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Foto: Christian Frederik Merten
Mit dem DS 9 fährt nach langer Zeit wieder eine Spitzen-Limousine aus dem ehemaligen PSA-Kosmos vor.

Inhaltsverzeichnis

Fahrtest

DS 9: Der Individualist

Neue französische Top-Limousine: Der DS 9 will an die Tugenden seines berühmten Namensvetters anknüpfen. Ob ihm das gelingt, klärt unser Test.

Wenn ein Auto seiner eigenen Historie verpflichtet ist, dann der DS 9. Schließlich lässt sich seine Ahnengalerie in direkter Linie zurückführen zu einer Legende: der Citroen DS. Während die Marke mit dem Doppelwinkel mit dem Crossover C5 X die Rückkehr in die Welt der großen Autos wagt, setzt DS Automobiles mit dem DS 9 auf klassische Limousinen-Tugenden. Besondere Eleganz und das gewisse Premium-Extra sollen dem Spitzenmodell der Marke ein Alleinstellungsmerkmal verleihen.

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Viel Chrom am DS 9

Große Limousinen aus Frankreich zählten in der jüngeren Vergangenheit hierzulande nicht zu den Verkaufsschlagern. Für Individualisten umso mehr ein Grund, sich den DS 9 näher anzuschauen. Wirklich extrovertiert-futuristisch wie die DS von 1955 kommt der DS9 zwar nicht daher. Dafür aber wie geplant besonders elegant: Auf 4,93 Metern Länge gibt es schlanke Linien und ein coupéhaftes Dach, dazu kommen flache Front- und Heckpartien, schmale Leuchten vorn und hinten und der typische Markengrill. Wer den DS 9 will, muss auch Chrom mögen; nicht nur an Fenstern und Leuchten gibt es ihn zuhauf, auch die Haube trägt ihre Chromleiste mit Stolz.

Am Heck findet sich die einzige Design-Reminiszenz an die DS, Gott habe sie selig: die Positionsleuchten oben in der C-Säule des DS 9 wecken Erinnerungen an die Blinker am Heck des historischen Vorbilds. Ansonsten, und jetzt kommen wir auf den Boden der Tatsachen zurück, meinen wir im Tür- und A-Säulen-Bereich eine ordentliche Portion Peugeot 508 zu erkennen. Kein Wunder, basiert doch auch das neue Göttermodell ganz profan auf der EMP2-Konzern-Plattform.

Trotz eleganter Linien viel Platz im größten DS

Ins Interieur gelangt man nach Betätigung der ausfahrbaren Türgriffe, und innen geht der DS 9 wieder seinen eigenen Weg. Das Motiv der Raute dominiert, selbst die Anzeigen der serienmäßigen 12-Zoll-Digitalinstrumente spielen diese Form aus. Türverkleidung und Armaturenbrett zieren je nach Ausstattung Alcantara oder wie in unserem Fall genarbtes Nappa-Leder, Jersey-Stoff verkleidet die Dachsäulen, die Sonnenblenden sowie die Hutablage. Ein weiterer Hingucker: die ausfahrbare Analoguhr der Uhrenmanufaktur Bernard Richard. Insgesamt macht der DS 9 einen hochwertigen Eindruck, ganz an das Niveau von Mercedes, Audi und Co. reicht er aber nicht heran.

Auch wenn der DS-9-Innenraum auf den ersten Blick wild gezeichnet wirkt – Stichwort Raute –, nach einiger Zeit gibt die Bedienung keine Rätsel mehr auf. Viele Funktionen lassen sich über den serienmäßigen 20-Zoll-Touchsreen bedienen, ganz verschwunden sind Tasten und Schalter aber zum Glück nicht. Weniger gut: der zu kleine Verstellbereich des Lenkrads, vor allem was die Längsachse angeht. Besser: das Raumangebot. Im Fond spielt der DS 9 alle Limousinen-Trümpfe aus und belohnt seine Passagiere mit fürstlichem Knieraum und – trotz Coupélinie –genug Kopffreiheit. In den flachen, aber tiefen Kofferraum passen reisetaugliche 510 Liter Gepäck, die allerdings durch eine kleine Luke zu laden sind. Wer wie wir den Plug-in-Hybrid gefahren ist, muss dort außerdem sein Ladekabel unterbringen – und das ohne spezielle Staufächer.

Wenig rein elektrische Praxis-Reichweite im DS 9

Stichwort Plug-in-Hybrid: Unser Testwagen war ein DS 9 E-Tense 225 in der Spitzenausstattung „Rivoli +“. Wie sein Name vermuten lässt, bringt er es auf 225 PS Systemleistung, die aus einem 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 181 PS und einem 110-PS-Elektromotor entstehen. Der Lithium-Ionen-Akku fasst 11,8 kWh Strom, lässt sich in Deutschland mit maximal 7,4 kW laden und soll Energie für maximal 48 WLTP-Kilometer rein elektrische Fahrt liefern. Als WLTP-Verbrauch gibt DS Automobiles 1,5 Liter Benzin plus bis zu 15,5 kWh Strom an.

Power hatte unser DS 9 genug, auch auf der Autobahn. Er ist gebaut für lange Strecken, aus der Markentradition heraus ganz dem Komfort verpflichtet. Rein objektiv gibt´s also nichts zu meckern am Fahrkomfort, im Gegenteil. Wer aber eine Sänfte erwartet, die jeden noch so kleinen Stoß abfedert, lastet dem großen Franzosen die zu hohe Bürde seiner berühmten Vorgänger auf – trotz aktiven und kameragesteuerten Fahrwerks. Positiv überrascht waren wir – angesichts der Fahrzeuglänge – von der Wendigkeit des großen Franzosen in der Stadt. Auch Wendemanöver in engen Straßen stellten die Limousine vor keine große Herausforderung. Und bei höherem Kurventempo überzeugt der DS 9 mit direkter Lenkung. Was auf Kurz- und Langstrecken gleichermaßen gut funktioniert: die Sitze. Sie sind genau richtig gepolstert und keinesfalls zu weich.

Verbraucht haben wir auf unseren Touren im Schnitt 8,1 Liter Super je 100 Kilometer, dazu kamen im Schnitt 2,7 kWh Strom. Zwar sind wir in der Stadt vornehmlich elektrisch gefahren, der niedrige Stromverbrauch resultiert dann aus den längeren Etappen, auf denen naturgemäß der Verbrenner für Vortrieb sorgte. War der Akku leer, verhinderte die Länge des DS 9 den einen oder anderen Ladevorgang – die Parkplätze der öffentlichen Ladeinfrastruktur in unserer Testumgebung waren zumeist parallel zur Fahrbahn ausgerichtet. Die Prospekt-Reichweite haben wir übrigens nie erreicht: Schon der Bordcomputer unseres Test-DS 9 zeigte bei vollem Akku immer knapp unter 30 Kilometer mögliche Elektro-Fahrt an.

Motoren im DS 9: ein Benziner, zwei PHEVs

Wer individuell unterwegs sein möchte und sich für einen DS 9 interessiert, dem steht ein kurzes Preislisten-Studium bevor. Drei Motorisierungen und zwei Ausstattungslinien – das war´s. Und das sind die drei Antriebe des DS 9:

  • DS9 Pure Tech 225 mit 225 PS
  • DS 9 E-Tense 225 als Plug-in-Hybrid mit 225 PS Systemleistung
  • DS 9 E-Tense 360 4x4 als Plug-in-Hybrid mit zwei Elektromotoren, elektrischem Allradantrieb und 360 PS Systemleistung

Als Verbrenner arbeitet immer der 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner unter der Haube des DS 9, die Achtgang-Automatik ist Serie.

„Performance Line +“ (Basis) und „Rivoli +“ heißen die beiden Ausstattungslinien, die für alle Motorisierungen frei wählbar sind. Schon die Basis (ab 39.958 Euro; alle Preise netto zzgl. USt.) zeigt sich gut ausgestattet. Wer den „Rivoli +“ wählt (ab 43.193 Euro), erhält aber noch Gimmicks wie einen aktiven Spurhalteassistenten, eine 360-Grad-Kamera, die Induktionsladung fürs Smartphone, belüftete Sitze mit Massagefunktion vorn, Regensensor, Fernlichtassistent oder adaptiven Tempomat dazu.

Allerdings: Auch die Basis lässt sich gegen 924 Euro Aufpreis mit dem Sicherheitspaket aufrüsten (aktiver Müdigkeitswarner, passiver Totwinkel-Warner und Spurhalteassistent, erweiterte Verkehrsschilderkennung, Regensensor, Fernlichtassistent, adaptiver Tempomat). Immer Aufpreis kostet das Nachtsichtsystem Night Vision (1.008 bis 1.512 Euro), das Fußgänger und Tiere bei Dunkelheit zuverlässig ins Blickfeld rückt. Ebenfalls nur optional erhältlich: das Mode-3-Ladekabel für die Plug-in-Hybride. 210 Euro berechnet DS Automobiles dafür extra – das könnte man auch so mitliefern. Übrigens: Da beide Plug-in-Hybride weniger als 50 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen, sind sie (Stand: 2. November) auch im Jahr 2022 weiter förderfähig.

Der DS 9 E-Tense 225 „Rivoli +“ in der Kurzkritik:

Plus:

  • Sehr komfortabel
  • Wendig auf engen Strecken
  • Viel Platz

Minus:

  • In der Praxis wenig elektrische Reichweite
  • Kleiner Lenkrad-Verstellbereich
  • Kleine Laderaumluke

Technische Daten DS 9 E-Tense 225 „Rivoli +“:

  • Viertürige, fünfsitzige Limousine der oberen Mittelklasse
  • Länge/Breite/Höhe: 4.934/1.855/1.459mm
  • Antrieb: Frontantrieb mit Achtgang-Automatik
  • Motor: Reihenvierzylinder-Turbo-Benzinmotor plus Elektromotor
  • Leistung Verbrennungsmotor: 133 kW (181 PS)
  • Leistung Elektromotor: 81 kW (110 PS)
  • Systemleistung: 165 kW (225 PS)
  • Max. Drehmoment Verbrennungsmotor: 300 Nm bei 3.000 U/min
  • Max. Drehmoment Elektromotor: 320 Nm
  • Rein elektrische Reichweite (WLTP): 47 – 48 km
  • Kapazität Lithium-Ionen-Batterie: 11,8 kWh
  • Ladeleistung (AC/DC): 7,4 / - kW
  • Ladedauer 0 – 100 %: 1:45
  • Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 8,7 s
  • Norm-Verbrauch (WLTP): 1,5 l; 15,3 – 15,5 kWh
  • Testverbrauch: 8,1 l; 2,7 kWh
  • CO2-Emission (WLTP): 33 – 34 g/km
  • Kofferraumvolumen: 510 l
  • Tankinhalt: 42 l
  • Zuladung: k.A.
  • Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
  • Effizienzklasse: A+
  • KH/VK/TK: 17/29/23
  • Grundpreis Testwagen netto: 46.689 Euro
  • Stand: November 2021
Lukas Dohle ist Deutschland-Chef von DS Automobiles.
Foto: DS Automobiles
Lukas Dohle ist Deutschland-Chef von DS Automobiles.

Herr Dohle, bitte beschreiben Sie den DS 9 in drei Worten.

Lukas Dohle: Drei Worte sind sehr schwierig. Unser Flaggschiff hat viel zu bieten vom Design über die extrem gute Dämmung bis hin zu den hochwertigen Materialien, was sich wirklich nicht einfach in drei Worte zusammenfassen lässt. Wenn Sie mich festgenageln: Der DS 9 ist elegant, luxuriös und extrem komfortabel.

Welche Zielgruppen sprechen Sie mit dem DS 9 im Flotten- und Gewerbekundenmarkt in erster Linie an?

Dohle: Generell schätzen unsere Kunden sehr den Komfort und die Finesse unserer Fahrzeuge. Es gibt verschiedene Typen, die ein DS-Fahrzeug fahren. DS-Kunden kaufen in der Regel das Fahrzeug für sich und nicht für den Nachbarn. Sie wollen sich etwas Gutes tun und brauchen nicht das klassisch deutsche Statussymbol. Manche suchen auch bewusst nach dem Andersartigen. Sie wollen bewusst nicht das gleiche Auto fahren wie die Kollegen und Freunde. Sie genießen es vielleicht sogar, auf ihr Fahrzeug angesprochen zu werden und aufzufallen.

Im Bereich Flotten- und Geschäftskunden können das natürlich ebenfalls entscheidende Argumente sein. Auf der anderen Seite bieten wir mit dem DS 9 aber auch einfach eine echte Alternative für Geschäftswagenfahrer, die die Marke ihres Wagens frei wählen können und die bewusst neutral und gleichzeitig elegant bei Kunden auftreten möchten.  Alle Käufer verbindet jedoch eines: Die Wertschätzung für tolles Design, hochwertige Materialien und natürlich generell der gute Geschmack.

Wird mittelfristig ein Diesel die DS 9-Palette ergänzen?

Dohle: Wir haben bei DS eine ganz klare Ausrichtung: E-Mobilität. Daher konzentrieren wird uns beim DS 9 auf Plug-in-Hybrid-Antriebe. Hiervon bieten wir gleich drei Varianten an. Diese moderne Technologie ermöglicht hohe Leistung, sehr niedrige C02-Emissionen und großen Fahrspaß. Von den reinen Verbrennern – Benzin und Diesel – verabschieden wir uns bereits 2025. Ab 2024 werden alle Modelle, die wir auf den Markt bringen, rein elektrisch sein. Einen Diesel für den DS 9 wird es entsprechend nicht bei uns geben.

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