außen, neue Lacke und Felgen, innen ein wenig frischer Zierrat und neue Polster. Das war’s auch schon.
Neuer Motor und neue Automatik für die V-Klasse
Neu aber für den Sternenträger ist der Vierzylindermotor mit der Bezeichnung OM 654. Dieser bietet in seiner stärksten Variante satte 239 PS und 500 Newtonmeter Drehmoment (kurzzeitig stehen 530 Newtonmeter bereit). Bei ersten Ausfahrten über das wellige Hinterland Barcelonas überzeugte das Triebwerk vollends. Zu keiner Zeit geht dem Benz die Luft aus, auch vor Überholvorgängen an Steigungen muss niemandem bange sein.
Auch das Zusammenspiel mit dem ebenfalls neu in der V-Klasse verbauten 9G-Tronic-Automatikgetriebe (ersetzt die 7G-Tronic) klappt nahezu tadellos. In Summe lässt sich die knapp fünf Meter (4,90 Meter misst die Kompakt-Version) bis gut 5,37 Meter (extralange Version) lange V-Klasse fast wie eine fünfsitzige Limousine bewegen: Die Lenkung ist kinderleicht, selbst in flott gefahrenen Kurven (die freilich den hinteren Insaasen wenig Freude verschaffen) kommt der Mercedes nur leicht ins Wanken.
Auch 190 PS sind ausreichend
Wem die Top-Motorisierung zu viel des Guten oder schlicht zu teuer ist, der wird auch der kleineren Variante seinen Frieden finden. Als V250d ist die Großraumlimousine immer noch gut motorisiert. Zwar macht das 190 PS starke Aggregat zuweilen einen etwas angestrengten (und demzufolge auch akustisch präsenteren) Eindruck – nichtsdestotrotz dürfte diese Motorisierung für die meisten Anlässe und Fuhrparks auch allemal ausreichend sein.
Beide Triebwerke schenken sich in Sachen Dieseldurst ohnehin nichts: Zwischen acht (bei defensivem Fahrstil) und zehn Litern (bei zügiger Fahrweise) muss hüben wie drüben bei diesem Fahrzeug kalkuliert werden. Wenn die Car Policy noch weniger hergibt: Mercedes hat mit dem 163 PS starken V220d die schwächste V-Klasse im Angebot.
Sitzkonfiguration fast ohne Ende
Serienmäßig bietet Mercedes für den Van vier Einzelsitze in zwei Sitzreihen. Optional kann zwischen den Einzelsitzen ein klappbarer Tisch montiert werden. Alternativ gibt es für die erste Reihe eine Zweier- oder Dreiersitzbank. Zudem kann die hintere Reihe auch mit einer Dreiersitzbank ausgestattet werden. Vier herausnehmbare Zurrösen für Sitzschienen oder ein Verzurrgurt (jeweils 37 Euro) oder das Gepäck-Sicherungsnetz (248 Euro) müssen für den Achsitzer (maximal) allerdings extra bezahlt werden.
Teure Luxussitze optional zu haben
Für die erste Sitzreihe bietet Mercedes zudem auf Wunsch zwei Luxussitze an. Das Gestühl bietet gegen 7.735,00 Euro Aufpreis eine Liegefunktion, Rückenmassage (drei Stärken) und Heizung/Ventilation. Ein Must-have sind die Sessel aber nicht unbedingt - die Massage dürfte gerne noch intensiver ausfallen, zudem bietet die Sitze recht wenig Seitenhalt.
Serienmäßig hat die vorerst immer mit Automatikgetriebe und Tempomat ausgelieferte Mercedes V-Klasse zum Basispreis von 50.241,80 Euro (Mercedes V220d mit 163 PS) folgendes an Bord: Ein Sitzschienensystem mit Schnellverriegelung, die (halbautomatische) Klimaanlage, eine wärmedämmende Verglasung, die Isofix-Kindersitzbefestigung, ein Multifunktionslenkrad und einen elektrischen Zuheizer.
Bei den elektronischen Assistenten bieten die Schwaben beispielsweise serienmäßig Seitenwind- , Fahrlicht- oder den Aufmerksamkeitsassistenten. Auch die "Adaptive Brake" (Trockenbremsen bei Nässe und Berganfahrhilfe) ist immer dabei.
Fazit Mercedes V-Klasse
In Summe ist die Mercedes V-Klasse ein ausgewogenes Fahrzeug, das alles bietet (bei entsprechenden Kreuzchen in der Optionsliste), was man von einem flexiblem Shuttle erwarten darf. Bei zusätzlichen Sonderwünschen lässt sich der Basispreis von 50.000 Euro dann verdoppeln. Schade nur, dass die Stuttgarter ihrem Personentransporter neue Features wie beispielsweise das auf Sprache reagierende ("Hey, Mercedes") Infotainment-Instrument MBUX vorenthalten. Und statt einem Start-Stopp-Knopf gibt es noch einen klassischen Autoschlüssel.