Funky Cat vor Funky Wall: Der elektrische Kompakte von Ora ist deutlich größer als sein niedliches Design vermuten lässt.
Foto: Christian Frederik Merten
Funky Cat vor Funky Wall: Der elektrische Kompakte von Ora ist deutlich größer, als sein niedliches Design vermuten lässt.

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bfp-Fahrtest

Ora Funky Cat: Verrückte Katze ganz brav

Der Ora Funky Cat fällt auf. Im Alltag verhält er sich aber doch wie ein ganz normaler Elektro-Kompakter. Mit einer Ausnahme.

Nein, Herr Nachbar. Das ist ein Ora Funky Cat aus China, kein Mini Cooper. Zwar lag der Nachbar mit seiner Vermutung gar nicht so weit daneben. Weil sich der Funky Cat zumindest beim Front-Design durchaus bei den Engländern bedient. Aber auch, weil BMW beim Nachfolger des vollelektrischen Mini gemeinsame Sache mit der Ora-Mutter Great Wall Motors macht. Jedoch zurück zum Funky Cat, den konnten wir mit großem Akku jetzt in der Praxis testen. Und sagen, wie sich der Elektro-Kompakte im Alltag schlägt.

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Erster Eindruck: Großer kleiner Funky Cat

Richtig gelesen, mit 4,24 Metern Länge ist der Ora Funky Cat tatsächlich ein ausgewachsenes Kompaktauto. Was ihn deutlich kleiner erscheinen lässt: das knuffige Design. Mit seinen runden Kulleraugen und den weichen Linien erinnert er – wir erwähnten es bereits – nicht nur an den Mini, auch eine Prise VW Käfer und Porsche 356 sind mit drin. Ebenso markant, aber deutlich eigenständiger ist das Funky-Cat-Heck. Besonders prägnant ist die Lichtleiste, die Ora am unteren Ende der Heckscheibe des elektrischen Fünftürers platziert hat. Was unseren Funky Cat – also die verrückte Katze – außerdem aufhübscht: die Zweifarblackierung mit abgesetztem Dach.

Innere Werte: Guter Qualitätseindruck im kompakten Ora

Der Ora Funky Cat ist ein weiterer Beweis dafür, dass sich chinesische Hersteller in Sachen Innenraumqualität nicht mehr verstecken müssen. Die Kunststoffe und Kunstleder – oder neudeutsch veganes Leder – erfüllen auf jeden Fall den Klassenstandard, an der Verarbeitung gibt´s nichts zu meckern.

China-typisch tritt der Ora sehr digital auf. Serienmäßig gibt es 10,25 Zoll große Digitalinstrumente und ein ebenso großes Touchscreen, zusammen verbaut in einer Einheit. Beide sind sehr gut ablesbar, die Menüstruktur des Infotainmentsystems gibt aber an der einen oder anderen Stelle Rätsel auf. Klar, das ist Gewöhnungssache, geht aber intuitiver. Dafür verzichtet Ora zum Glück nicht komplett auf Tasten und Schalter, wenn es um die Steuerung wichtiger oder häufig genutzter Funktionen geht.

Besonderen Wert legt die Great-Wall-Marke auf ihren Sprachassistenten „Hello Ora“, über den eine Vielzahl von Funktionen steuerbar ist. Der kann aber noch ein bisschen nachlegen, die Adresseingabe in die serienmäßige Navigation hat zum Beispiel nicht immer reibungslos geklappt. Dafür hat der Sprachassistent im Vergleich zu unserer ersten Funky-Cat-Probefahrt an anderer Stelle dazugelernt: Das System agierte in unserem Testwagen deutlich weniger sensibel und fühlte sich nicht grundlos angesprochen, wie es noch während der Presse-Fahrvorstellung der Fall war.

Schön im Elektro-Kompakten: das Raumangebot für die Passagiere. Weder vorne noch hinten können sich 1,80-Meter-Menschen über zu wenig Platz beklagen. Etwas größer dürfte der Kofferraum ausfallen: 228 Liter im Normalzustand sind für diese Klasse kein Bestwert. Zumal dem Gepäck auch eine ziemlich hohe Ladekante im Weg steht.

Auf der Straße: Souveräner Elektro-Kompakter

Wie gesagt, der Ora Funky Cat ist kein Kleinwagen, und so kann man ihn umso mehr mit auf die Strecke nehmen. Auch auf der Autobahn liegt der elektrische Chinese satt auf der Straße, federt Fahrbahnunebenheiten jeder Art auf gutem Klassenstandard komfortabel ab – und das auch bei höherem Tempo. Am Lenkverhalten gibt´s ebenfalls nichts zu meckern. Was man sich angesichts des modisch-rundlichen Designs vielleicht gar nicht vorstellen mag: Der Funky Cat gehört zu den übersichtlicheren Autos auf dem Markt. Dafür aber nicht zu den wieseligsten, für ein Elektroauto hätten wir uns einen kleineren Wendekreis erhofft.

Was uns noch auffiel? Man thront relativ hoch im Funky Cat, selbst in der niedrigsten Sitzposition hätten wir (Fahrer: 1,80 Meter) den Sitz gerne noch einen oder zwei Zentimeter nach unten verstellt. Trotzdem: Insgesamt sitzt es sich gut im Ora. Nicht so toll dagegen: Nach längeren Pausen mussten wir unser Smartphone immer wieder neu mit dem System koppeln. Und auch wenn die Sprachsteuerung ihre Nervosität abgelegt hat, die Fahrassistenten haben es nicht: Sie verrichten ihre Arbeit teilweise hektisch (Spurhalteassistent) und teilen mit ihren Sprachhinweisen gerne auch frühzeitig akustisch mit, dass sie nicht untätig sind.

Noch ein Wort zur Leistungsentfaltung: Die 171 PS machen aus dem Ora bei mindestens 1,6 Tonnen Leergewicht natürlich keine Rennsemmel. Aber die will der Chinese ja auch gar nicht sein, und zum Mitschwimmen auf der Autobahn und auch ein bisschen mehr reichen die elektrischen Pferde allemal.

Die Effizienz: Geringer Verbrauch, wenig Ladeleistung

16,5 kWh Stromverbrauch je 100 Kilometer gibt Ora für den Funky Cat 400 mit großem Akku (netto 59,3 kWh) an. Ein Wert, den wir auf unserer Verbrauchsrunde mit vielen Stadt- und Landstraßenetappen sowie tempolimitierten Autobahnpassagen in realistischen Maßen übertroffen haben: Mit im Schnitt 19,3 geladenen kWh zählt der Funky Cat zu den effizientesten Elektroautos, die wir bislang getestet haben. Und auch über den Gesamttestzeitraum mit schnelleren Autobahn-Etappen hielt sich der Funky Cat mit 21,7 kWh Verbrauch ziemlich zurück. Ob´s daran lag, dass wir in der höchsten der drei Rekuperationsstufen beziehungsweise auch im One-Pedal-Modus gefahren sind? Sicherlich nicht nur …

So waren bei uns jedenfalls praxistaugliche Reichweiten drin, die prognostizierten Werte des Bordcomputers lagen bei 100 Prozent Akkustand bei 350 bis 420 Kilometern (Ausnahme: 296 Kilometer), und diese Werte spiegelten mit akzeptablen Abschlägen auch unsere Praxiserfahrungen wider. Laut WLTP beträgt die Reichweite des Funky Cat mit großem Akku übrigens 420 Kilometer.

Der niedrige Verbrauch freut umso mehr, da die Schnellladeleistung des Funky Cat nicht zu seinen Stärken zählt. Maximal 67 kW sind drin beim großen Akku, bei der kleinen Batterie (netto 45,4 kWh) sind es nochmal drei kW weniger. Da steht man dann doch schon etwas länger an der Schnellladesäule, zumal die Leistung auch beim Funky Cat abfällt, sobald der Akku voller wird. Dann fließen auf einmal nur noch zwischen 40 und 50 kW durch die Leitung, oberhalb von 80 Prozent – wissen wir, soll man nur vor oder auf der Langstrecke machen – auch unter 30 kW.

Was gibt´s fürs Geld? Fünf Pakete für den Funky Cat

Dass chinesische Hersteller mit Dumpingpreisen starten – das war einmal. Mit der Qualität stieg auch das Preisniveau. Auch der Ora Funky Cat ist kein Billigheimer. Fünf Varianten bietet Ora für seinen Elektro-Kompakten an, alle mit dem 171-PS-Elektromotor: den 300 und den 300 Pro mit kleinem Akku (netto 45,4 kWh) sowie den 400 Pro, den 400 Pro+ und den GT mit großem Akku (netto 59,3 kWh).

Los geht es ab 32.765 Euro für den Funky Cat 300 (alle Preise netto zzgl. USt.). Schlecht ausgestattet ist auch der nicht. LED-Licht, Klimaautomatik, schlüsselloser Zugang und Start, die beiden 10,25-Zoll-Bildschirme, Navi, Einparkhilfe hinten und 360-Grad-Kamera sowie zahlreiche Assistenten sind serienmäßig an Bord.

Allerdings: Wer zusätzlich elektrische Sitze vorn, einen automatisch abblendenden Innenspiegel, Lenkradheizung und Sitzheizung vorn oder kabelloses Smartphone-Laden wünscht, muss zur Ausstattung Pro greifen: zu haben wie gesagt als 300 Pro (34.445 Euro) und als 400 Pro (37.387 Euro). Erst ab dem Pro-Level gibt es übrigens die empfehlenswerte Wärmepumpe, die im Elektro-Kompakten für mehr Effizienz sorgt (756 Euro).

Serienmäßig verbaut Ora die Wärmepumpe in den beiden höchsten Linien 400 Pro+ (39.908 Euro) und GT (41.588 Euro). So kommt der 400 Pro+ aufbauend auf der Pro-Linie unter anderem mit der Einparkhilfe vorn, dem automatischen Rückfahrassistent, dem Panorama-Glasschiebedach und belüfteten Massagesitzen vorn, der GT bringt zusätzlich zum Pro+ unter anderem einen Autobahn-Assistenten und einen Querverkehrsassistenten mit Notbremsfunktion vorn mit. Ausschließlich für den Funky Cat 400 lässt sich übrigens optional die schicke Zweifarblackierung dazubuchen (252 oder 832 Euro).

Welchen Funky Cat wir empfehlen? Schwierig zu sagen. Weil Ora neben der Wärmepumpe, der Zweifarblackierung und Metallic- und Sonderlacken (580 Euro) überhaupt keine Einzeloptionen anbietet, ist man im Zweifel gezwungen, für eine interessante Option auch viel weniger spannende Extras mitzukaufen. So würden wir den Querverkehrsassistenten vorn mit Notbremsassistent durchaus empfehlen – deshalb aber zum teuren GT greifen? Eher nicht.

Aus unserer Sicht ist der Funky Cat Pro, je nach Gusto mit kleinem oder großem Akku, ein empfehlenswerter Kompromiss – auch wenn wir dann die Einparkhilfe vorn vermissen. Dazu die Wärmepumpe – und fertig ist die Katze.

Fazit Ora Funky Cat 400 Pro+

Auch wenn er auf den ersten Blick nicht so wirkt – der Ora Funky Cat ist ein vollwertiger Kompakter. Sein Plus: Er überzeugt als Allrounder in vielen Einsatzszenarien. Einzige größere Wermutstropfen: der kleine Kofferraum und auf der Langstrecke vor allem die viel zu geringe Schnellladeleistung.

Der Ora Funky Cat 400 Pro+ in der Kurzkritik:

Plus:

  • Gute Innenraumqualität
  • Komfortabel-souveränes Fahrverhalten
  • Effizienter Antrieb

Minus:

  • Kleiner Kofferraum
  • Teils unlogisches Infotainment-Menü
  • Geringe Schnellladeleistung

Technische Daten Ora Funky Cat 400 Pro+:

  • Fünftüriger, fünfsitziger Kompaktwagen
  • Länge/Breite/Höhe: 4.235/1.825/1.603 mm
  • Antrieb: Frontantrieb mit Eingang-Automatik
  • Motor: Permanenterregter Synchron-Elektromotor
  • Leistung: 126 kW (171 PS)
  • Max. Drehmoment: 250 Nm
  • Max.  Reichweite (WLTP): 420 km
  • Kapazität ternäre Lithium-Batterie (netto/brutto): 59,3/63,1 kWh
  • Ladeleistung (AC/DC): 11/67 kW
  • Ladedauer AC 0 – 100 %: 6:30 h
  • Ladedauer DC 15 – 80 %: 0:48 h
  • Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 8,2 s
  • Norm-Verbrauch: 16,5 kWh
  • Testverbrauch: 19,3 kWh
  • CO2-Emission (WLTP): 0 g/km
  • Kofferraumvolumen: 228 – 858 l
  • Zuladung: 355 kg
  • KH/VK/TK: 17/19/21
  • Grundpreis Testwagen netto: 39.908 Euro
  • Stand: August 2023

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