Dass der Dacia Jogger eine Menge Platz bietet, sieht man ihm schon von weitem an.
Foto: Christian Frederik Merten
Dass der Dacia Jogger eine Menge Platz bietet, sieht man ihm schon von weitem an.

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Dacia Jogger: Aus drei mach eins

Wenig Glamour, aber viel Platz für wenig Geld – so fährt der Dacia Jogger vor. Mehr über eine gelungene Mischung aus Kombi, Kastenwagen und Van.

Erinnern Sie sich noch an den Rancho? Seit 1977 als Matra-Simca und zuletzt als Talbot-Matra im Verkauf, vereinte er gekonnt die Vorteile von Kombi, Kastenwagen und Geländefahrzeug. Einen ähnlichen Weg geht seit Frühjahr 2022 Dacia: Der Jogger ist Kombi, Lifestyle-Utility und Van zugleich und beerbt damit drei Modelle auf einmal: den Logan MCV, den Dokker sowie den Lodgy. Und eine Prise SUV hat Dacia in seinen Jogger auch noch reingewürzt. Was der französische Rumäne mit dem 110-PS-Benziner kann, klärt unser Test.

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Der erste Eindruck: Jogger-Design verkörpert hohen Nutzwert

Form follows function – so lautete wohl Dacias Motto bei der Jogger-Entwicklung. Frontpartie und Vordertüren übernimmt der 4,55 Meter lange Großraum-Kombi zwar vom Schwestermodell Sandero, danach wird es aber quadratisch, praktisch, gut. Das Jogger-Design vermittelt maximalen Praxisnutzen schon auf den ersten Blick. Lange Fondtüren, das hohe Dach (Höhe mit Dachreling 1,67 Meter) oder die breite und hohe Heckklappe rufen schon von weitem: Hier gibt´s viel Platz! Emotion in die Jogger-Optik bringen zahlreiche Kunststoff-Zierteile im SUV-Stil- Zumindest in der von uns getesteten Version Extreme und im Spitzenmodell Extreme+. In ein klassisches Segment lässt sich der Jogger also nicht einsortieren: Für einen kleinen Kombi ist er zu groß, für ein klassisches Utility zu wenig Nutzfahrzeug und für einen Van irgendwie sogar zu cool.

Innere Werte: Jogger ganz funktionsfixiert

Platz und Raum schreit der Dacia Jogger nicht nur auf den ersten Blick, er löst dieses Versprechen auch ein. Bis zu sieben Sitzplätze bietet der neueste Dacia, dann fasst er maximal 1.807 Liter Gepäck. Die beiden Sitze der dritten Reihe lassen sich umklappen oder komplett ausbauen, in dieser Fünfsitzer-Konfiguration passen 506 oder 595 Liter Gepäck in den Jogger. Wer sich von vornherein auf fünf Sitze beschränkt, lädt 607 bis 1.819 Liter Gepäck in sein Rumwunder.

Fahrer und Beifahrer sitzen auf kommoden, jedoch etwas konturlosen Sitzen. Trotz nicht optimalen Seitenhalts machen sie einen deutlich besseren Eindruck als die Sitze unseres Test-Sanderos im Sommer 2021. Die – nicht verschiebbare – zweite Reihe bieten Kopffreiheit en Masse, trotz 2,90 Meter Radstand jedoch erstaunlich knappen Knieraum. Außerdem sitzen die Passagiere in Reihe zwei ziemlich hoch. Reihe drei bietet auch für 1,80-Meter-Menschen überraschend viel Platz. Wer den genießen will, muss sich den Einstieg durch die Fondtüren aber erstmal erklettern.

Das Jogger-Cockpit stammt eins zu eins aus dem Sandero. Heißt: Günstige, dem Preis angemessene Materialen, aber kein extremer Billig-Look. Für Abwechslung sorgen die Stoff-Dekors, ansonsten zeigt sich der Jogger als Gentleman der alten Schule. Heißt: Bis auf das via 8-Zoll-Touchscreen einfach bedienbare Infotainmentsystem erfolgt die Steuerung der Funktionen komplett analog über Tasten und Schalter. Funktioniert auch, ebenso wie das immer analoge, aber extrem gut ablesbare Kombiinstrument. Was insbesondere auch deshalb hilft, weil zum Beispiel ein Verkehrszeichenassistent für den Jogger überhaupt nicht vorgesehen ist.

Auf der Straße: Überraschend agiler Großraum-Dacia

110 PS leistet der Dreizylinder-Turbo-Benziner im Jogger maximal. Eine Automatik gibt es auch gegen Aufpreis nicht, der Sechsgang-Handschalter ist immer Serie. Gott sei Dank sagen wir in diesem Fall, denn das träge CVT-Getriebe im Sandero hat uns überhaupt nicht überzeugt. Der mindestens knapp 1,3 Tonnen schwere Jogger fährt sich dagegen überraschend agil. Wer das – manchmal etwas hakelige – Getriebe fleißig schaltet, hält auch auf der Autobahn richtig gut mit. Oder auch ein bisschen mehr, denn sein Maximal-Tempo 183 erreicht der Jogger ebenfalls ohne Mühen. Seine Bauart kann der Benziner nicht verbergen, vor allem beim Beschleunigen röhrt es kräftig unter der Haube des Großraum-Dacias. Was uns allerdings nicht wirklich stört. Den WLTP-Verbrauch von 5,7 Litern je 100 Kilometer haben wir zwar deutlich übertroffen, waren aber vor allem in der Stadt und auf der Autobahn unterwegs. Das relativiert unsere gemessenen 8,2 Liter dann wieder.

Was den Eindruck ein bisschen trübt, ist die indirekte Lenkung. Dass der Jogger nicht für die Nordschleife gebaut ist, ist klar. Aber die schwammige Steuerung beeinträchtigt auch den Geradeauslauf, was die Autobahnqualität mindert. Anders als für seinen Vor-Vorgänger Logan MCV gibt es Flügeltüren hinten dagegen auch nicht gegen Aufpreis. Wäre doch eine smarte Idee für noch leichtere Beladbarkeit, oder Dacia? Und der separate Bediensatellit für die Audioanlage an der Lenksäule ist längst nicht mehr State oft the Art. Dafür zählt der Jogger mit seinen großen Fenstern zu den Übersichtlichkeits-Vorbildern unter den neuen Autos.

Was gibt´s fürs Geld? Ein paar Pakete sollten es sein

Eine Karosserie, ein Getriebe, zwei Motoren – viel Auswahl haben Jogger-Interessenten nicht. Der von uns getestete 110-PS-Dreizylinder steht alternativ als Autogas-Variante parat, leistet dann im Benzin-Betrieb 91 und im Autogas-Betrieb 101 PS. Was da erste Wahl ist, ist Geschmacks- und Preisfrage. Der Autogas-Jogger bildet die Basis und steht ab 13.529 Euro in der Preisliste (alle Preise netto zzgl. Ust.), der reine Benziner kostet ab 13.866 Euro und damit praktisch gleich viel. Wer sieben Sitze wünscht, zahlt 756 Euro mehr.

Für den Jogger bietet Dacia vier Ausstattungslinien: Essential, Expression, Extreme und Extreme+. Die Version Essential fliegt sofort raus aus unserer Empfehlung; Klimaautomatik, Navi, Sitzheizung, elektrisch einstellbare Außenspiegel oder Gepäckraumtrennnetz sind hier nämlich nicht mal optional bestellbar.

Deutlich besser ausgestattet ist schon der Expression (ab 15.042 Euro). Ein mit Textileinlagen aufgepepptes Interieur, elektrische und beheizbare Außenspiegel, E-Fenster hinten, Einparkhilfe hinten, manuelle Klimaanlage, Regensensor und Tempomat sowie das Infotainmentsystem mit 8-Zoll-Touchscreen und Apple Carplay und Android Auto sind dann zusätzlich an Bord. Wichtige Optionen sind aus unserer Sicht

  • das Komfort-Plus-Paket mit elektrischer Handbremse, Mittelkonsole mit Staufach, schlüssellosem Zugang und Start, Tankdeckelöffnung ohne Schlüssel und 12-Volt-Steckdose (462 Euro)
  • das Sicherheitspaket mit Einparkhilfe vorn, Rückfahrkamera und Totwinkel-Warner (378 Euro)
  • das Winterpaket mit Klimaautomatik und Sitzheizung vorn (462 Euro)
  • das Navi (336 Euro)
  • Leichtmetallfelgen (336 Euro)
  • Metallic-Lack (546 Euro) sowie
  • das Gepäckraumtrennnetz (134 Euro).

So ausgestattet käme der Autogas-Jogger auf 17.360 Euro, der Benziner auf 17.696 Euro.

Und da kommt der etwas schickere Extreme ins Spiel: Er ist ab 15.882 beziehungsweise 16.218 Euro zu haben, bietet viele der im Expression aufpreispflichtigen Optionen aber bereits serienmäßig. Gleich ausgestattet landet man so bei 17.782 oder 18.118 Euro und damit kaum mehr als für den Expression.

Fazit:

Der Dacia Jogger ist ein Vernunftauto. Viel Platz und sein konkurrenzloses Preis-Leistungs-Verhältnis machen ihn für alle interessant, für die ein Auto ein reiner Gebrauchsgegenstand ist. Dabei fährt er sich trotzdem überraschend agil.

Der Dacia Jogger TCe 110 Extreme (Siebensitzer) in der Kurzkritik:

Plus:

  • Großer Kofferraum
  • Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Agiler Antrieb

Minus:

  • Indirekte Lenkung
  • Knapper Knieraum in der zweiten Reihe
  • Eingeschränktes Angebot an Assistenzsystemen

Technische Daten Dacia Jogger TCe 110 Extreme (Siebensitzer):

  • Fünftüriger, siebensitziger Großraumkombi
  • Länge/Breite/Höhe: 4.547/1.784/1.674 mm
  • Antrieb: Frontantrieb mit Sechsgang-Schaltgetriebe
  • Motor: Reihendreizylinder-Turbo-Benzinmotor
  • Leistung: 81 kW (110 PS)
  • Max. Drehmoment: 200 Nm bei 2.900 – 3.500 U/min
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 11,2 s
  • Norm-Verbrauch (WLTP): 5,7 l
  • Testverbrauch: 8,2 l
  • CO2-Emission (WLTP): 130 – 129 g/km
  • Kofferraumvolumen: 160 – 1.807 l
  • Tankinhalt: 50
  • Zuladung: 582 kg
  • KH/VK/TK: 20/23/17
  • Grundpreis Testwagen netto: 16.975 Euro
  • Stand: August 2022

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