Eine ganz andere Art von SUV soll er sein, der neue Skoda Enyaq iV. Nicht nur, dass er Skodas erstes ernstzunehmendes Elektroauto ist, auch beim Design beteuern die Tschechen, ganz neue Wege zu gehen.
Damit Enyaq-Fahrer besonders effizient – und mit mehr Reichweite – unterwegs sind, stand die Aerodynamik im Fokus der Gestaltung. Trotz SUV-Optik liegt sie auf dem Niveau des Superb Combi. Dafür sorgen beispielsweise eine flach stehende Frontscheibe, ein langer Heckspoiler, spezielle Aero-Felgen oder auch der flache Unterboden.
Akku im Wagenboden sorgt für viel Platz
Entstanden ist ein SUV mit Kombi-Anleihen, ein typischer Crossover. Kein Wunder, will Skoda mit ihm explizit auch um Octavia- und Superb-Combi-Kunden buhlen, die sich für ein reines Elektroauto erwärmen. Die markentypischen Linien entwickelt der Enyaq iV dabei weiter, bringt aber auch ein eigenes Profil mit. So auch bei der nur auf den ersten Blick klassischen Grill-Gestaltung. Denn seine Streben sind horizontal wie vertikal beleuchtet, „Crystal Face“ lautet das Motto dieses Styling-Gags. Am Heck fallen die für Skoda sonst eher untypischen horizontalen Rückleuchten auf. Für einen kräftigen Auftritt sorgen außerdem 18 bis 21 Zoll große Räder, die je nach Ausführung mit abnehmbaren Aerodynamik-Elementen versehen sind.
Als erster Skoda steht der Enyaq iV auf dem Modularen Elektrobaukasten (MEB) des Volkswagen-Konzerns. Bedeutet Heck- oder Allradantrieb und im Wagenboden untergebrachte Akkus. So löst auch der 4,65 Meter lange, 1,88 Meter breite und 1,62 Meter hohe Enyaq iV ein zentrales Skoda-Versprechen ein: eine Menge Platz für Passagiere und Gepäck. Viel Kopf- und Beinfreiheit bietet er auch seinen Fond-Passagieren, im Kofferabteil sich schon in Standardkonfiguration 585 Liter Gepäck verstauen.
Hängerbetrieb ab Enyaq iV 60 möglich
Drei Akku-Größen und Leistungsstufen bietet Skoda seinen Enyaq-Kunden an. Im Enyaq iV 50 beträgt die Netto-Kapazität des Lithium-Ionen-Akkus 55 kWh, sein Motor leistet 148 PS. Beim Enyaq iV 60 sind es 58 kWh und 180 PS. Beide Varianten sind ausschließlich mit Hinterradantrieb erhältlich. Auch die Standardversion des Enyaq iV 80 kommt mit Hinterradantrieb. Der 77 kWh große Akku spendet Kraft für 204 PS. Allerdings plant Skoda noch die deutlich leistungsstärkere Versionen iV 80x und RS mit 267 und 300 PS, die dann mit Allradantrieb vorfahren.
Die WLTP-Verbräuche liegen bei 14,6 kWh für das Einstiegsmodell, bei 14,4 bis 16,0 kWh für den Enyaq iV 60 und bei 16,0 kWh für den Enyaq iV 80 mit Heckantrieb. Das führt zu Reichweiten von maximal 355, 413 und 537 Kilometer. Nicht ganz so viele Kilometer werden es, wenn man den Enyaq iV als Zugfahrzeug nutzt. Das bietet sich durchaus an, denn die Versionen 60 und 80 dürfen bis zu 1.000 Kilogramm an den Haken nehmen, bei den Sportversionen werden es bis zu 1.200 Kilogramm sein.
Ist der Akku dann leer, stehen in den Versionen 60 und 80 serienmäßig 11 kW AC-Ladeleistung zur Verfügung. In der Basis 50, vornehmlich für die innerurbane Nutzung gedacht und das Laden an der heimischen Wallbox gedacht, sind es lediglich 7,2 kW. Aber auch Schnellladen ist möglich: 50 kW Ladeleistung gibt es in der Basis, 100 in der Mitte und 125 beim iV 80. Macht 53, 35 und 38 Minuten Ladezeit von fünf bis 80 Prozent. Und im Ionity-Netz können Enyaq-Kunden auch für einen Sondertarif für 25 Cent je Kilowattstunde laden (alle Preise netto zzgl. USt.)
Augmented Reality im Skoda Enyaq iV
Der Innenraum des Enyaq iV präsentiert sich digital, aber deutlich konventioneller als im spacigen Schwestermodell ID.3. In der Mitte des Instrumententrägers thront ein 13-Zoll-Touchscreen – der bislang größte in der Geschichte der Marke Skoda –, zentrale Fahrtinformationen wie Geschwindigkeit und Co. lesen Enyaq-Piloten vom 5,3-Zoll-Display hinter dem Lenkrad ab. Und wer es ganz modern möchte, wählt das Infotainment-Paket Plus mit Head-up-Display und Augmented Reality (1.336 Euro). Was uns besonders gefällt, ist dass Schalter und Knöpfe bei aller Digitalisierung nicht ganz aus Skodas Neuzugang verschwunden sind, was die Bedienung zentraler Funktionen doch an der einen oder anderen Stelle vereinfacht.
Seinen Fokus auf Nachhaltigkeit demonstriert Skoda auch in Sachen Innenraum-Materialien. Gegen 504 Euro Aufpreis gibt es zum Beispiel das Interieur Lodge, dessen Sitzbezüge zu 40 Prozent aus natürlicher Schurwolle und 60 Prozent aus recycelten PET-Flaschen bestehen. Und das Leder des 1.513 Euro teuren Interieurs Ecosuite wird mit Hilfe von Olivenbaumblatt-Extrakten gegerbt.
Punktlandung bei der Enyaq-Reichweite
Wie aber fährt er sich, der neue Skoda Enyaq iV? Wieselflink soll er sein, als Wendekreis der Hecktriebler gibt Skoda Fabia-Niveau an. Und einen solchen sind wir gefahren, und zwar den Enyaq iV 80. Genug Power auch für Autobahn-Sprints hat er mit seinen 204 PS auf jeden Fall, aber darauf kommt es bei E-Autos ja nicht unbedingt an. Andere Kriterien sind hier wichtiger, zum Beispiel die Reichweite. Zu Beginn, mit nicht ganz vollem Akku, zeigte unser Text-Exemplar bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt 323 Kilometer an. Am Ende, nach 74 Kilometer Fahrt, waren es noch deren 249. Punktlandung, würden wir sagen. Als Verbrauch spuckte der Bordcomputer 20,6 kWh je 100 Kilometer aus.
Ansonsten zeigt sich der Enyaq iV unspektakulär. Typisch Skoda eben. Er fährt souverän, lässt sich leicht bedienen und bietet das eine oder andere smarte Gimmick. So haben die Tschechen auch bei ihrem ersten Elektroauto auf MEB-Basis daran gedacht, den Eiskratzer gut zugänglich zu verstauen. Dieses Mal aber nicht in der Ladeklappe, weil er dort beim Laden leichte Diebesbeute wäre, sondern in einem Schlitz in der Heckklappenverkleidung. Los geht es ab 32.647 Euro für den Enyaq iv 60, die 80er-Version kostet mindestens 36.933 Euro. Die Basis iV 50 steht noch nicht in der Preisliste, den Einstiegstarif gab Skoda aber bereits mit 28.403 Euro bekannt.
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Technische Daten Skoda Enyaq iV April 2021