Wer sich ein wenig mit der Automobilhistorie beschäftigt, kennt sie noch, die altehrwürdige englische Marke MG. Bekannt vor allem für ihre sportlichen Roadster, geriet sie mit dem Ende der MG Rover Group im Jahr 2005 aus dem Fokus europäischer Beobachter. Dabei blieb MG auch nach der Rover-Pleite quicklebendig, da sich direkt im Anschluss daran die chinesische Nanjing Automotive Group die Namensrechte sicherte. Die wiederum ging wenig später im Autogiganten SAIC Motor Corporation auf, dessen Marke MG bis heute ist.
Während unter chinesischer Obhut entwickelte MG-Fahrzeuge bereits seit längerer Zeit wieder im Vereinigten Königreich zu haben waren, wagte sich die Marke Ende 2019 unter Führung der SAIC Motor Europe im größeren Stil auch zurück nach Kontinentaleuropa. Ziemlich am Ende der Europa-Expansion ist seit Ende 2020 Deutschland an der Reihe. „Deutschland ist bekanntermaßen der automobile Kernmarkt innerhalb Europas“, konstatiert Philipp Hempel, Sales & Network Director DACH bei MG Motor Deutschland als Teil der SAIC Motor Deutschland in München. „Die Königsdisziplin haben wir uns für das Finale aufgehoben.“
Fokus auf alternativen Antrieben
Aus zwei Modellen können MG-Kunden in Deutschland zunächst wählen, Ende des Jahres werden es vier sein. Ausschließlich fossil betriebene Fahrzeuge finden sich in der MG-Palette nicht. „Wir fokussieren uns auf alternative Antriebe“, unterstreicht Hempel. Konkret gibt es mit dem MG ZS und dem MG EHS derzeit zwei Kompakt-SUVs. Vollelektrisch geht der 4,31 Meter lange ZS an den Start, der mit 4,57 Meter eine Klasse darüber angesiedelte EHS kommt ausschließlich mit einem Plug-in-Hybrid.
Rund 144 PS leistet der Permanentmagnet-Synchronmotor im ZS, der Antrieb erfolgt ausschließlich über die Vorderräder. Die knapp 45 kWh große Batterie ist nach 7,5 Stunden im AC-Modus vollgeladen, die DC-Schnellladung von null bis 80 Prozent gibt MG mit rund 40 Minuten an. Laut WLTP soll der MG ZS mit einer Akku-Ladung 263 Kilometer weit kommen. Los geht es ab 26.882 Euro für die Einstiegsversion Comfort, die Spitzenversion Luxury gibt es für 28.563 Euro (alle Preise netto zzgl. USt.). Allerdings: Der ZS ist förderberechtigt, Kunden können also noch 9.000 Umweltbonus abziehen.
Etwas höher liegt mit 29.403 Euro der Einstiegspreis des EHS Comfort, den EHS Luxury gibt es für 31.504 Euro, jeweils abzüglich 6.750 Euro Umweltbonus. Wie beim ZS gibt es außerhalb der beiden Pakete keine Optionen. Anders als der ZS kommt der EHS aber eben als Plug-in-Hybrid mit einem 163-PS-Benziner und einem 123-PS-Elektromotor. Die Kraftübertragung auf die Vorderräder erfolgt über eine Zehngang-Automatik, rein elektrisch soll der EHS nach WLTP bis zu 52 Kilometer fahren, der Verbrauch liegt bei 1,8 Litern je 100 Kilometer.
MG-Modelle gibt´s beim Händler
Anders als manch anderer automobiler Neueinsteiger in Europa setzt MG in Europa auf die direkte Kundenansprache vor Ort. „MG bekennt sich klar zum stationären Handel“, erklärt Philipp Hempel. „Wir haben uns für das Agentur-Modell entschieden, weil wir so flächendeckend und auf Augenhöhe mit unseren Kunden kommunizieren können – auch mit Groß- und Gewerbekunden.“ 21 Vertriebsstützpunkte sind für MG aktuell auf Kundensuche und bieten den entsprechenden Service an. Dabei soll es aber nicht bleiben, gibt Hempel das Ziel vor: „Bis Ende des Jahres werden wir in jeder deutschen Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern vertreten sein.“ Damit habe man sich für die nächsten zwölf Monate ein Pensum vorgenommen, für das andere zwei oder drei Jahre brauchten.
Stichwort Groß- und Gewerbekunden: Für MG sind sie explizit eine wichtige Zielgruppe. Zusätzlich zu den Ansprechpartnern im Handel werden drei regional verantwortliche Key-Account-Manager die Ansprache und Betreuung der Zielgruppe übernehmen. Außerdem unterstreicht Hempel: „Wir haben mit allen relevanten Leasing-Gesellschaften Vereinbarungen getroffen, um unseren Kunden auch hier wettbewerbsfähige Konditionen zu bieten.“ Für MG ist die gesamte Breite der Groß- und Gewerbekunden interessant: „Das Produkt ist für alle Zielgruppen spannend, warum sollten wir uns künstlich limitieren?“, so Hempel. Sprich: Auch große Serviceflotten hat Hempel ins Visier genommen: „Da werden wir im Laufe des Jahres definitiv noch anklopfen.“
Mehr vollelektrische MG-Modelle: Kombi und SUV
Helfen sollen ihm dabei auch die beiden neuen Modelle, die die MG-Palette im Laufe des Jahres ergänzen werden. Vor allem der MG 5 kommt mit einem Alleinstellungsmerkmal: Er wird der erste vollelektrische Kombi in Deutschland und Europa sein. Mit bis zu 1.400 Litern Kofferraumvolumen und mehr als 400 Kilometern WLTP-Reichweite gibt es laut Philipp Hempel „so einige Anwendungsfälle, für die das Auto genau richtig ist.“ Als Beispiel nennt er regional aktive Serviceflotten oder auch urbane Lieferdienste. Wem das Kofferraumvolumen nicht reicht, der kann übrigens noch bis zu 500 Kilogramm an den Haken nehmen.
Und als Topmodell fungiert noch dieses Jahr der MG Marvel R, ein vollelektrisches C-SUV. Mit drei Motoren, Allradantrieb und ebenfalls über 400 Kilometer WLTP-Reichweite sei er, so Hempel, „prädestiniert für Dienstwagennutzer“. Mit seinem 19,4-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole spricht er außerdem eine Kundenklientel an, für die Digitalisierung und Vollvernetzung im Auto ein Muss sind.
Das könnte Sie auch interessieren: