Schmale Scheinwerfer und Trapez-Grill: Das Mittelklasse-SUV GLC trägt das aktuelle Mercedes-Gesicht.
Foto: Christian Frederik Merten
Schmale Scheinwerfer und Trapez-Grill: Das Mittelklasse-SUV GLC trägt das aktuelle Mercedes-Gesicht.

Inhaltsverzeichnis

bfp-Fahrtest

Mercedes GLC: Immer entspannt ankommen

Kein Mercedes war 2022 beliebter als das Mittelklasse-SUV GLC. Auch im Test beweist der Schwabe seine Qualitäten. Was kann der Spitzen-Diesel?

Weltweit mehr als 340.000 Einheiten – der GLC war 2022 Mercedes meistverkauftes Modell. Seit letztem Herbst ist das Mittelklasse-SUV mit dem Stern in zweiter Generation auf dem Markt. Und knüpft nahtlos an die Erfolge seines Vorgängers an. Wer ein Elektro-SUV sucht, ist beim GLC zwar falsch. Aber auch als Diesel überzeugt er, vor allem auf der Langstrecke. Weshalb das mittelgroße Mercedes-SUV auch für User Chooser eine gute Wahl ist, zeigt unser Test des Spitzen-Diesels GLC 300d 4Matic.

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Der erste Eindruck: Eine C-Klasse in SUV

C-Klasse und GLC – technisch sind sie Zwillinge. Das verstecken sie auch optisch nicht. Wie die aktuelle C-Klasse (seit 2021 auf dem Markt) schaut der SUV-Ableger GLC durch mandelförmige Scheinwerfer, das rundliche Heck zieren schmale Rückleuchten, die wie bei C-Klasse Limousine und T-Modell weit in die Heckklappe laufen. Fast sanft wirkt die Linienführung des GLC, wie eine weitere Evolutionsstufe des schon rustikaleren und höhergelegten C-Klasse T-Modells in Allterrain-Ausführung. Was den SUV-Charakter unseres Test-GLC unterstrich: die optionalen Trittbretter in Aluoptik an den Seitenschwellern für 470 Euro (alle Preise netto zzgl. USt.).

Innere Werte: Digital-ergonomischer GLC

Auch im Interieur gilt: Wer die C-Klasse kennt, findet sich auch im GLC sofort zurecht. Und alle anderen ebenfalls, denn in Sachen Ergonomie fährt das mittelgroße Mercedes-SUV ganz vorne mit. Einzige Ausnahme: die nicht immer einfache Bedienung der kapazitiven Tasten im Multifunktionslenkrad. Dabei setzt auch der GLC voll auf digitale Bedienung: 12,3-Zoll-Digitalinstrumente und der 11,9-Zoll-Touchscreen zur Steuerung von MBUX-Navi und -Infotainment sind Serie. Per Fingertipp lässt es sich leicht durch die einzelnen Menüebenen navigieren, noch leichter geht es auf den Sprachbefehl „Hey Mercedes“. Die GLC-Spracherkennung fährt im Wettbewerbsvergleich ganz oben mit, allerdings arbeitete das System in anderen Mercedes-Modellen, die wir fahren durften, schon treffsicherer.

Ledernachbildung und Stoff – beziehungsweise Mikrofaser in der AMG Line – lautet der serienmäßige Sitzbezug im GLC. Unser Test-Exemplar stattete Mercedes jedoch mit der Lederkombi „powerrot/schwarz“ aus (1.790 Euro). Auffälliger geht es kaum, qualitativ lässt sich dem Material aber nichts nachsagen. Das gilt auch für die sonstigen Materialien im GLC-Innenraum, wenn man von den Lenkstockhebeln (wirken etwas zerbrechlich) und vom Kunststoff der Mittelkonsole (trotz  Hochglanz-Look nicht wirklich premiumlike) absieht. Typisch für Mercedes: Die Wischfunktion im Blinkerhebel, der Automatik-Wählhebel an der Lenksäule und die Sitzverstellung in der Türverkleidung.

Über zu wenig Platz lässt sich weder vorn noch hinten klagen. Die breite Mittelkonsole schränkt das Raumgefühl nur subjektiv ein. Und auch bei langen Touren bleibt kaum ein Koffer zu Hause: 620 Liter fasst der GLC-Gepäckraum schon im Normalzustand, 1.680 Liter sind es maximal – allerdings inklusive der großen Staufächer unter dem doppelten Ladeboden. Nur Liebhaber der Plug-in-Hybride müssen sich beim Packen etwas einschränken: 470 bis 1.530 Liter Fassungsvermögen sind es, wenn man das Mercedes-SUV als Teilzeitstromer bestellt.

Auf der Straße: Ein SUV als Sänfte

Gerade wer viel und lange Strecken auf der Autobahn fährt, ist mit dem GLC 300d 4Matic bestens bedient. Unser GLC war mit dem Technik-Paket für 2.790 Euro und damit mit der Luftfederung Airmatic ausgerüstet. Die sorgt für ganz besonders viel Fahrkomfort, bügelt auch schnelle, kurze Stöße fast unmerklich weg. Weil das Technik-Paket außerdem eine Hinterachslenkung mitbringt, ließ sich unser GLC trotz 4,72 Meter Länge auch in der Stadt äußerst wendig bewegen.

Mit 269 Diesel-PS und zusätzlich 23 elektrischen Boost-PS mangelt es dem stärksten Selbstzünder im GLC-Portfolio außerdem nicht an Dynamik. Die serienmäßige Neungang-Automatik schaltet weich, auch das unterstreicht den Komforteindruck des GLC. Allerdings: Bei Volllast teilt der Diesel deutlich mit, dass er seine Kraft aus nur vier Zylindern schöpft. Dann ist seine Arbeit auch akustisch deutlich vernehmbar.

Was uns auf der Strecke noch auffiel? Die fast immer sehr gute Arbeit der umfangreichen Assistenzsysteme. Beispiele gefällig? Nummer eins: Der Blick auf die Ampel. Wer vor der Kreuzung hält, bekommt die Ampel per Videoschalte direkt auf den Monitor projiziert. Hilft vor allem bei nah an der Haltelinie positionierten Ampelmasten. Nummer zwei: Der Stauassistent. Geht es vorne weiter, fährt der GLC auch ohne Tritt aufs Gaspedal wieder los. Und weist zudem auf die Bildung einer Rettungsgasse hin. Nummer drei: der Waschstraßenmodus. Bereitet wesentliche Funktionen auf die Fahrt durch die Waschstraße vor, er deaktiviert zum Beispiel die Start-Stopp-Automatik. Was uns nicht nur bei der Nutzung der Assistenzfunktionen auffiel: das gestochen scharfe Bild auf Digitalinstrumenten und Touchscreen.

Die Effizienz: Passt für einen Allradler

Benziner oder Diesel heißt im Mercedes GLC immer auch Mildhybrid mit 48-Volt-Startergenerator. Darauf setzen auch viele andere Hersteller, oft klappt es aber nicht ganz mit dem Plus an Effizienz. Unser GLC 300d gönnte sich den Diesel dagegen in Maßen. 8,3 Liter Diesel verbrauchten wir im Schnitt je 100 Kilometer. 5,6 bis 6,3 Liter sollen es laut WLTP sein. Mit Allradantrieb und zwei Tonnen Leergewicht gibt’s aber trotzdem nichts zu meckern, zumal wir das SUV häufig für schnelle Autobahn-Trips im Einsatz hatten.

Was gibt´s fürs Geld? Advanced oder AMG Line: Geschmacksfrage

Ein Vierzylinder-Benziner mit 204 oder 258 PS, ein Diesel mit ebenfalls vier Töpfen und 197 oder 269 PS – das ist die Verbrenner-Auswahl im Mercedes GLC. Dazu kommen immer die 23 elektrischen Boost-PS, der Allradantrieb 4Matic und die Neungang-Automatik. Allrad und Automatik gibt es auch bei den Plug-in-Hybriden: Als Benziner gibt es 313 oder 381 PS Systemleistung, als einziger Hersteller bietet Mercedes aber auch einen Diesel-Plug-in-Hybrid an. Dann sind es insgesamt 333 PS. Als besonders sportlicher Mercedes-AMG fährt der GLC heute zwar noch nicht vor. Aber auch wenn wir ausschließlich den großen Diesel gefahren sind: Untermotorisiert ist wohl kein GLC, weshalb bei der Motorenwahl kaum etwas schief laufen dürfte.

Mercedes bietet den GLC als Avantgarde (eher komfortabel) oder als AMG Line (eher dynamisch) an. Sie bilden die Basis für weitere Ausstattungslinien. Allerdings: Die beiden stärksten Mildhybrid-Verbrenner kommen schon serienmäßig als AMG Line (sonst 3.990 Euro Aufpreis).

Avantgarde Advanced (ab 50.260 Euro) und AMG Line Advanced (ab 54.250 Euro) heißen die beiden Basisvarianten der Linien. Welche man wählt, ist eigentlich Geschmacksfrage: Die wesentliche Serienausstattung ist ähnlich. LED-Scheinwerfer und adaptiver Fernlichtassistent, Sitzheizung vorn, Digitalinstrumente, MBUX-Navi und -Infotainment, wichtige Assistenten, Android Auto und Apple Carplay, kabelloses Smartphone-Laden oder Rückfahrkamera sind immer mit an Bord. Die AMG Line differenziert sich ansonsten vor allem mit optischen Gimmicks, vor allem aber mit größeren Bremsscheiben vorn und dem Sportfahrwerk.

Allerdings: Die AMG Line spreizt sich im nächsten Schritt deutlich weiter auf als der Avantgarde. So gibt es neben dem Avantgarde Advanced ausschließlich den besser ausgestatteten Avantgarde Advanced Plus. Für 1.356 Euro Aufpreis gibt es dann unter anderem Verkehrszeichen- und Totwinkel-Assistenten und Memory-Fahrersitzverstellung. Bei der AMG Line sind es dagegen vier weitere Untervarianten, die jeweils aufeinander aufbauen:

  • Die Basis AMG Line Advanced (3.990 Euro Aufpreis zur Basis Avantgarde Advanced). Details zur Ausstattung siehe oben.
  • Die AMG Line Advanced Plus (plus 1.355 zum AMG Line Advanced) kommt zusätzlich unter anderem mit Totwinkel- und Verkehrszeichenassistent sowie mit Memory-Fahrersitzverstellung.
  • In der AMG Line Premium (plus 2.477 Euro zum AMG Line Advanced Plus) sind darüber hinaus auch das Park-Paket mit aktivem Park-Assistenten und der 360-Grad-Kamera, die praktische Augmented Reality für das Navi, das Digital Light sowie das Keyless-Go-Komfort-Paket mit an Bord.
  • Und als AMG Line Premium Plus (plus 3.612 Euro zum AMG Line Premium) kommt der GLC außerdem mit Burmester-Soundsystem, Digital Light mit Projektionsfunktion und Head-up-Display.

Wer ein Premium-SUV wie den Mercedes GLC anschafft, der ist mit der AMG Line Premium (ab 58.082 Euro) sicher gut bedient. Ergänzt um

  • das Head-up-Display (990 Euro)
  • das Fahrassistenz-Paket Plus mit aktivem Abstands-Assistenten sowie den Presafe-Systemen (2.430 Euro) und
  • das Winter-Paket mit Lenkrad- und Scheibenwaschheizung (360 Euro)

steht dann ein passend ausgestattetes Premium-SUV vor der Tür.     

Wer noch mehr Ausstattung möchte, der wählt außerdem Leder-Polster (ab 1.640 Euro) sowie das Technik-Paket mit der Luftfederung Airmatic und der Allradlenkung (2.790 Euro).

Fazit Mercedes-Benz GLC 300d 4Matic AMG Line Premium:

Komfortabel, solide, souverän: Auf der Suche nach einem Premium-SUV macht man mit dem Mercedes GLC nichts falsch. Besonders auf Langstrecken stellt der Stuttgarter seine Qualitäten unter Beweis.

Der Mercedes-Benz GLC 300d 4Matic AMG Line Premium in der Kurzkritik:

Plus:

  • Hoher Langstreckenkomfort
  • Geräumiger Kofferraum
  • Moderne und zuverlässige Assistenzsysteme

Minus:

  • Materialqualität nicht immer auf Premium-Niveau
  • Bedienung Multifunktionslenkrad

Technische Daten Mercedes-Benz GLC 300d 4Matic AMG Line Premium:

  • Fünftüriges, fünfsitziges Mittelklasse-SUV
  • Länge/Breite/Höhe: 4.716/1.890/1.640 mm
  • Antrieb: Allradantrieb mit Neungang-Automatik
  • Motor: Reihenvierzylinder-Turbodiesel plus 48-Volt-Startergenerator
  • Leistung: 198 kW (269 PS) + 17 kW (23 PS) elektrischer Boost
  • Max. Drehmoment Verbrennungsmotor: 550 Nm bei 1.800 – 2.200 U/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 243 km/h
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 6,3 s
  • Norm-Verbrauch: 6,2 – 5,6 l
  • Testverbrauch: 8,3 l
  • CO2-Emission (WLTP): 163 – 146 g/km
  • Kofferraumvolumen: 620 – 1.680 l
  • Tankinhalt: 62 l
  • Zuladung: 545 kg
  • Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
  • KH/VK/TK: 20/27/23
  • Grundpreis Testwagen netto: 65.057 Euro
  • Stand: Juni 2023

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