Das Crossover GV60 ist Genesis erstes Elektroauto.
Foto: Christian Frederik Merten
Das Crossover GV60 ist Genesis erstes Elektroauto.

bfp-Fahrbericht

Genesis GV60: Elektrotechnik in Premium

Jetzt also auch Genesis. Ab sofort ergänzt der vollelektrische Crossover GV60 die Modellpalette, die bislang nur aus reinen Verbrennern bestand.

Aller guten Dinge sind drei. Das gilt auch für die Elektro-Plattform E-GMP der Hyundai Motor Group. Nach Hyundai Ioniq 5 und Kia EV6 vervollständigt ab Juni der Genesis GV60 das Trio der vollelektrischen Koreaner auf dieser technischen Basis. Mit ihrem ersten Elektroauto will die Premium-Marke des Konzerns die bekannten Vorzüge der Plattform ausspielen, aber auch ganz eigene Akzente setzen.

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Stilisiertes V in der GV60-C-Säule

Das beginnt schon beim Design. Der GV60 ist ein 4,52 Meter langes elektrisches Crossover im typischen Genesis-Stil. Stilprägend sind die Doppellinien zum Beispiel an Scheinwerfern und Rückleuchten, aber auch der von den Genesis-Leuten als Crest bezeichnete Grill. Er rutschte im GV60 allerdings nach unten in die Frontschürze, um den nominal 77,4 kWh großen Akku zu kühlen. Das Genesis-Logo ist im GV60 erstmals zweidimensional ausgeführt, und eine weitere Besonderheit findet sich in der C-Säule. Die Chromleiste der oberen Fensterlinie verläuft hier V-förmig, um auf die Spannungseinheit Volt und damit auf den vollelektrischen Antrieb des GV60 hinzuweisen.

Ansonsten charakterisieren wir den Premium-Koreaner wahlweise unspezifisch als Crossover oder spezifisch als SUV-Coupé. Dank der Elektro-Plattform bietet er trotz abfallender Dachlinie auch seinen Fond-Passagieren viel Platz. Nur die Füße unter den Vordersitzen unterzubringen, das gestaltet sich schwierig. Darüber hinaus präsentiert sich das GV60-Interieur digital und analog zugleich. Digital, weil 12,3-Zoll-Digitalinstrumente und ein gleich großer Touchscreen immer an Bord sind. Und analog, weil Genesis im GV60 weiter auf Tasten und Schalter setzt, wo es für die Bedienung ergonomisch sinnvoll ist.

Drehbare Kristallkugel als Wählscheibe im Genesis GV60

Was uns noch auffiel im GV60-Interieur? Die schwebende Mittelkonsole, das Handschuhfach im Schubladen-Format sowie die „Crystal Sphere“-Bedieneinheit. Im Ruhezustand des Fahrzeugs zeigt die drehbare Kugel in der Mittelkonsole ihre Kristalloberfläche, ist der Motor fahrbereit, fungiert sie als Fahrstufen-Wählscheibe. Nichts zu meckern hatten wir an der Verarbeitung des Interieurs des Elektro-Crossovers. Auch die Materialauswahl passt, Genesis betont die Verwendung nachhaltiger Materialien, gewonnen zum Beispiel aus Mais oder recycelten PET-Flaschen.

Das Kofferraumvolumen bleibt mit 432 bis 1.550 Litern durchschnittlich, auch der Frunk unter der Fronthaube des GV60 ist mit 20 Litern nur für kleinen Krimskrams geeignet. Eine Konsequenz dessen, dass der Elektro-Genesis immer mit Allradantrieb und damit mit zweitem Motor an der Vorderachse vorfährt.

Vehicle-to-Load-Funktion im elektrischen SUV-Coupé

Nun aber zum eigentlichen Highlight des GV60, dem Elektroantrieb. Bekannterweise sorgt das 800-Volt-Bordsystem für schnelle Ladezeiten, maximal 350 kW sind an der Schnellladesäule drin. In 18 Minuten soll der Akku dann von 10 auf 80 Prozent geladen sein. Wie schnell es im Alltag wirklich geht, muss ein GV60-Test zeigen. Technik-Bruder Ioniq 5 war während unseres Tests (im Winter) zwar schnell, aber nicht ganz so schnell wie erwartet. Als Reichweite gibt Genesis für den GV60 Sport mit 318 PS genau 470 WLTP-Kilometer an, beim Sport Plus mit 490 PS sollen es mit 466 Kilometern kaum weniger sein. Übrigens: Wer unterwegs Strom für Elektrogeräte braucht, kann den per optionaler Vehicle-to-Load-Funktion (im Outdoor-Paket für 874 Euro; alle Preise netto zzgl. USt.) auch aus dem GV60-Akku zapfen.

Wir sind den GV60 Sport Plus gefahren, bei 100 Prozent Akkuladung zeigte sein Bordcomputer 363 Kilometer Reichweite an, berücksichtigte bei seiner Prognose aber auch der Fahrverhalten unser Vorgängerinnen und Vorgänger am Steuer. Nach 79 Kilometer Fahrt waren noch 298 Kilometer übrig, womit wir nur 65 Kilometer Reichweite verloren haben. Dazu passt, dass unser Verbrauch laut Bordcomputer mit 19,1 kWh je 100 Kilometer exakt auf WLTP-Niveau lag. Ob´s an der fleißigen Nutzung der verschiedenen Rekuperations-Modi lag? Wer weiß …

Und wie fährt sich der GV60 sonst so? Souverän, sagen wir. Vor allem mit dem kameragestützten Fahrwerk – Serie im Sport Plus, sonst 647 Euro – leistet sich der Koreaner auf der Straße keinen Faux-Pas. Genug Power hat er auf jeden Fall, die Boost-Funktion im Sport Plus, über die sich zehn Sekunden lang die Maximal-Leistung von 490 PS abrufen lassen, macht ihrem Namen alle Ehre. Das Fahrwerk ist satt, mehr als 2,1 Tonnen Leergewicht verhindern aber trotz guter Lenk- und Dämpferabstimmung eine besondere Agilität. Den Ausblick nach hinten trübt die mittels Spoiler geteilte Heckscheibe, auf die digitalen Außenspiegel (1.227 Euro) würden wir verzichten. Erstens halten wir ihren Nutzen überschaubar, zweitens gibt es sie nur im Verbund mit weiteren Paketen, sodass der Aufpreis zumindest in der Basis Sport fast fünfstellig wird.

Genesis GV60 Sport mit Technik- und Sitzpaket Komfort

Apropos Ausstattung: Wie bereits erwähnt, bietet Genesis den GV60 in zwei Versionen an. Basis ist der GV60 Sport mit 318 PS (ab 47.370 Euro), dazu gesellt sich der Sport Plus mit 490 PS (ab 59.672 Euro). Schon mit den 318 PS des GV60 Sport sollte man dynamisch unterwegs sein, und für die zusätzlichen Ausstattungsumfänge des Sport Plus würden wir die mehr als 12.000 Euro Aufpreis auch nicht auf den Tisch legen.

Dann eher die Basis aufrüsten mit dem Technik- (2.882 Euro) und dem Sitzpaket Komfort (2.765 Euro), die für ein Premium-Fahrzeug wesentliche Optionen wie zusätzliche Assistenzsysteme, Sitz- und Lenkradheizung oder elektrische Sitze mitbringen – und auch im Sport Plus nicht Serie sind. Was dagegen immer im Preis dabei ist: Fünf Jahre Garantie sowie fünf Jahre Wartung und Over-the-Air-Updates. Und weil Genesis beim Vertrieb nicht auf klassische Händler setzt, gibt es für jeden Service und jede Reparatur in dieser Zeit auch einen Hol- und Bringservice für das Fahrzeug sowie ein Leihfahrzeug.

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