Dass Ford sich ab und zu einen neuen Marken-Slogan gibt, ist nichts Neues. Mit der jetzt verkündeten Neuausrichtung der Firmenstrategie durchläuft der Kölner Autobauer nach eigenen Angaben aber die größte Transformation in seiner fast 120-jährigen Geschichte. Die klassischen Baureihen Fiesta, Mondeo und Focus fliegen aus dem Programm, und auch die Familienvans S-Max und Galaxy lässt Ford in der Versenkung verschwinden.
Dagegen werde das künftige Produktportfolio aus „hochemotionalen, ikonischen Fahrzeugen“ entstehen, versichert Christian Weingärtner, geschäftsführender Direktor für Ford Deutschland, Österreich und die Schweiz. Betonte man bisher beinahe gebetsmühlenartig die lange und erfolgreiche Tradition von Ford in Deutschland, werden jetzt vielmehr die Wurzeln der Marke in den USA in den Vordergrund gerückt. „In Nordamerika wird die Marke Ford mit Freiheit und Abenteuer verbunden “, so Weingärtner. „Und diese echte Ford-DNA werden wir jetzt nach Europa bringen“.
Vier Ford-Produktfamilien
Unter dem neu kreiierten Motto „Adventurous Spirit“, was so viel wie „Lust am Abenteuer“ bedeutet, werden die Ford-Modelle künftig in vier Produktfamilien vermarktet. Zwei von ihnen vereinen durchaus polarisierende, imageträchtige Modelle, während in den beiden anderen Gruppen eher praktische Alltagsfahrzeuge für Volumen und ausreichend Profite sorgen sollen:
- So wollen unter der Säule „Wild Performance“, also „Ungezügelte Leistung“, sportliche Modelle wie der legendäre Mustang und der vollelektrische Mustang Mach E die Lust am Abenteuer wecken.
- Für das „ultimative Outdoor-Erlebnis“ sorgen in der Klasse „Ultimate Outdoor“ Fahrzeuge wie der wuchtige Ranger Raptor, von dem gerade die ersten Exemplare ausgeliefert werden, oder der raubeinige Geländewagen Ford Bronco, den Ford in der zweiten Jahreshälfte 2023 nach Europa holt.
- Das profitable Kerngeschäft verkörpern „Urban Escape“ („Städtische Fluchten“) mit SUV- und Crossover-Modellen wie derzeit dem erfolgreichen Kompakt-SUV Kuga und seinem kleineren Bruder Puma …
- … und die Sparte „Active Adventure“ („Aktives Abenteuer“), in der das siebensitzige SUV Explorer verortet ist.
„Den Volumenkampf gegen Marken wie Volkswagen und Stellantis, die im Pkw-Bereich in Europa mit 25 beziehungsweise 22 Prozent Marktanteil auftrumpfen, können wir als kleiner Spieler mit nur sechs Prozent Anteil nicht gewinnen“, erläutert Weingärtner die radikale Kehrtwende. „In Europa stand die Marke Ford für nichts wirklich“, so seine entwaffnend ehrliche Bewertung. „Ein einfaches Weiter so konnte es nicht geben.“ Statt „Alles für Alle“ wolle man künftig lieber „Viel mehr für Wenige“ anbieten. Dass man damit zwangsläufig langjährige Kunden sowie Marktanteile verliert, ist einkalkuliert.
Ford Nutzfahrzeug-Spitzenreiter in Europa
Anders sieht es im Bereich Nutzfahrzeuge aus. Hier ist Ford sowohl bei den Pick-ups als auch in den Segmenten bis zu einer und bis zu zwei Tonnen Nutzlast die unangefochtene Nummer Eins in Europa. Über die Ford-Geschäftseinheit Ford Pro, die Anfang des Jahres in Europa an den Start ging, will Ford Gewerbekunden nicht nur mit modernen Transportern versorgen, sondern auch Unterstützung anbieten bei praxisrelevanten Dienstleistungen, Services und digitalen Lösungen. Weingärtner ist sicher, damit den Marktanteil im Nutzfahrzeuggeschäft weiter ausbauen zu können.
Und auch an den ambitionierten Elektrifizierungsplänen wird nicht gerüttelt. Bis 2024 will der Autobauer drei neue vollelektrische Pkw-Modelle und vier elektrische Nutzfahrzeuge auf den Markt bringen. Ein mittelgroßes, fünfsitziges Crossover (2023) und ein Sport-Crossover (2024) werden in Köln entstehen, während die vollelektrische Version vom Puma ab 2024 im rumänischen Werk Craiova vom Band rollt. Ab 2030 soll das Pkw-Angebot in Europa nur noch aus rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugen bestehen, bis 2035 soll dann auch die Nutzfahrzeugpalette komplett elektrifiziert sein.
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