Als Active X in Crossover-Optik: Auch dann bleibt der Ford Focus Turnier ein praktischer, aber agiler Kompakt-Kombi
Foto: Christian Frederik Merten
Als Active X in Crossover-Optik: Auch dann bleibt der Ford Focus Turnier ein praktischer, aber agiler Kompakt-Kombi

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bfp-Fahrtest

Ford Focus Turnier: Praktisch schick verpackt

Auch geliftet behält der Ford Focus Turnier seine Stärken: Viel Dynamik, viel Platz und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zeichnen den Kompakt-Kombi aus.

Der Focus ist ein Dauerbrenner im Ford-Programm. Bereits seit 1998 vertritt er die Kölner im Kompakt-Segment, und das immer auch als Kombi. Besonders Service-Flotten griffen immer gern zum Focus Turnier und tun das – dem SUV-Boom zum Trotz – immer noch. Ob der aktuelle vierte Focus auch der letzte bleibt? Man weiß es nicht, in der Kommunikation jedenfalls konzentriert sich Ford sehr auf seine künftigen Elektro-Crossover in der Kompaktklasse. Was nicht bedeutet, dass die Kölner ihr Traditionsmodell vernachlässigen – erst Anfang des Jahres gab es ein gründliches Facelift. Was also kann der Kompakt-Kombi aus Köln mit dem – vom ST mal abgesehen – Spitzen-Benziner unter der Haube?

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Der erste Eindruck: Robuster Kompakt-Kombi

Dynamisch und robust wirkt der Focus Turnier, wenn er als Active oder – wie bei uns – als Active X vorfährt. Zu den fließenden Linien kommt dann noch der Crossover-Body-Kit dazu, um dem Kompakt-Kombi einen Hauch SUV-Style zu verleihen: Ein spezieller Grill, modifizierte Stoßfänger vorn und hinten sowie schwarz verkleidete Radläufe und Seitenschweller sind in den Active-Modellen ebenfalls Standard wie knapp drei Zentimeter mehr Bodenfreiheit.

Was sich im Vergleich zu den Standardmodellen nicht ändert, ist das neue Focus Design mit schärfer geschnittenen Scheinwerfern und dem größeren Grill, der jetzt auch die Ford-Pflaume beherbergt. Allerdings wirken sich die Crossover-Zierteile marginal auf die Außenmaße aus. Mit rund 4,69 Meter ist der Focus Turnier Active X zwei Zentimeter länger als der Standard-Kombi, in der Breite legt er ebenfalls um zwei Zentimeter auf 1,84 Meter zu und in der Höhe um vier Zentimeter auf 1,54 Meter.

Innere Werte: Großer Touchscreen im Focus Turnier Active X

Der Focus Turnier Active X erwartet Fahrerin oder Fahrer serienmäßig mit 12,3-Zoll-Digitalinstrumenten sowie dem 13,2-Zoll-Touchscreen des Infotainmentsystems Ford Sync 4, das immer bereits mit Navigationssystem kommt. Auch kabelloses Android Auto und Apple Carplay sind stets an Bord. Den Rahmen für die Digitaltechnik bildet das mit dem Facelift überarbeitete Cockpit, das nur noch wenige Tasten und Knöpfe bietet. Selbst die Steuerung der Klimaautomatik erfolgt digital. Grundsätzlich lässt sich der Focus zwar einfach bedienen, im Detail verstecken sich einzelne Funktionen allerdings zu tief im Menü. Dass der Touchscreen nicht zum Fahrersitz geneigt ist, erschwert die Bedienbarkeit zusätzlich etwas.

Dafür hat das Cockpit mit der Überarbeitung aus unserer Sicht eine deutliche Qualitäts-Schippe draufgelegt. Wirklich billige Kunststoffe sind zumindest am Instrumententräger nicht mehr zu finden. Und mehr als genug Platz bietet der Focus Turnier auch: Selbst im Fond sitzen die Passagiere trotz abfallender Dachlinie luftig, und 635 bis 1.653 Liter Gepäckraumvolumen sind ebenfalls ein Wort.

Auf der Straße: Agil und dynamischer Focus

Wofür war der Focus seit Beginn seiner Bauzeit bekannt? Richtig, für sein agiles und dynamisches Fahrwerk. Diese Gene hat Ford auch seiner aktuellen Kompaktauto-Generation eingepflanzt. Die Lenkung arbeitet direkt, das Fahrwerk dynamisch. Dass der Focus Turnier vor allem kleine Unebenheiten teilweise holprig abfedert, liegt wohl auch an den am Testwagen montierten 18-Zoll-Rädern.

155 PS leistet der 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner im Focus maximal, und mit genau dieser Version waren wir unterwegs. Kombiniert hat die Ford-Testwagenabteilung den Motor in diesem Fall mit dem Sechsgang-Handschaltgetriebe. Der Motor geht spritzig zur Sache, passt hervorragend zur dynamischen Lenk-Fahrwerk-Abstimmung und lässt sich mit dem exakt und angenehm schaltbaren Getriebe gut im optimalen Drehzahlband halten.

Dass Ford Dreizylinder bauen kann, beweist unser Test-Focus einmal mehr, hält er sich akustisch doch mehr als zurück (oder der Focus ist einfach gut gedämmt). Nur im Stadtverkehr hört man dem Motor seine Bauart an, und wer richtig Gas gibt, hört nur ab und zu ein Röhren aus dem Heckbereich. Da lässt der Auspuff grüßen. Glatte acht Liter flossen bei uns je 100 Kilometer durch die Zylinder. Angesichts vieler Autobahn-Etappen geht dieser Wert in Ordnung, zeigt aber erneut, dass Mildhybride meistens keine Spritspar-Wunder vollbringen.

Richtig gut dagegen: Die guten und bequemen Ergonomie-Sitze, die einen auch nach langen Strecken entspannt aus dem Auto steigen lassen. Für 294 bis 420 Euro (alle Preise netto zzgl. USt.) baut Ford sie in den Focus ein. Auch zum sorgenfreien Ausstieg (und ein Einstieg) trägt bei Wahl des Easy-Parking-Pakets (252 bis 378 Euro) der aktive Türkantenschutz bei: Öffnet man die Fokus-Luken, fahren automatisch Kunststoffverkleidungen aus, die die besonders stoßgefährdeten Stellen bedecken. Etwas leistungsstärker könnte sich dagegen die Klimaautomatik zumindest großer Hitze entgegen stellen.

Was gibt´s fürs Geld? Focus Titanium X passt bestens

Der Dreizylinder-Benziner im Focus leistet 100, 125 oder 155 PS. Mildhybrid-Unterstützung gibt es wahlweise für die mittlere Leistungsstufe und serienmäßig für die Top-Variante. Standard im Benziner ist ein Sechsgang-Handschalter, ausschließlich für die Mildhybrid-Varianten bietet Ford optional ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe an. Alternativ gibt es einen 120-PS-Diesel, und zwar künftig ausschließlich mit Achtgang-Automatik. Die Antriebspalette von Fünftürer und Kombi Turnier unterscheidet sich nicht. Auch den 280-PS-Sportler Focus ST gibt es in beiden Karosserieformen.

Wer viel auf der Autobahn unterwegs ist, wählt entweder den Diesel oder greift zum stärksten Dreizylinder-Benziner in der Palette. Sonst sollten auch die 125-Benziner-PS den Focus nicht zur lahmen Ente machen. Dass der Autor Automatik-Fan ist, wurde sicherlich schon in anderen Testberichten deutlich. In diesem Fall können wir aber besten Gewissens auch den Handschalter empfehlen, sollte man auch im Stau gern selber schalten.

Unsere Kaufempfehlung basiert auf der aktuellen Focus-Preisliste Stand Februar 2022, die sich jedoch zum Modelljahreswechsel deutlich verändern wird. Ford hat bereits angekündigt, die Basis Cool&Connect sowie die Vignale-Upgrades aus dem Programm zu streichen. Wobei uns das gar nicht tangiert, denn wir entscheiden uns für den Focus Titanium. Dann sind unter anderem das Infotainmentsystem mit Navi, elektrisch anklappbare Außenspiegel, LED-Licht oder Zweizonen-Klimaautomatik an Bord. Das X-Upgrade für 1.176 Euro nehmen wir ebenfalls mit, weil dann auch schon Digitalinstrumente, schlüsselfreier Zugang und Start, induktives Smartphone-Laden und eine Rückfahrkamera Standard sind.

Gerade mit Blick auf aus unserer Sicht sinnvolle optionale Assistenzsysteme würden wir die Automatik wählen. Mit 125 PS stehen Fünftürer und Kombi Turnier als Titanium X so ab 27.269 beziehungsweise 28.277 Euro in der Preislisten, mit 155 PS ab 28.529 beziehungsweise 29.538 Euro. Als Optionen wählen wir auf jeden Fall

  • das Winter-Paket mit Frontscheiben- und Lenkradheizung sowie Sitzheizung vorn (420 Euro)
  • eine Lackalternative (210 bis 756 Euro) und
  • das Gepäckraumtrennnetz für den Turnier (168 Euro)

sowie für Vielfahrerinnen und -fahrer zusätzlich

  • das Fahrerassistenz-Paket II mit allen notwendigen Assistenzsystemen (588 Euro)
  • das Matrix-LED-Licht (966 Euro) und
  • die Ergonomie-Sitze vorn (294 Euro).

Fazit:

Mit dem Focus Turnier macht man nichts falsch. Er ist solide, aber nicht langweilig. Außerdem: Er zählt zu genau den Autos, die auch heute noch viel bieten fürs Geld.

Der Ford Focus Turnier Active X 1.0 Eco Boost Hybrid in der Kurzkritik:

Plus:

  • Agiles Fahrverhalten
  • Viel Platz
  • Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus:

  • Schlechte Übersicht nach schräg hinten
  • Wichtige Funktionen nur digital bedienbar
  • Mit 18-Zöllern hartes Abfedern kleiner Stöße

Technische Daten Ford Focus Turnier Active X 1.0 Eco Boost Hybrid:

  • Fünftüriger, fünfsitziger Kompakt-Kombi
  • Länge/Breite/Höhe: 4.693/1.844/1.536 mm
  • Antrieb: Frontantrieb mit Sechsgang-Schaltgetriebe
  • Motor: Reihendreizylinder-Turbo-Benzinmotor
  • Leistung Verbrennungsmotor: 114 kW (155 PS)
  • Max. Drehmoment: 190 Nm bei 1.900 – 5.500 U/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 205 km/h
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 9,7 s
  • Norm-Verbrauch (WLTP): 5,9 – 5,2 l
  • Testverbrauch: 8,0 l
  • CO2-Emission (WLTP): 134 – 119 g/km
  • Kofferraumvolumen: 635 – 1.653 l
  • Tankinhalt: 52 l
  • Zuladung: 557 kg
  • Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
  • KH/VK/TK: 13/20/23
  • Grundpreis Testwagen netto: 28.697 Euro
  • Stand: August 2022

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