Mit einer noch namenlosen Fließhecklimousine nimmt Ora, Elektromarke des chinesischen Great-Wall-Konzerns, ab Anfang nächsten Jahres vollelektrische Mittelklasse-Konkurrenten wie den Hyundai Ioniq 6, den Nio ET5, das Tesla Model 3 oder den BMW i4 ins Visier. Das Design des 4,87 Meter langen, 1,86 Meter breiten und 1,50 Meter hohen Viertürers erinnert mit seiner coupéhaften Silhouette und den Frontscheinwerfern in Kugelaugenoptik an den ersten Porsche Panamera. Retro-Futurismus nennt Ora diese Linienführung. Wir hatten Gelegenheit, die sportliche Elektro-Katze schon einmal näher in Augenschein zu nehmen.
Neue Ora-Limousine: Viel Platz für Passagiere, wenig für Gepäck
Keine Frage: mit glatten, schnörkellosen Linien, rahmenlosen Fenstern und versenkten Türgriffen kommt „The next GWM Ora“, so die vorläufige Bezeichnung, elegant daher. Das riesige Panoramaglasdach mit dem ab Tempo 70 elektrisch ausfahrbaren Dachspoiler reicht bis in den sensorgesteuerten Heckdeckel des Fließheck-Modells. Das flache Ladeabteil darunter fasst nur bescheidene 330 Liter, die Platzverhältnisse im Innenraum sind dagegen ordentlich.
Eine erste Sitzprobe zeigt: Über mangelnde Beinfreiheit können sich die Hinterbänkler dank 2,87 Meter Radstand nicht beklagen, nach oben hin könnte es für Passagiere größer als 1,85 Meter eng werden. Sitze, Türverkleidungen und Armaturentafel wurden mit veganem Leder ausgeschlagen und die Oberflächen des Cockpits weich unterschäumt. Materialauswahl und -verarbeitung sind auf hohem Niveau, schließlich sieht sich Ora im Premium-Segment.
Lernfähige Sprachbedienung auch im neuen Ora
Fahrer oder Fahrerin blicken auf volldigitale Rundinstrumente und ein 12,3 Zoll großes Zentraldisplay, das auf der wie freischwebend wirkenden, ansteigenden Mittelkonsole thront. Letztere beherbergt schicke Alu-Kippschalter und -Drehregler für die Klimatisierung und zur Auswahl einer der vier Fahrmodi. Einen Startknopf gibt es nicht, das Fahrzeug erkennt, wenn sich der Schlüssel im Innenraum befindet, zudem gibt es eine Kamera zur Gesichtserkennung.
Selbstverständlich sind alle wichtigen Assistenten bereits serienmäßig an Bord. Selbstständiges Einparken ist möglich, und der adaptive Tempomat erlaubt teilautonomes Fahren nach Level 2+ inklusive Überholmanöver auf der Autobahn. Besonders stolz ist Ora auf seine lernfähige Sprachsteuerung, mit der sich auch Temperatur und Lüftung verändern, die Heckklappe öffnen oder die Fenster öffnen und schließen lassen. Wir werden das beizeiten ausprobieren, wenn die Katze für eine erste Ausfahrt bereitsteht.
Ora-Spitzenmodell mit 408 PS und Allradantrieb
Zum Antrieb: Das neue Ora-Spitzenmodell verfügt über zwei Elektromotoren, insgesamt 408 PS und Allradantrieb. Die brutto 83,49 kWh große Lithium-Ionen-Batterie soll 430 WLTP-Kilometer Reichweite ermöglichen. Eine zweite, noch nicht näher definierte Version mit nur einem Elektromotor und Frontantrieb soll auf rund 500 Kilometer Reichweite kommen, sie wird es auch mit einem kleineren Akku mit 65 kWh geben.
In der Topversion sprintet die Ora-Katze im besten Fall binnen 4,3 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h, bei 180 km/h wird der Vortrieb elektronisch begrenzt. Weniger flott geht es an der Ladesäule zu: Der Ora lädt mit den üblichen 11 kW mit Wechselstrom und nur durchschnittlichen 85 kW mit Gleichstrom. Rund 40 Minuten dauert die Befüllung des großen Akkus von 10 auf 80 Prozent. Im Vergleich dazu benötigt der Hyundai Ioniq 6 mit 800 Volt-Technik und bis zu 240 kW Ladeleistung am Schnelllader nur 18 Minuten.
Preise nennt Ora für das schicke Elektro-Coupé, das in zwei Ausstattungslinien auf den Markt kommt, noch keine. Ein Schnäppchen ist nicht zu erwarten. Bereits ihr erstes Elektromobil, den Ora Funky Cat, haben die Chinesen selbstbewusst eingepreist, allerdings auch schon in der Basis gut ausgestattet. Die Katzenfamilie soll weiter wachsen: Für Herbst nächsten Jahres hat Ora ein elektrisches Kompakt-SUV angekündigt.
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