3,36 Meter lang ist der Elektro-Winzling, der in Kürze aus der Produktionshalle rollt, und hört auf den Namen e.Go e.Wave X. e.Go? Noch nie gehört? Seit 2015 sind die Aachener auf dem Markt, seine Wurzeln hat das Projekt im Umfeld der renommierten RWTH. Erstes Modell war der e.Go Life, sein Nachfolger e.Wave X kommt mit wenigen optischen und deutlich mehr technischen Änderungen.
Im Vergleich zum Life liegt der e.Wave X etwas höher, außerdem gibt es jetzt mehr Motor- (118 PS) und Ladeleistung (11 kW), und der Akku fasst jetzt 30 kWh Strom. Beim Life lieferte der an der Hinterachse montierte Motor noch 78 PS, die Ladeleistung betrug 3,7 kW und der Akku war mit 21,5 kWh kleiner. Komplett renoviert hat e.Go außerdem das Armaturenbrett: Im e.Wave X gibt es nun Digitalinstrumente und Infotainment-Touchscreen in einem gemeinsamen 23-Zoll-Monitor sowie ausstattungsabhängig kabelloses Apple Carplay und Android Auto. „Der e.Wave X ist mehr als ein Facelift, aus unserer Sicht ist er ein neues Auto“, sagt René Herget, Salesmanager B2B bei e.Go.
TCO-Vorteile durch e.Go-Modulbauweise
Was jedoch für die Facelift-Definition spricht: Der e.Go e.Wave X übernimmt das technische Grundgerüst vom Vorgänger. Ein Nachteil? Eher nicht. Praktisch, emotional und bezahlbar sollte das neue Elektroauto 2015 werden. Dazu schrieben sich die Aachener das Konzept der nachhaltigen Entwicklung auf die Fahnen. „Wir wollten E-Mobilität auf die Straße bringen, die Sinn ergibt“, erklärt Herget die Anfänge von e.Go. „Und da kommt man ziemlich schnell auf urbane Räume als geeignetes Einsatzfeld für Elektroautos.“
Dem ist kaum zu widersprechen, und es erklärt das technische Konzept von Life und e.Wave X: Eine kleine, aber leichte Batterie, deren Energie für kurze Strecken im urbanen Bereich locker reicht. „Langstrecke ist nicht unser Thema“, erklärt René Herget das Offensichtliche. Kombiniert reicht der e.Wave-X-Akku aber dennoch für 163 WLTP-Kilometer, in der Stadt für 250. Und dabei bietet das kleine Elektroauto vier Passagieren Platz – im Fond fahren Erwachsene jedoch nur auf sehr kurzen Etappen bequem, wagen wir nach einer Sitzprobe zu behaupten. Wer mehr Platz für Gepäck benötigt, kann die hinteren Einzelsitze separat umklappen und den Gepäckraum so von 116 auf 671 Liter vergrößern.
Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigte das e.Go-Team aber nicht nur beim Elektroantrieb, sondern auch bei Rohbau und Karosserieteilen. Das Ergebnis hat laut Herget wesentliche Auswirkungen auf die TCO von Life und e.Wave X. Denn die Rohkarosserie besteht aus einem Aluminium-Spaceframe, der mit dem Überroll-Käfig verschraubt und nicht verschweißt ist. Und die Außenkarosserie formen nicht etwa Blech-, sondern Polymer-Teile. Die bestehen zum Teil bereits aus recycelten Materialen, sind wieder recycelbar und bieten laut e.Go im Alltag einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: „Um die Außenhaut mit Kratzern oder Dellen zu beschädigen, muss schon sehr viel Gewalt im Spiel sein“, erklärt Herget die Vorteile der Technik. „Und kommt es doch zu Beschädigungen, sind die viel schneller und kostengünstiger zu reparieren als bei klassischen Stahl- oder Alublech-Karosserien.“ Ist eine Reparatur doch nicht möglich, ließen sich die einzelnen Teile aber einfach austauschen.
50 Prozent B2B-Anteil bei e.Go
Rund 1.300 e.Go Life sind derzeit auf deutschen Straßen unterwegs. „Der Anteil der B2B-Kunden beträgt rund 50 Prozent“, unterstreicht René Herget die Bedeutung des Gewerbekundengeschäfts für e.Go. Dazu zählen zwar auch große Anbieter wie Sixt, die mehrere e.Go Life in ihrer Carsharing-Flotte nutzen. Aber auch andere Zielgruppen seien für den Elektroauto-Anbieter interessant. „Ich denke an Pflegedienste oder Lieferdienste jeglicher Art“, nennt Herget einige Beispiele. „Und auch Logistik-Dienstleister haben in den Städten mit immer engeren Liefer-Zeitfenstern zu kämpfen. Damit sie schnell und flexibel arbeiten können, müssen sie im urbanen Umfeld auf kleinere und wendigere Fahrzeuge umstellen.“
Wendig ist ein Stichwort, denn emotional bedeutet für e.Go neben ansprechendem Design auch viel Fahrspaß. „Wir möchten, dass die Menschen unser Auto aus freien Stücken und nicht aus einem Zwang heraus fahren“, wünscht sich Herget. Ein Grund, weshalb sich das Entwicklungsteam für Heckantrieb entschied. Wie sich der in der Praxis auf das Fahrverhalten des neuen e.Wave X auswirkt, konnten wir an dieser Stelle allerdings noch nicht testen.
Nicht nur Funktions-Fuhrparks im e.Go-Fokus
Zu haben sind die e.Go-Modelle im Direktvertrieb. Online-Kanäle spielen eine große Rolle, aber auch mehr als 60 Vertriebs- und Servicepartner vermitteln die Fahrzeuge im Rahmen eines Agenturmodells und übernehmen auch den Service für den Elektro-Mini. Im Aftersales arbeitet e.Go in Deutschland an ausgewählten Standorten außerdem mit dem Service-Spezialisten Bosch Car Service zusammen. Die Zahl ihrer Vertriebs- und Servicestandorte wollen die Aachener in diesem Jahr weiter ausbauen. „Dort, wo wir unsere Fahrzeuge ausliefern, werden wir auch einen Service-Partner etablieren“, formuliert René Herget den e.Go-Anspruch. Für Image und Bekanntheit öffnet e.Go außerdem bundesweit immer wieder seine „Brand Store“ genannten Pop-up-Stores.
Wichtig im Gewerbekunden-Markt: Möglich ist nicht nur der Fahrzeugkauf, sondern auch das Leasing. Partner ist derzeit Santander Consumer Leasing. „Aber wir sind in Gesprächen mit allen namhaften Leasinggesellschaften in Deutschland“, so Herget, ohne Namen möglicher weiterer Kooperationspartner zu nennen. Auf diesem Weg will e.Go seine Modelle für Fuhrparks interessanter machen, und das übrigens nicht ausschließlich für Funktionsflotten: „Motivationsfuhrparks stehen bei uns genauso im Fokus“, unterstreicht Herget. „Aus unserer Sicht lassen sich unsere Fahrzeuge sehr gut mit dem Modell der Gehaltsumwandlung verknüpfen.“
Der e.Go lädt ausschließlich AC
Zu haben ist der e.Go e-Wave X ab 21.000 Euro, wobei der Umweltbonus den Anschaffungspreis noch massiv senkt (alle Preise netto zzgl. USt.). 17-Zoll-Alufelgen, der 23-Zoll-Screen, Klimaautomatik und LED-Licht gehören schon in der Basis zum Standard. Mehr Ausstattung gibt es im e.Wave X Urban. Für 23.521 Euro sind zusätzlich zum Beispiel 18-Zoll-Räder, Einparkhilfe vorn und hinten, Rückfahrkamera, kabelloses Apple Carplay, Android Auto und Smartphone-Laden, Sitzheizung vorn, Lederlenkrad und Dachreling dabei. Im Metropolitan für 25.033 Euro stehen dann vor allem bessere Sitze auf der Haben-Seite.
Bei allen e.Wave X Serie ist ein Ladekabel für Haushaltssteckdosen, ein Typ-2-Kabel für Wallboxes oder öffentliche Ladestationen kostet 202 Euro beziehungsweise 126 Euro im Top-Modell Metropolitan. Eine DC-Ladeoption gibt es allerdings auch gegen Aufpreis nicht. „Die hätte wesentliche Auswirkungen auf das Batteriekonzept und würde am Ende mit hohen Mehrkosten einhergehen“, begründet Herget diesen Verzicht.
Mittelfristig nicht verzichten wird e.Go dagegen auf eine zweite Variante seines Elektro-Kleinwagens. Mit dem e.Xpress stellten die Aachener im letzten Herbst einen Zweisitzer mit fensterlosem Fond vor, der für innerstädtische Transportaufgaben optimiert wurde. Wann das Auto auf den Markt kommt, kommuniziert e.Go derzeit noch nicht.
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